Roy Palmer - Seewölfe - Piraten der Weltmeere 174

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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 174: краткое содержание, описание и аннотация

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Carberry schoß, der Schuß brach mit einem lauten Donnerhall. Ferris Tucker ließ den Pfeil von der Sehne schwirren. Nanoq wankte, ließ von der Höhle ab, in der sich Batuti gegen ihn verteidigt hatte, wandte sich zornig ihnen zu und richtete sich blutend und mit dem Pfeil im Nackenpelz zu seiner ganzen Größe auf. Und so stapfte er auf die beiden Seewölfe zu, aufrecht, mit erhobenen Tatzen. Carberry ließ die Muskete fallen und packte seinen Schiffshauer. Ferris Tucker warf den Bogen fort und griff zu seiner Zimmermannsaxt. Und mit diesen Waffen gingen sie den Riesen an – es war ihre letzte Chance, sich gegen diesen Koloß zu behaupten…

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Impressum

© 1976/2016 Pabel-Moewig Verlag KG,

Pabel ebook, Rastatt.

ISBN: 978-3-95439-511-8

Internet: www.vpm.deund E-Mail: info@vpm.de

Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

1.

Diese erbärmlich kalte Welt, in der sich der Wind in den Frosthauch des Todes verwandelte und das Seewasser so eisig war, daß ein hartgesottener, sturmerprobter Seefahrer von einem Moment auf den anderen so steif wie ein Brett wurde, wenn er hineinfiel – nein, diese Welt konnte einem Mann wie Batuti nie und nimmer vertraut werden.

Der schwarze Herkules aus Gambia hatte nun fast alle Länder und Gewässer kennengelernt und überall Freunde gefunden. Ja, sogar im fernen China, wo man anfangs angenommen hatte, seine dunkle Hautfarbe sei aufgemalt, hatte er sich am Ende heimisch gefühlt.

Sehnsucht nach Afrika hatte er eigentlich nie empfunden, denn mit der Crew der „Isabella“ fühlte er sich fester zusammengeschmiedet als mit seinem eigenen Stamm. Aber heute – seit langer Zeit zum erstenmal – mutete ihn seine Umgebung derart fremd und unheimlich an, daß er unwillkürlich an Gambia denken mußte, Gambia mit seinen sanft geschwungenen Küsten, den weißen Sandstränden und den Palmen, die sich im lauen Wind wiegten.

Heute schien ihm sogar sein Schiff, die „Isabella VIII.“, fremd zu sein.

„Gottverdammich“, murmelte er.

Einem Geisterschiff aus Glas und Reif gleich glitt die Galeone dahin. Ihre Decks waren so glatt und tükkisch geworden, daß der Seewolf Manntaue hatte spannen lassen. Die Segel blähten sich wie trockene Haut, die Pardunen und Wanten hatten sich in lange, glitzernde Eisgebilde verwandelt. Überall wuchs das Eis, obwohl die Crew fast unablässig die Brocken abklopfte.

Keiner schien der Umklammerung klirrender Kälte entweichen zu können.

Batutis Blick glitt über die Kuhl. Eben überquerte Carberry vom Achterdeck her das Hauptdeck, steuerte auf die Back zu und glitt auf halbem Weg fast aus. Dagegen war auch er, der allgewaltige Profos der „Isabella“, nicht gewappnet, und davor bewahrte ihn auch nicht der Eisenhaken, den er an seinem Gürtel trug.

„Himmelkreuzdonnerwetter“, fluchte Carberry los. „Ar …“

Er warf einen raschen Blick zum Achterkastell zurück und stellte fest, daß der Seewolf und die Rote Korsarin ihn beobachteten. „Arm und Zwirn“, stieß er hervor, obwohl er etwas anderes, Deftigeres hatte wettern wollen. Aber vor Siri-Tong sollte man – zum Teufel – so wenige Kraftausdrücke wie möglich gebrauchen, das gehörte sich einfach so für die rauhbeinige Mannschaft eines Segelschiffs, wenn eine Lady wie die schwarzhaarige Eurasierin mitfuhr.

Carberry brummelte noch so einiges vor sich hin, ehe er aufs Vordeck stieg und sich ganz nach vorn an die Querbalustrade über der Galionsplattform begab, um mit dem Kieker Ausschau zu halten. Wonach? Das mochte der Teufel wissen, der dem Schiff heute sehr nah zu sein schien, wenn man Batutis düsteren Visionen von einem bevorstehenden Unglück recht geben wollte.

Batuti wandte etwas den Kopf und sah Dan O’Flynn auf sich zumanövrieren. Auch Dan trug diesen eisernen Haken am Gurt, den Ferris Tukker ihm wie allen anderen Kameraden an Bord auf das Geheiß des Seewolfs hin ausgehändigt hatte. Beim Arbeiten an Deck oder aber auch nur zur Fortbewegung brauchte der Betreffende nur eine Schlinge durch den Haken zu ziehen, so daß er einerseits die Hände frei hatte und andererseits nicht mehr über Bord gehen konnte.

