Enobarbus.
Fulvia?
Antonius.
Tot.
Enobarbus.
Nun, Herr, so bringt den Göttern ein Dankopfer. Wenn es ihrer himmlischen Regierung gefällt, einem Mann seine Frau zu nehmen, so gedenke er an die Schneider hier auf Erden und beruhige sich damit, daß, wenn alte Kleider aufgetragen wurden, diese dazu gesetzt sind, neue zu machen. Gäbe es nicht mehr Weiber als Fulvia, so wäre es allerdings ein Elend, und die Geschichte stände schlimm. Dieser Gram ist mit Trost gekrönt: aus Euerm alten Weiberhemd läßt sich ein neuer Unterrock machen: und in der Tat, die Tränen müssen in einer Zwiebel leben, die um diesen Kummer flößen.
Antonius.
Die Unruhn, die sie mir im Staat erregt,
Erlauben mir nicht mehr, entfernt zu sein.
Enobarbus.
Und die Unruhe, die Ihr hier erregt habt, erlaubt nicht, daß Ihr geht; besonders die der Cleopatra, die allein von Euerm Hiersein lebt.
Antonius.
Nicht leichter Reden mehr. Unsern Beschluß
Tu kund den Führern. Ich eröffne dann
Der Königin den Anlaß dieser Eil,
Urlaub von ihrer Liebe fordernd. Nicht allein
Der Fulvia Tod und andre ernste Mahnung
Ruft uns nachdrücklich; andre Briefe auch,
Von vielen wohlbemühten römschen Freunden,
Verlangen uns daheim. Sextus Pompejus
Hat Cäsarn Trotz geboten und beherrscht
Das weite Meer; das wankelmütge Volk
(Des Gunst nie fest dem Wohlverdienten bleibt,
Bis sein Verdienst vorüber) wirft nun schon,
Was je Pompejus nur, der Große, tat,
Auf seinen Sohn, der hoch in Macht und Namen,
Und höher noch durch Mut und Kraft ersteht,
Als Held des Heers. Sein Ansehn, wächst es ferner,
Bedroht den Bau der Welt. – Viel brütet jetzt,
Das gleich dem Roßhaar nur erst Leben hat,
Noch nicht der Schlange Gift. – Geh und verkünde
Des Heers Hauptleuten, unser Wille fordre
Schleunigen Aufbruch aller.
Enobarbus.
Ich besorg es. (Beide ab.)
Es treten auf Cleopatra, Charmion, Iras und Alexas
Cleopatra.
Wo ist er?
Charmion.
Ich sah ihn nicht seitdem.
Cleopatra.
Sieh, wo er ist, wer mit ihm, was er tut
(Ich schickte dich nicht ab): findst du ihn traurig,
Sag ihm, ich tanze; ist er munter, meld ihm,
Ich wurde plötzlich krank. Schnell bring mir Antwort.
(Alexas ab.).
Charmion.
Fürstin, mir scheint, wenn Ihr ihn wirklich liebt,
Ihr wählt die rechte Art nicht, ihn zur Liebe zu zwingen.
Cleopatra.
Und was sollt ich tun und lass' es?
Charmion.
Gebt immer nach, durchkreuzt nie seinen Willen.
Cleopatra.
Törichter Rat! Der Weg, ihn zu verlieren! –
Charmion.
Versucht ihn nicht zu sehr; ich bitt, erwägt,
Wir hassen bald, was oft uns Furcht erregt.
Antonius kommt.
Doch seht, er kommt.
Cleopatra.
Ich bin verstimmt und krank.
Antonius.
Es quält mich, meinen Vorsatz ihr zu sagen.
Cleopatra.
Hilf, liebe Charmion, hilf, ich sinke hin:
So kann's nicht dauern, meines Körpers Bau
Wird unterliegen.
Antonius.
Teure Königin...
Cleopatra.
Ich bitt dich, steh mir nicht so nah! –
Antonius.
Was gibt's? –
Cleopatra.
Ich seh in diesem Blick die gute Zeitung!
Was sagt die Ehgemahlin? Geh nur, geh!
Hätte sie dir's doch nie erlaubt, zu kommen!
