Jochen Gartz
Psychoaktive Pilze rund um die Welt
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3., ergänzte Auflage 2021
Ergänzungen: Markus Berger, Felsberg
Copyright © 1999 Nachtschatten Verlag
für die deutsche Ausgabe
Der Nachtschatten Verlag wird vom Bundesamt für Kultur mit einem
Strukturbeitrag für die Jahre 2021–2025 unterstützt.
Umschlag: Stefan und Kevin Theurer, Eningen
Layout und Satz: Matschu, Heinz Martin, Basel
Grafische Nachbearbeitung der Neuausgabe: Nina Seiler, Zürich
Gesetzt in Sabon und Univers
Druck: Druckerei & Verlag Steinmeier, Deiningen
ISBN 978-3-03788-490-4
eISBN 978-3-03788-494-2
Alle Rechte der Verbreitung durch Funk, Fernsehen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger jeder Art, elektronische Medien und auszugsweiser Nachdruck sind vorbehalten.
Vorwort Wer war der erste Narr? von Christian Rätsch
Vorwort zur ergänzten Neuausgabe 2021 von Markus Berger
Einleitung von Jochen Gartz
1.Narrenschwämme oder Fleisch der Götter
Gedanken zur Geschichte und Erforschung von Zauberpilzen
2.Kenntnis der europäischen Arten
2.1. Psilocybe semilanceata
Der Klassiker unter den psychoaktiven Europäern
2.2. Psilocybe germanica
Der „neue“ Psilocybinpilz aus Deutschland
2.3. Psilocybe cyanescens und Psilocybe bohemica
Potente Streubewohner
2.4. Panaeolus subbalteatus
Mykologie und Mythen über Düngerlinge
2.5. Inocybe aeruginascens
Massenhaft sich ausbreitende Neulinge
2.6. Gymnopilus purpuratus
Eingeschleppte Flämmlinge aus Südamerika
2.7. Conocybe cyanopus
Seltene Winzlinge
2.8. Pluteus salicinus
Wenig bekannte Holzzersetzer
3.Verwechslungsmöglichkeiten
4.Blauung und Metoltest
Realität und Wunschvorstellung
5.Klassische und rezente Befunde zur Pilzkultur
6.Weltweites Vorkommen der psychoaktiven Arten
6.1. Blickpunkt Nordamerika und Hawaii
6.2. Mykophilie in Mittel- und Südamerika
6.3. Australiens Mykoflora erregt Aufsehen
6.4. Europäische Gewohnheiten
6.5. Japanische Versuche
6.6. Intoxikationen und der älteste bekannte Pilzkult in Afrika
6.7. Gebrauch in Asien und Ozeanien
7.Anmerkungen zur Wirkung von Pilzen der Kategorie Phantastika
8.Psychotherapie
Ausblick
Bildnachweis
Literatur
Abb. 1 Bronzetür mit Pilzmotiv (biblische Szene der Verurteilung von Adam und Eva) in der Kathedrale von Hildesheim, Deutschland (ca. 1020) .
Roger Liggenstorfer, Agnes Tschudin und dem Team vom Nachtschatten-Verlag danke ich herzlich für die Erstellung dieser Edition und dem verständnisvollen Umgang mit meinen Anregungen zur Buchgestaltung.
Im Laufe meiner 15-jährigen wissenschaftlichen Erforschung psychoaktiver Pilzarten rund um die Welt bin ich folgenden Personen für die Einführung in verschiedene mykologische Bereiche, der bereitwilligen zur Verfügungstellung oft sehr seltener Pilzfunde, von Pilzfotos oder von wichtigen Informationen zu großem Dank verpflichtet:
J.W. Allen, G. Drewitz, M. Hausner, J. Herink, A. Hofmann, U. Kinzel, G.J. Krieglsteiner, R.C. Leimgruber, H. Leuner, G.K. Müller, J. Ott, C. Rätsch, I. Richter, G. Samorini, M. Semerdzieva, A.T. Shulgin, M.W. Smith, P. Stamets und S. Widmer.
Vorwort
Wer war der erste Narr?
Der Narr bejahte es, wusch sich die Federn vom Leib, zog sich wieder an und ging dann in den Stall, wo er allen Schafen die Augen ausstach und diese in seinem Rock versteckte. Sobald die Braut kam, ging er ihr entgegen und warf ihr die Augen, soviel er nur hatte, ins Gesicht, weil er glaubte, dass man so und nicht anders „die Augen auf jemand werfen muss“ .
Aus einer frühzeitlichen Narrenposse
Niemand weiß, wann der erste Narrenschwamm aus dem Schatten der Erdgeschichte in das Licht des Bewusstseins getreten ist. Niemand weiß, wann der erste Mensch den ersten Schwamm verzehrt hat. Niemand weiß, wer der erste Narr war. Denn – so erscheint es mykophoben Personen – nur Narren begehen die Torheit, eine höhere Wirklichkeit außerhalb der Alltagsbanalität zu suchen. Und das auch noch mit Hilfe dieser merkwürdigen Dinger, die wie Gaias Unrat unheimlich aus schwülem Boden, faulem Holz und stinkendem Kuhmist hervorsprießen. Diese Schwämme oder Pilze, die seit der Antike Angst und Schrecken verbreiten, die aus dem giftigen Geifer der Schlangen entstehen, die als unreiner Auswurf böser Geister erscheinen, konnten Tod und Verderben, Blähbäuche und Narrheit erzeugen. Noch heute sagt der aalglatte Wiener von einem gesellschaftlichen Aussenseiter, „Er hat verrückte Schwammerln gegessen!“
Aber da ist auch die andere Tradition.
Die Alte Welt: Die mykenische Kultur beginnt mit einem Pilztrip. Der Ambrosia des Dionysos war mit Pilzen vermischt. Porphyrius, der lateinische Dichter aus der Zeit Kaiser Konstantins (4. Jh.), weiß von den Pilzen, dass sie die Kinder der Götter sind. Denn wahrhaft göttlich wird einem zumute, hat man die Kinder der Götter in einem quasi kannibalistischen Akt verzehrt. Aber nicht alle Pilze lassen den Menschen am göttlichen Bewusstsein teilhaben. Es sind nur jene, die im christlichen Europa des späten Mittelalters und der früheren Neuzeit als giftige, vom Teufel gesandte Narrenschwämme galten.
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