Beim Passieren des Äquators, seemännisch: der Lien oder Sünnenlien, wurde mit dem neugierigen Jungen allerlei Spaß getrieben. De Jung ward bi ’n Äquator na baben schickt, he sall de Lien oewer de Toppen smiten – damit das Schiff darunter hindurchfahren könne. Dat hebben se ok maakt, wenn de Lien passiert würd. Denn würd ’n Hoor in den Kiker schaben un denn to den Jung seggt: Hest de Lien all sehn? – Nee. – Na, denn kiek hier rin, hier kannst de Lien sehn! – Twee grote Wienbuddel würden tosaambunnen as Kiker, unnen vör den Bodden ward ’ne fine Snuur dörchtreckt. Denn ward to den Jung seggt: Hier, kannst de Sünnenlien bekiken!
Lagen zwei Segelschiffe auf gleichem Kurs, sah jeder Schiffer seinen Ehrgeiz darin, das Schiff des anderen zu überholen. Und es gab dann Neckereien, bei denen auch der Schiffsjunge beteiligt war. Wenn ’n anner Schipp den Wind rumer hett un mihr Fohrt sägelt, ward to den Jung seggt: Smiet em ’n stuwen Bessen vör de Boog, dat he nich so väl Fohrt sägelt! – Wenn wi en anner Sägelschipp vörbisägeln deden, säd uns Schipper to den Jung: Jung, wies em mal de Tamp von de Schoot! Denn müsst de Jung dat anner Schipp ’n End henhollen.
Ich nenne noch einige Foppereien. Wenn es regnete, wurde zum Jungen gesagt: Jung, stieg na baben, stopp de Löcker to! De Kaptain säd mal to mi, as wi Bornholm passieren deden un dat Schipp up- un daaljumpt: Gah hen mit de Handspaak, sasst Bornholm fasthollen! – Jung, haal de Brook up, kümmt ’ne düster Wulk up! – Kasper, röög di, is ’n Billerballer in de Luft!
Dem Jungen wurde auch vorgeredet, man würde bald eine Postboje passieren, in die er Briefe für seine Eltern stecken könne. Auf einer Reise auf dem Indischen Ozean nahmen sich die älteren Mannschaften Papier vor und schrieben scheinbar eifrig. Die Frage des Schiffsjungen, was sie machten, blieb nicht aus; sie erklärten ihm, sie schrieben Briefe nach Hause, und diese sollten in die bald in Sicht kommende Postboje gesteckt werden, die von dem nächsten nach Deutschland fahrenden Dampfer geleert würde. Sofort schrieb auch der Junge seinen Brief und hielt von abends zehn bis morgens sechs Uhr Ausschau nach der Postboje.
Wenn de Jung toierst rutkeem in den Ozean, würd to em seggt: Pass up, nu kümmt de Klabatersmann! – Se hebben den Jung rutschickt; een Madroos hett tuten müsst, denn is em seggt worden, dat wier de fleegen Hollanner – so hebben se em grugen maakt.
Hören wir nun noch von den alten Hänselbräuchen, die mit dem Jungen geübt wurden. An bestimmten Stellen musste der Neuling, der zum ersten Mal die Reise machte, sich in die Gemeinschaft der Schiffsbesatzung einkaufen. Manche Eltern gaben dem Jungen zu diesem Zweck eine oder mehrere Flaschen Rum mit auf die Fahrt. Sonst musste der Junge ein Papier unterschreiben, dass er sich verpflichte, im nächsten Hafen für die Mannschaft eine Flasche auszugeben.
Bi Dragör in de Droogden stünnen früher twee Witt Leitbaken as Seemarken bi ’t Insägeln, de een wier ’n bäten lütter as de anner (hüüt liggen dor Füertunnen). Dee würden nennt de Drago’sch Schult un sien Soehn. Wenn en Jung dor to ’n iersten Mal passieren ded, säd een von de Madrosen so biwäglang: Jung, kiek eens, wat hest du uppe Mütz! Denn nehm jo de Jung de Mütz af. So, säd de Madroos, nu hest du den Dragoischen Schulten goden Dag seggt. – Ik heff bäden müsst:
Dit is des Drago’sch Schult,
un dit is sien Fru.
