In vielen Ländern habe ich gelebt, in denen die Frau im Beruflichen wie eine Lady, d.h. sehr respektvoll, behandelt wird – so ist es auch in Spanien, Italien, Frankreich, England oder Lateinamerika. Das höfliche Verhalten der Männer, das meist als gebührender Respekt, Wertschätzung und Ehre den Ladies gegenüber und nicht, wie es viele Frauen in Deutschland empfinden, als Erniedrigung gemeint ist, wird dort mit Freude angenommen und erwidert. Frauen sollten sich nicht verunsichern lassen. Sie sollten die Ehrerbietung als Geschenk und die meist ernst gemeinte Wertschätzung und das Kompliment annehmen.
Liebe Leserinnen, verbinden Sie das weibliche Auftreten mit einigen gesellschaftlichen Gepflogenheiten, die Sie womöglich längst verinnerlicht haben – wie das Schalten beim Auto fahren. Stehen Sie zu dem, wie Sie sind und wie Sie denken. Authentizität und nicht aufgesetztes Verhalten sind gefragt! Dies Buch soll Ihnen im Job weiter helfen.
Weiter als »mein Haus, mein Auto, mein Reitpferd« bringt Sie: »meine Persönlichkeit, mein Auftritt, meine Tat, mit mir und mit der Welt im Reinen sein!«. Ihre Weiblichkeit ist dazu der optimale Rahmen.
Nürnberg, den 14. August 2011
Friederike von der Marwitz

GRUSSWORT
Professor Dr. Parissa Haghirian,
Associate Professor of International Management,
Sophia University, Tokyo, Japan.
Sehr geehrte Frau von der Marwitz,
ich freue mich wirklich sehr, von Ihrer bevorstehenden Buchpublikation zu hören. Besonders freut mich natürlich, dass unser Gespräch im Herbst 2009 in Tokio den Anstoß und die Inspiration für Ihr neues Buch gegeben hat. Wir sind beide der Meinung, dass es nicht nur mehr Frauen im modernen deutschen Geschäftsleben geben soll, sondern dass sich diese außerdem auch in sehr unterschiedlichen Rollen – jenseits von gängigen Klischees – in ihrer Karriere verwirklichen sollten.
Um dieses Ziel zu erreichen, leistet Ihr Buch einen wichtigen Beitrag. Es ermutigt Frauen, sich nicht nur auf männliche Strategien zu berufen, wenn sie nach einer erfolgreichen Karriere streben, sondern auch zu ihrer Weiblichkeit zu stehen und auch die »Lady«, auch im Business, nicht zu vergessen. Ihr Buch wird helfen, Selbstvertrauen und Auftreten von modernen Managerinnen zu stärken und der modernen deutschen Geschäftswelt etwas mehr Eleganz zu verleihen.
Ich wünsche Ihnen sehr viel Erfolg mit Ihrem Werk und hoffe, es werden noch viele weitere folgen.
Herzliche Grüße wünscht aus Tokio,
Parissa Haghirian
I. TEIL
FÜR EINE (ALLTAGS-) KULTUR DER NACHHALTIGKEIT
Von Dr. Alexandra Hildebrandt,
Expertin für Nachhaltigkeit und Wirtschaftskommunikation
sowie DFB-Nachhaltigkeitsbeauftragte
Weshalb bewegen royale Events so viele Menschen weltweit? Vielleicht, weil sie neben Glamour und Schönheit auch die tiefe Sehnsucht nach Orientierung, Traditionen und Werten widerspiegeln, die scheinbar immer mehr verloren gehen: Familiensinn, Bildung, Wertschätzung und Beständigkeit. In einer Welt der Vereinfachung und Verkürzung (»Hallo«, »Hi«, »FYI«, »MfG«, »Mahlzeit«) oder überfallartiger Aufforderungen zwischen Tür und Angel (»auf einen Sprung vorbeikommen«) zerfällt auch die Kultur des Miteinanders, wie das Beispiel aus dem Wirtschaftsmagazin »brand eins« zeigt:
Vor dem Tresen steht ein Mann, reif für die Schere. »Guten Abend, kann ich Ihnen helfen?«, fragt sie. Der Mann schaut sich um, als werde er verfolgt. »Schneiden«, sagt er. Womit das Notwendige doch wohl gesagt wäre. Dachte er. Der Gesichtsausdruck der Friseurin aber friert ein. »Ganz ehrlich: Ein Satz mit `Guten Tag` und ´bitte` hätte es auch getan«, sagt sie. Der Kunde reagiert sauer, macht auf dem Absatz kehrt und verlässt den Laden. Die Frau zuckt mit den Schultern: »Ist das zu viel verlangt?«, fragt sie in die Runde.«1
Das kleine Beispiel setzt sich im Großen fort: in Unternehmen und in der Gesellschaft. Bereits 2007 ergab eine Umfrage, dass 78 Prozent der Befragten der Meinung waren, dass Manager den moralischen Anforderungen ihrer Tätigkeit nicht gerecht werden, 94 Prozent haben nur eingeschränktes bzw. wenig bis kein Vertrauen in Manager von Großkonzernen und Banken; lediglich 8 Prozent haben (noch) Vertrauen in Konzernmanager, 32 Prozent vertrauen den Aussagen des Top-Managements nicht2.
