John Curtis - Seewölfe - Piraten der Weltmeere 17

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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 17: краткое содержание, описание и аннотация

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Der «Pelican» steht eine höllische Reise bevor: Die Fahrt führt Philip Hasard Killigrew und seine Mannschaft durch die weitgehend unbekannte Magellanstraße mit ihren heftigen Gezeitenströmungen, vorbei an scharfen Klippen, mit dem Ziel, das sagenumwobene Terra Australis zu entdecken. Jenen Kontinent, den zuvor noch kein Menschenauge je erblickte …

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Impressum

© 1976/2013 Pabel-Moewig Verlag GmbH,

Pabel ebook, Rastatt.

ISBN: 978-3-95439-200-1

Internet: www.vpm.deund E-Mail: info@vpm.de

1.

Der Kopf Sir Thomas Doughtys rollte über die Planken der Kuhl. Auf der „Pelican“, dem Flagschiff John Drakes, herrschte entsetztes Schweigen. Noch dröhnten allen die Worte Drakes in den Ohren, die er mit schneidender Stimme allen zugerufen hatte, die Zeuge der Hinrichtung geworden waren.

„Seht, so enden alle Verräter!“

John Doughty, der Bruder des Hingerichteten, schlug die Hände vors Gesicht, als Dan O’Flynn den dahinrollenden Kopf stoppte, an den Haaren packte und dann hochhielt.

Zwar war Dan, der Jüngste aus Hasard Killigrews Crew, leichenblaß, aber seine Augen funkelten. Langsam ging er mit dem abgeschlagenen Haupt zu Carberry hinüber, der als Profos der „Pelican“ das Urteil vollstreckt hatte.

„Da hast du ihn, diesen Bastard, Carberry. Möge er in der Hölle schmoren, dieser Hundesohn hat Hasard und uns allen ständig nach dem Leben getrachtet. Wäre es nach ihm gegangen, dann wären wir alle längst tot, und die große Fahrt hätte nie stattgefunden.“

Carberry, das Narbengesicht mit dem Rammkinn, trat auf Dan zu.

„Gib her, Dan“, sagte er und streckte seine Rechte vor. Als Dan zögerte. während ihm das Blut vor die Füße auf die Decksplanken tropfte, griff er zu. Auf der Stirn Carberrys stand eine steile Falte, seine Lippen bildeten nur noch einen schmalen Strich.

„Laß endlich los, Junge“, sagte er, und seine Stimme klang so rauh und drohend, daß selbst dem vorlauten Bürschchen Dan O’Flynn ein eisiger Schauer über den Rücken rann.

„Was immer dieser Mann getan haben mag, Dan, er hat gesühnt. Der Tod löscht alles aus, du wirst das in deinem Leben noch oft zu spüren kriegen. Ruf jetzt den Segelmacher, er soll den Toten einnähen.“

Als Dan immer noch zögerte, versetzte Carberry ihm einen blitzschnellen Hieb auf die Kehrseite.

„Verdammt noch mal, du sollst den Segelmacher holen. Wird’s bald? Sonst zieh ich dir die Haut von deinem Affenarsch ...“

Das letzte Wort hörte Dan schon nicht mehr. Er hatte sich längst außer Reichweite gebracht, denn er wußte, daß mit Carberry nicht zu spaßen war. Und in diesem Moment, nachdem er gerade einem Mann den Kopf abgeschlagen hatte, schon gar nicht. Denn so brutal Carberry auch rein äußerlich wirken mochte – er haßte es, Seeleute zu bestrafen oder gar Hinrichtungen zu vollziehen. Unter seiner rauhen Schale verbarg sich bei Carberry ein gutes Herz, ein Kerl, der sich in Stücke schießen ließ, wenn es galt, einem Kameraden zu helfen oder ihn herauszuhauen.

Es war völlig unnötig, daß Dan den Segelmacher holte – Patrick Evarts stieg mit seinem Gehilfen bereits die Kuhl hinunter. Die beiden Männer hatten auf Drakes Befehl bereits alles vorbereitet, so daß der Segeltuchsack nur noch am Kopfende zuzunähen war.

Schweigend schoben die beiden Männer den Leichnam Sir Doughtys in den Segeltuchsack, zuletzt den abgetrennten Kopf. Dann nähte Evarts das steife Segeltuch am Kopfende mit großen festen Stichen zu, nachdem sein Gehilfe zuvor noch den notwendigen Ballast in Form einiger Kanonenkugeln hineingetan hatte.

Noch immer standen die Seeleute schweigend an Deck – einige von ihnen, unter ihnen Matt Davies und Smoky, grinsten schadenfroh. Die Gentlemen auf dem Achterkastell hingegen, der Kaplan Francis Fletcher, Kapitän Thomas, der die „Marygold“ befehligte, und Kapitän Winter von der „Elizabeth“, hatten die Hände auf die Reling des Achterkastells gestützt und starrten aus schmalen Augen auf die makabre Szenerie zu ihren Füßen.

