Inhaltsverzeichnis
Titel
Content Notes Content Notes Bei Triggerwarnungen oder Content Notes handelt es sich um die Benennung von sensiblen Themen, damit die Leser*innen selbst die Verantwortung ergreifen und sich entscheiden können, ob sie einen bestimmten Text (in einer bestimmten seelischen Verfassung) lesen wollen. Blut/Wunden/Verletzungen (auch grafisch) – auch bei Kindern, Unfall, Tod, Diskriminierung (Fatphobia, Demenz), Suizid, Feuer, Gewalt gegen Kinder und Tiere, Stalking, Autounfall, Sex
Impressum © 2021 Amrûn Verlag Jürgen Eglseer, Traunstein 13/2021 Covergestaltung: Christian Günther | Tag Eins - Atelier für digitale Medien Lektorat: Anke Höhl-Kayser Printed in the EU ISBN TB 978-3-95869-467-5 ISBN ebook 978-3-95869-468-2 Alle Rechte vorbehalten Besuchen Sie unsere Webseite: amrun-verlag.de Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet unter http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Widmung Für Corinna
Zitat και ό κολοιος ην παλιν κολοιος. Und die Krähe war wiederum eine Krähe. ~ Aesop
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Danksagung
Content Notes
Bei Triggerwarnungen oder Content Notes handelt es sich um die Benennung von sensiblen Themen, damit die Leser*innen selbst die Verantwortung ergreifen und sich entscheiden können, ob sie einen bestimmten Text (in einer bestimmten seelischen Verfassung) lesen wollen.
Blut/Wunden/Verletzungen (auch grafisch) – auch bei Kindern, Unfall, Tod, Diskriminierung (Fatphobia, Demenz), Suizid, Feuer, Gewalt gegen Kinder und Tiere, Stalking, Autounfall, Sex
© 2021 Amrûn Verlag
Jürgen Eglseer, Traunstein
13/2021
Covergestaltung: Christian Günther | Tag Eins - Atelier für digitale Medien
Lektorat: Anke Höhl-Kayser
Printed in the EU
ISBN TB 978-3-95869-467-5
ISBN ebook 978-3-95869-468-2
Alle Rechte vorbehalten
Besuchen Sie unsere Webseite:
amrun-verlag.de
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet unter http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Für Corinna
και ό κολοιος ην παλιν κολοιος.
Und die Krähe war wiederum eine Krähe.
~ Aesop
1
Das Feuerwerk hat aufgehört, und einen Moment lang wird der Park nur vom Licht des Vollmondes beleuchtet, da explodiert neben mir ein weiteres Burgerrestaurant und besprüht Dutzende Katzen mit kochendem Fett.
Ich kann nicht anhalten. Während das Kreischen der Tiere zwischen den Ruinen des 3D-Kinos und brennenden Souvenirshops verschwindet, laufe ich in Richtung Geisterhaus. Ich muss Donnie finden, bevor ihm etwas zustößt.
Natürlich wäre das alles viel einfacher, würde ich nicht ein 14 Kilo schweres Ganzkörper-Rabenkostüm tragen. Der riesige Fiberglas- und Schaumstoffkopf liegt in Bellmores Büro, also kann ich zumindest atmen, doch der Rest drückt mir gegen den Rücken, scheuert meine Schulterwunde auf, verlangsamt jede Bewegung. Immer wieder erwischt der Wind die Flügel und droht mich umzuwerfen. Ich hinterlasse eine Spur aus schwarzen Federn. Schwerfällig laufe ich an der Gokartbahn vorbei und muss unweigerlich an all die Vorträge von Donnie denken. An Verstümmelungen und Todesfälle, die Risiken und Nebenwirkungen der Vergnügungsindustrie. All die Leute, deren letzte Tat es war, die Arme in die Luft zu werfen, um den Fahrtwind besser zu spüren, oder sich Zuckerwatte in den Mund zu stopfen.
Im Niagara Go-Karts and Mini Putt in Kanada wurde 2006 ein zwölfjähriges Mädchen skalpiert, als ihr Pferdeschwanz in den Motor ihres Gokarts geriet.
2009 starb eine 18-Jährige in Großbritannien, stranguliert von ihrem eigenen Schal, der sich auf dem Cambridgeshire Raceway ebenfalls in einem Kartmotor verfangen hatte.
