Norbert Kuntz
Daniel & Andiswa
Eine schwarz-weiße Liebesgeschichte
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel Norbert Kuntz Daniel & Andiswa Eine schwarz-weiße Liebesgeschichte Dieses ebook wurde erstellt bei
Eine kurze Einleitung Eine kurze Einleitung Die Geschichte von Daniel und Andiswa beruht auf Ereignissen und Erfahrungen, die ich während verschiedener Aufenthalte in Kapstadt zwischen 2010 und 2018, insbesondere als Fachkraft in der Entwicklungszusammenarbeit von 2013 bis 2016 bei verschiedenen Organisationen in Wohngebieten der farbigen und schwarzen Bevölkerung gesammelt habe. Die einzelnen Kapitel sind zumeist kurze abgeschlossene Episoden, die der Hamburger Journalist Daniel zu Artikeln in einem großen deutschen Magazin formt. Dabei steht ihm die einheimische Fotografin Andiswa aus dem Township Khayeltisha zur Seite. Sie erzählen von den schwierigen Lebensbedingungen der Menschen in den Townships, von Rassismus, Gewalt und kulturellen Unterschieden, die in der Regenbogennation Südafrika zu erheblichen Konflikten führen. Diesen Konflikten ist auch die Beziehung von Daniel und Andiswa ausgesetzt. .
Ich bin da
Deutsch sein?
Der Magische Moment
Harare
Planten un Blomen
Feuer
Ziegenblut
Manenberg
Der Anzug
Nikāh
Frisches Gemüse
Philippi – die eine Seite
Philippi – die andere Seite
Schwarz auf Weiß
Robin Hoods
007
Ein gewisser Anteil Weiß
Wellness?
Heimaturlaub
Aus und vorbei
September
Krankenbesuch
Runter mit den Gebühren
Verbrannt
Wie weiter?
Der Fall der Mauer
Abschied
Hamburg
Gedanken nach meiner Rückkehr
Anhang
Impressum neobooks
Die Geschichte von Daniel und Andiswa beruht auf Ereignissen und Erfahrungen, die ich während verschiedener Aufenthalte in Kapstadt zwischen 2010 und 2018, insbesondere als Fachkraft in der Entwicklungszusammenarbeit von 2013 bis 2016 bei verschiedenen Organisationen in Wohngebieten der farbigen und schwarzen Bevölkerung gesammelt habe.
Die einzelnen Kapitel sind zumeist kurze abgeschlossene Episoden, die der Hamburger Journalist Daniel zu Artikeln in einem großen deutschen Magazin formt. Dabei steht ihm die einheimische Fotografin Andiswa aus dem Township Khayeltisha zur Seite. Sie erzählen von den schwierigen Lebensbedingungen der Menschen in den Townships, von Rassismus, Gewalt und kulturellen Unterschieden, die in der Regenbogennation Südafrika zu erheblichen Konflikten führen. Diesen Konflikten ist auch die Beziehung von Daniel und Andiswa ausgesetzt.
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Da steh ich nun also in der Ankunftshalle des Internationalen Flughafens von Kapstadt, vor mir ein Jahr journalistisches Arbeiten in Südafrika und um mich herum lauter Männer, die mir ein Taxi oder eine Limousine in die Stadt anbieten. Ich wehre sie alle fleißig ab, schließlich habe ich bereits aus Deutschland einen Leihwagen bestellt – bei einer lokalen Verleihfirma versteht sich – man will ja nicht die ausländischen touristischen Großkonzerne unterstützen.
Ich warte also – 10 Minuten, 20 Minuten, 30 Minuten. Wie hatte ich mir in Deutschland doch vorgenommen, nicht den üblichen Vorurteilen über Afrika zu verfallen! Über African Time bin ich schließlich aufgeklärt: Den Europäern hat der liebe Gott die Uhr geschenkt, den Afrikanern die Zeit! Also bleibe ich ganz cool. Mein Flugzeug war schließlich überpünktlich gelandet, die Zollabfertigung war völlig unkompliziert und die Koffer – meine Redaktion hatte mir einen zweiten Koffer Zusatzgepäck gegönnt – hatten auch nicht allzu lange auf sich warten lassen.
