Sonja Becker - Time & Money

Jemand begeistert sich vielleicht fürs Angeln und Buchführung. Aber wie passen diese völlig verschiedenen Aktivitäten zusammen? Könnte es Verbindungsteile geben, die Sie noch nie zuvor berücksichtigt haben? Sollten Sie Buchhalter in einem auf Angler spezialisierten Ferienhotel werden oder vielleicht für reiche Klienten arbeiten, die mit Ihnen angeln gehen?

Je mehr Teile Ihres Puzzles sich ansammeln, umso mehr Möglichkeiten ergeben sich. Es geht dabei nicht darum, die „richtige Antwort“ zu finden, sondern vielmehr darum, dass Sie lernen, Ihre Optionen offen zu halten und das Gesamtmuster in Ihren Bedürfnissen zu erkennen. Sobald Sie sich damit wohl fühlen, die Antwort nicht zu kennen, werden kompliziertere Muster auftauchen. Erwarten Sie das Unerwartete.

Nach Tagen oder gar Wochen der Kontemplation wird ein Ereignis in Ihrem Leben eintreten, das in dem größeren Muster einen Sinn ergibt. Unerwartete Ereignisse werden die Frage zu beantworten scheinen, die Ihr Verstand nicht zu klären vermochte. Sie werden sich lebendiger fühlen und Ihre Lebensperspektive wird umfassender.

Lehrer und Coachs sagen uns, wir sollten uns auf eine Sache konzentrieren, und die meisten Menschen fassen dies so auf, dass damit ein Teil des Puzzles gemeint sei. Echte Konzentration bewirkt eine umfassendere Perspektive dadurch, dass all die Aktivitäten geordnet werden, die zu einem großartigen Leben gehören. Ihre neuen Erkenntnisse kommen der Realität viel näher, weil sie keine wesentlichen Teile Ihres Wesens ausschließen.

Als Sie geboren wurden, war Ihr Leben ein Puzzle. Es gab jedoch keine Abbildung auf der Schachtel, die Ihnen geholfen hätte, die Teile zusammenzusetzen. Weil wir uns aus Jägern und Sammlern entwickelt haben, konzentrieren wir uns instinktiv auf Gegenstände und Bewegung. Unendlich lange Zeit hing unser Überleben davon ab, die Bewegung anderer Körper vom Hintergrund zu unterscheiden. Diese vertraute Denkweise schränkte unsere Wahlmöglichkeiten ein. Traditionelles Lernen bestärkt dieses fragmentarische Denken, indem jedes Ereignis, das wir erleben, als potenzielle Gefahr interpretiert wird.

Kaum hatte die Menschheit die Grundbedürfnisse bezüglich des Überlebens befriedigt, als einige begannen, das Leben aus einer umfassenderen Perspektive zu betrachten. Ihnen fiel auf, wie Ereignisse miteinander verknüpft sind. Diese Art des Denkens wird als System denken bezeichnet. Wenn Sie Gegenstände nicht länger fixieren und anfangen wahrzunehmen, wie Ereignisse miteinander zusammenhängen, stehen Ihnen mehr Wahlmöglichkeiten zur Verfügung, um auf diese Ereignisse zu reagieren. Sie können sich besser anpassen.

Wenn wir jemanden darum bitten, etwas zu beschreiben, was sich in seiner Gegenwart abgespielt hat, antwortet er mit einer Verallgemeinerung. „Janis hat gute Arbeit geleistet.“ Wenn wir dies näher erläutert haben wollen, wird seine Verallgemeinerung etwas präziser. „Janis hat wirklich ihr Bestes getan.“ Solche Vorstellungen können nicht verifiziert werden, sodass Konflikte daraus entstehen. Die Menschen reden aneinander vorbei. Die Vitalität nimmt ab. Das Strahlen in ihren Augen erlischt, während sie sich abmühen, um zu beweisen, dass sie Recht haben und andere Unrecht.

Systemisches Denken richtet die Aufmerksamkeit genau auf das Ereignis. „Janis hat die Vase vom Tisch genommen.“ Diese Aussage ist eine präzise Beschreibung, die anderen hilft, zu beachten, was sie als Reaktion auf Janis’ Handeln taten. „Sie reichte mir die Vase und ich stellte sie ins Spülbecken.“ Plötzlich sprechen die Menschen die Sprache der Ereignisse. Ihre Gespräche spiegeln die tatsächliche Wirklichkeit wider statt einer konzeptionellen Wirklichkeit. Statt Meinungen auszutauschen, geben ihre Wörter reale Vorkommnisse wieder. Sie haben eine gemeinsame Basis, die sie befähigt, ihre Handlungen besser zu koordinieren. Die Vitalität nimmt zu. Sie leben auf.