Aber, wie schon gesagt: ausrutschen konnte man deswegen immer noch. Dan geriet aus dem Gleichgewicht, als die „Isabella“ eine neue, schlingernde Bewegung in der Dünung vollführte, und um ein Haar wäre er hart gestürzt. Er strauchelte, schoß ein Stück voran, ruderte mit den Armen und hatte sich selbst wieder in der Gewalt, als er bei Batuti anlangte.

„Spätestens in einer Stunde dürfen wir wieder Eis hacken, schwarzer Mann“, sagte er grinsend. „Die ‚Isabella‘ wird sonst zu schwer, und die Tonnenlast Eis drückt sie immer tiefer ins Wasser. Das Eisklopfen wird noch unsere Hauptbeschäftigung: morgens, mittags, abends und sogar nachts – wie damals, als wir vom Kap der Stürme aus mitten ins Packeis des Südpols segelten. Himmel, das liegt nun auch schon wieder fünfeinhalb Jahre zurück …“

„Aber das war anders“, sagte Batuti dumpf.

„Anders – wieso? Weil es dort unten Pinguine gab und hier nicht? Oder wie meinst du das?“

Batuti drehte den Kopf und musterte Dan auf eindringliche Weise. „Dan O’Flynn“, sagte er. „Batuti ist nicht zum Scherzen zumute.“ Obwohl er jetzt sehr gut englisch sprach, verfiel er hin und wieder doch in seine alte Angewohnheit, von sich selbst in der dritten Person zu reden. Und je aufgeregter er wurde, desto mehr Fehler beging er.

„Batuti, du siehst ja richtig besorgt aus“, sagte Dan. „Besorgt und krank. Ist dir nicht gut?“

„Noch geht’s mir gut“, erwiderte der Gambia-Mann mit verdrossener Miene. „Aber bald vielleicht nicht mehr. Reise steht unter einem Unstern, Dan O’Flynn.“

„Stern? Mann, Sterne gibt es hier nicht. Wir haben doch die Mitternachtssonne, hast du das vergessen?“

„Erzähle keine Witze, das bringt Unglück.“

„Batuti – fängst du jetzt schon so zu unken an wie mein Alter? Ich an deiner Stelle würde die Spökenkiekerei lieber ihm überlassen.“

Batuti wies Steuerbord achteraus, genau in die Richtung, aus der der Wind blies. „Siehst du nicht die rabenschwarze Wand?“

„Die Wolken? Herrje, wie kann man deswegen nur …“

„Böses Unheil“, orakelte Batuti.

„… so aus dem Häuschen geraten?“ vollendete Dan seinen Satz. „Wir haben schon ganz andere Wetter abgeritten. Hier, in diesen Breiten – und auch unten, am Südpol.“

„Das damals, das war anders.“

„Weil wir unser Ziel kannten?“

„Ja, deshalb.“

„Mann, wir hatten am Kap der Stürme hoffnungslos die Orientierung verloren. Wir wußten nicht mehr, wo Norden und Süden, Westen und Osten, vorn und hinten war. Wir hatten ja kaum noch eine Ahnung, wo sich bei der ‚Isabella‘ die Backbord- und die Steuerbordseite befanden.“ Dan holte tief Luft. „Hast du das vergessen? Nun denk doch nicht dauernd an Meermänner, Dämonen und üble Plagegeister und die Aussicht, daß unsere ‚Isabella‘ im Packeis steckenbleibt. Hasard hat gesagt, wir hätten keine bessere Jahreszeit als diese wählen können, um nach Thule und vielleicht auch der Nordwest-Passage zu suchen.“

Batuti schlug den Kragen seiner wollenen, mit einem Pelzbesatz versehenen Jacke höher und zog sich die Mütze tiefer ins Gesicht.

„Sommer“, sagte er aufgebracht. „Dies soll Sommer sein? Pfui Teufel!“

„Arktischer Sommer“, berichtigte Dan. „Das ist schon ein Unterschied zum Sommer, den wir kennen.“

„Schreiben wir wirklich Monat Juli, Dan O’Flynn?“

„Ja.“

„O Gott“, klagte der Neger. „O Gott.“

„Du meinst also, wir müßten alle den Kältetod sterben?“

„Ja.“ Batuti fror und mußte sich gewaltig zusammenreißen, damit seine Zähne nicht aufeinanderschlugen. „Oder Eisberg erdrückt uns.“ Er wies auf die in der Dünung treibenden Eisschollen, die am Rumpf der „Isabella“ vorbeizogen.

Dan O’Flynn schüttelte den Kopf. „Die Gefahr ist wirklich gering. Das Meereis nördlich von Thule und der großen Insel, die von den Wikingern ‚Grünland‘ getauft wurde, bricht unter der Sonneneinstrahlung allmählich auf, die Eisgrenze weicht immer mehr zum Pol zurück. Die Schollen, die uns auf ihrem Weg zur Labrador-See entgegentreiben, sind dünn. Die Sonne frißt an ihnen, und das Eis ist so mürbe, daß der Bug unserer ‚Isabella‘ es mühelos zerbricht. Wir haben das doch nun schon oft genug erlebt.“

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