Erfolgskonzept Familientherapie
In den 60er-Jahren hatte man also versucht, die Probleme einzelner Personen aus dem Kontext von Familie und Gesellschaft herauszugreifen, zu verstehen und daraus Behandlungsschlüsse zu ziehen. Die Begeisterung über die neue familientherapeutische Methodik war überall spürbar und verbreitete sich in der Psychotherapeutenszene der USA sehr schnell. Und die Welle schwappte alsbald auch nach Europa über. Auch hier versuchte man jetzt verstärkt, »abnormales« oder schizophrenes Verhalten der Patienten im Zusammenhang mit dem Verhalten der übrigen Familienmitglieder zu interpretieren. Die Therapie mit der ganzen Familie wurde mehr und mehr selbstverständlich. Auf den Erfahrungen der Pioniere aufbauend hatte sich eine sehr ausgeprägte Form der Praxis entwickelt, die auch begann, die Grenzen der klassischen Psychotherapie zu überschreiten. Familientherapie wurde in Erziehungsberatung und Jugendhilfe zu einem selbstverständlichen Instrument, und auch in anderen Feldern setzte sich systemisches Denken und Handeln mehr und mehr durch.
Die Begeisterung für diese Art von systemischer Arbeit ist verständlich, hatte man sich doch bisher viele Jahre lang die Zähne ausgebissen in dem Versuch, das Innerste des Klienten zu durchleuchten – auf der Suche nach der oder den Ursachen. Da erschien es doch einfacher und Erfolg versprechender, das Interaktionssystem Familie zu therapieren, das man schließlich besser beobachten konnte als das verborgene Innere eines Individuums. Die psychisch-seelischen Vorgänge eines Menschen, seine Gedanken und Gefühle hatte man bislang lediglich mithilfe sehr unsicherer hypothetischer Konstrukte zu erschließen versucht. Das war wohl ein Ausweichversuch vor allzu anstrengender Seelenklempnerarbeit einerseits, andererseits konnten die Therapeuten aber auch überraschende Erfolge damit erzielen, die gekoppelten anderen Teile des Systems zu beobachten, zu beachten und die Interaktion bzw. Kommunikation zwischen den Mitgliedern zu verändern.
Vom Familienstellen zum ganzheitlichen Coaching
Der Durchbruch zu einer wirklich neuen Methodik kam zu der Zeit, als in den 80er- und 90er-Jahren nicht mehr das bisher gewohnte Kausalitätsdenken »Ursache-hat-Wirkung« im Vordergrund stand, sondern sich eine Wissenschaft, Forschung und Therapie in Richtung allumfassender Vernetzung in den Vordergrund rückte, in der man nicht mehr so selbstverständlich das Täter-Opfer-Prinzip sah, sondern auch Rückkoppelungen der Wirkung auf die Ursache und noch viel mehr Verknüpfungen untereinander. Plötzlich sprach man vom »Flügelschlag des Schmetterlings«, der auf der einen Seite der Erde geschieht und große Veränderungen auf der anderen Seite der Welt verursachen kann. Und es rückte in den Vordergrund, dass wir alle miteinander verbunden seien, auch diejenigen außerhalb der eigentlichen Familie. Das Netzwerk des allumfassenden Bewusstseins und die Möglichkeit, dass alle Menschen irgendwie mit allen anderen Menschen auf der Erde verbunden sind – und wer weiß mit welchen anderen Wesen noch – schaffte sich mehr und mehr Raum.
Die Quantenphysik war geboren, und das Ursache-Wirkungs-Prinzip machte einem offenen Denken immer mehr Platz: dem Wir-sind-alle-eins-Bewusstsein oder dem Alles-ist-im-Hier-und-Jetzt-Bewusstsein.
Nachdem ich jedenfalls meinen Hautausschlag weder durch die Ursache »schlechte Ernährung bzw. saures Milieu« noch durch die Ursache »emotionale Blockade« (Ich bin sauer = Wut!) noch durch vielfältige Versuche mit meinen zahlreichen erlernten Methoden noch durch wunderbare alternative Medikamente beseitigen konnte, fiel mir auch gar nichts Gescheites mehr ein, und ich machte schlicht NICHTS mehr. Ich fuhr zwei Wochen an die Ostsee, um den Stress loszulassen und mich selbst zu therapieren – im Sinne von »Ich will die Symptome loshaben«. Jetzt genoss ich den wunderbaren frischen Fisch und schmiss mein veganes Stelldichein über Bord. Ich akzeptierte die Situation – und hatte in dieser Nacht einen Heiltraum, der deutlicher war als alle meine Träume bisher. Ich sah nicht gerade hübsch und gesund aus in diesem Traum, aber ich versuchte auch nicht, etwas zu vertuschen oder etwas zu überdecken. Die Essenz des Traumes war die Botschaft: Zeige dich so, wie du bist! Nach zwei Tagen war mein ph-Wert im Normalbereich, und die Hauterscheinungen klangen ab, bis sie nach wenigen Tagen komplett verschwunden waren.
