TIll Symon
Clone Designer
2984
Science Fiction Thriller
Dummheit und Ignoranz
sind die Schutzfaktoren des Menschen,
wenn Wahrheit und Erkenntnis
das Leben unerträglich machen könnten.
Clone Designer – 2984
Deutsche Originalfassung
1. Auflage
© 2019 Till Symon
Alle Rechte vorbehalten
Keine Weiterverbreitung – auch nicht teilweise – ohne Genehmigung
Korrektorat: Dr. phil. Frank Weinreich
Covergestaltung: Till Symon
Images: iStockphoto
Weitere Infos, Hörspielausschnitt und Trailer unter
www.clone-designer.com
2984 - Prolog
»Da kommt Mel.«
Jaimie stieß Clark mit dem Ellenbogen an, als sie zum Eingang blickte. Mel sah verschlafen aus und schaute etwas irritiert in die Runde. Dann entdeckte er Clark und Jaimie, die mit irgendwelchen sieben Männern an einem Tisch saßen. Verdutzt ging er auf sie zu. »Clark, was machst du denn hier? Bist du wieder bei Allsa?«
Ungläubig schaute er Jaimie an. Sie hätte er erst recht nicht hier erwartet. Er setzte sich zu ihnen und schaute mit skeptischem Blick auf die Männer. »Wie war dein Backup?« fragte Clark. »Anstrengend, ich fühle mich anders als sonst. Als wenn ich gestern die Nacht durchgesoffen hätte.«
Jaimie und Clark grinsten sich an. Mel versuchte, die unerwartete Situation zu begreifen. »Clark, Allsa zu verlassen, war eine kluge Entscheidung. Dieses Projekt stinkt. Es stinkt von oben bis unten, hörst du?« Er stockte und schaute missmutig auf die Männer. »Mel, keine Geheimnisse, sie wissen alle Bescheid und sind vertrauenswürdig«, sagte Clark. »Wer sind die?« Mel wusste nicht, was er glauben sollte.
»Verdammt, Clark, ich versuche, aus diesem Ding mit aller Mühe rauszukommen und du springst einfach wieder mit rein. Wieso ziehst du da auch noch Jamie mit in die Sache?« Er strich sich mit den Händen durchs Gesicht und schüttelte verständnislos den Kopf. »Mann, ich habe gerade Sarah mit größter Mühe aus der Schusslinie gebracht. Ich hatte gehofft, dass du aufgewacht bist, Clark. Haben die euch alle schon so fest im Griff?« Clark bemühte sich, Mel zu beruhigen, griff ihn am Arm und lächelte ihn selbstzufrieden an. »Nein, Mel, wir haben die Situation schon alle richtig verstanden.« Alle am Tisch nickten und lächelten. Mel zeigte sich unbeeindruckt. »Ihr habt alle nichts verstanden. Er holt sich jetzt jeden von uns, hörst du? Jeden.«
»Keiner von uns macht da noch mit, Mel. Wir sind alle ausgestiegen. Wir haben ein neues Projekt. Es ist gut finanziert und eine große Herausforderung. Wir haben freie Hand, niemand wird uns stören.«, sagte Clark. »Mel, die Ecopoesis auf der Fortuna ist kritisch«, sagte Jaimie.
»Verstehe. Ihr seid evakuiert worden.«
»Nein, nein, so schlimm ist es noch nicht. Aber der Format wird immer trockener«, antwortete sie. »Natürlich wird er das«, brauste Mel auf. »Sie haben die völlig falschen Kulturen angesetzt. Niemanden hat das interessiert. Solange man da noch atmen kann, ist für die noch alles in bester Ordnung.«
»Genau darum geht es, Mel«, sagte Clark. »Wir müssen eine neue Sorte entwickeln und neu ansetzen. Wir haben die Exklusivrechte und können das Patent für uns anmelden.«
»Wie hoch ist das Budget?«
»Unbegrenzt, bis wir fertig sind«, sagte Jaimie.
»Die geben uns ein unbegrenztes Budget für einen Individualisten Formaten? Wie habt ihr das geschafft?«
»Sie waren mit unseren Ergebnissen hier auf der Iseris sehr zufrieden. Der Format gedeiht so gut, wie kein anderer zuvor. Für Allsa ist er eine Goldgrube.« Mel winkte ab und schüttelte den Kopf. »Moment mal, Moment mal, Clark. Seid wann machst du in Ecopoesis?«
»Das war eine ganz spontane Entscheidung. Ich bin da zufällig auf etwas gestoßen, habe hier Tests gemacht und – Boom! Es dehnte sich mit zehnfacher Geschwindigkeit aus.«
»Warum warst du gestern nicht mit im Seminar?«
»Ich habe mein eigenes Labor und bin raus. Die Seminare interessieren mich nicht mehr.« Mel war skeptisch. Er dachte an einen Trick, dass sie auf ihn angesetzt wurden, ihn reinlegen wollten. Der Barkeeper kam mit einem Tablett zu ihnen und servierte Getränke. »Hey, Mel, mein Vater würde gerne an dem Projekt teilnehmen, falls du noch einen guten Mann brauchst.«
»Mel, wir brauchen dich«, sagte Jaimie mit flehender Stimme.
