Auch ein Experiment des Psychologen David Lykken lässt darauf schließen, dass Gene unser Glücksempfinden mit zu verantworten haben. Er verglich das Wohlbefinden eineiiger Zwillinge, die nach der Geburt getrennt und in unterschiedlichen Familien aufwuchsen mit Zwillingen, die gemeinsam aufwuchsen. Das Ergebnis zeigte, dass sich das Wohlbefinden der beiden Gruppen kaum unterschied.
Letztendlich ließen seine Ergebnisse auf eine Genbeteiligung von ca. 50% schließen.
Eine Genbeteiligung scheint demnach durchaus möglich, aber sicherlich nicht alleinverantwortlich für unser Wohlbefinden zu sein.
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Alles eine Sache der Hormone?
Hormone sind Botenstoffe, die unser Körper ausschüttet und über das Blut durch unseren Körper transportiert. Die wichtigsten „Glücksvertreter“ sind dabei Oxytocin, Endorphine sowie die Neurotransmitter Dopamin und Serotonin.
Oxytocin – als Wehen- oder Frauenhormon bekannt, dient es während der Geburt als Einleiter der Wehen, Anreger der Milchproduktion und Stärkung der Mutter-Kind-Bindung. Dieses Hormon beschränkt sich aber nicht nur auf Frauen oder auf den Geburtsprozess, sondern spielt auch bei unserem allgemeinen Sozialverhalten eine fundamentale Rolle. Es schafft die Basis für Vertrauen und Sicherheit – ein Kuschelhormon. So stärkt Oxytocin unser Bindungsverhalten, erhöht die Lust beim Sex, sorgt für ein Gefühl von Verbundenheit und gleichzeitig reduziert es Ängste, Aggression und Stress.
Endorphine – sind das körpereigene Opium, das uns berauscht und zu Höchstleistungen antreibt. Es sorgt für Energie, lindert Schmerzen und hebt die Stimmung. Aber Endorphine können noch mehr. Sie sind gut für unsere Gesundheit, indem sie unser Immunsystem stärken, wirken gegen Stress, steuern die Bildung von Sexualhormonen und regen unser Hungergefühl an. Endorphine werden beispielsweise ausgeschüttet beim Sport, beim Lachen, beim Küssen oder in der Sonne.
Dopamin – der Vorfreude-Generator, bringt uns dazu, Dinge zu tun, die glücklich machen. Es motiviert und treibt an, um letztendlich einen Belohnungseffekt zu generieren. Es steigert Antrieb, Konzentration, Mut, Motivation und Lebensfreude.
Serotonin: Unser Wohlfühlhormon, wird ebenfalls als Belohnung vom Körper ausgeschüttet, wenn wir etwas positives Erleben und sorgt für einen stabilen Zustand unserer Psyche. Es wirkt als Stimmungsaufheller, sorgt für Gelassenheit und hält negative Emotionen, wie Aggression, Ängste und Depression fern. Das merkt sich unser Körper und treibt uns an, diesen Zustand immer wieder erleben zu wollen, wie beispielsweise beim Sport, Musik, sozialen Kontakten, sexueller Aktivität oder deinem Lieblingshobby. Diese Neurotransmitter sind somit sehr hilfreich, bei der Umsetzung unserer Wünsche und Ziele, können aber auch süchtig machen.
Aber auch bei Gefahr und Stress reagiert unser Körper mit der Ausschüttung von Hormonen.
Unsere Stresshormone sorgen dafür, dass wir bei Gefahr in Alarmbereitschaft sind und bereit für Kampf oder Flucht. Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol treiben dabei den Herzschlag an, beschleunigen die Atmung und sorgen durch Anspannung der Muskeln für die nötige Kraft, um sich der Gefahr zu stellen oder zu flüchten.
Die Stresshormone sorgen dafür, dass bei Gefahr alle wichtigen Organe versorgt sind (Herz, Lunge, Nieren …) und alles für den Moment Unnötige stillgelegt wird, wie beispielsweise Harn- und Stuhldrang.
Wenn die Gefahr vorüber ist und der Hormonspiegel wieder absinkt, stellt sich Entspannung ein.
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Haben wir das Glücklichsein / Unglücklichsein gelernt?
Von klein auf prägen uns unsere Bezugspersonen. Das sind zu Beginn unsere Eltern, Großeltern und Geschwister. Später Freunde, Lehrer und Vorbilder, von denen wir durch Beobachtung und Nachahmung lernen. Wenn Kinder nun vorgelebt bekommen, immer das Schlechte im Fokus zu haben, also das Glas halb leer anstatt halb voll zu sehen, übernehmen sie diese Einstellung.
