Der Blick
Inhalt:
Seite 1: Der Blick zurück
Seite 10: Der stechende Blick
Seite 38: Der Kindliche Blick
Seite 42: Der abenteuerliche Blick
Seite 44: Der erlebnisreiche Blick
Seite 56: Der jugendliche Blick
Seite 61: Der militärische Blick
Der Blick zurück
Einige Erinnerungen aus meiner Familie sind uns über die Jahrzehnte erhalten geblieben.
Unser Familienname ist Friedrich. Ignaz Friedrich kam als Schmied nach Ausgsfeld.
Georg sein Sohn übernahm die Dorfschmiede. Josef mein Vater heiratete Elfriede im Mai 1955.
Außer einigen Fotos unseres Großvaters Georg Friedrich fand ich keine Erinnerungen.
Von meiner Mutter Elfriede Friedrich, geb. Niklaus konnte ich mehrere Aufzeichnungen und Fotos finden.
Die Mutter von Elfriede war Maria Niklaus, geb. Schober, sie wurde am 21.12.1898 in Augsfeld geboren. Oma starb am 27.6.1968. Ihre Vorfahren hießen Brückner, Barth und Bendel. Deswegen wurde unsere Großmutter auch „die Bendel´s Marie“ genannt.
Omas Vorfahren haben das Anwesen und einige Felder von einem kinderlosen Ehepaar Fuchs gekauft.
Neben einer kleinen Landwirtschaft betrieb mein Urgroßvater Michael Schober eine Büttnerei.
Die Musik und das „ins Wirtshaus gehen“ wurden allerdings zu seiner Lieblingsbeschäftigung.
Seine Ehefrau Barbara Schober geb. Barth brachte fünf lebende Kinder Welt.
Kaspar, die Zwillinge Hans und Maria meine Oma, Markus und Ludwig Schober.
Meine Urgroßmutter starb im 42. Lebensjahr.
Oma Maria war gerade 14 Jahre alt.
Oma sollte nun ihre vier Brüder und ihren Vater Michael Schober bekochen und sogar noch die Aufgaben im gesamten Haushalt erledigen.
Oma Marie wurde eine Ersatzmutter für die lebenslustigen Männer im Hause Schober.
Für den Urgroßvater wurde die Gastwirtschaft Hartmann seine erste Adresse.
Als ein Sohn von Urgroßvater Michael zur Wirtschaft eilte und aufgeregt berichtete, dass eine Kuh ein Horn abgebrochen hat, meine er, betrunken und etwas abwesend: „Setz dich her Bub und trink ein Seidla Bier, die Kuh wird nächstes Jahr sowieso kein Horn mehr abbrechen“.
Die Situation in der Familie Schober wurde von Jahr zu Jahr schwieriger.
Kaspar ging nach Berlin, Onkel Hans wurde Polizist in Augsburg.
Onkel Ludwig ging als gelernter Schreiner auf die Walz und landete auch in Berlin.
Jetzt war nur noch meine Oma und ihr Bruder Markus daheim bei ihrem Vater Michael.
Mit der Zeit beherrschte Oma immer besser das Backen, Kochen, Einwecken, Waschen und alles rund um den Haushalt.
Aus Nürnberg kam eine Anfrage nach der anderen von Verwandten.
Das kinderlose Ehepaar drängte Oma immer wieder per Briefpost, nach Nürnberg zu kommen um in ihrem Kolonialwarenladen als Verkäuferin zu arbeiten.
Sie war als junge Frau schon sehr tüchtig. Diese Eigenschaft sprach sich im Dorf und darüber hinaus schnell herum.
Marie war bekannt für ihre guten Kuchen, Torten und Plätzchen.
Im Januar, zu Neujahr die knusprigen Eieringe.
Im Februar, zur Faschingszeit die köstlichen Krapfen. Ob ausgezogen oder als Bällchen mit Hifenmarkmarmelade.
Zur Osterzeit die gebackenen Osterhasen.
Die leckere Weincreme im Sommer.
In Augsfeld wusste nun jeder, dass Maria aus der reichen Verwandtschaft in Nürnberg die Familie in Augsfeld versorgte.
Auch die Gastwirtschaft Hartmann in Augsfeld schrieb alle Bierschulden an ein Kerbholz.
Die Aussage:“ die Marie bezahlts“ wurde zum Slogan von Urgroßvater Michael Schober.
Jeden Samstag der duftende Gesundheitskuchen.
Zur Weihnachtszeit der Christstollen und eine Vielzahl an Plätzchen. Ob Spritzgebäck oder Nussmakronen, Anisplätzchen oder Lebkuchen.
