Till Symon - Clone Designer - 2984

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2984
Eintausend Jahre später überwachen Großkonzerne den Genpool der Menschen, ihre Wiedergeburt, und Lebensverlängerung gibt es nur über Bonuspunkte. Doch es herrscht Konsummüdigkeit. In der größten Weltwirtschaftskrise züchten Allsa Unternehmer mit einem Gen Cocktail den Supermanager Castello heran, der jedoch entgleist und sich selbst zum Herrscher des Universums machen möchte. Sein Erfolgskonzept liegt in einem Geheimprojekt namens Multirecon Plus. Dafür verschwinden 100 Top Clone Designer auf mysteriöse Weise.
Till Symon beschreibt in seinem Debüt Roman beängstigend nachvollziehbar den Kontrollwahn machtgieriger Geschäftemacher, wenn ihnen die technischen Möglichkeiten der Zukunft in die Hand gegeben werden. Mit skurrilen und witzigen Einlagen, in einer rapiden Handlung, lässt dieser Roman nicht nur nachdenklich werden, sondern auch schmunzeln.

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TIll Symon

Clone Designer

2984

Science Fiction Thriller

Dummheit und Ignoranz

sind die Schutzfaktoren des Menschen,

wenn Wahrheit und Erkenntnis

das Leben unerträglich machen könnten.

Clone Designer – 2984

Deutsche Originalfassung

1. Auflage

© 2019 Till Symon

Alle Rechte vorbehalten

Keine Weiterverbreitung – auch nicht teilweise – ohne Genehmigung

Korrektorat: Dr. phil. Frank Weinreich

Covergestaltung: Till Symon

Images: iStockphoto

Weitere Infos, Hörspielausschnitt und Trailer unter

www.clone-designer.com

2984 - Prolog

»Da kommt Mel.«

Jaimie stieß Clark mit dem Ellenbogen an, als sie zum Ein­gang blickte. Mel sah verschlafen aus und schaute etwas irri­tiert in die Run­de. Dann entdeckte er Clark und Jaimie, die mit irgendwelchen sieben Männern an einem Tisch saßen. Verdutzt ging er auf sie zu. »Clark, was machst du denn hier? Bist du wieder bei Allsa?«

Ungläubig schaute er Jaimie an. Sie hätte er erst recht nicht hier erwartet. Er setzte sich zu ihnen und schaute mit skep­tischem Blick auf die Männer. »Wie war dein Backup?« fragte Clark. »Anstrengend, ich fühle mich anders als sonst. Als wenn ich gestern die Nacht durch­gesoffen hätte.«

Jaimie und Clark grinsten sich an. Mel versuchte, die uner­wartete Situation zu begreifen. »Clark, Allsa zu verlassen, war eine kluge Ent­schei­dung. Dieses Projekt stinkt. Es stinkt von oben bis unten, hörst du?« Er stockte und schaute miss­mutig auf die Männer. »Mel, keine Geheimnisse, sie wissen alle Be­scheid und sind ver­trau­ens­würdig«, sagte Clark. »Wer sind die?« Mel wusste nicht, was er glauben sollte.

»Verdammt, Clark, ich versuche, aus diesem Ding mit aller Mühe rauszukommen und du springst einfach wieder mit rein. Wieso ziehst du da auch noch Jamie mit in die Sache?« Er strich sich mit den Hän­den durchs Gesicht und schüttelte ver­ständnislos den Kopf. »Mann, ich habe gerade Sarah mit größter Mühe aus der Schusslinie gebracht. Ich hatte gehofft, dass du aufgewacht bist, Clark. Haben die euch alle schon so fest im Griff?« Clark bemühte sich, Mel zu beruhigen, griff ihn am Arm und lächelte ihn selbstzufrieden an. »Nein, Mel, wir haben die Situ­ation schon alle richtig verstanden.« Alle am Tisch nickten und lächelten. Mel zeigte sich unbeeindruckt. »Ihr habt alle nichts ver­standen. Er holt sich jetzt jeden von uns, hörst du? Jeden.«

»Keiner von uns macht da noch mit, Mel. Wir sind alle aus­ge­­stie­gen. Wir haben ein neues Projekt. Es ist gut finanziert und eine große He­raus­­forderung. Wir haben freie Hand, nie­mand wird uns stören.«, sagte Clark. »Mel, die Ecopoesis auf der Fortuna ist kritisch«, sagte Jaimie.

»Verstehe. Ihr seid evakuiert worden.«

»Nein, nein, so schlimm ist es noch nicht. Aber der Format wird im­mer trockener«, antwortete sie. »Natürlich wird er das«, brauste Mel auf. »Sie haben die völlig fal­schen Kulturen an­gesetzt. Niemanden hat das interessiert. Solange man da noch atmen kann, ist für die noch alles in bester Ordnung.«

»Genau darum geht es, Mel«, sagte Clark. »Wir müssen eine neue Sorte entwickeln und neu ansetzen. Wir haben die Ex­­­klu­sivrechte und können das Patent für uns anmelden.«

»Wie hoch ist das Budget?«

»Unbegrenzt, bis wir fertig sind«, sagte Jaimie.

