Fred McMason - Seewölfe - Piraten der Weltmeere 633

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Carberry jagte mit langen Sätzen zum Bug der Schebecke, wo die Drehbrasse montiert war. Als er sie erreicht hatte, schwenkte er sie blitzschnell herum und zündete den Hinterlader mit dem Luntenstock, den ihm Smoky in die Hand drückte. Die Drehbrasse war mit grob gehacktem Blei geladen. Ein greller Blitz fauchte aus dem Rohr. Im Dschungel fetzten die hohen Stehwurzeln der Mangroven auseinander. Äste regneten herab, dann war da ein heller Aufschrei zu hören. Im einfallenden Sonnenlicht blinkte es auf. Eine Gestalt taumelte zwischen den Wurzeln hervor, torkelte, verlor den Helm und fiel der Länge nach auf den schlammigen Untergrund. Im Tod noch hielt der Don die Muskete umklammert, mit der er den Profos beinahe erwischt hätte…

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Impressum

© 1976/2020 Pabel-Moewig Verlag KG,

Pabel ebook, Rastatt.

eISBN: 978-3-96688-047-3

Internet: www.vpm.deund E-Mail: info@vpm.de

Fred McMason

Der Tod des Königs

In Havanna brodelt es, als der Tod des Königs bekannt wird

September 1598 – Madrid .

Der alte Mann hatte die Hände über der Brust gefaltet und sah aus blicklosen Augen zur dunkelgetäfelten Holzdecke .

Sein Gesicht war eingefallen und blaß. Es wurde von einem weißgrauen Bart eingerahmt, unter dem sich die blütenweiße Halskrause befand .

In dem kleinen und spartanisch eingerichteten Raum sprach niemand ein Wort .

Mit ernsten und sehr besorgten Gesichtern standen die besten Ärzte des Landes an seinem Bett. Sie wußten, daß sie nicht mehr helfen konnten. Die Lebensuhr des alten Mannes war abgelaufen .

Einer der hohen kirchlichen Würdenträger legte ein kleines goldenes Kreuz auf die Stirn des alten Mannes. Dann trat er schweigend zurück .

Die Augen des alten Mannes schlossen sich. Er öffnete noch einmal den Mund, als wollte er etwas sagen. Doch kein Ton drang über seine Lippen .

„Majestät“, flüsterte einer der Ärzte .

Der alte Mann hörte ihn nicht mehr. Er war tot …

Die Hauptpersonen des Romans:

Jorge Martinez– der derzeitige Gouverneur von Cuba befürchtet eine Kontrolle und begeht einen Mord.

Ricardo– der Bootsmann einer Karavelle mordet gleichfalls, um sich einen Schatz unter den Nagel zu reißen.

Jussuf– das Faktotum Arne von Manteuffels bringt die Unverfrorenheit auf, in der Gouverneursresidenz in Havanna herumzuschnüffeln – mit Erfolg.

Ben Brighton– der Erste Offizier Hasards muß einen Entschluß fassen, der ihm nicht leichtfällt.

Philip Hasard Killigrew– der Seewolf besucht heimlich seinen Vetter in Havanna und erfährt von ihm umwälzende Neuigkeiten.

Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

1.

Der Mann auf dem Totenbett sah aus, als sei sein Gesicht mit Wachs überzogen. Sein Körper war erschlafft, die Muskeln hatten sich entspannt, und mit dem Eintritt des Todes ging eine sichtbare Veränderung mit ihm vor.

Das Gesicht verfiel, die Nase trat schärfer hervor, und die geschlossenen Augenlider nahmen eine dunklere Farbe an. Auch seine Hände wurden fast durchsichtig.

Die Ärzte senkten die Köpfe, verneigten sich und traten schweigend zurück.

Das Gesicht des Toten war jetzt wie eine Maske.

Ein fast vorwurfsvoller Blick der Geistlichkeit ließ die Ärzte ebenso schweigend hinausgehen. Einer nach dem anderen verließ den Raum und verneigte sich noch ein letztes Mal an der Eichentür.

Für ein paar Sekunden lang schien die Welt den Atem anzuhalten.

Seine Allerkatholischste Majestät, Philipp II., seit 1556 König von Spanien und absolutistischer Führer der Gegenreformation, war aus dem Leben geschieden.

Er war der einzige Sohn Karls V. gewesen, der die spanische Weltherrschaft und das Alleinbestehen des Katholizismus erstrebte.

Weder das eine noch das andere war ihm gelungen. Selbst die geplante Eroberung Englands hatte er mit dem unrühmlichen Untergang der stolzen Armada bezahlen müssen.

Die Unterwerfung der aufständischen Niederlande war letztlich ebenso mißlungen, und er hatte die Niederlage bei Cadiz einstecken müssen.

Auch die Finanzlage sah nicht rosig aus. Der Staatshaushalt belief sich auf rund einhundert Millionen Golddukaten Schulden.