Aber mittlerweile stehe ich mutterseelenallein in der riesigen Wartehalle, selbst den künstlichen Wasserfall zur sprudelnden Begrüßung der Gäste aus dem fernen Europa hat man schon abgestellt. Ich habe natürlich die Telefonnummer der Verleihfirma, will mich aber weiter in afrikanischer Geduld üben. Nach fast einer Stunde hat diese dann doch ein Ende und ich habe Bradley am anderen Ende der Leitung, der sogleich fragt, wo ich denn sei, er warte schon eine ganze Weile vergebens auf mich am Hotel.
„ Ich bin am Flughafen und warte auf Sie!“
Nun bin ich wohl doch ein wenig zu laut geworden, aber er bleibt ganz ruhig und erklärt mir, dass von Flughafenabholung nichts in seinen Unterlagen stehe.
„ Da haben Sie wohl vergessen bei der Online-Buchung das Häkchen an der entsprechenden Stelle zu machen – das kommt schon mal öfter vor – kein Problem.“
Ich solle am besten jetzt ein Taxi nehmen, denn nun wäre Rushhour von der Stadt Richtung Flughafen, weil in die Richtung ja auch die Wohnviertel lägen. Da würde er mindestens eine Stunde benötigen, klärt mich Bradley weiter auf. Mit dem Taxi hingegen sei ich in etwa 15 Minuten am Hotel. Also gehe ich nach draußen auf den Vorplatz und erfreue einen Taxifahrer mit meinem Winken, dass er mir bitte mit dem Gepäck helfen möge. Sein Name ist Vincent, er ist dunkelhäutig – hier in Südafrika darf man, nein, muss man ja schwarz sagen – ein wenig untersetzt, aber mit muskelbepackten Armen, die die beiden 30 Kilogramm schweren Koffer locker in den Kofferraum hieven. Er stammt aus Malawi, wie er mir sogleich erzählt und eigentlich fährt er lieber nachts. Er klärt mich auch gleich über den Grund auf.
„ Da verdient man besser, weil die Kunden großzügiger mit dem Trinkgeld sind, weißt du.“
Ein cleverer, geschäftstüchtiger Hinweis. Er kam 2010 zur Fußball-WM nach Kapstadt und hat gleich diesen Taxi-Job gefunden.
„ Malawi ist ein armes Land. Es gibt dort kaum Jobs, daher hab ich mit meiner Familie die Heimat verlassen und bin hierher gekommen.“
Er erklärt mir weiter, dass er eine gute Ausbildung hat, sogar studiert habe, was ihm ohne Job aber nichts nütze. Das sei hier in Südafrika genau umgekehrt, das Bildungsniveau sei allgemein niedrig, aber es gäbe viele Jobs. Das sei gut für Ausländer wie ihn, führe aber auch zu Ausländerfeindlichkeit.
„ Von den Auswüchsen der Xenophobie hast du doch bestimmt schon gehört, oder?“
Die Gewaltexzesse schwarzer Südafrikaner im vorigen Jahr gegenüber Migranten aus allen Teilen Afrikas waren natürlich auch in der deutschen Presse ein großes Thema gewesen. Leider hatte mein Vorgänger nur sehr unzureichend darüber berichtet.
Aus der Menge an Gepäck, die ich habe, schließt Vincent, dass ich sicher kein normaler Tourist sei. Wie lange ich denn bleiben würde?
„ Ein ganzes Jahr“.
Ich erzähle ihm, dass ich Journalist sei, für ein großes deutsches Magazin arbeite und an Geschichten von besonderen und erfolgreichen Menschen interessiert sei.
„ Die suchst du hoffentlich nicht nur in der High Society! Du solltest dich auf jeden Fall auch in den Townships umschauen, da findest du das wahre Südafrika!“
Während er mir diesen Ratschlag mit auf den Weg gibt, sind wir auch schon an dem Hotel in der Innenstadt angekommen, wo ich die ersten Tage meines Auslandsjobs verbringen werde. Vincent lädt noch meine Koffer aus und gibt mir im Austausch für sein verdientes Trinkgeld seine Telefonnummer.
„ Wann immer du Hilfe brauchst, ruf mich an.“
Ich denke gerade noch darüber nach, ob das wohl ernst gemeint ist, da spricht mich von hinten jemand anderes an.
„ Hi, du musst Daniel sein, ich bin Bradley, dein Leihwagen steht hier drüben auf dem Hotelparkplatz.“
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