Für die Schaffung und langfristige Sicherung materieller Werte ist die Berücksichtigung ideeller Werte schon immer notwendig gewesen, doch gerade in und nach der Wirtschaftskrise rückt dieses Thema wieder verstärkt ins gesellschaftliche Bewusstsein. Transparente, verantwortungsvolle und nachhaltige Unternehmensführung gewinnt vor diesem Hintergrund einen immer höheren gesellschaftlichen Stellenwert. In einer auf Nachhaltigkeit basierenden Kultur des Vertrauens ist ein Vorbild mehr als nur eine realisierte ethische Leitvorstellung – denn Vorbild sein heißt, Versprechen und Erwartungshaltungen einzulösen.
Gute Examensnoten allein werden künftig keine Karriere mehr garantieren, denn die Anforderungen von Unternehmen an Bewerber/innen werden vor dem Hintergrund nachhaltigen Wirtschaftens immer anspruchsvoller. »Die Globalisierung hat einen unmittelbaren Einfluss auf die Auswahl des Führungspersonals. Nicht mehr spezifische Einzelqualifikationen stehen im Vordergrund einer zukunftsweisenden Besetzung, sondern der gut ausgebildete, verantwortungsvoll handelnde und langfristig denkende Generalist. Fachwissen allein ist nicht mehr ausreichend. Der Begriff »Führungspersönlichkeit« bedeutet heute weit mehr«, sagt Werner Knips, Partner der Personalberatungsgesellschaft Heidrick & Struggles und Präsidiumsmitglied des Zentralen Immobilienausschusses ZIA.
Wer persönlich und beruflich »erfolgreich« sein möchte, muss vor allem durch eine reife Persönlichkeit überzeugen. Doch wie können Führungskräfte die gewünschten Eigenschaften für ihre Selbstentwicklung erwerben? Es gibt den Business-Knigge, den Ess- und Tisch-Knigge, den Auslands-Knigge, den Knigge für Weintrinker, den Reiter-Knigge und schließlich sogar den Erotik-Knigge. Alle Benimm-Bücher beziehen sich auf einen Mann, dessen Name zu einem Synonym für gute Manieren geworden ist: Adolph Freiherr Knigge (1752–1796). Sein Buch »Über den Umgang mit Menschen«, erstmals erschienen 1788, beschäftigt sich im Gegensatz zur landläufigen Meinung mit »guten Umgangsformen«, dem richtigen Benehmen, und nicht mit Manieren und Konventionen (Etikette), was häufig nicht dasselbe ist. Etikette schafft für ihn lediglich den Rahmen für eine wertschätzende Kommunikation – doch die steife Etikette ist für ihn etwas »Unmenschliches«.
Sein Nachfahre Moritz Freiherr Knigge erklärt den Unterschied so: »Nehmen wir an, Sie sind in einem kleinen Restaurant, und da sitzt eine Gesellschaft, ein paar Damen und ein paar Herren, die gerade von einer Dichterlesung oder einem Theaterbesuch kommen. Sie unterhalten sich auf kulturell höchstem Niveau, sind alle perfekt gekleidet und essen vielleicht sogar gerade Hummer, der ja ein Synonym für das technisch richtige Essen ist. Mit gutem Benehmen hat dies jedoch gar nichts zu tun. Achten Sie darauf, wie diese Menschen mit dem Servicepersonal umgehen. Dann wissen Sie, woran Sie sind.«3
Knigges Buch ist eine zeitlose Anleitung für das menschliche Miteinander verschiedener Berufsgruppen und Generationen und auch eine wichtige Grundlage für Unternehmenskulturen, die auf langfristige und immaterielle Aspekte setzen. Gute Unternehmenskultur und Internationalität bedeutet eine offene Gesprächskultur mit allen Mitarbeitern über nationale und kulturelle Grenzen hinweg.
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