Ecclesiae et scientiae fideliter inserviens

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2019 vollendet der bekannte und renommierte Sankt Augustiner Kirchenrechtler Rudolf Henseler sein 70. Lebensjahr. Aus diesem Anlass haben sich rund 30 Freunde, Weggefährten, Kolleginnen und Kollegen aus Wissenschaft und Kirchenrechtspraxis versammelt, um dem Jubilar für seine Verdienste um das Kirchenrecht, insbesondere das Ordensrecht und seinen Dienst in der kirchenrechtlichen Praxis zu danken.
Die Beiträge erfassen überwiegend das weite Spektrum des Kirchenrechts und geben Antworten auf viele aktuelle kirchenrechtliche, aber auch manche theologische Fragen unserer Tage.

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17Vgl. Schüller, Thomas, Die Rezeption der Würzburger Synode auf diözesaner Ebene. Diözesansynoden in deutschen Diözesen von 1975 bis heute, in: Rees /Schmiedl (Hrsg.), Unverbindliche Beratung oder kollegiale Steuerung? (Anm. 5), 283-295.

18Vgl. Ohly, Christoph, Die Diözesansynode im Bistum Trier (2012-2016). Anmerkungen aus kirchenrechtlicher Perspektive, in: Rees / Müller (Hrsg.), Synodale Prozesse in der katholischen Kirche (Anm. 10), 207-235.

19Vgl. Klein, Ronald P., Diözesansynode – Forum – Pastoralgespräch, in: Kirchliches Recht als Freiheitsordnung. Gedenkschrift für Hubert Müller (Forschungen zur Kirchenrechtswissenschaft 27), Würzburg 1997, 117-141; Haering, Stephan, „Wege suchen im Gespräch“. Kirchenrechtliche Überlegungen zur synodalen Mitverantwortung der Gläubigen, in: Stimmen der Zeit 216 (1998), 689-699; Lappen, Friedolf, Vom Recht zu reden und vom Recht gehört zu werden. Synoden und Foren als Mittel der Teilhabe der Gläubigen an den Leitungsfunktionen der Kirche in Deutschland (Beiheft zum Münsterischen Kommentar [BzMK] 46), Essen 2007.

20AAS 89 (1997), 706-727; dt.: AfkKR 166 (1997), 147-167; vgl. dazu Hirnsperger, Diözesansynode (Anm. 16).

21Vgl. May, Georg, Der Ruf nach mehr Synodalität, in: Ohly, Christoph / Rees, Wilhelm / Gerosa, Libero (Hrsg.), Theologia Iuris Canonici (FS Müller) (KStT 67), Berlin 2017, 223-248.

22Vgl. Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz (Hrsg.), Apostolische Reise Seiner Heiligkeit Papst Benedikt XVI. nach München, Altötting und Regensburg. Predigten, Ansprachen und Grußworte (Verlautbarungen des Apostolischen Stuhls 1 74), Bonn 2006.

23Vgl. Beinert, Wolfgang (Hrsg.), Vatikan und Pius-Brüder. Anatomie einer Krise, Freiburg im Breisgau / Basel / Wien 22009; Haering, Stephan, Rom und die Piusbruderschaft. Ein kirchenrechtlicher Blick auf die Vorgänge des ersten Halbjahres 2009, in: Münchener Theologische Zeitschrift 60 (2009), 247-257; ders., Der Apostolische Stuhl und die Priesterbruderschaft St. Pius X., in: TThZ 119 (2010), 287-308; Dennemarck, Bernd / Hallermann, Heribert / Meckel, Thomas (Hrsg.), Von der Trennung zur Einheit. Das Bemühen um die Pius-Bruderschaft (Würzburger Theologie 7), Würzburg 2011.

24Vgl. Haering, Stephan, Die Kirche und die Erfahrungen des Jahres 2010, in: AfkKR 180 (2011), 133-149; Hallermann, Heribert u. a. (Hrsg.), Der Strafanspruch der Kirche in Fällen von sexuellem Missbrauch (Würzburger Theologie 9), Würzburg 2012; Rieger, Rafael M. u. a. (Hrsg.), Auf dem Weg zu Heilung und Erneuerung. Das Symposium zum sexuellen Missbrauch Minderjähriger, Päpstliche Universität Gregoriana, 6.-9. Februar 2012, München 2012.

25Kirschner, Martin / Schmiedl, Joachim (Hrsg.), Der Dialog geht weiter. Ergebnisse und Perspektiven des Gesprächsprozesses (Katholische Kirche im Dialog 4), Freiburg im Breisgau / Basel / Wien 2016.

26Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz (Hrsg.), Überdiözesaner Gesprächsprozess „Im Heute glauben“. Abschlussbericht, Bonn 2015.

27Vgl. Müller, Ludger, Konzilien, Synoden, Räte. Thesen zu ihrem Ort in der Kirche und zu ihrer Aufgabe, in: Rees / Müller, Synodale Prozesse in der katholischen Kirche (Anm. 10), 169-180.

28Vgl. Großmann, Thomas, Art. Zentralkomitee der deutschen Katholiken, in: Lexikon des Kirchenrechts (Anm. 2), 1019-1021; Vesper, Stefan, Art. Zentralkomitee der deutschen Katholiken, in: Landeskomitee der Katholiken in Bayern (Hrsg.), Handbuch Pfarrgemeinderat, Freiburg im Breisgau / Basel / Wien 2012, 246-248; weitere Informationen und Quellen (Statut und Geschäftsordnung) auf der Internetseite: www.zdk.de.

