Ella Danz
Trugbilder
Angermüllers 11. Fall
Schöner Schein „Tonya ist eine erfolgreiche Influencerin“ erzählt Mia, die Mutter von Kommissar Angermüllers Nachbarin, ihm stolz. Der Kommissar wiederum weiß eigentlich gar nicht, was das genau ist. Gleichzeitig ist Mia in Sorge, denn Tonya wollte längst von einer Reise zurück sein. Als in einem geschlossenen Strandbad am Pönitzer See eine verbrannte Frauenleiche gefunden wird, ist Angermüller alarmiert. Ist es etwa die junge Frau von nebenan? Doch die Tote wird als Jasmina Bogdanovic identifiziert, jung, hübsch, ebenfalls Influencerin und ziemlich vertrauensselig. Zu vertrauensselig? Tonya hingegen bleibt verschwunden. Als sie auch zu Mias Geburtstagsfeier nicht auftaucht und ihre Schwester Vicky feststellt, dass jemand Tonyas Wohnung durchsucht hat, wendet sie sich an Kommissar Angermüller. Kurz darauf entdeckt Vicky das abgestellte Auto ihrer Schwester in Lübeck und die hinzugezogenen Beamten machen im Kofferraum einen überraschenden Fund …
Ella Danz, gebürtige Oberfränkin, lebt seit ihrem Publizistikstudium in Berlin. Nach Jahren in der Ökobranche ist sie mittlerweile als freie Autorin tätig. Ihr spezielles Interesse gilt der genauen Beobachtung von Verhaltensweisen und Beziehungen ihrer Mitmenschen. In ihren Angermüller-Krimis wird gern gekocht und gegessen, mischt sich Spannung mit Genuss. Und der Kommissar, ein sympathischer Oberfranke im Lübecker Exil, kämpft nicht nur gegen das Verbrechen, sondern auch gegen schlechtes Essen.
Personen und Handlung sind frei erfunden.
Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen
sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.
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Alle Rechte vorbehalten
Lektorat: Claudia Senghaas, Kirchardt
Herstellung/E-Book: Mirjam Hecht
Umschlaggestaltung: U.O.R.G. Lutz Eberle, Stuttgart
unter Verwendung eines Fotos von: © manza49 / Pixabay
ISBN 978-3-8392-6850-6
Für Moni und für W.!
»Hi, Schatzi!«, zwitscherte es hinter ihm. Überrascht drehte er sich um. Kaskaden rotblonder Locken umrahmten das Gesicht, das fast zur Hälfte von einer monströsen schwarzen Sonnenbrille bedeckt wurde. Die Trägerin konnte höchstens Schemen wahrnehmen, denn der Himmel war bedeckt, und es herrschte abendliches Zwielicht. Kannte er die Frau? Verwechselte sie ihn mit jemandem? Ehe er sich darüber weiter Gedanken machen konnte, hing sie an seinem Hals.
»Wie schön, dass du schon da bist!«
Sie hauchte ihm ein Küsschen auf beide Wangen, dann gab sie ihn frei. Ihre auffällig geschminkten Lippen verzogen sich zu einem reizenden Lächeln, gleichzeitig schob sie mit beiden Händen den Kragen ihres eleganten Mantels hoch.
»Ach bitte, mach schnell. Mir ist so kalt!«
Leicht irritiert tat Angermüller wie ihm geheißen und schloss die Haustür auf. Mittlerweile dämmerte ihm, wer ihn da so stürmisch begrüßt hatte. Seine Nachbarin richtete den Blick zum Gartentor.
»Na dann tschüs, Tonya, wir sehen uns«, rief ihr von dort jemand zu. Auch Angermüller schaute sich um. Ein dicklicher junger Mann stand auf dem Bürgersteig, hob eine Hand zum Gruß und wandte sich dann zum Gehen. Er wirkte enttäuscht.