Mit dem Tode Philipps II. begann gleichzeitig – infolge Überspannung der Finanz- und Wirtschaftskräfte – der Niedergang der spanischen Weltmacht.

Sein Nachfolger wurde Philipp III.

Nach dem Motto: „Der König ist tot, es lebe der König!“ wurden Kuriere ausgeschickt und in Marsch gesetzt, um die Unglücksbotschaft aller Welt zu verkünden.

Der Tod seiner Allerkatholischsten Majestät, des Königs von Spanien, sprach sich in Windeseile herum, auch in der Neuen Welt.

Seit Don Antonio de Quintanilla Havanna auf sehr mysteriöse Weise verlassen hatte, übernahm der Hafen- und Stadtkommandant Señor Alonzo de Escobedo die Amtsgeschäfte.

Don Antonio sollte von seiner Allerkatholischsten Majestät in seiner Eigenschaft als Gouverneur von Cuba zum Vize-König von Neu-Spanien und Neu-Granada ernannt werden.

Das hatte aber zu Don Antonios Leidwesen nicht mehr geklappt, denn Philip Hasard Killigrew hatte die Galeone auf der Reise nach Spanien abgefangen und den korrupten Dicken kurzerhand vereinnahmt.

Der übrigen Welt war über sein weiteres Schicksal nichts mehr bekannt. Er galt offiziell als verschollen. Philipp II. hatte daher vergeblich auf seinen Günstling gewartet.

Der Verschollene aber befand sich auf dem Stützpunkt der Seewölfe auf der Insel Great Abaco. Anfangs hatte man mit dem Gedanken gespielt, den korrupten Halunken einfach aufzuhängen, um die Welt von dem Übel zu befreien, doch dann wurde er durch den Bund der Korsaren „begnadigt“.

Er durfte auf Great Abaco bleiben, allerdings mit der Auflage, von nun an ein arbeitsreiches Leben zu führen, was ihm nach langen, schweren Zeiten der Eingewöhnung auch nach und nach gelang. Damit war der ehrenwerte Ex-Gouverneur, der jetzt ein mönchisches und gottgefälliges Leben führte, von der Öffentlichkeit vergessen worden.

An seine Stelle war – wie erwähnt – der noch ehrenwertere Alonzo de Escobedo getreten. Der Escobedo war nur ein mieser kleiner Gauner, ein Bastard, der die Macht mißbrauchte, der Günstlingswirtschaft betrieb und die Korruption weiterhin in Schwung hielt. Aber er hatte nicht die Gerissenheit seines Vorgängers, dazu war er zu klein und erbärmlich. Er hatte sich nicht behaupten können und war ebenfalls sang- und klanglos verschwunden.

Den verantwortungsvollen Posten übernahm anschließend Jorge Martinez, der seitdem im Gouverneurspalast residierte.

Die Bevölkerung von Havanna hatte mit tränenden Augen zusehen müssen, daß auch dieser Mann ein Bastard war, dem es nur darum ging, sich aufgrund seines einflußreichen Postens so schnell wie möglich die eigenen Taschen zu füllen.

Darin stand Martinez den beiden anderen Gaunern in nichts nach. In gewisser Hinsicht übertraf er die beiden sogar noch.

Martinez hatte seine gehorteten Reichtümer nicht in Kellern oder Felsenhöhlen versteckt. Schon gleich bei seinem Amtsantritt hatte er sich ein eigenes Schiff ausbedungen. Genauer gesagt: er hatte es einfach im Namen der spanischen Krone requiriert. Das gab der Sache zusätzlich noch einen amtlichen Anstrich.

Auf dieser kleinen Karavelle befanden sich seine persönlichen Reichtümer in Form von Gold- und Silberbarren, Perlen und anderen Kostbarkeiten, die eigentlich dem spanischen Hofe zugedacht waren. Martinez hatte sie, kraft seines Amtes, abgezweigt. Der spanische Hof hatte seiner Ansicht nach Gold und Silber im Überfluß. Da fiel es nicht weiter auf, wenn mal ein paar kleinere Brocken spurlos verschwanden.

Auf die Mannschaft, die er an Bord hatte, konnte er sich verlassen, denn sie entsprach genau seinem eigenen Kaliber. Es waren durchweg Kerle, die um seine Gunst buhlten und ebenfalls in dunkle Machenschaften verstrickt waren.

Jorge Martinez lag also auf der Lauer, bereit mit seinem Schatzschiff jederzeit das Weite suchen zu können. Das Volk von Havanna war ihm nicht gerade wohlgesonnen und suchte nur nach einer Gelegenheit, es ihm kräftig heimzuzahlen, wenn sich die Gelegenheit bot. Doch noch hatte Martinez die Stadtgarde und die Miliz hinter sich, und so konnten die braven Bürger von Havanna nicht aufbegehren. Martinez setzte die Stadtgarde hart und kompromißlos ein, wenn es Ärger gab.

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