Dalai Lama, Greta Thunberg
im Gespräch mit führenden Wissenschaftlern:
Kreisläufe des Klimawandels
Alle Rechte vorbehalten
© 2021 Mind & Life Institute
Erschienen in der edition a, Wien
www.edition-a.at
Cover: Bastian Welzer
Satz: Bastian Welzer
Grafiken: Bastian Welzer
Fotos: Mind & Life Institute
Gesetzt in der Premiera
Gedruckt in Deutschland
1 2 3 4 5 — 24 23 22 21
ISBN 978-3-99001-529-2
eISBN 978-3-99001-530-8
DALAI LAMA
GRETA THUNBERG
im Gespräch mit führenden Wissenschaftlern:
KREISLÄUFE DES KLIMAWANDELS
Wie Klima Feedback Loops die Welt zerstören oder retten werden
»Wir Menschen sind unter den Spezies auf diesem Planeten die einzige, die auf vielfältige Weise und im großen Stil gute Dinge hervorbringen kann.«
Dalai Lama
VORWORT
EINLEITUNG
BRIEF DES DALAI LAMA AN GRETA THUNBERG
ALLE WESEN WOLLEN GLÜCKLICH SEIN
WIR TEILEN DAS GLEICHE ZIEL
DIE WISSENSCHAFT IST ZU WENIG EINGEBUNDEN
WAS SIND KLIMA-FEEDBACK-LOOPS?
DER PERMAFROST-FEEDBACK-LOOP
DER WALD-FEEDBACK-LOOP
DIE ATMOSPHÄRISCHEN FEEDBACK-LOOPS
DER ALBEDO-FEEDBACK-LOOP
WIR KÖNNEN ES SCHAFFEN
HANDELN BEDEUTET AUCH, UNS ZU BILDEN
DORT BEGINNEN, WO WIR SIND
ANHANG
Am frühen Morgen des 10. Januar 2021 (am Abend des 9. Januar in der westlichen Hemisphäre) haben fast eine Million Zuseherinnen und Zuseher rund um die Welt eingeschaltet, um das erste Live-Gespräch zwischen Seiner Heiligkeit dem Dalai Lama und der Klimaaktivistin Greta Thunberg zu verfolgen. Das Gespräch wurde vom indischen Dharamsala aus, der Exil-Heimat Seiner Heiligkeit, ausgestrahlt. Greta Thunberg schaltete sich von ihrem Zuhause in Stockholm, Schweden, aus dazu, wenige Stunden nach Mitternacht ihrer Zeit.
Die Veranstaltung richtete das Mind & Life Institute aus, eine Organisation, die der Dalai Lama vor dreißig Jahren mitbegründet hat. Im Zentrum standen die Klima-Feedback-Loops .
Wie so oft bei den Projekten, die dem Dalai Lama eine Herzensangelegenheit sind, gab es viel zu erreichen, und es gab vieles zu sagen bei diesem Gespräch zwischen dem 86 Jahre alten tibetanischen Oberhaupt des Buddhismus und dem 18 Jahre alten Mädchen, das den Mächtigen dieser Welt die Wahrheit sagt. Es waren auch KlimaforscherInnen anwesend, um diesen beiden berühmten, furchtlos wissbegierigen Menschen und uns diese Wissenschaft zu erklären. Über den gebotenen Informationsgehalt hinaus hat sich noch mehr ereignet.
Die Tatsache, dass Seine Heiligkeit der Dalai Lama und Greta Thunberg zusammengekommen sind und über die größte Herausforderung, vor der die Welt jemals stand, gesprochen haben, machte uns Hoffnung .
Weder eine Person noch zwei Menschen noch eine ganze Gruppe hat die Lösung für dieses Problem. Diese beiden Menschen jedoch sind an jenem Tag oder in jener Nacht, je nachdem, in welcher Zeitzone Sie sich befinden, übereingekommen, dass wir alle siebeneinhalb Milliarden Menschen zusammen die Lösung haben. Die Antwort auf diese Krise nämlich besteht im Miteinander der Menschen. Es ist keine Neuigkeit, dass der Dalai Lama und Greta Thunberg ein Interesse an den Ursachen der Erderwärmung und der Zukunft unseres Planeten haben, doch so wie die Antwort auf ein kompliziertes Rätsel oft »zwischen den Zeilen« steht, so könnten wir im Gespräch der beiden miteinander und mit den führenden Klimaforschern den Anfang eines neuen Wegs für die Menschheit entdecken. Eines Wegs, auf dem wir lernen, vier Schlüsselelemente zu verbinden: Wissen, Können, Wille und Tatkraft. Dies, um jetzt zu leben für eine Zukunft, die wir lieben können, anstatt sie zu fürchten.
Wie könnt ihr es wagen?