»Ja, bye-bye, Fabi, hoffentlich bis bald mal wieder!«, rief die junge Frau freundlich, schlüpfte schnell in den Hausflur, nahm die Sonnebrille ab und lehnte sich an die Wand. Plötzlich wirkte sie zugleich erschöpft und verärgert.
»Entschuldigung, dass ich mich so an Sie rangeschmissen habe, aber das war ein Notfall«, sie seufzte hörbar, »der Typ ist etwas aufdringlich, den wäre ich bestimmt so schnell nicht losgeworden.«
Doch im nächsten Moment schon stand sie wieder aufrecht, zeigte dieses zauberhafte Lächeln und schien ihre Worte von eben zu bereuen.
»Ach, ich rede nur irgendeinen Quatsch. Also, vielen Dank für Ihre Hilfe, und einen schönen Abend noch!«
Damit drehte sie sich zu ihrer Wohnungstür, die der von Angermüller gegenüberlag, und schloss auf. Sie wohnte erst seit ein paar Monaten hier und hatte sich nie vorgestellt. Laut Namenschild hieß sie K.B. Frederiksen. Bis auf einen kurzen Gruß hie und da im Vorübergehen hatten sie noch nie miteinander gesprochen.
»Frau Frederiksen, wenn der Mann von eben Sie öfter verfolgt oder Sie schon einmal bedroht hat, sollten Sie besser etwas unternehmen. Solche Leute können manchmal zu gefährlichen Stalkern werden.«
Die junge Frau wandte sich zu ihrem besorgten Nachbarn um.
»Ach nein, der Fabi ist eigentlich ganz harmlos. Er war einer meiner ersten Follower und ist eine treue Seele, verteidigt mich immer, wenn irgendwelche Idioten mal Gemeinheiten gegen mich posten. Aber auch solche lieben Fans können manchmal ein bisschen anstrengend sein.«
Sie winkte ihrem Nachbarn noch einmal anmutig zu und schloss die Tür. Auch Angermüller betrat seine Wohnung, und während er sich die Hände wusch, verweilten seine Gedanken kurz bei der jungen Frau. Aus dem Wenigen, was sie gesagt hatte, schloss er, dass sie viel im Netz unterwegs war, vielleicht sogar beruflich? Besonders viel wusste er nicht über Leute, die mit Clicks und Likes auf Internetplattformen ihr Geld verdienten. Bei nächster Gelegenheit würde er seine Töchter mal danach fragen, die kannten sich bestimmt mit Instagram, Facebook und wie das alles hieß, um einiges besser aus als er.
Ein relativ ruhiger Tag in der Lübecker Kriminalinspektion lag hinter Georg Angermüller. Nach ein paar Monaten Auszeit war der Kriminalhauptkommissar Anfang des Jahres in den Dienst zurückgekehrt, voller Energie und Lust auf den Job. Auch auf die Zusammenarbeit mit den Kollegen hatte er sich gefreut, zumindest mit den meisten.
Man hatte ihm einen herzlichen Empfang bereitet. Claus Jansen, der schon seit mehreren Jahren sein Partner war, nicht gerade vor Gefühlen überschäumte und keine großen Worte machte, hatte ihm kräftig auf die Schulter geklopft und ihn mit einer zwar kurzen, aber festen Umarmung willkommen geheißen. Das hatte Angermüller richtig gerührt.
Seit seinem Dienstantritt verliefen die Tage recht geruhsam. Sie hatten kein aktuelles Tötungsdelikt zu bearbeiten, sodass sogar pünktlicher Feierabend meist die Regel war. Das hatte zur Folge, dass der Kriminalhauptkommissar am Abend des Öfteren einkaufen gehen und sich Köstliches ganz nach seinem Geschmack zubereiten konnte. Ein seltener Luxus! Heute war er trotz des nasskalten Wetters mit dem Fahrrad noch in die Innenstadt gefahren und hatte in dem kleinen Fischladen in der Hüxstraße zwei dicke Stücke Skrei erstanden. Die Saison für den schmackhaften Winterkabeljau dauerte nur wenige Monate, und das musste man nutzen.
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