Unsere Gokartbahn wird niemanden mehr verletzen. Die halbe Strecke ist abgesackt, die bunten Wagen liegen verschüttet in einem Graben, der vor einer Stunde noch ein Untergrundtunnel für das Personal war. Während ich versuche, den Rissen und Löchern im Boden auszuweichen, kommt mir eine Gruppe Parkgäste entgegen. Ihre »I ♥ Corona Kingdom«-Shirts sind blutverschmiert oder verkohlt, ihre Taschen voll mit Andenken an den schlimmsten Tag ihres Lebens. Sie weinen und schreien und versuchen, zu den Ausgängen am Rand des Geländes zu gelangen. Ich bin die Einzige, die in Richtung Parkmitte läuft, schwer atmend und durchnässt von der Hitze im Innern des Kostüms. In den riesigen Füßen schwappt mir mein Schweiß um die Knöchel. Haar klebt mir an der Stirn und im Nacken. Stöhnend vor Schmerzen erreiche ich das Geisterhaus.
Vincents Villa thront auf einem Hügel, umgeben von gekrümmten Zedern, umrahmt von einem Eisenzaun. Das alte Gebäude sah schon immer einsturzgefährdet aus, jetzt steht es in Flammen. Bruchstücke eingestürzter Wände liegen auf den Schienen von Lunaphobia. Der Weg der Achterbahn führt steil in das verfallene Haus und durch eine Öffnung im Hügel wieder ins Freie, wie immer. Anders als sonst setzt eine Fahrt jetzt nahtlos an die vorherige an. Das Geschrei derer, die schon wer weiß wie lange darauf gefangen sind, ist bereits stillem Jammern gewichen. Unser Plan sah anders aus.
Ich kann Donnie nirgends sehen, also laufe ich zwischen den falschen Grabsteinen entlang und durch den versteckten Personaleingang, dann bahne ich mir den Weg in Richtung Dachgeschoss. Wie die kolossale Achterbahn nebenan, wie alle anderen Attraktionen, ist auch die Geisterbahn noch in vollem Gange. Durch die Boxen hallt das hohle Gelächter unsichtbarer Gespenster, lange tot, doch noch immer mit Einfluss auf die Lebenden. In den Pausen zwischen Wolfsheulen und Kettenrasseln hört man die echten Schreie der Menschen draußen im Park. Ich kann nur hoffen, dass sich niemand mehr in den Sargwagen befindet und durch den brennenden Teil der Villa gefahren wird. Es sollte nie irgendwer zu Schaden kommen.
Der Weg hinter den Kulissen ist teilweise von weiteren Feuern versperrt, also zwänge ich mich zwischen der Dekoration am Streckenrand auf die Schienen der Geisterbahn. Die Särge fahren langsam, ich muss nicht befürchten, überrollt zu werden, doch je weiter ich komme, umso gefährlicher wird der Weg. Ich laufe durch einen Teil der Attraktion, der einem düsteren Wald nachempfunden ist. Zu beiden Seiten der Strecke stehen mannshohe Puppen zwischen den brennenden Baumattrappen, Zombieversionen der Tiere aus dem Park, die sich bewegen und unerwartet auf die Wagen zuschnellen können. Was sonst selbst Kinder kaltlässt, ist jetzt zu grotesken Mischwesen verwachsen und offenbart die Mechanik unter den Fassaden aus Gummi und Plastik. Frosch und Dachs sind aneinandergelehnt und in einer Umarmung verschmolzen, ihre Gesichter tropfen auf den Boden, ihre Roboteraugen drehen sich ziellos hin und her. Schabe ist auf den Rücken gefallen und rudert mit den dünnen Metallarmen, als würde sie wirklich versuchen, wieder aufzustehen. Bevor ich das Ende des Gangs erreicht habe, zuckt eine der Puppen auf mich zu, halb untoter Schwan, halb entblößte Maschine. Obwohl um mich herum alles zerfällt, kann ich nicht anders, als kurz einzufrieren. Der mechanische Zombieschwan schlägt mit den Flügeln und bewegt wortlos den Schnabel, dann verschwindet er wieder in der Waldkulisse. Ich verharre eine Sekunde, zwei, drei, aber es ist sinnlos, darauf zu warten, dass sich mein Puls wieder beruhigt. Zwischen den künstlichen Bäumen hindurch gelange ich zurück in den Gang nur für Personal.
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