Jesus ist in meinem Leben jetzt die einzige Person. Jede andere Beziehung entspringt aus meiner Beziehung zu Ihm. Und daher ist der Bau der Gemeinde als der Leib Christi für mich in meinem Dienst für den Herrn jetzt das Einzige.
Warum wählte unser Herr Jesus jeden Tag Seines irdischen Lebens den Weg des Kreuzes? Die Bibel sagt, dass es wegen „der Freude, die vor ihm lag“, war (Hebräer 12,2).
Was war diese Freude, die vor Ihm lag?
In Johannes 14 lesen wir Jesu Abschiedsworte an Seine Jünger, bevor Er ans Kreuz ging. Ich schätze die Tatsache sehr, dass der Apostel Johannes fünf Kapitel verwandte, um uns Jesu Abschiedsworte beim letzten Abendmahl zu überliefern. Dort sagte Jesus: „Steht auf, und lasst uns von hier fortgehen!“ Er ging zu Seiner Kreuzigung. Aber vor diesen Worten sagte er: „Damit aber die Welt erkennt, dass ich den Vater liebe und so handle, wie es mir der Vater geboten hat“ (Johannes 14,30). Das war Seine Freude – die Freude, immer in Unterordnung und Gehorsam zu Seinem Vater und somit in Gemeinschaft mit Ihm zu sein, so wie es für Ihn seit aller Ewigkeit her gewesen war. Daher ging Jesus zuallererst aus Liebe zu Seinem Vater und aus Unterordnung gegenüber Seinem Gebot – und dann aus Liebe zu uns allen – ans Kreuz.
Ich möchte diesen Punkt betonen, weil das der einzige Weg ist, wie auch wir Seine Gemeinde bauen können. Jedes Verlangen, Sünde zu überwinden und das Werk des Herrn zu tun, muss zuerst aus einer Liebe zum Vater kommen, die zum Gehorsam zu Seinen Geboten führt –, und zweitens aus einer Liebe für Menschen. Wir brauchen Mitgefühl für Menschen, wenn wir die Gemeinde bauen wollen. Aber vor diesem Mitgefühl muss es eine Liebe zu unserem himmlischen Vater geben – eine leidenschaftliche Liebe, die uns das Verlangen gibt, Seinen Geboten zu gehorchen.
Das sind die zwei unerlässlichen, notwendigen Voraussetzungen, um eine Gemeinde des Neuen Bundes zu bauen: Liebe für den Vater und Liebe für andere Menschen. Diese können durch die beiden Balken des Kreuzes dargestellt werden – dem vertikalen und dem horizontalen Balken. Wenn man nur einen dieser beiden Balken hat – den vertikalen oder den horizontalen –, ergibt das noch kein Kreuz.
Im Kreuz sehen wir ein schönes Bild der wechselseitigen Beziehung, die definiert, wie wir jeden Tag unseres Lebens das Kreuz tragen sollten.
In den folgenden Kapiteln möchte ich aufzeigen, was es bedeutet, in unserem Leben beide Balken des Kreuzes zu haben, und wie diese zwei gemeinsam uns helfen können, Gemeinden des Neuen Bundes zu bauen.
Kapitel 2
Der vertikale Balken des Kreuzes
Der vertikale Balken des Kreuzes stellt die Liebe zu Gott, unserem Vater, dar – und das muss zuerst kommen. Als sie das Kreuz anfertigten, an dem Jesus starb, begannen sie zuerst mit dem vertikalen Balken. Und dieser Balken musste ungefähr die doppelte Länge des horizontalen Balkens haben.
Die symbolische Bedeutung davon ist, dass die vertikale Beziehung mit unserem Vater im Himmel höchst wichtig ist. Diese muss zuerst kommen. Erst danach muss unsere horizontale Beziehung mit anderen kommen.
Bevor Jesus das Kreuz auf den Hügel Golgatha trug, trug Er während Seines ganzen irdischen Lebens ein innerliches Kreuz. Er hatte an jedem der mehr als 12.000 Tage Seines irdischen Lebens ein innerliches Kreuz getragen. Und Er sagt zu uns: „Wenn ihr mir nachfolgen wollt, müsst auch ihr jeden Tag euer Kreuz auf euch nehmen“ (Lukas 9,23; frei übersetzt). Das Prinzip, nach dem Jesus jeden einzelnen jener mehr als 12.000 Tage auf Erden lebte, war dies: „Mein Leben wird zuerst von Meiner Liebe zu Meinem Vater und dem Gehorsam zu Seinen Geboten bestimmt; und dann von Meiner Liebe zu anderen Menschen.“
Das war der Grund, warum Jesus 30 Jahre in Seinem Elternhaus leben konnte und sich Seinen irdischen Eltern unterordnete. Wie viele Versuchungen, ungehorsam und irritiert zu sein muss Er zu überwinden gehabt haben, um dem unvollkommenen Joseph und der unvollkommenen Maria 30 Jahre lang, jeden Tag stillschweigend zu gehorchen. Aber Er tat das mit frohem Herzen um „der vor ihm liegenden Freude willen“ – die Freude der Gemeinschaft mit dem Vater durch Gehorsam gegenüber dem Gebot Seines Vaters, das besagte, „Ehre deinen Vater und deine Mutter“.