Lin wer sien Fru will kennen lihren,
Dee mööt den Drago’schen Schulten ihren.
Goden Dag ok!
Weck nennten de beiden Baken ok den Groten Christopher un den Lütten Christopher. Ik heff bi Dragö seggen müsst:
Ich grüße dir, Ron di buffei, mit deine neunundneunzigjährige Jungfrau und rufe dreimal Hurra!
Ein anderer Hänselplatz war Kullen. Vör den Kollschen Zägenbuck – so würd de Felsen nennt – heff ik dreemal de Mütz afnähmen un Hurra ropen müsst. – Koll is ’n Hänselplatz. Ik heff seggen müsst:
Koll is holl, Koll is rund, Koll nimmt den Buddel vör de Mund.
Donn müsst ik de Buddel Rum hergäben, dee ’k in de Hand hadd. – Bi Hog-Kullen sitt ’ne Fru mit ’n Spinnrad uppe Klipp un spinnt. De Madrosen säden mi, dee müsst erlöst warden; dorüm müsste jeder, dee dor toierst passieren ded, Geld to ’n Verdrinken utgäben.
Beim Einhänseln ging es manchmal sogar feierlich zu. Ik heff up ’t Anker swören müsst, as ik hänselt hadd. Ik müsst dree Fingern hochhollen – grad as de Rekruten bi ’n Fahneneid – un swören, dat ik mien Tiet uthollen wull up dat Schipp un de Seefohrt tru bliben.
Im Allgemeinen aber überwog doch die Spielform des Brauches. Wenn ’n Jung to ’n iersten Mal Kaap Huurn passieren ded, würd he in ’n Sack stäken un de Sack tobunnen. Denn würd he vör dat Spill leggt un mit in End dörchtreckt unner dat Spill. De Madrosen stürmen denn all dor un göten em ümrner de Emmer vull Water so roewer. So würd he döfft. De Jung glööwt jo denn, de Düwel oder Neptun hadd dat daan. Wer sich sträubte, dem Hänselbrauch zu willfahren, musste mit empfindlichen Abreibungen rechnen. Up de hollandschen Schäpen, dee na de Oostinns fohren deden, wier dat so Mod: Wenn een sik strüwen ded un nich inhänseln wull, würd em ’n End unner dat Lief stäken; denn würd he vierkantig oewer Buurd smäten un nich ihrer wedder ruphaalt, bet he ja seggen ded. So hören wir auch nur einmal von einer offenbar erfolgreichen Weigerung des Jungen: Ik heff nich hänselt, dor wier ik to steensch to.
Unter den Dingen, die dem Jungen das Leben schwer machten, spielte oft die Seekrankheit die größte Rolle. Allerdings hatte und hat nicht jeder unter ihr zu leiden. Manche alten Seebären haben mir mit Stolz erzählt, dass sie niemals in ihrem Leben seekrank gewesen seien: Dag un Nacht künn ik fräten, oewer seekrank bün ’k nich worden. – Ik bün nie seeduun wäst. Je duller de See güng, je lustiger wier mi ’t to Moot. Wenn de Bräkers oewerballern deden, stünn ik vörn un reep hurra! – As ik toierst utfohren ded, säd en oll Madroos to mi, Bornholm kreeg ik doch nich to sehn; he meente, denn wier ik seekrank, wenn wi dat passieren deden. Dor säd de Schipper: Räd em man nich to Hohn – un ik bün nich krank worden. – En Madroos wull mi bangmaken. He säd to mi: Nu kümmt bald Rassmus langssiet mit de leddern Boot, dee will sinen Kunterbüüt von di halen un namäten, wat du äten hest. Oewer he würd ihrer krank as ik un müsst all de Plummen un Klüüt wedder hergäben un de fetten Speckklöppers dorto.
