Piccolo Dizionario dei Falsi Amici
Von Judith Krieg und Viviana Chilese
Reclam
2015, 2021 Philipp Reclam jun. Vrlag GmbH, Siemensstraße 32, 71254 Ditzingen
Gesamtherstellung: Philipp Reclam jun. Verlag GmbH, Siemensstraße 32, 71254 Ditzingen
Made in Germany 2021
RECLAM ist eine eingetragene Marke der Philipp Reclam jun. GmbH & Co. KG, Stuttgart
ISBN 978-3-15-960780-1
ISBN der Buchausgabe 978-3-15-014117-5
www.reclam.de
Einleitung
Zeichen und Abkürzungen
Falsi Amici A–Z
Anhang 1: Deutsche und italienische Wörter mit unterschiedlicher Betonung
Anhang 2: Deutsche und italienische Wörter mit unterschiedlichem Artikelgebrauch
Register der italienischen Stichwörter
Hinweise zur E-Book-Ausgabe
Falsi amici, Falsche Freunde: Was versteht man darunter und wieso widmet sich ein Wörterbuch dem Thema? Jeder, der mit dem Italienischlernen beginnt, wird früher oder später auf dieses Phänomen stoßen – auf Wörter, die im Deutschen und im Italienischen dieselbe oder eine ähnliche Form haben, aber in ihrer Bedeutung voneinander abweichen. So werden Lernende feststellen, dass aus dem Hahn mit acqua calda nicht etwa kaltes Wasser strömt, dass ein antico amico keine Antiquität ist und ein dirigente sich in Italien weniger mit Musik beschäftigt als der deutsche Dirigent.
Ähnlichkeit in der Schreibweise, Lautgestalt oder auch der grammatikalischen Struktur kann in die Irre führen, wenn die Wörter im Gebrauch der jeweils anderen Sprache unbesehen gleichgesetzt werden. Dieses Wörterbuch möchte dabei unterstützen, Falsche Freunde oder Falsi amici im Italienischen und Deutschen zu erkennen und als Fehlerquelle zu vermeiden. Die scheinbar gleichbedeutenden Wörter können auf allen Sprachniveaus zur Stolperstelle werden, der Anfänger ist davon genauso betroffen wie der sehr fortgeschrittene Sprecher des Italienischen. Nicht zuletzt erzählen die Falschen Freunde in vielen Fällen auch etwas von der Sprachgeschichte beider Länder. In diesem Sinne lohnt sich ein Blick in unser Wörterbuch für jeden Sprachinteressierten.
In der Forschung wurden mit dem Begriff Falsche Freunde früher häufig nur Kognaten bezeichnet, das heißt Wörter, die etymologisch, in ihrer Wurzel, verwandt sind. Inzwischen hat sich der Blickwinkel geändert, immer mehr Ansätze gehen vom Standpunkt der Lernenden aus, durch die eine Verbindung zwischen der Form und der Bedeutung der Wörter erst hergestellt wird. In diesem Sinne verfährt auch unser Wörterbuch: Den hier aufgenommenen Lemmata wohnt die Gefahr potentieller Verwechslungen inne. Ob die Wortpaare etymologisch verwandt sind oder nicht, ist dafür weniger wichtig.
Den Fokus legen wir auf die Bedeutungsebene, das heißt auf die sogenannten semantischen Falschen Freunde, die inhaltlich in die Irre führen. Folgende Varianten können hier unterschieden werden:
1. Absolute Falsche Freunde, auch falsche Kognaten genannt: Die Wörter haben in diesem Fall völlig unterschiedliche Bedeutungen, wie etwa im Fall von Backe und la bacca, dt. »Beere«. Die formale und lautliche Ähnlichkeit dieser Lexeme ist eine rein zufällige.
2. Partielle Falsche Freunde, auch echte Kognaten genannt: Diese Wörter sind aus einer gemeinsamen Wurzel hervorgegangen, haben aber im Laufe der Zeit verschiedene Bedeutungen entwickelt, neue Bedeutungen angenommen oder andere verloren. Diese Kategorie der Falschen Freunde wird in unserem Wörterbuch mit dem Kürzel PFF für Partielle Falsche Freunde gekennzeichnet.
Beispiele sind etwa das Wortpaar diskriminieren und discriminare, letzteres trägt zusätzlich noch die Bedeutung »unterscheiden«, oder ignorieren und ignorare, das im Deutschen auch mit »nicht wissen« oder »nicht kennen« übersetzt werden kann. Wie bei diesen Beispielen gehen viele Wortpaare auf das Lateinische oder auch auf das Griechische zurück. Aber auch in späteren Epochen hat das Deutsche Lehnwörter aus den romanischen Sprachen übernommen. Es gibt hier also eine Ursache für die formale Ähnlichkeit.