Wenn ein Kind mit einer mittelmäßigen Note nach Hause kommt, können die Eltern mit ihm schimpfen, weil es nur mittelmäßig abgeschnitten hat, oder aber sich mit dem Kind freuen, weil es normalerweise schlechtere Ergebnisse in diesem Schulfach erzielt.
Das Kind lernt, ob eine mittelmäßige Leistung in Ordnung ist oder nicht. Es lernt, ob es mit dem, was es in diesem Bereich leisten kann, zufrieden sein darf oder nicht.
Wenn wir unserem Kind vorleben, dass schlechtes Wetter auch miese Stimmung bedeutet oder wenn etwas nicht so eintrifft, wie es geplant war, Ärger und Unzufriedenheit die Folge sind, dann lernt das Kind diese Grundhaltung.
Es lernt, wie man die Welt durch eine pessimistische Brille sieht, und es übernimmt diesen Blick für sein weiteres Leben. Es ist unzufrieden mit seinen Leistungen, unzufrieden, wenn Erwartungen nicht erfüllt werden, und letztendlich unzufrieden mit sich und seiner Umwelt.
Wenn wir hingegen vorgelebt bekommen, wie man das Beste aus einer unerwarteten Situation macht, und dass sein Bestes zu geben, völlig ausreichend ist, werden wir auch im weiteren Lebensverlauf eher eine optimistische Brille tragen und die Welt eher rosig betrachten als in einem tristen Grau.
Glücklichsein oder Unglücklichsein kann also auch durch das Vorleben und Nachahmen gelernt sein.
Das Gute an dieser Theorie: Alles, was wir einmal gelernt haben, können wir auch wieder verlernen!
Leider gibt es nicht diese eine ultimative Glücksformel, sondern eher ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren.
Niemand kann ausschließlich nur glücklich sein und muss im Leben Dinge in Kauf nehmen, die nicht zufriedenstellend sind. Wichtig ist aber, dass am Ende das Positive überwiegt, sodass unsere Bilanz insgesamt ein Plus auf der Zufriedenheitsseite ausweist.
Glücklich sein und sich das Glück zu bewahren, ist eine Lebensaufgabe!
Beginnen wir also damit, herauszufinden, was du willst und was sich für dich richtig anfühlt. Räumen wir aber zunächst einmal ein paar Denkfehler aus dem Weg.
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Denkfehler eliminieren
Morgen, morgen, nur nicht heute ...
Ich beginne … (zu leben), wenn ich … (diese eine Sache) erledigt habe.
Kommt dir das bekannt vor?
Diese eine Sache kann beispielsweise der richtige Partner, ein Eigenheim, die nächste Stufe auf der Karriereleiter oder eine bestimmte Leistung sein, die unbedingt erreicht werden muss, bevor du endlich anfangen kannst, das zu tun, was du gerne möchtest.
FALSCH!
Es muss eben nicht diese eine Sache noch passieren.
Wenn du ehrlich bist, wird nach dieser einen Sache, die du unbedingt noch bewältigen musst, eine weitere Sache kommen und auf diese weitere Sache kommt noch eine Sache ...
Sofern wir daran festhalten, was zuerst noch getan werden muss, werden wir niemals beginnen, das zu tun, was wir wirklich wollen.
Typische Aussagen hierbei sind:
„Wenn erst die Kinder aus dem Haus sind …“
„Der Schritt mit dem Eigenheim ist noch zu bewältigen, dann kann
ich beginnen …“
„Sobald diese Prüfung überstanden ist …“
„Das kann ich machen, wenn ich auf dieser Karrierestufe angelangt bin …“
Wie realistisch ist es denn, dass plötzlich alles anders, alles besser wird, wenn dieser eine Schritt noch getan wird?
Ziemlich unwahrscheinlich, oder?
Du lebst jetzt – und genau das solltest du auch tun, denn später ist schlichtweg zu spät.
Wer weiß schon, was später kommt und was dir später einmal im Weg steht.
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Glück ist ein Maßanzug. Unglückliche Menschen sind jene, die den Maßanzug eines anderen tragen wollen.
(Karl Böhm)3
Der Vergleich mit anderen ist pures Gift für dein Wohlbefinden und vor allem völlig sinnlos.
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