Ich hatte geträumt.
Aber, was für ein Traum war das?
Noch immer klopfte mein Herz wie wild, ich war völlig verschwitzt. Ich drückte Carlotta ganz fest und sie legte sich wieder hin.
Meine Mutter stand immer noch mit besorgter Miene an meinem Bett.
»Mama, mache dir bitte keine Sorgen, es geht langsam wieder. «
Da Carlotta im Begriff war wieder einzuschlafen, flüsterte ich.
Nach einer Weile hörte ich ihren ruhigen Atem, sie schlief.
Meine Mutter war durch meinen Schrei so wachgerüttelt, dass sie sich auf einen der beiden Sessel setzte. Ich kroch ganz vorsichtig aus dem Bett und setzte mich auf den anderen Sessel.
»Liebe Chiara, es war zu viel für dich in der letzten Zeit… «, sie sprach leise.
»Mama, ich weiß es nicht. Es war so real, mir zittern noch immer die Knie! «
»Was hast du denn geträumt? «, fragte mich meine Mutter.
Ich erzählte ihr die Bruchstücke des Traums, die mir noch in der Erinnerung waren.
»Mama, habe ich etwas übersehen? Meinst du Peter hat noch etwas vor. Mein Gott, Mama, ist das ein schlechtes Omen für die Hochzeit? Was bedeutet das? Holt mich jetzt noch einmal die Vergangenheit ein? Ich habe Angst! «
Ich zitterte am ganzen Körper.
Meine Mutter sah mich sehr nachdenklich an, nahm meine Hand und streichelte sie.
»Mein Schatz, beruhige dich erst einmal. Ich glaube, die schlimmen Ereignisse der letzten Jahre kommen jetzt kurz vor deiner Hochzeit noch einmal hoch. Du weißt, wie sehr ich dich dafür bewundere, wie du dein Schicksal gemeistert hast, aber vielleicht ist immer noch ein kleiner Funken Angst in dir, dass etwas oder jemand deinen größten Wunsch, deine Hochzeit, sabotiert. Peter hat dir so viel Böses angetan, er ist ein schlechter Mensch. Die Zeit damals war wie ein Albtraum für dich. Gestatte dir auch nur ein Mensch zu sein. Bestimmt kam jetzt kurz vor dem krönenden Abschluss einfach noch einmal schiere Angst in dir auf. Ich könnte Peter den Hals umdrehen! «
Ich drückte ihre Hand.
»Mama, es geht mir etwas besser. Ich trinke jetzt noch ein Glas Wasser und dann lege ich mich wieder hin. Ich lass mir meine Hochzeit nicht durch böse Gedanken kaputt machen. Danke, Mama!«
»Nicht dafür, versuche noch ein wenig zu schlafen, meine hübsche Braut. Ich habe dich lieb, Chiara! «
Ich schaute sie an und erhob mich leise von meinem Sessel, um sie dann ganz fest zu umarmen.
»Mama, habe ich dir gesagt, wie sehr ich mich freue, dass du da bist. Ich habe dich sehr lange vermisst… «, Tränen standen in unser beiden Augen.
Nach diesem innigen Moment legte ich mich in mein Bett, kuschelte mich ein und fiel in den ersehnten Schlaf.
Am nächsten Morgen wurde ich durch einen dicken fetten Kuss geweckt.
Carlotta stand schon angezogen vor mir.
Sie sah entzückend aus in ihrem rosa Kleidchen.
Mit einem Ruck richtete ich mich auf, ich hatte meinen Wecker nicht gehört, oh Gott, hatte ich meine Hochzeit verschlafen?
Doch da stand auch meine Mutter, sie wirkte ganz entspannt und schaute mich an.
»Sagt, habe ich verschlafen? «
Beide schüttelten den Kopf.
»Wie spät ist es denn? «
»Es ist kurz vor acht! Dein Wecker sollte gleich klingeln! «
»Aber, wann seid ihr denn aufgestanden, ihr seid ja schon fertig. «
»Carlotta wurde vor zwei Stunden wach und hat dich schlafen lassen. Als sie aus dem Bett aufstand, bin ich wachgeworden und konnte auch nicht mehr schlafen. Wir sind beide runter und haben gefrühstückt und dann haben wir uns hier oben fertig gemacht. «
»Ihr seid ja süß, danke! «
Dann summte ich ein Lied, denn heute war mein Hochzeitstag.
Ich musste mich erst einmal kneifen…
Heute endlich!
Ich sprang unter die Dusche und machte mich fertig. Gegen halb neun kam meine Freundin Iris und wollte mir die Haare machen.
