Ich sagte ihr, dass sie ihr ganzes Leben als eine große Episode sah und dass sie immer gegen eine übermächtige Wand der Hoffnungslosigkeit rennen würde, wenn sie damit nicht aufhörte. Ich riet ihr, sich stattdessen anzusehen, was sie als Erstes brauchte, und das zu ihrem Ziel zu machen. Sobald sie das erreicht hätte – und wenn es auch nur ein kleiner erster Schritt war –, könnte sie diesen Erfolg feiern und den nächsten Schritt machen. Ihre Probleme wirkten so riesig, dass sie noch nicht einmal daran denken konnte, sie anzugehen. Daher schien es mir richtig, ihr zu raten, sie in einzelne Schritte zu unterteilen, um kleinere Erfolge zu erzielen, bis ihr Gefühl der Hoffnungslosigkeit durch die Gewissheit, etwas erreicht zu haben, ersetzt wurde.
Nach unserem Gespräch kam sie von Zeit zu Zeit auf eine Tasse Tee in den Friseursalon, unterhielt sich mit uns und berichtete von ihren Fortschritten. Durch eine Reihe von Ereignissen, die sich über ein halbes Jahr erstreckten, änderte sich ihr Leben zum Besseren. Zuerst schaffte sie es, für sich und ihre Jungen eine hübsche Sozialwohnung zugewiesen zu bekommen. Kurz darauf fand sie eine Teilzeitstelle und fand ihren Lebensmut wieder.
Ich freue mich, sagen zu können, dass die Frau eine gute Freundin von mir wurde und noch heute ist. Mittlerweile hat sie ein Studium abgeschlossen und berät heute Frauen, die das Gleiche durchmachen, was sie durchgemacht hat.
Meiner Meinung nach ist es genau das, was medial Begabte tun: Sie verwandeln Finsternis in Licht. Wie jeder weiß, besteht das Leben aus Höhen und Tiefen – ein Leben muss beides haben –, doch um sich spirituell weiterzuentwickeln, muss man einen Weg finden, wie man das Leben trotzdem meistern und ein gewisses Maß an Kontrolle darüber haben kann. Das gehört zur Aufgabe eines Mediums. Wenn sich also alles in einer Abwärtsspirale zu befinden scheint, dann schaue nach oben. Allein durch diese kleine Handlung kann sich die ganze Richtung ändern.
So wie das Wort „Gleichgewicht“ zwischen den Spitzen der beiden Dreiecke verläuft und zeigt, wo unser Bewusstsein sein muss, wenn wir mit der feinstofflichen Welt arbeiten, steht das Wort „Liebe“ über dem oberen Dreieck und zeigt an, womit wir arbeiten. Dieses Dreieck zeigt nach unten und die Seiten verlängern sich nach außen; sie illustrieren die Ausdehnung des oberen Teils des Geistes. Wenn du lernst, deine Gedanken anzuheben, bereitest du deinen Geist darauf vor, zu lieben und geliebt zu werden.
Meistens arbeitet das Medium in der Energie eines Menschen, der von den Dramen des Lebens sehr niedergeschlagen oder traurig oder gar daran zerbrochen ist. Für diese Arbeit braucht man viel geistige Kraft und eine äußerst positive Einstellung – ein Medium sollte immer nach oben schauen können, wenn der Empfänger seiner Gabe das nicht schafft.
Wenn du deinen Geist darauf trainierst, dich auf einer höheren Schwingung zu halten, dann kannst du gleichzeitig auch damit anfangen, dich selbst zu lieben. Es ist ganz wichtig, die Liebe in sich zu kennen, bevor man sie mit anderen teilt, da es bei der Arbeit eines Mediums im Grunde darum geht, Liebe zu teilen und die Bindungen der Liebe, die durch den irdischen Tod durchtrennt wurden, wieder zusammenzufügen.
Ich erwarte nicht etwa von dir, schon am Anfang deines Entwicklungsprozesses eine starke Verbindung zum Geist zu erreichen, aber ich erwarte von dir, es zu versuchen. Damit meine ich, dass du in einer Meditationsgruppe oder -praktik mit Herz und Seele dabei bist und lernst, den Alltag beiseitezuschieben und diesen heiligen Raum und die gesegnete Zeit zur Stärkung, Klärung und Ausgewogenheit deines Geistes zu nutzen. Bei jedem Versuch, das zu tun, ermöglichst du den Geistführern in deiner Nähe, auf einer höheren Ebene – einer Liebesebene – eine Bindung zu dir aufzubauen.