Gruppendenken tritt dann ein, wenn Menschen konzeptionelle Wirklichkeiten miteinander teilen. Konzepte können zwar vollkommen der Wahrheit entsprechen, aber auch ganz und gar langweilig sein. Leute äußern bekannte Punkte und werden sich nicht über die weitere Vorgehensweise einig. Meinungen greifen um sich. Projekte bleiben stecken. Gedanken und Gefühle kommen als Reaktion auf verschiedene Interpretationen hoch.

Systemisches Denken bedeutet, gemeinsam als Netzwerk zu denken. Statt Interpretationen teilen sich die Leute Ereignisbeschreibungen mit. Die Genauigkeit ihrer Beobachtungen befähigt sie, sich gegeneinander auszuspielen. In dem Maße, in dem das Tempo schneller wird, beginnen sie auch schneller Ergebnisse zu erzielen. Ihre Sprache lenkt die Aufmerksamkeit auf Ergebnisse, die offenkundig sind. Ihre Beschreibungen können schnell verifiziert werden und das Team kann den nächsten Schritt erkennen. Lebendigkeit nimmt zu, während jeder in der Freude über den Erfolg völlig aufgeht. Die Individualität verflüchtigt sich, sobald die Zusammenhänge zwischen ihren Aktivitäten klarer werden. Wenn es zu einer Veränderung kommt, können sie sich an reale Ereignisse anpassen, während andere weiterhin ihre Denkmodelle anstarren.

Systemisches Denken schließt gewöhnliches Denken nicht aus. Tatsächlich müssen Sie nach wie vor darauf bestehen, zu verallgemeinern und Ihre ichbezogenen Wünsche zu erfüllen, bis sie sich mit Ihren Handlungen verbinden und verschmelzen. Systeme erweitern Ihre Alternativen, indem sie Ihnen eine zusätzliche Betrachtungsweise zur Verfügung stellen. Wenn Sie eine andere Möglichkeit hinzufügen, um sich auf Ereignisse zu beziehen, erweitern Sie Ihre Interpretation. Schließlich beginnen Ihre Ideen, sich auf reale Ereignisse abzustimmen. Durch Ausprobieren erwecken Sie Ihre Sinne und nutzen die Energie, die von intensiven Wahrnehmungen herrührt.

Durch Handeln werden die konzeptionelle und die reale Welt in Übereinstimmung gebracht. Bemühen Sie sich um das, was Sie sich wünschen. Wenn Sie sich einen falschen Wunsch erfüllen, gelingt Ihnen das nicht. Sie fangen an, die Vitalität wahrzunehmen, die durch Ihre Verbindung zu anderen Menschen entsteht. Wenn Sie durch Handeln kommunizieren, bewirken Sie eine natürliche Anziehungskraft auf die Dinge, die im Leben wirklich zählen. Sie bewegen sich und sprechen mit der Gewissheit eines Menschen, der nichtabgewiesen wird. Ihre Projekte sind reizvoll und andere fühlen sich einbezogen. Geld und Freude stellen sich mühelos ein, weil Sie eine unerschütterliche und zugleich sanftmütige Lebenseinstellung ausstrahlen. Auf berechtigte Wünsche zu verzichten macht Ihre Motivation zunichte und führt nur zur völligen Verausgabung.

Sobald Sie wissen, was Sie begeistert, müssen Sie die zweite Frage in Betracht ziehen: Sind diese Aktivitäten realisierbar? Können Sie all das, was Ihnen Spaß macht, in einen durchführbaren Geschäftsplan unterbringen? Laufen sie auf eine Dienstleistung oder ein Produkt hinaus, das im wirklichen Leben und unter realen Marktbedingungen erfolgreich ist?

Es gibt einige einfache Tauglichkeitstests, die Ihnen bei der Beantwortung dieser Fragen helfen. Hat jemand jemals Erfolg mit der Sache gehabt, für die Sie sich interessieren? Sind Sie in diesem Bereich begabt? Funktionieren die Aktivitäten, die Sie mögen, innerhalb der Naturgesetze? Sind sie für andere geeignet, die bezahlen würden, um sich daran zu beteiligen? Können Sie sich damit viele Jahre lang beschäftigen, ohne sich zu verausgaben? Geraten Zuhörer in Begeisterung, wenn Sie die Aktivitäten beschreiben, mit denen Sie sich Ihren Lebensunterhaltverdienen wollen?

Sehen Sie über die glanzvollen Bilder vor Ihrem geistigen Auge hinaus, um die Wirklichkeit Ihres Traums zu erfassen, bevor Sie ihn anstreben. Jemand, der beispielsweise eine Pferderanch besitzen möchte, sollte erst einige Zeit lang Ställe ausmisten. Eine Ranch zu besitzen ist nicht vergleichbar mit Bonanza . Viehwirtschaft zu treiben bedeutet unablässige Schufterei, das Herumschleppen schwerer Werkzeuge und das Durchführen grober Tätigkeiten. Wenn Sie nicht auf diese Arbeit ansprechen, würde eine Pferderanch Ihre Aufmerksamkeit einfach nur von den Dingen, die Ihnen wirklich gefallen, ablenken.