Diese Einstellung, das Kreuz auf sich zu nehmen und dem Vater in jedem Bereich zu gehorchen, setzte sich bis zum Ende Seines irdischen Lebens fort. Jesus selbst war der erste Leib Christi – und Er trug das Kreuz jeden Tag, 33½ Jahre lang. Heute müssen wir, die Glieder Seines geistlichen Leibes, dasselbe tun.
Die Gemeinde Jesu Christi muss eine Gemeinde von Jüngern und nicht bloß von Bekehrten sein. Ein Jünger ist jemand, der sein selbstzentriertes Leben [Ich-Leben] verleugnet und jeden Tag sein Kreuz trägt (Lukas 9,23). Wenn wir daher den neuen Wein (das Leben Jesu) in einem neuen Weinschlauch (einer Gemeinde des Neuen Bundes) haben möchten, müssen wir uns selbst verleugnen, jeden Tag das Kreuz auf uns nehmen und Jesus nachfolgen. Nur dann können wir die Gemeinde als den Leib Christi bauen.
Das verborgene Leben eines Gläubigen
Für den Bau der Gemeinde ist die vertikale Beziehung mit unserem Herrn äußerst wichtig. Und diese Beziehung mit dem Herrn ist eine verborgene, in unserem privaten Leben. Der Teufel verführt viele Christen zu glauben, dass ihre Hingabe an Gott das ist, was äußerlich sichtbar wird. Aber wahre Hingabe an Gott ist 100% innerlich – am verborgenen Ort. Es ist unser verborgenes Leben.
Der Neue Bund befasst sich in erster Linie mit unseren inneren Einstellungen, Gedanken und Motiven.
In der Bergpredigt sprach Jesus über das verborgene Leben. Im Neuen Bund ist es nicht mehr länger eine Frage, Ehebruch bloß zu meiden (so wie im Alten Bund). Nun müssen wir auch sündige sexuelle Gedanken hassen. Was im Alten Bund zählte war wie viel man gab, wie viel man betete und wie viel man fastete. Aber Jesus kam und sagte, dass wir nun im Verborgenen geben, beten und fasten müssen, ohne jemand anderen wissen zu lassen, dass wir mit diesen Aktivitäten beschäftigt sind. Das ist der neue Wein des Neuen Bundes. Wenn wir die Wichtigkeit, unsere innere Hingabe an Christus zu verbergen, nicht verstanden haben, dann haben wir das fundamentale Prinzip des Neuen Bundes nicht verstanden. Unsere Hingabe an Ihn muss stets im Verborgenen geschehen.
Unser Leben muss „mit Christus in Gott verborgen sein“ (Kolosser 3,3). Das ist eine wunderbare Weise zu leben. Je mehr wir unsere Hingabe an Christus vor anderen verbergen, desto mehr werden wir die Geheimnisse des Herrn lernen. Wir müssen im Verborgenen Zeiten der Intimität mit unserem Bräutigam haben, von denen niemand weiß. Die beste Ehe ist eine solche, wo der Ehemann und die Ehefrau die Freude der gegenseitigen Gemeinschaft gelernt haben, ohne dass jemand anders dabei ist – ohne dass sich jemand auch nur dessen bewusst ist, dass sie Zeit miteinander verbringen. Jesus baut heute Seine Gemeinde mit Menschen, die diesen Geist einer hingebungsvollen Braut haben.
Nachdem der vertikale Balken (unsere Liebe zum Vater und eine inbrünstige Hingabe an Christus) hingelegt worden ist, kann dann der horizontale Balken (unsere Liebe füreinander) darüber gelegt werden. Dann ist das Kreuz vollständig, auf dem wir uns mit Freude hinlegen und gekreuzigt werden können!
Kapitel 3
Der horizontale Balken des Kreuzes
Wenn du versuchst, einen horizontalen Balken in der Luft aufzuhängen, wird er herunterfallen. Aber wenn du ihn auf einen vertikalen Balken nagelst, dann wird er fest bleiben – und zu einem Kreuz werden. Der vertikale Balken muss jedoch zuerst kommen.
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