29Vgl. Eder, Karl, Art. Landeskomitee der Katholiken in Bayern, in: Landeskomitee der Katholiken in Bayern (Hrsg.), Handbuch Pfarrgemeinderat (Anm. 28), 180-182; Stienecke, Karin, Art. Landesarbeitsgemeinschaft der Diözesanräte in Nordrhein-Westfalen, in: ebd., 176f.; Niepötter, Heinz, Art. Landeskatholikenausschuss in Niedersachsen, in: ebd., 177-179.

30Vgl. Künzel , Heike, Apostolatsrat und Diözesanpastoralrat. Geschichte, kodikarische Vorgaben und Ausgestaltung in Deutschland (BzMK 36), Essen 2002; dies ., Diözesan- und Pastoralräte in Deutschland – eine Bestandsaufnahme, in: Forum Kath olische Theologie 20 (2004), 282-292.

31Vgl. Kalde , Franz, Pfarrpastoralrat, Pfarrgemeinderat und Pfarrvermögensverwaltungsrat, in: HdbKathKR 3(Anm. 16), 737-745, hier: 737-742.

JUDITH HAHN

Recht, Reform, Reformation. Luthers Billigkeitsverständnis als Impuls für die aktuellen Debatten um Recht und Barmherzigkeit

Gerechtigkeit und Barmherzigkeit als Handlungsprinzipien konstruktiv aufeinander zu beziehen, ist ein ungelöstes (und unlösbares) Problem. Ihr Verhältnis ist ein Dauerthema in allen Normwissenschaften. Es gibt wohl nur wenige Kanonistinnen und Kanonisten, die sich nicht schon einmal – und sei es einleitend oder schlussfolgernd – auf das Problem bezogen hätten, dass Recht, ganz gleich wie pastoral man es auslegt, am Kern der christlichen Botschaft vorbeizielt. Das Recht ist abstrakt, es sieht die Vielzahl der Fälle. Die Barmherzigkeit wirkt konkret; sie ist am einzelnen und seinem Schicksal interessiert. Ein berühmter Theologe hielt einmal fest: „Equitas respicit personas, Iustitia autem causas.“ 1Die Billigkeit nehme das Individuum wahr, die Gerechtigkeit Fälle. Damit ist nicht alles, aber doch einiges gesagt, um die Spannung von Gerechtigkeit und Barmherzigkeit zu kennzeichnen.

Wie man Brücken bauen könne zwischen den beiden Perspektiven, beschäftigt die Kanonistik durchlaufend. Auch in der vergangenen Zeit hat sie der Fragestellung Aufmerksamkeit gewidmet. Thomas Schüller nahm sich das Thema jüngst erneut unter rechtsanwendungstheoretischer Perspektive in der Zeitschrift Communio vor. 2Robert Ombres widmete dem anglikanischen Kanonisten Norman Doe einen Beitrag über Gerechtigkeit und Barmherzigkeit im Angesicht des Bußsakraments. 3Und Kurt Martens behauptet gar im Titel seines Bandes zu Mitis Iudex, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit seien sich in der kirchlichen Eheprozessreform begegnet. 4

Das Thema ist also mit unverminderter Aktualität präsent. Hierzu tragen Äußerungen der Kirchenleitung bei, nicht zuletzt die Texte, die rund um das Jahr der Barmherzigkeit 2015 und 2016 entstanden. An einer Verhältnisbestimmung von Gerechtigkeit und Barmherzigkeit versucht sich zum Beispiel Franziskus in der Verkündigungsbulle Misericordiae vultus zum Heiligen Jahr:

„Wenn Gott bei der Gerechtigkeit stehen bliebe, dann wäre er nicht mehr Gott, sondern vielmehr wie die Menschen, die die Beachtung des Gesetzes einfordern. Die Gerechtigkeit alleine genügt nicht und die Erfahrung lehrt uns, dass wer nur an sie appelliert, Gefahr läuft, sie sogar zu zerstören. Darum überbietet Gott die Gerechtigkeit mit der Barmherzigkeit und der Vergebung. Das bedeutet keinesfalls, die Gerechtigkeit unterzubewerten oder sie überflüssig zu machen. Ganz im Gegenteil. Wer einen Fehler begeht, muss die Strafe verbüßen“ (Nr. 21) 5.

Diese Passage offenbart die Komplexität des Themas, das auf verschiedenen Ebenen angesiedelt ist. Es geht um Gerechtigkeit und Barmherzigkeit Gottes und um ihr irdisches Pendant. Als wäre dies einfach zu denken, beschreibt der Text, dass es zum Wesen Gottes gehöre, die Gerechtigkeit hin auf die Barmherzigkeit zu transzendieren. Die theozentrische Ebene, in der die Barmherzigkeit das Größere der Gerechtigkeit ist, wird der menschlichen Praxis vor Augen gestellt. Wer sich im Hier und Jetzt auf die Gerechtigkeit versteife, könne Ungerechtigkeiten erzeugen. Das Rechte breche sich an einer rigiden Gerechtigkeitsforderung. Zugleich wird angedeutet, dass es ohne Gerechtigkeit nicht geht. Das skizzierte Gerechtigkeitsverständnis in seinem vergeltungstheoretischen Ton ist wiederum diskussionswürdig.

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