Margit Kruse - Fröhliches Morden überall

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Margareta Sommerfeld und ihr Partner, Kommissar Thomas Scheffel, beschließen, über die Feiertage, samt Mütter – die Scheffelmutter frisch verwitwet, Margaretas Mutter mangels Liebhaber durchhängend – ins verschneite Winterwunderland zu reisen, um sich vom Stress zu erholen. Ein gemütliches Ferienhaus ist schnell gefunden. Die kleine Auszeit entpuppt sich jedoch als keine gute Idee, unterm Tannenbaum fliegen die Fetzen. Thomas Mutter entscheidet nach einem Streit am Silvestergottesdienst teilzunehmen. Von dort kehrt sie jedoch nicht zurück …

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Margit Kruse

Fröhliches Morden überall

Weihnachtskrimi

Zum Buch Eiszapfenstreich Margareta Sommerfeld und ihr Partner Kommissar - фото 1

Zum Buch

Eiszapfenstreich Margareta Sommerfeld und ihr Partner, Kommissar Thomas Scheffel, beschließen, über die Feiertage ins verschneite Winterwunderland zu reisen. Da Thomas’ Vater plötzlich verstorben ist, fühlt er sich verpflichtet, sich um seine Mutter zu kümmern. Und auch Waltraud, Margaretas Mutter, hängt durch. So beschließen die beiden Verliebten, ihre Mütter mitzunehmen. Ein gemütliches Ferienhaus ist schnell gefunden. Die kleine Auszeit entpuppt sich jedoch als keine gute Idee, denn beide Damen haben ihren eigenen Kopf. Nach einem Streit am Silvesterabend will Thomas’ Mutter den Gottesdienst besuchen. Von dort kehrt sie jedoch nicht zurück. Am späten Abend wird sie an einem abseits gelegenen Bauernhof gefunden. Erstochen … Thomas kann nicht glauben, was passiert ist. Gemeinsam mit Margareta macht er sich auf die Suche nach der Wahrheit. Sollte eine Frau aus der Nachbarschaft, die seiner Mutter sehr ähnlich sieht, dran glauben? Oder war die ermordete Eleonore gar nicht die trauernde Witwe, für die man sie hielt? Margareta bringt die örtliche Polizei, die lange Zeit im Dunkeln tappt, zur Verzweiflung.

Margit Kruse wurde 1957 in Gelsenkirchen geboren. Bekannt wurde sie vor allem durch ihre Revier-Krimis »Eisaugen«, »Zechenbrand«, »Hochzeitsglocken« und »Rosensalz«. Sie ist ein echtes Kind des Ruhrgebiets. Seit 2004 ist die Gelsenkirchenerin als freiberufliche Autorin tätig. Neben etlichen Beiträgen in Anthologien hat sie bislang zahlreiche Bücher veröffentlicht. Labrador Enja ist stets dabei, wenn sich Margit Kruse auf Recherche-Tour begibt. Besonders der Hauptfriedhof ihres Heimatortes hat es der Autorin angetan. Margit Kruse ist Mitglied im Verband deutscher Schriftsteller.

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Alle Rechte vorbehalten

Lektorat: Christine Braun

Herstellung/E-Book: Mirjam Hecht

Umschlaggestaltung: U.O.R.G. Lutz Eberle, Stuttgart

unter Verwendung eines Fotos von: © Helgi / photocase.de

ISBN 978-3-8392-6910-7

Vorbemerkung

Dieser Roman spielt größtenteils in Bödefeld im Hochsauerland. Viele Gebäude und Einrichtungen sind real. Der Bauernhof sowie das Ferienhaus, zwei meiner Handlungsorte, sind jedoch Fantasiegebilde von mir. Es handelt sich hier um nichts weiter als um einen Roman, die Personen sind erfunden, der Plot ist fiktiv.

Prolog

Mein Blick geht zum Altar der Pfarrkirche St. Cosmas und Damian in Bödefeld. Ein prunkvoller Altar, rechts und links flankiert von zwei herrlich beleuchteten Weihnachtsbäumen. Eine feuchte Kälte schlägt mir entgegen. Ich durchschreite den Mittelgang des Kirchenschiffes aus dem Jahr 1911 und gehe bis vorne zum Altar. Unschlüssig setze ich mich in die erste Reihe. Für den kleinen Ort eine recht große Kirche. Sie sollte mit den fünf Ausgängen viel Platz für die Wallfahrer zum Kreuzberg schaffen, die um die Jahrhundertwende noch zahlreich vorhanden waren. Die barocke Ausstattung sorgt für eine ganz besondere, ehrfürchtige Atmosphäre.

Was hoffe ich, hier zu finden?

Vergebung?

Ich habe es nicht gewollt. Das sagt sich so einfach. Dabei habe ich es bis ins kleinste Detail geplant.

Und dann kam alles anders. Ganz anders.