Die Partiellen Falschen Freunde können eine oder mehrere gemeinsame Bedeutungen sowie jeweils davon abweichende Bedeutungen haben, mit einer unterschiedlich großen Schnittmenge. Dabei kann das italienische Wort den größeren Bedeutungsumfang haben als das deutsche und umgekehrt. Der Lernende muss sich bei diesen Wortpaaren zusätzliche Bedeutungen einprägen. Außerdem liegt eine Fehlerquelle darin, dass die partielle Überlappung zur Vermutung führt, auch die übrigen Bedeutungen stimmten überein.
Unter den abweichenden Bedeutungen verbergen sich nicht selten stilistische Falsche Freunde: In diesen Fällen werden die Wörter in jeder Sprache unterschiedlichen Stilebenen zugeordnet oder unterschiedlich häufig verwendet. So gibt es eine Reihe von Wörtern, die im Deutschen zur gehobenen Sprache oder einer Fachsprache gezählt werden oder aber eine spezielle Bedeutungsnuance haben, während sie im Italienischen in der Alltagssprache verwendet werden. Dies ist etwa der Fall beim Wortpaar Kollaborateur und il collaboratore, das ins Deutsche übertragen einfach nur »der Mitarbeiter« bedeutet, oder bei Diskurs und il discorso, womit im Italienischen auch eine alltägliche Unterhaltung gemeint wird.
3. Kollokationen: Zu Falschen Freunden auf der Bedeutungsebene können auch Wortverbindungen werden, die in den Sprachen voneinander abweichen oder andere Bedeutungen annehmen. So sagt man auf Italienisch fare una domanda, während im Deutschen eine Frage gestellt wird. Diese Kollokationen können hier nur am Rande berücksichtigt werden; sie tauchen teilweise im Rahmen der Partiellen Falschen Freunde auf.
4. Pseudoitalienische Wörter: Zu dieser Untergruppe gehören Wörter, die im Italienischen nicht existieren, obwohl ihre Form es dem deutschen Muttersprachler suggeriert. Hierzu gehören teilweise auch Internationalismen. Wir haben einige dieser Lexeme aufgenommen, geben jedoch nur die irreführende deutsche Vokabel und ihre korrekte italienische Übersetzung an. Eine pseudoitalienische Neubildung fügen wir nicht hinzu, da sonst die Gefahr bestünde, dass Leser und Lernende sich genau diese einprägen.
5. Polyseme Wörter: Eine besondere Variante der Falschen Freunde stellen Wörter mit mehreren Bedeutungen in der einen Sprache dar, die in der anderen Sprache durch verschiedene Lexeme ausgedrückt werden, so etwa im Fall von il canto, ein Lexem, das im Deutschen zugleich »Gesang« und »Ecke« bedeutet.
Doch nicht nur die semantischen Falschen Freunde stellen Stolpersteine dar, Sprachfallen gibt es auch auf anderen Ebenen.
Erstens sind hier die orthographischen Falsche Freunde zu nennen, die sich in ihrer Schreibweise unterscheiden, so etwa im Fall von Toleranz und la tolleranza oder Kommunikation und la comunicazione.
Andere Wortpaare unterscheiden sich in ihrer Betonung und werden so zu phonologischen Falschen Freunden, etwa il credito und Kredit oder Akademie und l’accademia.
Auch ein unterschiedliches Genus kann zur Stolperstelle werden, etwa bei die Kontrolle versus il controllo oder bei das Fest und la festa.
Bei morphologischen Falschen Freunden führt die Anpassung an die im Deutschen üblicherweise verwendete Struktur zu Problemen, etwa was Präfixe oder Suffixe anbelangt, so zum Beispiel im Falle von inspirieren, ital. ispirare, oder dem Monat August, ital. agosto.
Im Falle der grammatischen Falschen Freunde tendieren Lernende dazu, beispielsweise Präpositionen, Artikel oder Adjektivformen anzupassen. Eine häufige Fehlerquelle ist die Verwendung des congiuntivo im Italienischen: So steht der Satz Ich glaube, das ist nötig im Deutschen im Indikativ, während das Italienische in diesem Fall den congiuntivo verwendet, Credo che sia necessario. Diese Kategorie der Falschen Freunde konnte hier nicht berücksichtigt werden.
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