»Du und Sarah seid für das Projekt freigegeben«, sagte Clark. »Nur seid ihr dann keine Elite mehr.«
»Umso besser«, lachte Mel und überlegte einen Moment. Dann sprang er auf. »Also gut, ich bin dabei.«
»Dann lass uns sofort los«, sagte Jaimie.
»Was denn, jetzt sofort? Ich muss dann aber noch einmal kurz auf die Station …«
»Nein, nein, Mel, ich habe deine Sachen schon geholt. Du solltest nicht mehr auf die Station gehen.«
Mel spürte, dass etwas nicht stimmte und zögerte. Bisher hatte Clark mit seinen Ideen aber immer richtig gelegen. Er musste an seine Tochter Sarah denken. Vielleicht war das gerade der richtige Moment, den Exit zu finden. Allsa entlässt sie aus der Elite und sie haben ihr Leben wieder selbst in der Hand. Das wäre das, was er sich gewünscht hatte. Aber nun dieser plötzliche Wandel. Sie würden sie einfach so gehen lassen? Clark war nun schon lange bei der Konkurrenz. Vielleicht hatte er einen goldenen Weg gefunden. Mit einem Seufzer stand er auf. Jaimie und Clark winkten den Männern zu. Mel blickte sie noch einmal alle an. Sie hatten alle so zufriedene Gesichter. Es passte so gar nicht in die gegenwärtige Situation, aber er kannte sie ja auch nicht.
Als sie draußen waren, stutzte Mel wieder. »Wohin geht ihr? Die Rampe liegt in diese Richtung.« Er zeigte mit dem Finger in die entgegengesetzte Richtung. Clark zog ihn in die andere Richtung.
»Mein Schiff steht hinter der Siedlung.«
»Wieso steht es nicht auf der Rampe?«
»Ich habe eine Außenlandegenehmigung.«
»Wozu? Kann mir das vielleicht mal einer erklären?«
Jaimie nahm Mel in den Arm. »Ja, Mel, auf der Fortuna wirst du mehr erfahren und jetzt komm. Wir fangen ein neues Leben an.« Mel blieb wieder stehen. »Hier stimmt doch was nicht.«
Zwei Männer kamen auf sie zu und wollten in die Bar gehen. Sie begrüßten ihn freundlich. Es waren Designer aus seinem Team. Auch ihre Gesichter wirkten locker und entspannt. Hatte Allsa ihnen vielleicht Drogen verabreicht? Wieder stutzte Mel, als er vor seinem Schiff stand. »Das ist nicht das Schiff, das ich von dir kenne.«
»Es ist eine Ecolight III.« Mel staunte. »Deine Geschäfte müssen ja wirklich gut laufen.«
Als sie abhoben und über den Formaten schwebten, bewunderte er die vielen grünen Ecospots auf der Oberfläche. Er war fasziniert. »Als ich hier vor ein paar Tagen ankam, waren die noch wesentlich kleiner. Das ist ja wirklich unglaublich, wie sich das ausbreitet. Wenn dir das gelungen ist, Clark, dann glaube ich an deine Patente. Damit wird man reich. Nur verrate mir eins. Warum hast du dich nicht viel früher gemeldet?« Clark überlegte einen Moment, was er sagen sollte. Auch Jaimie schaute etwas verlegen, suchte nach einer passenden Antwort.
»Weißt du, Mel, der Weg dahin kann ganz schön steinig sein. Und du weißt ja, wie riskant es ist, wenn man wichtige Patente allein umsetzen möchte. Ich wollte erst mal auf der sicheren Seite sein, bevor ich dich einlade und du Risiken ausgesetzt wirst.«
Mel nickte andächtig. »Weißt du eigentlich, was sie mit Aussteigern machen?« Clark musterte Mels Schädeldecke, die eine makellos reine Haut aufwies. »Doch, Mel, ich glaube, ich weiß, was die alles machen«.
Conestar 64
Clark hatte seinen Pilotensessel in die Ruheposition gebracht. Seit 16 Stunden befand er sich nun im Dämmerschlaf. An seiner Stirn hafteten kaum spürbar zwei Elektroden, die diesen Prozess der Entspannung, zwischen Schlafen und Wachen auslösten. Es war das einzige Mittel, die langen Phasen des Gleitens durch den Weltraum zu überbrücken, in denen einfach nichts zu passieren schien. Bis auf ein leises Rauschen der Klimatisierung und das gelegentliche kurze Surren der Steuerungsdüsen, die das Schiff auf dem vorgegebenen Kurs hielten, würden die Stille und Eintönigkeit bald jeden verrückt machen. Besonders wenn man ganz allein unterwegs war, so wie Clark.
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