Viele Menschen befürchten in einem oder mehreren Lebensabschnitten, sie hätten ihr Gesicht vor Anderen verloren. Nun, das ist nicht nur Anatomisch unmöglich, auch psychologisch gibt es keine Anhaltspunkte dafür, dass es tatsächlich stattfinden würde oder könnte. Das Gefühl jedoch, man hätte das Gesicht verloren, kennt natürlich jeder, – irgendwie . Im Grunde verspürst du nur das Gefühl, weil du dich immer noch an anderen Menschen misst. Man darf sich von der Gesellschaft nicht krank machen lassen, dies ist leichter gesagt, als getan und meiner Meinung nach, ist das ein sehr großes Problem. Die Medienindustrie sagt uns mittlerweile, was gut oder schlecht zu sein scheint. Wir entscheiden nicht mehr selbst, wir lassen entscheiden und akzeptieren das Gesagte. Darum sind Menschen wie ich einen darstelle, die Schlechten in der Mittelschicht. Weil es andere behaupten und die Hauptbevölkerung glaubt, anstatt etwas zu hinterfragen. Wenn du zwanghafte Dinge tust, weil du dich für die Dummheit der Anderen bestrafen möchtest, dann schlägst du bereits die Nägel in deinen eigenen Sarg. Das klingt natürlich hart, aber wie sollte man eine systematische Selbstzerstörung anders beschreiben?
Ich möchte dir nichts Böses, weder möchte ich dir Schaden zufügen, noch möchte ich dich irgendwie negativ beeinflussen. Ich möchte nur, dass du dein Handeln hinterfragst, womöglich erkennst du dadurch, was zu tun ist. Man kann einem süchtigen Menschen nicht einfach die Welt zeigen und sagen, » das versäumst du « – weil er es im Grunde bereits weiß. Ich möchte die Menschen zusammenführen, Dinge müssen erst angesprochen werden, damit man sie versteht. Die Frage: » Warum? « Wird viel zu oft falsch angewandt. Warum fängt ein Spieler an zu spielen ... ein Fixer an, zu drücken ...?! Weil der Mensch an sich, komplett verschieden zu seinen Gefühlen steht. Manch einem geht es besser, wenn er Unmengen von Nahrungsmittel zu sich nimmt (Fresssucht), andere wiederum trinken, um Dinge nicht verarbeiten zu müssen. Ich spielte, der Eine ertrinkt seine Sorgen und der Nächste ritzt sich, um das Leben zu spüren. So ist das Leben, so war es schon immer, aber wichtig ist zu begreifen, dass es nicht so weitergehen muss. Gefühle lassen sich nicht mit Narben an Armen und Beinen ausdrücken, auch die Leber kann dir dein Leben nicht schöner darstellen, als es ist. Wenn du denkst, dass sich in deinem Leben etwas Grundlegendes verändern muss, dann solltest du einsehen, dass ausgerechnet du es bist, der sich in seinem Vorhaben im Wege steht. Ich kann dir keine Entscheidung abnehmen, das kann und will ich auch gar nicht. Du musst den Weg aus der Zwangsstörung gehen, indem du handelst und nicht mehr unübliche Dinge tust, nur damit du kurzzeitig den Alltag entfliehen kannst.
Ganz ehrlich, jeder 2te Mensch wurde zum Plagiat, zur Kopie seines gleichen. Ich lebte mit meinen Scheuklappen jahrelang ein Leben, das im Grunde nichts Nennenswertes hervorbrachte. Ich legte mir selbst die größten Steine in den Weg und gab jedem anderen die Schuld dafür. Ich besuchte (berufsbedingt) Selbsthilfe-Gruppen im Bereich » Spielsucht «. Ich hörte von anderen anwesenden Spielern keine schockierende Geschichte, ich hörte mein eigenes Leben, aber nicht einmal das konnte mich noch schockieren. Spielsucht, Alkohol – und alle anderen stoffgebundenen und nicht-stoffgebundenen Zwangsstörungen haben eines gemeinsam, wir alle haben etwas zu verbergen. Es gibt viele Menschen, die eine Sucht dem Leben vorziehen, weil es akzeptabel wirkt. Ich möchte genau das in Frage stellen, denn ist eine Sucht alltagstauglich? Viele denken bereits jetzt, » Ja, das ist sie ...«. Doch logisch und objektiv betrachtet, ist sie es definitiv nicht. Eine Sucht nimmt einem die Wahl im Leben ab, man kann nicht einfach wieder damit aufhören, denn es hat sich nach und nach eingeschlichen und möchte natürlich weiterhin gedeihen können. Das Gehirn möchte die Glücksgefühle nicht missen und deshalb verlangt es danach. Wir werden von unserem eigenen Verstand dazu genötigt, etwas Falsches zu tun. Darum ist das logische Denken besonders anfangs, extrem wichtig. Durchbrich das Schweigen, lerne zu erkennen, eine Sucht, Zwangsstörung etc. ist nur so stark, wie der Wirt, der sie nährt. Man ist genauso stark, wie das schwächste Glied in der Kette, das Dumme ist nur, dass wir einzig und alleine die Kette sind. Mal sind wir schwach und angreifbar, mal sind wir stark und wirken unbesiegbar. Das Mittelmaß muss erkannt, angestrebt und umgesetzt werden. Ich bin immer noch der Meinung, dass man das Leben so nehmen muss, wie es kommt. Egal wie schlecht es einem manchmal auch geht, es wird wieder besser werden. Egal wie krank man sich fühlt, halte an deiner Gesundheit fest, auch wenn diese manchmal nicht ausreichend erscheint. Die Menschen » brauchen « vieles nicht, aber sie » wollen « es um jeden Preis haben. Nehmen wir doch das Nebenprodukt » Geld «, für viele Menschen wurde es mehr, als nur ein Nebenprodukt. Jeder zweite Mensch möchte so viel wie möglich davon besitzen. Denn nur wenn du Geld hast, bist du jemand. Auch ich dachte früher ähnlich, denn Geld beruhigt auf extreme Art und Weise. Viele Süchte entstehen durch die Erkenntnis, dass man womöglich nie in den Genuss kommen wird, mehr Geld zu besitzen, als man jemals ausgeben kann. Dadurch wirkt beispielsweise auch das Glücksspiel plötzlich interessant. Wobei es auch nur eine weitere Illusion, von vielen ist. Die eigenen Verlustängste schlagen schnell in Depressionen um. Aus einer kränklichen Illusion, wird schnell eine krankhafte Lebensführung und dann ist es nur eine Frage der Zeit, bis daraus erste Suizidgedanken entstehen. Wichtig ist, dass man sich seinen Gefühlen bewusst wird und nicht versucht, etwas gezielt zu verdrängen. Wenn man bemerkt, dass Hass und Gewalt überhand ergreifen, wenn Glücksgefühle immer weiter in den Abgrund stürzen und man nur noch von Neid, Hass und Wut gesteuert wird, dann ist es höchste Zeit, sich helfen zu lassen. Was braucht man um Glücklich zu werden? Nun, im Grunde sollte man einsehen, dass die Aufregung über eine Missetat überschätzt wird. Wir handeln voreilig, fluchen, schimpfen und lassen unseren Hassgefühlen freien Lauf. Wird sich etwas zum Besseren drehen, wenn du dich darüber ärgerst? Außer dass man dem Herzinfarkt näher kommt, wird sich dadurch nichts verändern. Wenn man sich im Leben über alles aufregt und negativ erregen lässt, dann gehst du in eine Richtung, die böse enden wird. Denn viele Dinge werden gesagt, getan und voreilig überstürzt, weil wir im Vorhinein nicht logisch darüber nachdachten. Leben bedeutet nicht, dass man die Dinge über sich ergehen lassen muss, Leben ist lebenswert. Wieso tust du alles dafür, dass dein Leben nicht mehr lebenswert ist? Handlungen lassen sich wie ein Licht per Schalter EIN/AUS schalten, doch die damit verbundenen Gedanken, unsere Gefühle, die lassen sich nicht ohne weiteres ein- oder ausschalten. Darum muss man lernen, mit seinen Gefühlen umzugehen. Was bringt dir ein Streit, was bringt dir erzwungene Wut? Sie bringt dir rein gar nichts positives, sie bringt nur eines, dass du so sterben wirst, wie du gelebt hast. Es sind unsere verflossenen Tränen, die uns heute noch daran erinnern, was der Lohn des Spielers zu sein scheint. In den Augen vieler, ist man kein Mann, wenn man tränen vergießt, Angreifbar, wenn man zu viel Gefühl zeigt. Als Spieler weint man sich in den Schlaf, vergießt Tränen und sieht keinen Eimer voll Gold am Ende des Regenbogens. Ich persönlich sah mein Ende vor Augen und wusste zugleich, dass es kein schönes Ende bringen wird. Das Spielen hinterlässt tiefe Narben, lässt dich psychisch und physisch nicht mehr aus ihren Fängen.
Ganz ehrlich, ich konnte nicht mehr, nichts schien mehr zu funktionieren, mein Leben wurde ein einziger Albtraum, aus dem man nicht mehr aufwachen konnte. Die psychische Abhängigkeit der Spielautomatensucht, ist vergleichbar mit der Abhängigkeit von Nikotin, dein Geist, dein Körper – einfach alles verlangt danach, nur damit du wieder anfängst zu spielen. Die Präsenz, die Anwesenheit, die überall wirkende Werbung von Spielautomaten, alles wird dazu verwendet, dass ein Spieler seinem Verlangen nachgibt und wieder sein » Glück « versucht. Ich mag oftmals Hart klingen, doch bei einer Sucht erkennst du, wie hart du wirklich bist. Du zerbrichst am eigenen Stolz, denn du erkennst, dass deine Sucht vor nichts Halt machen wird. Ich hatte so oft Angst, war nahezu immer schlecht gelaunt, nur die Sucht ließ meine Gedanken abschalten, ein Notaus-Schalter in einer Gesellschaft, in der ich mich nicht akzeptiert fühlen wollte. Viele Menschen blicken heute zurück und sagen: » Das war wirklich ein riesiger Fehler «. Ich denke, jeder hat solche Erfahrungen gemacht, doch nur der Jene, der daraus gelernt hat, kann überhaupt in der heutigen Zeit eine erfolgversprechende Zukunft haben und über seine Vergangenheit sprechen. Viele Menschen vertreten die Meinung, sie würden dich kennen. In Wahrheit weißt nur du selbst, wie es in dir aussieht. Nur du selbst gehst den Weg in – oder aus der Sucht. Was man im Leben nacheifert, erfahren andere zu meist erst dann, wenn es erreicht bzw. umgesetzt wurde. Ich habe nie ein Geheimnis daraus gemacht, was ich noch alles erreichen möchte, doch wo ich mein Ziel gesetzt habe, das kann man nur erahnen. Jeder Mensch hat Geheimnisse, doch die des Spielers sind wie das Buch » Die unendliche Geschichte «, denn jeder verfolgt ein anderes Ziel, aber jeder handhabt das Erreichen davon identisch, – wir verfangen uns in einer Sucht .
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