Um die Lösung eines »Problems« zu finden, müssen wir nicht immer genau wissen, wo es herkommt – das ist aus meiner Sicht zu eindimensional in der alten Weise von Ursache und Wirkung gedacht, denn was tun wir, wenn wir wissen, wo es herkommt (oder von wem?). Haben wir dann den »Schuldigen« gefunden und bestrafen ihn? Zum Beispiel durch Maßregelung, Kündigung oder zumindest durch das Einreden eines schlechten Gewissens? Wenn das zugrunde liegende gemeinsame Thema nicht gesehen wird, kann es auch keine grundlegende Änderung im Gesamtsystem geben. Alle Beteiligten tragen ihre energetischen Schwingungen in die »Familie« mit hinein, auch diejenigen, die schon verstorben sind und die man vielleicht aus irgendeinem Grund gern vergessen möchte. Überhaupt müssen wir nichts mehr ganz genau wissen. Dieses Bedürfnis entspringt dem Verstand, der nichts so ungern leiden mag, wie die Kontrolle abgeben zu müssen. Wenn ich nicht mehr wissen muss, wo etwas herkommt, dann kann ich mich im ersten Schritt mit dem beschäftigen, was nun einmal JETZT ist. Erst wenn ich die Ist-Situation annehme und möglichst nicht mit gut oder schlecht, »will ich« oder »will ich nicht«, ja oder nein bewerte, habe ich die Sinnhaftigkeit der aktuellen Situation angenommen. Und schon daraus kann ein Schritt hin zur Veränderung zum Wohle aller Beteiligten entstehen.
Zeige dich so, wie du bist – alles darf sein!
Meine Hauterkrankung konnte sich also so lange nicht in Richtung Heilung bewegen, wie ich versuchte, sie mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln wegzubekommen. Sobald die Symptome aufgetaucht waren, hatte ich mich bemüht, die Schuldigen zu finden: die schlechte Ernährung, zu wenig Bewegung, zu viel Stress, unterdrückte Emotionen, was auch immer … Mein inneres Milieu blieb sauer – wie auch meine Stimmung ob der nutzlosen Versuche, beschwerdefrei zu werden. Dabei ist aus Sicht des Gesamtgefüges, dessen Bestandteile ich in der Regel ja gar nicht vollständig sehen kann, die Situation, in der ich mich »wiederfinde«, genau die richtige für mich. Das Feld der Symptome, Beschwerden oder unliebsamen Situationen und Ereignisse gibt mir die Chance und die Zeit, mich wiederzufinden in dem, was ich wirklich als Ganzheit bin.
Das gilt natürlich auch für alle anderen an diesem Prozess beteiligten Personen, zum Beispiel in einer Firma. Wenn ich einen Mitarbeiter aus egoistischen Gründen loshaben möchte, um zum Beispiel dessen Posten zu bekommen, dann bleibt dieser Egoismus im gemeinsamen Feld bestehen und wird sich mir früher oder später innerhalb dieses Feldes auch präsentieren, zum Beispiel, indem ich in eine ähnliche Situation gerate, wo ich mich aber diesmal in der Rolle des Gekündigten wiederfinde.
Wenn Sie sich also gerade in einer unschönen Situation befinden, unzufrieden mit Ihrer Arbeit sind, unter Ihrem Chef oder Partner leiden, nicht mehr wissen, wie Sie Ihren Kindern in der Schule helfen können, wie Sie die Schmerzen loswerden oder wo Sie das Geld für die nächste Miete herbekommen … dann unternehmen Sie die richtigen Schritte, aber erst, nachdem Sie diese Situation und damit das Jetzt zu 100 Prozent als passend angenommen haben! Denn Sie selbst haben Ihre momentane Lage als äußerst machtvolles Seelenwesen selbst erzeugt, um daraus etwas lernen zu können. So habe ich in meinem Heiltraum genau diese Lektion gelernt: »Zeige dich so, wie du bist« bedeutete nichts anderes als »Nimm das als sinnvoll an, was jetzt ist, und verstecke es nicht vor dir oder anderen«.
Читать дальше