Karin Holenstein
Gehirn-gerechtes Sprachenlernen
Die Birkenbihl-Methode im Sprachunterricht
ISBN Print: 978-3-0355-1221-2
ISBN E-Book: 978-3-0355-1222-9
2. Auflage 2018
Alle Rechte vorbehalten
© 2018 hep verlag ag, Bern
www.hep-verlag.com
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Einleitung
Gehirn-gerechtes Lernen Grundlagen der Birkenbihl-Methode
Der Unterschied
Wissen und Können
Modell des Lernpythagoras
Intelligenz
Die Neuro-Mechanismen
Die Birkenbihl-Methode im UnterrichtEine Anleitung
Voraussetzungen für einen gelungenen Unterricht
Schritt für Schritt zum Lernerfolg
Weitere gehirn-gerechte – Methoden für das Sprachenlernen
Die Birkenbihl-Methode konkret
Die Birkenbihl-Methode in der PraxisWarum und wie sich die Methode bewährt
Stimmen aus der Praxis
Acht Argumente für den kombinierten Unterricht
Nachwort
Dank
Fragen und Antworten
Literaturverzeichnis
Sachregister
Vorwort
»Mühsam gelernt – kurz gemerkt – schnell vergessen!« Geht es auch anders? Eine fremde Sprache lernen – und das noch mit Spaß!
Wie lernt ein Kind? Wie lernt ein Erwachsener? Wie lernt man Fremdsprachen? Wissenschaftlich gesehen lassen sich viele Lerntheorien anführen, die in die eine oder andere Richtung weisen. In Bibliotheken und im Internet finden sich Standardwerke, Praxisführer und Lernplattformen, die Tipps oder gar Lernweisheiten anpreisen. So geht der Behaviorismus von Lernreizen aus, die, mechanistisch konditioniert oder operant formuliert, zu einem angestrebten Verhalten bzw. Lernerfolg führen sollen. Angeboren oder gelenkt (mittels Versuch und Irrtum, mit oder ohne Belohnung/Bestrafung) folgt der Lernerfolg. Im Gegensatz dazu stellt der Kognitivismus das bewusste und aktive Denken, die Auseinandersetzung mit der eigenen Umwelt in den Vordergrund. Lernen entwickelt sich danach durch selbstgesteuertes Denken und Einsicht. Der Konstruktivismus – und damit sind wir schon nahe an der heutigen Zeit angelangt – wiederum betont die individuelle Wahrnehmung. Der Lernende muss das Problem und die angemessenen Lösungswege selbst finden, selbst konstruieren. Kinder und Erwachsene unterscheiden sich danach in ihrem Lernverhalten, zumal sie jeweils über individuelle Bedingungen, über eigene Vorerfahrungen und über mehr oder weniger reiches Vorwissen und eigene Erfahrungswelten verfügen.
Ohne weitere Exkurse auszuführen, lässt sich festhalten: Lernen ist individuell. Lernen hängt vom Lerntypus, von gemachten Lernerfahrungen und Lernwelten ab. Lernen kann aber jede und jeder! Fremdsprachen sind lernbar! Auch wenn es am Anfang etwas schwerfällt. Das vorliegende Werk Karin Holensteins führt den Leser auf Lernwege zur Fremdsprache. Getreu dem Credo von Vera F. Birkenbihl, dass sich Lernen unbewusst ergibt bzw. ergeben kann, dass Lernen auch passiv möglich ist und dass Lernen – insbesondere das Lernen von Fremdsprachen – Spaß macht, werden konkrete Anwendungsbeispiele vorgestellt. Der Lernende selbst steht immer im Zentrum! Die Lehrende, der Lehrende rundet nur das Arrangement ab. Sicherlich beeinflusst sie/er das Lernen, fördert oder hemmt es. Ob aber schnell und eingängig gelernt wird, liegt beim Lernenden, bestimmt von seiner Motivation, seiner Einstellung und seinem Willen.
Vera F. Birkenbihl, ohne Zweifel die Doyenne der Bildungswelt der Neuzeit, entwickelte und sammelte wertvolle Ansätze und vor allem einfach umsetzbare Lerninstrumente. Ihre dezidierte – vielleicht da und dort etwas zu kritische – Haltung bewegte das klassische Schulsystem. Ihre Empfehlungen zur Gestaltung des Lernkonzepts, ihre sehr anschaulichen und im Lernalltag sehr eingängigen Neuro-Mechanismen (einfach gesagt: die Grundbedürfnisse des Lernens) sowie ihre Non-Learning Learning Strategies (einfach gesagt: Lernwege) leisten einen wesentlichen Beitrag zur Lerneffizienz und zum Lernerfolg insgesamt. Zudem kann man Vera F. Birkenbihl im Kern beipflichten: Lernen macht Spaß! Lernen kann jede und jeder! Und dies unabhängig von Alter und Herkunft.
