Umso wichtiger ist es deshalb, Strategien zu entwickeln, den Zahnarztbesuch angenehmer zu gestalten und mit weniger negativem Empfinden zu verbinden. Insofern kann dieses eBook nicht nur eine Hilfe für die echten Dental-Phobiker sein, sondern auch jedem Menschen bei seinem nächsten Praxisbesuch unterstützen.
Epidemiologische Untersuchungen (Untersuchungen, die etwas über Gesundheit und Krankheit der Bevölkerung aussagen) zur Zahnbehandlungsangst haben ergeben, dass Frauen mehr Angst vor dem Zahnarzt haben als Männer und besonders Jüngere leiden darunter. So trifft es Menschen unter 40 viermal häufiger als über 60-Jährige. Darüber besteht international eine Übereinstimmung. Allerdings ist es nur tendenziell gesichert, dass wohlhabendere Menschen weniger Dentalphobie zeigen. Unklar ist auch die Beziehung zwischen Familienstatus und Zahnbehandlungsangst. Regelmäßiger Zahnarztbesuch und ein gesundes Ernährungsverhalten tragen zur Zahngesundheit bei. Gesunde Zähne führen automatisch zu weniger Phobie. Man muss ja keinen Zahnarztbesuch befürchten, wenn das Gebiss in Ordnung ist.
Wirtschaftsfaktor Dentalphobie
Volkswirtschaftlich betrachtet entsteht durch die Angst vor dem Zahnarzt ein beträchtlicher Schaden. Ihre gesamte Gesundheit wird schließlich durch systemische Folgeerkrankungen wie Infektionen und kardiovaskuläre Erkrankungen gefährdet. Menschen mit entsprechenden Problemen fallen am Arbeitsplatz aus, liegen im Krankenhaus, verlieren unter Umständen sogar ihren Arbeitsplatz, liegen der Sozialhilfe auf der Tasche, verursachen Kosten durch psychische Behandlungen und Folgeerkrankungen. Sozialer Rückzug, Isolation und Verschlechterung der Gesundheit sind die weiteren Folgen. Durch einen richtigen, professionellen Umgang mit der Dentalphobie kann der volkswirtschaftliche Schaden zwar nicht ganz vermieden, aber deutlich eingegrenzt werden.
Eine Dentalphobie geht meistens auf ein traumatisches Erlebnismit dem Zahnarzt oder während einer Zahnbehandlung zurück. Das ist oft der Ursprung, und der ist in der Regel schon früh anzusiedeln: in der Kindheit oder im jugendlichen Alter. Manche Forscher sagen auch, die Furcht vor dem Bohrer liegt in der Familie. Schlechte Vorbilder durch die Eltern spielen offensichtlich ebenfalls eine Rolle. Nahezu jeder Zehnte Phobiker berichtete in einer entsprechenden Studie davon, dass auch Vater oder Mutter Angst vor Zahnarztbesuchen gehabt hätten.
Weitere Untersuchungen belegen, dass der Nachwuchs von Zahnbehandlungs-Phobikern die betreffenden Ängste häufiger entwickelt als andere Kinder. Psychologen haben dafür auch einen Fachbegriff: Modelllernen. Die Kleinen beobachten das Verhalten der Eltern und ahmen es unbewusst nach. Wenn eine Mutter beispielsweise ängstlich ist und zum Kind sagt, „Hoffentlich wird es heute bei Zahnarzt nicht so weh tun“, dann wird das Kind schon auf eventuell zu erwartende Schmerzen vorbereitet. D.h. die Angst der Mutter überträgt sich – bewusst oder unbewusst – direkt auf das Kind. Selbst wenn die Mutter gar nichts sagt, spürt das Kind die Angst der Mutter und nimmt sie in sich auf.
Es wird daher anders reagieren als ein Kind, dessen Mutter sich unbekümmerter in Sachen Zahnarzt verhält. Ähnliche Phänomene finden wir auch in anderen Bereichen. Wenn etwa die Mutter Angst vor Hunden hat und panisch reagiert, wenn nur in der Ferne schon ein Vierbeiner auftaucht, überträgt sich das auch aufs Kind.
Das ist aber nicht die einzige Erklärung, denn es gibt auch Patienten, die schon immer ängstlichwaren, ohne dass ein traumatisches Ereignis oder übernervöse Eltern als Ursache herhalten mussten. Hier dürften die Ängste, die dann häufig auch mit anderen psychischen Störungeneinhergehen, andere Gründe haben. Oft hängen sie auch mit anderen Phobien zusammen, etwa die Angst, Blut zu sehen, oder die Angst vor Spritzen. Gerade bei Leuten mit geschädigtem Gebiss ist es oft auch die Scham, dem Zahnarzt seine schlechten Zähne zu zeigen und den Mund zu öffnen, sich dessen Urteil anzuhören:
„Mein Gott, wie sehen denn Ihre Zähne aus?!“ Generell sind Angst-Patienten natürlich auch sehr empfänglich für eine Zahnarztphobie, wo sie ja reale Schmerzen spüren und auszuhalten haben. Normale Phobien gehen dagegen eher weniger mit unangenehmen Gerüchen, Schmerzen, Spritzen und Blut einher. Aber das Feld ist eben noch sehr in der Erforschung. Eine Dentalphobie misst sich an subjektiven Kriterien wie andere Phobien auch: Schweißausbrüche, Herzrasen, Verkrampfung und vieles mehr. Man hat eben keinen Bluttest, keine Röntgenaufnahme oder ein Ultraschall-Ergebnis, die klare Diagnosen liefern.
Ursachen im Erwachsenenalter
Möglich ist es aber auch, dass sich die Angstzustände im Zusammenhang mit einer Zahnbehandlung erst im Erwachsenenalter manifestieren. Sie haben als Kind das Ausfallen der Milchzähne längst vergessen und als nicht so schlimm in Erinnerung. Erst bei einer echten Zahnbehandlung aufgrund versteckter Parodontitis zum Beispiel kommen Sie – sarkastisch gesagt – in den Genuss eines kreischenden Bohrers und sprühender kalter Druckluft. Das erste markerschütternde Erleben eines Stichs in die Zahnwurzel oder das Entfernen der Weisheitszähne dürfte bei den meisten bleibende unangenehme Erinnerungen auslösen. Sie können sich alles zwar vorstellen, hatten es aber noch nie am eigenen Leibe zu spüren bekommen. Und dann bekommen Sie Ihr erstes Trauma. Keiner kann sich davon frei machen, das Bohrgeräusch als unangenehm zu empfinden. Und sobald der Zahnarzt mit dem Spatel zwischen den Zähnen kratzt oder die kalte Luft durch Zwischenräume pustet, erschauert uns dieses Gefühl.
Deshalb kommt es ganz besonders auf den Zahnarzt an – und auf sein Einfühlungsvermögen. Ganz wichtig ist deshalb der Umgang mit Kindern auf dem Behandlungsstuhl. Wenn das Kind Vertrauen durch umsichtige Ärzte findet, dann ist schon viel erreicht. Auch die Eltern haben hier eine wichtige Funktion, weil sie quasi näher an ihrem eigenen Kind dran sind. Eltern können ihren Jüngsten den Gang zum Arzt wesentlich erleichtern. Aber auch Erwachsenen muss die Angst genommen werden. Denn schlechte Erfahrungen beim Zahnarzt rufen auch bei Ihnen schließlich Ängste hervor.
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