Da klopfte es auch schon.
»Parole? «, fragte ich, da hörte ich die Stimme meiner Freundin, »hier steht dein Haus – und Hoffriseur und will die Braut jetzt kämmen! «
Ich öffnete die Tür.
»Ach, Iris, schön dich zu sehen, komm rein. «
»Komm erst einmal her Chiara, lass dich drücken! «
Nur zu gern ließ ich das zu.
»Ach Chiara, endlich ist es soweit und ich sage dir etwas…Maurice ist der Eine! Der Richtige!!! Jetzt weiß ich endlich, dass du glücklich bist und habe keine Angst mehr um dich! «
Ich drückte sie.
»Du spürst es auch, nicht wahr! Ich bin so glücklich mit ihm und spüre endlich Zuhause zu sein. Ich fühl mich von ihm so verstanden und geliebt. Aber…«, ich stammelte, da es mir schwer fiel die Worte zu formulieren. »Das mit der Angst… «, weiter kam ich nicht, ich zitterte und fühlte mich sehr beklommen.
»Was hast du denn? «, fragte Iris ganz besorgt.
»Ich hatte einen Traum, aber er fühlte sich so real an! «
»Komm erst einmal her «, sagte Iris und drückte mich.
»Erzähl mir davon! «
Ich sammelte mich und berichtete von diesem schrecklichen Albtraum.
»Wenn Maurice mich nicht zur Seite gezogen hätte…Oh Gott, Iris, wenn ich nicht wüsste, dass Peter hinter Gittern sitzt, dann… «, da fing ich zu weinen an.
»Du hast sehr viel Schlimmes erlebt und jetzt da du alles überstanden hast, kommt noch einmal die Vergangenheit und präsentiert sich, aber… «, sie schaute mir jetzt tief in die Augen. »Maurice ist da und er beschützt dich, das sagt dir der Traum. Nichts und niemand steht mehr zwischen euch. Das Alte ist vorbei und du bist nicht mehr allein. Maurice stößt alle Widerstände weg. «
Sie gab mir einen Kuss auf die Stirn.
»Meinst du? «
»Ja, das meine und weiß ich. Die alte Geschichte kommt noch einmal hoch, weil du auf der Schwelle zu deinem neuen Leben stehst. Alles wird gut! «
Wir hatten jetzt beide Tränen in den Augen.
»Dann lass uns mal deine Haare schön machen, ich habe mir schon etwas ganz Tolles für dich ausgedacht. «
»Du spannst mich jetzt aber auf die Folter… «
Dann fing sie an und wir erzählten uns Anekdoten aus der Vergangenheit und nach und nach konnte ich wieder lachen.
»Geht es Klaus nach diesem schaukligen Flug wieder gut? «
»Du kennst doch Männer! «, sagte sie nur und wir gackerten wieder los.
Nach einer guten halben Stunde war sie fertig.
Jetzt reichte sie mir einen Spiegel und ging mit mir in das Badezimmer. Ich drehte mich zum Spiegel und staunte nicht schlecht.
»Wow! Ich sehe ja fantastisch aus! Danke! «
Sie hatte eine mit Perlen verzierte Hochsteckfrisur gezaubert. Dann ging es an das Make-Up. Nach einer weiteren halben Stunde half sie mir das Kleid anzuziehen.
Ich war bereit!
Ich hatte mir ein figurbetontes cremefarbenes mit Spitzen gearbeitetes Kleid ausgesucht.
Es saß wie angegossen.
Als ich mich im Spiegel anschaute kamen mir die Tränen. Alles war einfach nur perfekt!
Jetzt wurde ich nervös.
Iris machte noch ein paar Fotos und dann wollte sie mit einem Glas Champagner anstoßen.
»Iris, hast du auch einen Saft dabei? «
»Ach, ein Schlückchen Schampus geht doch immer «, meinte sie.
»Nein, das geht gar nicht, weil… «, ich grinste ihr zu. Es dauerte einen kleinen Moment, dann stieß sie einen Schrei aus und rief: «Bist du schwanger? Wann wolltest du mir das sagen? «
Ich lächelte sie an: »Nicht böse sein, ich weiß es auch erst seit ein paar Tagen, warte mal kurz… «
Ich ging zu meiner Tasche, holte eine kleine Schachtel heraus und reichte sie ihr.
»Mach auf! «
Sie öffnete ganz vorsichtig die Schachtel und ein Babynuckel kam zum Vorschein.
»Die Schachtel wollte ich dir jetzt gleich geben, du bist mir durch den Champagner einfach nur zuvor gekommen. Ich hatte alles so gut geplant «, sagte ich.
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