Karin Holenstein steht in der Nachfolge von Vera F. Birkenbihl. Sie übersetzt die Neuro-Mechanismen für das Lernen von Fremdsprachen. Praktikable Vorschläge, die sie sich aus ihrer langjährigen Erfahrung als Lehrerin und Sprachcoach erworben hat, sind das Ergebnis. Das vorliegende Werk verdeutlicht, wie »gehirngerecht« einfach gelernt werden kann. Der »Viersprung« von Dekodieren, aktivem Hören, passivem Hören und Aktivitäten ist pragmatisch. Die vorgestellten Instrumente, wie Begriffe erklären, Kategorisieren, Lückentexte, eignen sich nicht nur für den Einzellernenden, sondern auch für Gruppen. Karin Holenstein beschreibt viele Beispiele aus dem Schulalltag. Sie lässt Lernende, Kinder wie ältere Lernende, und weitere Lehrpersonen zu Wort kommen. Ihre Lerntipps liefern Ansatzpunkte und Anregungen für Lehrpersonen, die wiederum ihren Schülerinnen und Schülern das Lernen erleichtern. Besonders erwähnenswert ist in ihrem Buch, dass sie die Birkenbihl-Methode auf die jeweilig in einer Schule eingesetzten Lehrmittel anwendet. Sie erbringt damit den Beleg, dass bestehende Lehrmittel angereichert werden können. Dies erlaubt effektiveres Sprachenlernen. Lernerfolg sowie ökonomische Rahmenzwänge lassen sich so in Einklang bringen.
Abschließend noch ein inniger Wunsch aus meiner Sicht: Die Sprache des anderen zu verstehen, diese gar zu sprechen, bietet Austausch, Dialog und Einsicht in die Kultur des Gegenübers. Eine fremde Sprache zu lernen, zeugt von Weitsicht und Empathie. Es braucht dazu sicherlich Durchhaltevermögen. Wenn man dann den »Lernberg« erklommen hat, eröffnen sich neue Horizonte.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen den Mut, diese Lernchance anzupacken! Es liegt nur an Ihnen.
St. Gallen, Januar 2013
Prof. Dr. oec. HSG Lukas Scherer, Fachhochschule St. Gallen
Einleitung
Seit bald dreissig Jahren bin ich in drei wesentlichen Rollen des Lernens und Lehrens tätig: als Lehrerin (Lernbegleiterin, Kursleiterin und Coach), als Mutter von drei inzwischen erwachsenen Kindern und auch immer wieder als Selbstlernerin. Ich kenne das Thema Lernen und insbesondere das Sprachenlernen daher aus verschiedenen Perspektiven, also auch aus Ihrer, liebe Lehrerinnen und Lehrer, liebe Eltern.
In den letzten Jahren durfte ich viele Kinder, Jugendliche und auch Erwachsene (die bisher älteste Kursteilnehmerin war über 80 Jahre alt) in der Birkenbihl-Methode anleiten und in ihrem Lernen begleiten. Lehrpersonen, vor denen ich regelmäßig über die Methode referiere, stellt sich nach einem ersten Einblick jeweils sofort die Frage, wie sie im Unterricht damit arbeiten können. Die Birkenbihl-Methode lässt sich mit jedem Schullehrmittel und vor allem auch mit bisher praktizierten Lehr- und Lernmethoden kombinieren. Sie eignet sich für Schülerinnen und Schüler aller Schulstufen wie für die Erwachsenenbildung. Ich zeige Ihnen in diesem Buch, wie das möglich ist. Es soll dazu beitragen, dass in möglichst vielen Schulen Sprachen gehirn-gerecht gelernt werden können. Durch meine jahrelange Auseinandersetzung mit der Birkenbihl-Methode verfüge ich über fundiertes Hintergrundwissen und eine große Erfahrung, die ich gerne weitergebe.
Die Grundlage zu der in diesem Buch beschriebenen Sprachlernmethode in vier einfachen Schritten wurde von Vera F. Birkenbihl vor vielen Jahren aufgrund ihrer eigenen Lernerfahrungen und der Beobachtung von Lernenden entwickelt. Unter Einbezug der neuesten Erkenntnisse aus der Gehirnforschung und mit weiteren »gehirn-gerechten« (oder englisch »brain friendly«) Lernmethoden angereichert, ermöglicht die Methode der vier Lernschritte eine erfolgreiche Form des Sprachenlernens beziehungsweise Sprachenlehrens in der Schule. Im Rahmen meiner Ausführungen habe ich vor allem das Sprachenlernen im Schulumfeld beschrieben und als Beispielsprache vorwiegend Englisch verwendet. Selbstverständlich ist das beschriebene Vorgehen auch in jeder anderen Sprache anwendbar.
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