So dachte ich damals. Wenigstens sind dies die Worte, mit welchen die roten Hefte die Trauerfeier beschreiben.
Ungefähr vierzehn Tage später als die Nachricht von der Niederlage bei Solferino, kam die Nachricht von der Unterzeichnung der Friedenspräliminarien in Villafranca. Mein Vater gab sich alle mögliche Mühe, mir zu erklären, daß es aus politischen Gründen zwingend notwendig war, diesen Frieden zu schließen; worauf ich versicherte, daß es mir auf jeden Fall erfreulich schien, wenn das böse Kämpfen und Sterben ein Ende fand; aber der gute Papa ließ es sich nicht nehmen, mir entschuldigende Auseinandersetzungen zu unterbreiten:
»Du mußt nicht glauben, daß wir Angst haben ... Wenn es auch den Anschein hat, als machten wir Konzessionen, wir vergeben unserer Würde nichts und wissen schon, was wir tun. Wenn es sich um uns allein handelte, so hätten wir wegen dieses kleinen Schachs in Solferino die Partie nicht aufgegeben. O nein, noch lange nicht. Wir brauchten nur noch ein Armeekorps hinunter zu schicken, und der Feind müßte Mailand schnell wieder räumen... Aber weißt du, Martha, es handelt sich um andere allgemeine Interessen und Prinzipien. Wir verzichten jetzt darauf, uns weiter zu schlagen, um die anderen bedrohten italienischen Fürstentümer zu bewahren, welche der sardinische Räuberhauptmann samt seinem französischen Henkersbeistand auch gern überfallen wollte. Gegen Modena, Toskana – wo, wie du weißt, mit unserem Kaiserhaus verwandte Dynastien regieren – ja sogar gegen Rom, gegen den Papst wollen sie ziehen – die Vandalen. Wenn wir nun vorläufig die Lombardei hergeben, so erhalten wir uns damit Venetien und können die süditalienischen Staaten und dem heiligen Stuhl unsere Stütze gewähren. Du siehst also ein, daß wir aus rein politischen Gründen und im Interesse des europäischen Gleichgewichts –«
»Ja, Vater,« unterbrach ich, »ich sehe es ein. Ach hätten diese Gründe doch schon vor Magenta gewaltet!« fügte ich bitter seufzend hinzu. Dann, um abzulenken, zeigte ich auf ein Bücherpaket, das heute aus Wien eingetroffen war.
»Schau' her: der Buchhändler schickt uns verschiedene Sachen zur Ansicht. Darunter ein eben erschienenes Werk eines englischen Naturforschers, eines gewissen Darwin: The Origin of Species – und er macht uns aufmerksam, daß dies besonders interessant sei und geeignet, epochemachend zu wirken.«
»Er soll mich auslassen, der gute Mann. Wer soll sich in einer so wichtigen Zeit, wie die gegenwärtige, für derlei Lappalien interessieren? Was kann denn in einem Buch über Tier- und Pflanzenarten Epochemachendes für uns Menschen enthalten sein? Ja, die Konföderation der italienischen Staaten, die Hegemonie Österreichs im deutschen Bunde: das sind weittragende Dinge; die werden noch lange in der Geschichte bestehen, wenn von diesem englischen Buch kein Mensch mehr etwas wissen wird. Merk dir das.« Ich habe es mir gemerkt.
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