»Die geben uns ein unbegrenztes Budget für einen Indi­vi­dualisten Formaten? Wie habt ihr das geschafft?«

»Sie waren mit unseren Ergebnissen hier auf der Iseris sehr zufrie­den. Der Format gedeiht so gut, wie kein anderer zuvor. Für Allsa ist er eine Goldgrube.« Mel winkte ab und schüttelte den Kopf. »Moment mal, Moment mal, Clark. Seid wann machst du in Eco­poesis?«

»Das war eine ganz spontane Entscheidung. Ich bin da zufällig auf etwas gestoßen, habe hier Tests gemacht und – Boom! Es dehnte sich mit zehnfacher Geschwindigkeit aus.«

»Warum warst du gestern nicht mit im Seminar?«

»Ich habe mein eigenes Labor und bin raus. Die Seminare interes­sieren mich nicht mehr.« Mel war skeptisch. Er dachte an einen Trick, dass sie auf ihn ange­setzt wurden, ihn reinlegen wollten. Der Barkeeper kam mit einem Tablett zu ihnen und servierte Getränke. »Hey, Mel, mein Vater würde gerne an dem Projekt teilnehmen, falls du noch einen guten Mann brauchst.«

»Mel, wir brauchen dich«, sagte Jaimie mit flehender Stim­me.

»Du und Sarah seid für das Projekt freigegeben«, sagte Clark. »Nur seid ihr dann keine Elite mehr.«

»Umso besser«, lachte Mel und überlegte einen Moment. Dann sprang er auf. »Also gut, ich bin dabei.«

»Dann lass uns sofort los«, sagte Jaimie.

»Was denn, jetzt sofort? Ich muss dann aber noch einmal kurz auf die Station …«

»Nein, nein, Mel, ich habe deine Sachen schon geholt. Du solltest nicht mehr auf die Station gehen.«

Mel spürte, dass etwas nicht stimmte und zögerte. Bisher hatte Clark mit seinen Ideen aber immer richtig gelegen. Er muss­te an seine Tochter Sarah denken. Vielleicht war das gera­de der richtige Moment, den Exit zu finden. Allsa entlässt sie aus der Elite und sie haben ihr Leben wieder selbst in der Hand. Das wäre das, was er sich gewünscht hatte. Aber nun die­ser plötzliche Wandel. Sie würden sie einfach so gehen las­sen? Clark war nun schon lange bei der Konkurrenz. Viel­leicht hatte er einen goldenen Weg gefunden. Mit einem Seufzer stand er auf. Jaimie und Clark winkten den Männern zu. Mel blickte sie noch einmal alle an. Sie hatten alle so zufriedene Gesichter. Es passte so gar nicht in die gegenwärtige Situation, aber er kannte sie ja auch nicht.

Als sie draußen waren, stutzte Mel wieder. »Wohin geht ihr? Die Rampe liegt in diese Richtung.« Er zeigte mit dem Finger in die entge­gengesetzte Richtung. Clark zog ihn in die an­dere Richtung.

»Mein Schiff steht hinter der Siedlung.«

»Wieso steht es nicht auf der Rampe?«

»Ich habe eine Außenlandegenehmigung.«

»Wozu? Kann mir das vielleicht mal einer erklären?«

Jaimie nahm Mel in den Arm. »Ja, Mel, auf der Fortuna wirst du mehr erfahren und jetzt komm. Wir fangen ein neues Leben an.« Mel blieb wieder stehen. »Hier stimmt doch was nicht.«

Zwei Männer kamen auf sie zu und wollten in die Bar ge­hen. Sie begrüßten ihn freundlich. Es waren Designer aus sei­nem Team. Auch ihre Gesichter wirkten locker und ent­spannt. Hatte Allsa ihnen viel­leicht Drogen verabreicht? Wie­der stutzte Mel, als er vor seinem Schiff stand. »Das ist nicht das Schiff, das ich von dir kenne.«

»Es ist eine Ecolight III.« Mel staunte. »Deine Geschäfte müssen ja wirklich gut laufen.«

Als sie abhoben und über den Formaten schwebten, be­wun­derte er die vielen grünen Ecospots auf der Oberfläche. Er war fasziniert. »Als ich hier vor ein paar Tagen ankam, waren die noch wesentlich kleiner. Das ist ja wirklich unglaub­lich, wie sich das ausbreitet. Wenn dir das gelungen ist, Clark, dann glau­be ich an deine Patente. Damit wird man reich. Nur verrate mir eins. Warum hast du dich nicht viel früher gemel­det?« Clark überlegte einen Moment, was er sagen sollte. Auch Jai­mie schaute etwas verlegen, suchte nach einer passenden Ant­­wort.

»Weißt du, Mel, der Weg dahin kann ganz schön steinig sein. Und du weißt ja, wie riskant es ist, wenn man wichtige Patente allein umset­zen möchte. Ich wollte erst mal auf der sicheren Seite sein, bevor ich dich einlade und du Risiken aus­gesetzt wirst.«

Mel nickte andächtig. »Weißt du eigentlich, was sie mit Aussteigern machen?« Clark musterte Mels Schädeldecke, die eine makellos reine Haut auf­wies. »Doch, Mel, ich glaube, ich weiß, was die alles machen«.

Conestar 64

Clark hatte seinen Pilotensessel in die Ruheposition ge­bracht. Seit 16 Stunden befand er sich nun im Dämmerschlaf. An seiner Stirn haf­teten kaum spürbar zwei Elektroden, die die­sen Prozess der Entspan­nung, zwischen Schlafen und Wachen auslösten. Es war das einzige Mittel, die langen Phasen des Gleitens durch den Weltraum zu über­brücken, in denen einfach nichts zu passieren schien. Bis auf ein leises Rauschen der Klimatisierung und das gelegentliche kurze Surren der Steu­erungsdüsen, die das Schiff auf dem vorgegebenen Kurs hielten, würden die Stille und Eintönigkeit bald jeden verrückt machen. Beson­ders wenn man ganz allein unterwegs war, so wie Clark.

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