Natürlich sind diese Maßnahmen nicht erschöpfend. Um den Klimawandel besser aufhalten zu können, müssen andere Lebensbereiche und Verkehrssysteme mit einbezogen werden. Dies gilt vor allem für die internationale Schifffahrt, wo Klima- und Umweltschutz bislang vollständig ausgeblendet werden. Das Ziel der Dekarbonisierung muss auch bei der Produktion und in der Bauwirtschaft größere Geltung haben, um die Treibhausgasemissionen wirksam zu verringern. Ein weiterer wichtiger Bereich ist die Landwirtschaft. Durch die weit verbreitete Massentierhaltung wird das besonders schädliche Methan freigesetzt. Die Umstellung auf eine vegetarische oder vegane Ernährung würde einen maßgeblichen Beitrag zum Klimaschutz leisten.
Videotipp:
Dekarbonisierung wird in diesem Video anschaulich erklärt:
https://youtu.be/832z9a-HDcM
Was ist für das Jahr 2050 hinsichtlich der Klimaneutralität geplant?
Das Jahr 2050 stellt international das Ziel dar, an dem weltweit möglichst KlimaneutralitätKlimaneutralität erreicht werden soll. Deutschland hat sich verpflichtet, diese Nullemission bereits im Jahr 2045, also fünf Jahre früher, zu verwirklichen. Um dieses ambitionierte Ziel zu erreichen, bedarf es erheblicher Anstrengungen und Maßnahmen, denn es gibt noch viele Hindernisse und Hürden. Die Energiewirtschaft muss vollständig auf regenerative Quellen umgestellt werden. Das bedeutet, dass WindenergieWindenergie, SolarenergieSolarenergie, Geothermie und Bioenergie drastisch ausgebaut werden müssen. 68Es wird prognostiziert, dass, um dieses hohe Ziel zu erreichen, 90 Prozent der Stromgewinnung im Jahr 2050 aus regenerativen Energien erfolgen müssen. 69
Die KlimaneutralitätKlimaneutralität nimmt einen zentralen Stellenwert in der Planung innovativer Verkehrssysteme ein. Dem Statistischen Bundesamt zufolge verbrauchte im Jahr 2018 jeder Bundesbürger 8,6 Tonnen Kohlendioxid. Es ist wichtig, dass diese Kohlendioxidemissionen spürbar reduziert werden, um den fortschreitenden Klimawandel Klimawandel aufzuhalten. Bis zum Jahr 2050 sollen die Pro-Kopf-Emissionen weltweit auf unter zwei Tonnen pro Jahr und pro Person gesenkt werden. 70Diese Maßnahme ist unerlässlich, um die Folgen des verheerenden Klimawandels zu verhindern oder zumindest einzudämmen. Durch die TreibhausgasemissionTreibhausgasemissionen, die vor allem auf MethanMethan und Kohlendioxid basieren, kommt es in der Atmosphäre zu einer stetigen Erwärmung, die in etlichen Ländern drastische Auswirkungen hat und beispielsweise zu einem Anstieg des Meeresspiegels führt. Um Klimaneutralität zu erreichen, sind verschiedene Maßnahmen erforderlich.
Beispielsweise gilt es, neue Kohlenstoffdioxidemissionen zu vermeiden, indem Flugreisen auf Kurzstrecken eingeschränkt oder vollständig verboten werden oder dadurch, dass mehr Elektrofahrzeuge zugelassen werden.
In vielen Alltagssituationen kann eine Reduzierung durch kleine Schritte und Maßnahmen erreicht werden. So ist es empfehlenswert, dass anstelle von DienstreisenDienstreisen mehr Videokonferenzen genutzt werden, um Geschäftspartner und Kunden zu kontaktieren. Außerdem können die privaten Haushalte einen Beitrag leisten, indem sie Haushaltsgeräte mit der höchsten Energieeffizienzklasse verwenden. Dies gilt insbesondere für Kühlschränke, Gefrierschränke und Waschmaschinen. Kohlendioxidemissionen sollten dadurch verringert werden, dass Klimaneutralität in der Produktion beispielsweise bei der Fertigung von Fahrzeugen angestrebt wird. Durch die Reduzierung des persönlichen Stromverbrauchs im Haushalt und durch die Nutzung sparsamer Elektrogeräte wird es möglich, die Emissionen deutlich zu mindern.
Was sind die neuen Klimaziele Deutschlands?