Auch John Doughty hatte die Hände wieder vom Gesicht genommen – in seinen Zügen zuckte es unkontrolliert, als der Segelmacher sich schließlich erhob und den nunmehr eingenähten Toten zur Steuerbordreling hinüberschleppte.

Drake, neben dem Hasard Killigrew stand, schritt langsam zum Niedergang hinüber, der vom Achterkastell zur Kuhl hinunterführte. Stufe für Stufe stieg er hinunter, ging über das Deck und blieb neben dem Toten stehen.

Eine Weile blickte er auf das weiße Segeltuch, dann klappte er die Bibel auf, die er in der Rechten gehalten hatte.

„Wir hören aus der Heiligen Schrift, aus den Briefen des Paulus an die Römer vom 13. Kapitel den ersten und den zweiten Vers: Jedermann sei untertan der Obrigkeit, die Gewalt über ihn hat. Denn es ist keine Obrigkeit, ohne von Gott, wo aber Obrigkeit ist, die ist von Gott verordnet.

Wer sich nun der Obrigkeit widersetzet, der widerstrebet Gottes Ordnung; die aber widerstreben, werden über sich ein Urteil empfangen.“

Drake richtete sich etwas auf. Der Wind zerrte an seinen braunen Haaren und sang in den Pardunen der „Pelican“, als er abermals die Stimme erhob.

„Und wir hören aus den Römerbriefen aus dem 9. Kapital Vers 15 und 16: Der Herr spricht zu Moses: Welchem ich gnädig bin, dem bin ich gnädig; und welches ich mich erbarme, des erbarme ich mich.

So liegt es nun nicht an jemandes Wollen oder Laufen, sondern an Gottes Erbarmen.“

Drake klappte die Bibel zu und wandte sich ruckartig um. Seine Blicke wanderten über die Seeleute und dann hinauf zu den Gentlemen auf dem Achterkastell.

„Hier wurde ein Mann gerichtet, der schwere Schuld auf sich geladen hatte. Die schwerste, die jemand von uns auf sich laden kann: Verrat an unserem Land, an unserer Sache. Wer das aber tut, der darf nicht bei mir und bei keinem Gericht, daß ich dann einberufe, auf Gnade rechnen. Ich werde auch künftig jedes Vergehen dieser Art auf das Allerstrengste bestrafen.“

Wieder schwieg Drake einen Moment Dann drehte er sich langsam um.

„Sir Thomas Doughty, wir übergeben deinen Leib jetzt der See. Gott sei deiner Seele gnädig!“

Er gab dem Segelmacher und seinem Gehilfen ein Zeichen. Sie schoben den Toten an und ließen ihn über die Reling gleiten. Mit einem dumpfen Klatschen verschwand der Leichnam Sir Thomas Doughtys gleich darauf in dem dunklen Wasser Port St. Julians.

Drake sprach ein kurzes Gebet, dann wandte er sich abermals um und sah die Männer an Bord der „Pelican“ an. Seine Augen begannen zu funkeln.

„Hier auf den Schiffen streiten sich die Seeleute mit den Herren und die Herren mit den Seeleuten derart, daß es mich wild macht, auch nur davon zu hören. Aber, Männer, das muß aufhören, denn ich befehle, daß die Herren mit den Seeleuten und die Seeleute mit den Herren an einem Strang ziehen. Wir müssen als ein einiges Schiffsvolk auftreten!“

Die Stimme Drakes dröhnte über die Decks der „Pelican“, und die Männer starrten ihn aus großen Augen an. Sogar Dan O’Flynn war das Grinsen endgültig vergangen.

„Wenn wir unsere Aufgabe lösen wollen, dann werden wir alle Kraft, die wir haben, dazu brauchen, um weiterzusegeln, um den Stürmen zu trotzen, die auf uns warten. Auf uns alle lauern Gefahren, von denen wir jetzt noch keine Vorstellung haben. Ich verlange von diesem Moment an an Bord aller Schiffe eiserne Disziplin, ich erwarte von jedem einzelnen, daß er seine Pflicht für England tut, solange auch nur noch ein Funken Leben in ihm ist. Ich werde bei keinem, der gegen dieses Gebot verstößt, eine Entschuldigung gelten lassen, Kapitäne und Offiziere sind von diesem Moment an nichts anderes als die ersten Seeleute meiner Schiffe, jeder hat mit dem anderen Hand in Hand zu arbeiten und zuzupacken, wo die Situation das erfordert.“

Drake trat einen Schritt vor und sah die Gentlemen auf dem Achterkastell an.

„Und damit alle begreifen, wie ernst es mir mit dieser Anordnung ist, enthebe ich hier und jetzt alle Offiziere, Kapitäne und alle Ränge ihres Amtes.“

Er sah, wie die Gesichter auf dem Achterkastell erstarrten, wie Zornesröte die Züge Kapitän Thomas’ überzog, wie Kapitän Winter ihn anstarrte, als verstünde er plötzlich die Welt nicht mehr.

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