Sie soll nicht sagen, daß ich hier dich halte;
Was kann ich über dich? Der Ihre bist du!
Antonius.
Die Götter wissen...
Cleopatra.
Nie ward eine Fürstin
So schrecklich je getäuscht. Und doch, von Anfang
Sah ich die Falschheit keimen.
Antonius.
Cleopatra...
Cleopatra.
Wie soll ich glauben, du seist mein und treu,
Erschüttert auch dein Schwur der Götter Thron,
Wenn du Fulvia verrietst? Schwelgender Wahnsinn,
An solchen mundgeformten Eid sich fesseln,
Der schon im Schwur zerbricht! –
Antonius.
Geliebte Fürstin...
Cleopatra.
Nein, such nur keine Färbung deiner Flucht.
Geh, sag Lebwohl: als du zu bleiben flehtest,
Da galt's zu sprechen: damals nichts von Gehn! –
In unserm Mund und Blick war Ewigkeit,
Wonn auf den Brau'n, kein Tropfen Blut so arm,
Der Göttern nicht entquoll; und so ist's noch,
Oder der größte Feldherr du, der Welt,
Wurdest zum größten Lügner.
Antonius.
Mir das! Wie!
Cleopatra.
Hätt ich nur deinen Wuchs, du solltest sehen,
Auch in Ägypten geb's ein Herz...
Antonius.
Vernimm,
Der Zeiten strenger Zwang heischt unsern Dienst
Für eine Weile: meines Herzens Summe
Bleibt dein hier zum Gebrauch. Unser Italien
Blitzt rings vom Bürgerstahl; Sextus Pompejus
Bedroht mit seinem Heer die Häfen Roms:
Die Gleichheit zweier heimschen Mächte zeugt
Gefährliche Parteiung: – nun erstarkt sie,
Liebt man die sonst Verhaßten: der verbannte
Pompejus, reich durch seines Vaters Ruhm,
Schleicht in die Herzen aller, die im Staat
Jetzt nicht gedeihn und deren Menge schreckt: –
Und Ruhe, krank durch Frieden, sucht verzweifelnd
Heilung durch Wechsel. Doch ein nährer Grund,
Und der zumeist mein Gehn Euch sollt entschuldgen,
Ist Fulvias Tod.
Cleopatra.
Wenn mich das Alter auch nicht schützt vor Torheit,
Doch wohl vor Kindischsein. Kann Fulvia sterben? –
Antonius.
Geliebte, sie ist tot.
Sieh hier, in übermüßger Stunde lies
Die Händel, die sie schuf; zuletzt ihr Bestes:
Sieh, wann und wo sie starb.
Cleopatra.
O falsches Lieben!
Wo sind Phiolen, die du füllen solltest
Mit Tau des Grams? Nicht Fulvias Tod beweinen
Zeigt mir, wie leicht du einst erträgst den meinen.
Antonius.
Zanke nicht mehr! nein, sei gefaßt zu hören,
Was ich für Plän entwarf: sie stehn und fallen,
Wie du mir raten wirst. Ja, bei dem Feuer,
Das Nilus' Schlamm belebt, ich geh von hier,
Dein Held, dein Diener: Krieg erklär ich, Frieden,
Wie dir's gefällt.
Cleopatra.
Komm, Charmion, schnür mich auf.
Nein, laß nur, mir wird wechselnd schlimm und wohl,
Ganz wie Antonius liebt.
Antonius.
Still, teures Kleinod!
Gib beßres Zeugnis seiner Treu; die strengste
Prüfung wird sie bestehn.
Cleopatra.
Das lehrt mich Fulvia!
O bitte, wende dich und wein um sie,
Dann sag mir Lebewohl und sprich: die Tränen
Sind für Ägypten: spiel uns eine Szene
Ausbündger Heuchelei, und mag sie gelten
Für echte Ehre! – –
Antonius.
Du erzürnst mich! Laß! –
Cleopatra.
Das geht schon leidlich: doch du kannst es besser.
Antonius.
Bei meinem Schwert...
Cleopatra.
Und Schild: – er spielt schon besser,
Doch ist's noch nicht sein Bestes. Sieh nur Charmion,
Wie tragisch dieser römsche Herkules
Auffährt in seinem Grimm!
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