Die Bundesregierung hat im Jahr 2021 ein neues Klimaschutzgesetz verabschiedet, das noch wesentlich ambitionierter ist und die Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2045 auf null verringern will. Im Vergleich zum Jahr 1990, das als Indexjahr dient, bedeutete dies eine Verringerung um 65 Prozent. Bislang lagen die bisher vereinbarten Ziele bei 55 Prozent. 71
Deutschland wäre nach diesem Plan im Jahr 2045 klimaneutral und würde keinerlei TreibhausgasTreibhausgas in die Atmosphäre abgeben. Die Gesetzesinitiative folgte einem Grundsatzurteil des Bundesverfassungsgerichts in Karlsruhe, das verkündet hatte, dass Generationen, beispielsweise die jüngere Generation, nicht einseitig belastet werden dürfen. Durch die Klimaverschlechterung und den KlimawandelKlimawandel würden der jüngeren Generation die Hauptlasten aufgebürdet. 72
Deshalb sind schärfere Klimaziele und ein größeres Engagement für Klimaneutralität unverzichtbar. Kohlekraftwerke werden voraussichtlich früher vom Netz genommen, da sie große Mengen an KohlendioxidKohlendioxid ausstoßen. Bislang wurde für den Ausstieg das Jahr 2038 festgelegt; es lässt sich aber bereits jetzt erkennen, dass KohlekraftwerkKohlekraftwerke schon vor dem Jahr 2038 abgeschaltet werden müssen, um die Klimaziele zu erreichen. 73
Die Europäische Union unterstützt das Ziel der Klimaneutralität, indem sie die Emissionen noch weiter einschränkt. Das Klimaschutzgesetz in Deutschland umfasst zusätzliche Maßnahmen, die den privaten Bereich betreffen. So sollen beispielsweise Vermieter stärker unterstützt werden. 74Eine Sanierungsoffensive für bestehende Wohngebäude soll angestoßen werden, sodass Häuser aus regenerativen Quellen beheizt werden. Die Bundesregierung möchte solche Sanierungsmaßnahmen durch umfassende Programme unterstützen. Zudem möchte man den Stellenwert des Wasserstoffes für die Energiewirtschaft stärken. Andere Maßnahmen beziehen sich auf Veränderungen bei der Kfz-Steuer, und im Haushalt 2022 sollen für die Klimaschutzmaßnahmen zusätzliche acht Milliarden Euro zur Verfügung stehen. 75
Werden die Unternehmen zu einem stärkeren Klimaschutz verpflichtet?
In den Niederlanden wurde ein ungewöhnliches und historisch einmaliges Urteil verkündet. Ein Gericht in den Niederlanden verurteilte den Mineralölkonzern Shell dazu, den Klimaschutz bei allen unternehmerischen Maßnahmen vorrangig zu berücksichtigen. Dies ist das erste Mal, dass ein Unternehmen verpflichtet wird, den Klimaschutz in seinen unternehmenspolitischen Entscheidungen zu beachten.
In den Niederlanden hatten etliche Umweltschutzgruppen und 17.300 Bürger gegen den Mineralölkonzern geklagt. Shell wird verpflichtet, den Kohlendioxidausstoß der Mineralölprodukte bis zum Jahr 2035 um 30 Prozent zu reduzieren und bis 2050 um insgesamt 65 Prozent zu verringern. 76Das Unternehmen hatte zwar schon vorher erklärt, dass es bis zum Jahr 2050 KlimaneutralitätKlimaneutralität erreichen wolle, aber das genügte dem Gericht bei weitem nicht. Für das Jahr 2030 hatte das Unternehmen vorgeschlagen, die 2016 ermittelten Kohlendioxidemissionen nochmals um 20 Prozent zu abzusenken. 77Dieses bahnbrechende Urteil aus den Niederlanden macht deutlich, dass auch Unternehmen die Grundsätze des Klimaschutzes vermehrt in ihre Bemühungen mit einbinden müssen. 78
Sollte Deutschland früher aus der Verbrennertechnologie aussteigen?
Einigen Prognosen zufolge könnte Deutschland bereits im Jahr 2045 klimaneutral sein. Dies wäre zu erreichen, wenn der Ausstieg aus dem Kohlebergbau beschleunigt würde, Strom aus regenerativen Energien einen höheren Anteil erreichte und die ElektromobilitätElektromobilität zunehmend ausgebaut würde. Mit diesen Maßnahmen könnte Deutschland bereits im Jahr 2045 klimaneutral sein.
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