Er legte seinen Festrock an und begab sich zu dem Platz, an dem der Zug hielt. Es ging schon gegen Mittag. Lärm und Leben herrschten wieder im ganzen Lager. Alle, die sich über Mittag freimachen konnten, strömten zu dem Gleis, um die Abfahrt des Zuges und den Abschied Joe Browns und Henrys zu erleben.
Mattotaupa schaute nicht nach diesem oder jenem aus. Er wollte sich aber allen zeigen, einem jeden, wer es auch war. Er war sich bewusst, dass er zwei schwere Niederlagen erlitten hatte, eine gegenüber seinen eigenen Entschlüssen und Vorsätzen, sich nicht wieder zu betrinken, und die andere gegenüber dem Sohn. Er wollte aber den Kampf nicht aufgeben. Er wollte Achtung für sich verlangen und erzwingen, mit allen Mitteln, auf Biegen oder Brechen.
Seine hohe Gestalt blieb nicht unbemerkt. Joe, umgeben von einem Kreis Abschiednehmender, erspähte ihn und winkte ihn herbei. Mit gemessenen Schritten ging der Indianer auf den Ingenieur zu, der Kreis gab eine Gasse frei, und Top begrüßte Joe in der eigentümlich zurückhaltend-würdevollen Art, die ihm noch immer anhaftete, wenn er nüchtern war.
»Hab gehört, du bist auf elende Weise bestohlen worden, Top?« Joe musterte das graue Gesicht des Indianers mit der Teilnahme eines Mannes, der solche Erlebnisse kannte.
»Nein. Ich habe einige Münzen verschenkt«, log der Indianer in stolzer Haltung. »Den weißen Männern erschien es vielleicht etwas viel. Aber das hat nichts zu sagen.«
»Bill und der Zigeuner haben sich gegenseitig beinahe umgebracht. Bill liegt auf seinen Decken und stöhnt, gepflegt von der langen Lilly. Der Zigeuner arbeitet wieder bei den Ballen und Kisten. Er darf nicht mehr aufspielen. Alles in allem aber doch noch ein glimpfliches Ende!«
Der Lokomotivführer ließ seine Maschine ungeduldig pfeifen. Er erhielt das Abfahrtszeichen. Joe kletterte in den Güterwagen, in dem Henry sich schon eingerichtet hatte.
Die Räder begannen ostwärts zu rollen. In der staubigen Luft war der Zug bald nicht mehr zu sehen.
Abseits der Menge, die sich zu der Abfahrt eingefunden hatte, standen Red Jim und Charlemagne.
»Alles in allem«, zog Charles die Bilanz, »haben wir uns gründlich blamiert, und der Vogel, den wir fangen wollten, ist uns entronnen.«
»Er ist schnell, aber ich habe den längeren Atem.« Jim tat einen Lungenzug und fügte hinzu: »Siehst du nicht den alten Top dort allein? Sein Geld ist er los. Ich will wetten, dass er es sich für Nuggets eingetauscht hatte. Nun muss er sich wieder Gold holen, wenn er weiter den großen Herrn spielen will. Der Versuchung widersteht er nicht. Ich kann mich an seine Spur hängen.«
»Denke aber nicht, dass du mich dabei wieder abhängen kannst! Und was wird Harry machen? Die beiden haben wir nun doch nicht auseinandergebracht. Darauf kam es aber an!«
»Warte ab. Ich sagte dir ja, mein Atem ist länger. Top ist von neuem misstrauisch geworden. Er hat versucht, dem Harry nachzuschleichen.«
»Woher weißt du das?«
»Ich habe ja meine Augen! Was Mackie sagte, hat sicherer gewirkt als unsere Waffen.«
»Du bist ein junger Kerl, Jim. Nicht mehr ganz so jung wie damals, als wir uns kennenlernten. Doch auf ein paar Sommer kommt’s bei dir noch nicht an. Ich aber bin zehn Jahre älter, ich will nicht mehr zu lange warten.«
»Wer Beute machen will, muss geduldig lauern; das ist die erste Jagdregel. Wenn du das nicht vermagst, steh gleich von allem ab.«
»Du wirst mich nicht mehr los!«
»Scheint so. Aber ich warne dich. Harry hat beobachtet, dass du es warst, der dem Mackie zuletzt was eingeflüstert hat.«
»Du meinst ...?«
»Ja, ich meine, dass es anderwärts sicherer für dich wäre als gerade hier. Für Mackies Leben gebe ich auch keinen Cent mehr.«
»Und für deins?«
»Mich schützt Top, wenn ich nicht allzu große Dummheiten mache.«
»Schuft bist du.«
»Das kannst du nennen, wie du willst! Ich habe dich jedenfalls gewarnt. Schade, dass du den Zug verpasst hast.«
»Ich habe ein Pferd.«
Während dieses Gespräch stattfand, war Harka noch einmal in sein Zelt zurückgekehrt, aber nur, um sich seine Büffelhautdecke zu holen. Er schnallte sie dem Grauschimmel um, ritt in die Prärie hinaus und suchte an diesem Tag mit seinem Mustang zusammen einen Schlafplatz im Freien. Er konnte das verstümmelte Gesicht der Seminolenfrau, ihren wieder stumm gewordenen Hass und die Lippen mit den wieder verstummten Fragen nicht sehen, und er wollte seinem Vater an diesem Tag nicht mehr begegnen.
So schlief er mit seinem Mustang draußen in Staub und Gras, holte sich abends im Zelt ein Stück Fleisch zu essen und begab sich dann wieder zu dem Spähdienst, zu dem er sich verpflichtet hatte.
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