Wenn du merkst, dass du mit ausgewogenem Geist still dasitzen kannst und deine alten Ängste und Gewohnheitsgedanken unten lassen kannst, dann bist du so weit, den Weg der medialen Entwicklung ein Stück weiterzugehen.
Kapitel 2
In der Kraft sitzen
Es ist leicht zu glauben, meditieren würde nur bedeuten, sich hinzusetzen, die Augen zu schließen und sich zu entspannen. Für Anfänger, die noch ihren Geist kennenlernen müssen, ist das auch in Ordnung. Mit fortgeschrittener Entwicklung musst du jedoch das Wissen über deinen Körper, deinen Geist und deine Seele erhöhen. Du musst still in deinem Geist ruhen. Die folgende leichte Übung könnte eine der wichtigsten Übungen auf dem Weg zur Entwicklung des Mediums in dir sein.
Stelle deinen Geist ruhig
Wie ich schon erwähnt habe, fiel es mir am Anfang meiner eigenen Entwicklung schwer, das Denken beim Meditieren abzustellen. Im Gegenteil: Wie ich feststellte, verspürte ich den Drang, noch mehr zu denken, wenn ich mir vornahm, den Geist ruhigzustellen. So ergeht es den meisten Leuten, wenn sie anfangen, auf einer tieferen Ebene zu meditieren. Oder aber sie schlafen ein, weil ihr Gehirn zu müde ist, um eine längere mentale Übung durchzuhalten.
Die meisten Menschen stellen außerdem fest, dass sie sich körperlich unbehaglich fühlen, wenn sie eine halbe Stunde oder länger in derselben Stellung ausharren müssen. Der Grund dafür ist, dass sie sich ihrer selbst bewusster sind als im Alltag, in dem ihr Bewusstsein durch viele Dinge abgelenkt wird.
Im Alltag ist es normal, an so vieles zu denken, dass wir ganz vergessen, auf unseren Körper zu achten. Wir denken nie daran, zu gehen, zu sprechen oder zu atmen – all das tun wir automatisch. Doch am Anfang unserer Entwicklung müssen wir so bewusst wie möglich auf unseren Körper und unsere Gedanken achten. Wir müssen uns daran gewöhnen, wie es sich anfühlt, wenn sich unser Körper entspannt und wir einen friedvollen Zustand erreichen, ohne zu sehr daran zu denken, was als Nächstes passieren wird.
Sinn und Zweck ist es, den Körper vom Geist zu trennen, den Geist den Körper beobachten und kontrollieren zu lassen und ihn in einen Zustand zwischen Wachzustand und Schlaf zu versetzen. Diesen etwas veränderten geistigen Zustand zu erreichen ist das Ziel – und zu diesem Zeitpunkt das einzige.
Erst nach langer Zeit und zahlreichen Versuchen begriff ich diesen Prozess und erreichte den geistigen Zustand, in dem ich eine Ruhe in mir wahrnahm, die mit einem Gefühl der Geduld, Entspannung und Stille einherging – ein Zustand, in dem ich beobachten konnte, ohne darauf zu reagieren.
Versuche es mit dieser leichten Übung. Sie bedeutet echtes geistiges Training – Training, das den Geist auf das vorbereitet, was ihn erwartet.
Übung: Zufriedenheit im stillen Geist
Lies erst die Übung und führe sie dann Schritt für Schritt durch. Nimm dir für die ersten Versuche 10 bis 15 Minuten Zeit. Du kannst eine Zeitschaltuhr verwenden, bis dein Geist spürt, wie viel Zeit beim Meditieren vergeht.
Es ist hilfreich, an einem stillen Ort zu sitzen, an dem du nicht gestört wirst. Versuche, möglichst immer denselben Meditationsraum oder -ort zu benutzen; du wirst dich in derselben vertrauten Atmosphäre leichter entspannen.
Setze dich mit geradem Rücken auf einen Stuhl mit gerader Lehne und stelle beide Füße flach auf den Boden, so dass du bequem sitzt.
Schließe die Augen und atme langsam und bewusst ein und aus. Achte darauf, wie deine Brust sich hebt, während du die Luft einatmest, und wie sie sich senkt, während die Luft beim Ausatmen aus dem Körper entweicht.
Entspanne die Schultern und spüre, wie sich dein restlicher Körper auf dem Stuhl entspannt.
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