Andere dagegen wurden immer wieder seekrank. Dazu sagt der Matrose: Das Aufundnieder geht wohl, aber der Deuwel hol das Hinundwieder! Wenn se eenen oder twee Mond in ’n Haben fastlägen hebben, un dor föllt denn fuurts, wenn se rutkamen, spöttsches Wäder in, dat se baben in de Takelage arbeiten möten, denn sünd se farig. Oll Madrosen kotzen oft, wenn se baben arbeiten. Wenn ’n so enen an de Luwkant hett un enen dat in ’t Gesicht spritzt – dat is nich schön. – Madrosen, dee ’t nich uthollen künnen, scheid’ten oft ganz ut. Schon beim ersten Sturm zeigte sich, ob der Junge seeweik oder aber fuustfast war, das heißt, ob er der gefürchteten Seesüük verfiel oder nicht. Min Schipper hett mi so oft to Koi jagt; dat is slicht, wenn man ümmer slimm un oewel is un sall denn wat doon. – As ik seekrank wier, heff ik dacht: Leegst du unner ’n Swienskaben, denn wierst wenigstens an Land! – Ik hadd mal ’n Jung an Buurd, dee wier de ganze Reis’ oewer seekrank – dee tehrte af as de Dag.
An gutem Rat, wie man dem Übel vorbeugen könne, fehlte es nicht. Wenn man de Jungens to Narren bruken wull, denn würd ehr vörsnackt, se müssten ’n Babbelsteen in de Mund nähmen, dat se nich seekrank würden. Dat wier ’n gälen Steen, dor wieren Striche krüüz un dwass up. Mien Vadder hadd so ’n Steen mitbröcht. – Wenn de Jung de ierst Reis’ maken ded, würd he fragt: Na, hett dien Mudder di ok ’n Babbelsteen mitgäben? – De Jung hett ’n Kieselsteen in de Mund nähmen müsst, den dörft he nich rutnähmen, oewer antwuurten müsst he, wenn de Madrosen em fragen deden. Öh, öh…, säd he denn, mihr künn he jo nich rutkrigen. Der ursprüngliche Sinn steckt wohl in dieser Fassung: Du mööst ’n Steen in ’ne Mund nähmen. Solang du em inne Mund hest, büst du nich seekrank (sonst fliegt er nämlich mit hinaus). Es wurden aber noch weitere Mittel angepriesen: Gah hen na ’n Kock un laat di ’n solten Hiring gäben, den mööst unner in den Stäwel leggen, denn warst du nich krank. – Mööst ’n Hiring an ’n Sägelband anbinnen un up un daal trecken – denn ward di sachter. Oder: Du mööst ’n Stück Speck an ’n Bändsel binnen, daalslucken un wedder ruthalen. – Ik wier Kocksmaat. Ik dacht: Wisst eens daaljumpen in de Proviantskamer. Dor heff ik ’n Hiring so roh upäten. Dat hülp, donn kreeg ik wedder Appetit. – Man mööt ’n solten Hiring ’n Ogenblick uppe Kombüs leggen, dat he drögen deit, un denn so mit Huut un Hoor upäten. Bi mi hett ’t sien Deensten daan – ik bün nich seekrank worden. – Ik führte mit enen Jung tosamen, dee würd dull seekrank. Dor rädten de Madrosen em vör, he müsst achter up ’t Heck sitten gahn, de Briggschoot in de Hand nähmen un dat Schipp vör ’n Noors haugen, dat dat ’n bäten sachter gahn würd, un nich so wraken ded. Dat ded de Jung ok, bet de Schipper em ropen ded: Wat maakst du dor? Ja, ik sall… Wider keem he nich, dor hadd he weck rankregen. – Wi hadden eens ’n Jung an Buurd, dee jammerte ümmer los: „Ich muss krepierenl“ Ik säd: „Ik weit wat dorgegen.“ – „Sagen Sie doch, sagen Sie dochl“ – „Se möten ’ne Rull Priemtobak un ’n Mund vull Steenkahlen un ’n solten Hiring tohoop ornlich dörchkaugen.“ He meent oewer: „Hab ich gekotzt, kotz ich dann erst!“
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