Ich habe immer nach Gottes Glauben gelebt, bin so erzogen worden. Und jetzt sitze ich hier und heule mich beim Herrn aus. Ich halte den Kopf gesenkt. Tränen tropfen auf den glänzenden Boden. Mein Jammern und Klagen hallt in dem großen Raum wider.

»Ein Mensch, der uns verlässt, ist wie eine Sonne, die versinkt. Aber etwas von ihrem Licht bleibt immer in unserem Herzen zurück. Herr, gib ihr die ewige Ruhe und vergilt ihr alle Güte und Liebe, die sie uns zukommen ließ.«

Ich lege den kleinen Zettel ins Gesangbuch zurück, dorthin, wo ich ihn gefunden habe, und schüttle verneinend den Kopf. Ich will nicht, dass Licht von der Toten in meinem Herzen zurückbleibt. Wozu? Vergessen will ich sie. Einfach nur vergessen, nachdem ich mir hier die Absolution von Gott geholt habe. Ist es wirklich so leicht?

Zum Mörder bin ich geworden aus purer Verzweiflung. Das muss Gott doch verstehen.

Verstehen und verzeihen?

Kann ich mit der Schuld weiterleben?

Ich schaue ein letztes Mal zu dem prunkvollen Altar. Mutter Marias Blick durchbohrt mich und sagt mehr als tausend Worte.

Nichts wird mir vergeben werden, das wird mir plötzlich klar.

Nichts!

1.

Margareta wischte zum zigsten Mal über die beschlagene Windschutzscheibe, um nach draußen sehen zu können. Was für eine blöde Karre besaß Thomas bloß? Angeblich war die Klimaanlage seines Passats in Ordnung. Konnten die Scheiben dann dermaßen beschlagen? Oder kam das daher, dass die beiden alten Damen hinten im Fond des Wagens so viel laberten? Ihre geschminkten Schnäbel gaben keine Ruhe.

Thomas auf dem Fahrersitz neben ihr stöhnte und starrte auf das Navi. Er tat gerade so, als führe ihr Weg ins tiefste Bayern, fernab jeglicher Zivilisation. Dabei ging es nur ins Hochsauerland, genauer gesagt, nach Bödefeld, einen Ortsteil von Schmallenberg. Ein winziges Bergdörfchen mit etwas mehr als 1.000 Einwohnern. Ein niedlicher Kirchturm, schwarz-weiße Schiefer- und Fachwerkhäuser, ein durchs Örtchen plätscherndes Flüsschen. 135 Kilometer vom Ruhrgebiet entfernt. Margareta kannte die Strecke im Schlaf, so oft war sie diese bereits gefahren. Mal war sie nur für einen Tag, mal für ein ganzes Wochenende dort gewesen. Als Kind hatte sie längere Urlaube im Hochsauerland verbracht.

Waltraud beschrieb gerade jeden einzelnen Aufenthalt im Sauerland äußerst ausführlich, was keiner der Anwesenden hören wollte. Eleonore hingegen machte alles nieder, konnte alles besser, war schon an ganz anderen Orten gewesen. An Orten, wo was los war, wo es Tanzlokale gab, wo die Post abging.

Thomas stöhnte erneut auf. Anstatt Margaretas Tipps, die Fahrstrecke betreffend, anzunehmen, glotzte er wie gebannt auf sein Navi, sein Allerheiligstes.

Was für eine Schnapsidee, die alten Damen in den Urlaub mitzunehmen. Da hatte sie wohl der Teufel geritten, als sie der spontanen Idee von Thomas, dem Ersten Hauptkommissar des KK 11 im Polizeipräsidium Buer, zugestimmt hatte. Wieso war sie an dem Abend so rührselig gewesen? Hatte sie zu viel getrunken?

Thomas’ Mutter Eleonore war seit einigen Monaten Witwe, jedoch längst nicht so trauernd und hilflos, wie Thomas es darstellte. Mit ihr war nicht gut Kirschen essen, und Margareta mochte sie nicht, diese bissige Alte. Ihr Pessimismus, den Eleonore täglich mehrfach auslebte, wurde nun auch noch belohnt. Als der Vater noch lebte, hatte Thomas ständig über seine Mutter geschimpft und es irgendwann tatsächlich geschafft, dem Elternhaus zu entfliehen, in dem er während langer Krankheit Unterschlupf gesucht hatte. Er hatte sich eine Wohnung in der Hertener City gemietet. Dort kreuzte die Alte jedoch dreimal die Woche auf, hatte sogar einen eigenen Wohnungsschlüssel erbettelt, putzte die Wohnung, brachte dem Sohnemann etwas zu essen und bügelte seine Hemden. Natürlich steckte sie auch die Nase in seine Post. Bei Bedarf beantwortete sie diese gleich. Seit ein paar Wochen rannte sie dem Pfarrer Ansgar Morgenrot der katholischen St.-Johannes-Gemeinde die Kirche ein, schloss sich dort der Seniorenstube an und machte alle wuschig.

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