Prädikat einfach wunderbar.
Von den tollen Fleischgerichten und Eierspeisen und Gemüsevariationen und verschiedenen Suppenspeisen läuft einen auch heute noch das Wasser im Mund zusammen.
Aus diesem Grund wurde meine Oma zu als Chefköchin in die Ortschaft Buch bei Obertheres eingeladen. Eine Feier stand an.
Oma Maria organisierte im Voraus alles Wichtige per Brief.
Die Ausübenden der Feier besorgten alles so, wie es Oma bestellt hatte.
Dann führ Oma mit dem Fahrrad über Haßfurt, Obertheres, dann rechts an den Steinberg hoch nach Buch.
Oma war jung. Ihr pechschwarzes Haar hatte sie zu einem Zopf zusammengebunden.
Die Vorbereitung konnte beginnen.
Mit Schürze und Kopftuch trat sie in die fremde Küche ein. Die Helferinnen warteten gespannt auf ihren Auftrag.
So, wer von euch stellt Wasser auf den Herd? Das Wasser muss kochen, damit ich das Kochgeschirr nochmal richtig ausspülen kann.
Sogleich meldete sich ein junges Mädchen aus der Ortschaft.
Jetzt müssen Kartoffeln geschält werden. Wer ist dazu bereit?
Eine ältere Bauersfrau war dazu bereit.
Für die Bandnudeln brauche ich auch eine Helferin. Ich kann das gut, sagte ein kleines Mädchen, das aufgeweckt mitarbeiten wollte.
An die sieben, acht Frauen und Mädchen bereiteten nun die köstlichen Speisen für das große Fest in Buch in den Haßbergen vor.
Bei diesem Aufenthalt in Buch wurde der junge Georg Niklaus auf Maria aus Augsfeld aufmerksam.
Die Feier wurde ein voller Erfolg. Alle Gäste lobten die ausgezeichnete Küche.
Oma kehrte nach getaner Arbeit wieder heim nach Augsfeld.
Womit sie nicht rechnete, war, dass Maria unserem Georg Niklaus nicht aus dem Sinn ging.
Georg besuchte an einem Sonntagnachmittag Maria in Augsfeld.
Im Lindenhain gingen sie spazieren.
Viel Zeit hatten sie allerdings nicht. Maria musste bald nach Hause, um das Vieh zu füttern, die Kühe zu melken und das Abendessen zuzubereiten.
Die beiden verabschiedeten sich und sahen sich unter der leider nicht.
Georg arbeitete in Schweinfurt von Montag bis Samstag als Drucker.
Von nun an besuchte er jeden Sonntagnachmittag Maria in Augsfeld.
Nach einigen Sonntagen war es endlich soweit.
Georg nahm im Lindenhain Maria in den Arm und küsste seine geschätzte Freundin aus Augsfeld leidenschaftlich.
Beide wurden ein richtiges Liebespaar und verlobten sich heimlich.
Georg Niklaus war zwei Jahre jünger als Maria.
Georg* 30.01.1901
Maria *21.12.1898
Inzwischen war es 1925 geworden.
Aus Nürnberg kamen immer wieder Briefe adressiert an Maria Schober nach Ausfeld Haus Nr. 66 über Haßfurt an.
Die Nürnberger Verwandtschaft wollte Maria als Verkäuferin in ihrem Kolonialwarengeschäft anwerben.
Immer wieder baten sie unsere Oma nach Nürnberg zu kommen.
Maria besprach es mit ihrem Verlobten Georg.
Nach viel hin- und her, entschlossen sie, dass sie für einige Monate nach Nürnberg gehen solle.
Maria Schober fasste sich ein Herz und fuhr zur Probe mit der Eisenbahn nach Nürnberg.
Die lebendige Großstadt gefiel ihr sehr.
Die ersten Automobile, die Straßenbahnen und die schönen Häuser waren fast zu viel für sie. Nach ein paar Tagen setzte sie sich wieder in den Zug und fuhr nach Hause. Am Bahnhof in Haßfurt angekommen stand Georg schon da um sie in den Arm zu nehmen.
Als erstes redete sie mit Georg und teilte ihm ihre Eindrücke mit.
Sie waren geneigt, den Schritt zu wagen und trotzdem einander treu zu bleiben.
Daheim in Augsfeld angekommen überzeugte sie Ihren Vater davon, dass sie von Nürnberg aus immer wieder ausgefallene Lebensmittel aus aller Welt nach Augsfeld senden wird.
Michael Schober willigte ein und so zog Großmutter nach Nürnberg.
Oma Maria im Kolonialwarengeschäft in Nürnberg
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