Das fragte Greta Thunberg bei ihrem Weckruf an die Vereinten Nationen 2019. Ihr Tonfall im Gespräch mit dem Dalai Lama und den Wissenschaftlern war anders, wie sie bescheiden zugab, doch ihre Dringlichkeit ist umso stärker. Denn es ist ein Gespräch, das wir alle führen müssen, eine Frage, auf die wir alle antworten müssen.
Wie, ja wie können wir es wagen?
Werden wir es wagen, aufzuwachen?
Werden wir es wagen, wie der Dalai Lama sagte, unser Denken zu verändern, und damit alle Prioritäten in unserem Leben?
Werden wir es wagen, hinzusehen, wie Greta es formulierte, genau zu sehen, was geschieht, als Folge dessen, wie wir uns bisher verhalten haben, und werden wir es wagen, unser Verhalten zu verändern?
Wie können wir es, mit all den Erkenntnissen, die uns die Wissenschaft bietet, wagen, uns nicht zu ändern?
Dieses Buch wird uns dabei helfen, diese Fragen gemeinsam zu beantworten, zusammen einen Schritt vom Abgrund tiefster Zerstörung zurückzutreten und die Welt zu heilen und neu aufzubauen, um sie wieder für alle Menschen und die zahllosen anderen Wesen, denen die Erde ein Zuhause ist, zu einem lebenswerten Ort zu machen .
Vor Jahrzehnten, als der Dalai Lama das erste Mal über die Bedeutung des Umweltbewusstseins sprach, lenkte er die Aufmerksamkeit auf einen spezifischen Aspekt des Problems, der es für uns Menschen so schwer macht, die aufkommende Bedrohung zu begreifen. Anders als Krieg, dessen Auswirkungen offensichtlich und unmittelbar sind, sind die Folgen der voranschreitenden Umweltzerstörung der alltäglichen menschlichen Wahrnehmung verborgen. Er warnte davor, dass es bereits zu spät sein könnte, wenn wir warten, bis die Auswirkungen deutlich erkennbar sind.
Der Dalai Lama setzte sich dafür ein, dass wir das Prinzip der Interdependenz, also der gegenseitigen Abhängigkeit, ernst nehmen, damit wir die komplexen Kausalzusammenhänge zwischen menschlichem Verhalten und dessen Folgen für die Umwelt besser erkennen. Klimaforscher legen die grundlegende Tatsache der Interdependenz auf eindrückliche Weise dar, insbesondere mittels der Klima-Feedback-Loops, dem Thema dieses Buchs.
Die gute Nachricht lautet, dass Feedback-Loops sich so, wie sie sich jetzt in einer negativen Abwärtsspirale drehen, auch in eine positive Richtung entwickeln könnten .
Die Einsicht, dass die Pfeile dieses Kreislaufs in gegensätzliche Richtungen weisen können, zur Zerstörung ebenso wie zur Heilung, birgt ein machtvolles Versprechen sowie Hoffnung für die Zukunft unseres Planeten und aller Wesen, die er beherbergt.
Es wird heute von Tag zu Tag deutlicher, dass unser Planet vor etwas weitaus Dramatischerem und Gefährlicherem steht, als wir Menschen es jemals zuvor gesehen oder erlebt haben. Extreme Wetterereignisse sind nichts Neues, ihre rasante Wiederkehr und ihre katastrophalen Ausmaße jedoch sind alarmierend: die zerstörerischen Brände in Sibirien, Australien, Kalifornien und Kanada, die unerbittliche Hitze, die zu Krankheiten und Tod geführt hat, Wirbelstürme, Tornados, Überflutungen und Dürren. Die Nachrichten über wetterbedingte Naturkatastrophen erreichen uns so schnell, dass wir angefangen haben, fast jede Woche, wenn nicht gar jeden Tag mit einer neuen Katastrophe auf der Welt zu rechnen.
Das Problem mit dem permanenten Tröpfeln dramatischer Nachrichten ist, dass sie sich allmählich normal anfühlen können. Wir sehen die Nachrichten, aber wir »sehen« sie nicht wirklich. Wir hören von einer Schlammlawine, die eine Ortschaft zerstört, und wir schütteln fassungslos den Kopf, doch das Ausmaß des Leids ist zu groß, um es zu ertragen, also wenden wir uns ab. Es ist nicht so, als ob es uns nicht berühren würde. Wir fühlen uns nur zu hilflos, um irgendetwas zu tun. Wir stellen in unserem Inneren nicht den Zusammenhang her, dass dies alles etwas mit uns zu tun hat, dass wir alle auf eine gewisse Weise damit verbunden sind, dass es bereits Menschen gibt, die etwas dagegen tun und dass wir auch selbst etwas tun können, wenn wir dem Ruf folgen.
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