Neue Rechtschreibung
© 2022 by Obelisk Verlag, Innsbruck – Wien
Lektorat: Regina Zwerger
Coverentwurf: Nadine Kappacher
Alle Rechte vorbehalten
Druck und Bindung: Finidr, s.r.o. Český Těšín, Tschechien
ISBN 978-3-99128-015-6
eISBN 978-3-99128-036-1
www.obelisk-verlag.at
Lena Raubaum
Oma Klack
macht
Schabernack
Mit Illustrationen
von Nadine Kappacher
Gewidmet
den Omas
in unserem Leben
KAPITEL 1 Die Oma Klack
KAPITEL 2 Die Oma ist weg!
KAPITEL 3 Guter Rutsch und Eislaufen
KAPITEL 4 Spazierengehen mal anders
KAPITEL 5 Neues für die MarmeladeLade und tanz viel Spaß
KAPITEL 6 Ausflug auf Rädern
KAPITEL 7 Der Bankraub
KAPITEL 8 Lilli, Frederick, abgeholt
Es gibt viele Omas auf dieser Welt. Sehr viele.
Große und kleine, riesige und winzige. Und natürlich eine Menge dazwischen.
Solche, die auf dem Land leben. Solche, die in der Stadt leben, und solche, die ab und zu am Land und ab und zu in der Stadt leben.
Neben den Omas, mit denen wir verwandt sind, kann es Menschen geben, die auch wie Omas für uns sind.
Es gibt Omas, die schon so lange leben, dass sie 80 Kerzen auf ihrer Geburtstagstorte ausblasen. Andere pusten dafür 51 aus oder auch 68.
Viele Omas haben Hobbys.
Unterschiedliche Hobbys. Zum Beispiel lesen, Auto fahren, stricken, tanzen, Fußball spielen, Französisch lernen, backen, wandern, ins Museum gehen, Geige spielen oder Kakteen sammeln.
Einige Omas haben Katzen, einige haben einen Hund, einige haben drei Lamas und einige sind sich sicher, dass ihnen ja kein Tier ins Haus kommen wird.
Es gibt Omas, die eher auf Hosen stehen. Andere stehen eher auf Röcke.
Wieder andere bevorzugen Hosenröcke.
Etliche Omas tragen Brillen, aber nicht immer.
Etliche Omas können sich die Zähne rausnehmen, aber nicht alle.
Manche Omas sind verheiratet, andere geschieden. Manche haben sich schon von dem Menschen verabschiedet, mit dem sie verheiratet waren.
Manche leben allein. Manche leben mit einem neuen Partner oder einer neuen Partnerin zusammen.
Omas bewegen sich auf verschiedene Weisen fort. Sie gehen zu Fuß, sitzen im Rollstuhl, fahren mit der Bahn, mit dem Auto, mit dem Bus, mit einem Roller, mit dem Fahrrad oder – so heißt es – sogar im Hühnerstall Motorrad.
Es gibt Omas mit lauten Stimmen, mit zarten Stimmen, mit piepsigen oder sehr tiefen Stimmen. Einige sprechen beinahe unentwegt, andere so gut wie nie.
Omas haben unterschiedliche Hautfarben, Augenfarben oder Haarfarben. Das ist sinnvoll – dadurch wird die Welt bunter.
Ja, es gibt wirklich viele Omas auf dieser bunten Welt. Sehr viele.
Und eine davon ist die Oma Klack.
Die Oma Klack ist die Oma von der Lilli und vom Frederick. Eigentlich heißt sie „Wieser“ mit Familiennamen, aber ihre Enkelkinder nennen sie aus einem ganz bestimmten Grund „Oma Klack“. Ihr werdet schon noch sehen, warum.
Die Oma Klack wohnt in einem kleinen Haus am Stadtrand. Das Haus ist uralt und hat farbenfrohe Fensterrahmen. Um das Haus ist ein Garten mit zwei knorrigen Marillenbäumen 1, einem Schwimmteich und einem kleinen Stall mit Gehege, in dem zwei Hühner leben. Zwei Seidenhühner, um jetzt ganz genau zu sein. Das sind die „Rockstars“. Sie heißen „Pätti“ und „Tina“.
Ein freundliches Gesicht hat die Oma Klack. Außer wenn sie Bauch- oder Kopfweh hat. Dann kann sie auch anders dreinschauen. Sie ist nicht groß, sie ist nicht klein. Sie ist „mittelkleingroß“. Sie war verheiratet, aber der Wieser Opa ist schon gestorben, bevor die Lilli und der Frederick auf der Welt waren.
Kochen tut die Oma Klack gern, backen macht ihr nicht so viel Spaß.
Langweilig ist ihr eigentlich nie.
Trotzdem kann sie ab und zu auch still auf ihren vier Buchstaben sitzen und vor sich hin schauen.
Wenn die Lilli und der Frederick ihre Oma Klack besuchen, freuen sie sich schon wochenlang davor. Denn es gibt etwas, das sich ihre Oma ganz besonders gut ausdenken kann, und das ist: Schabernack.
1Marillen sind in Österreich Aprikosen.
KAPITEL 2
Die Oma ist weg!
Als das Auto um die Kurve biegt, werden die Lilli und der Frederick zu Giraffen. So sehr ziehen sie ihre Hälse in die Länge, um besser zu sehen.
„Da ist es! Da ist das Oma-Haus!“ Aufgeregt deutet die Lilli nach vorne. „ Wer hat’s zuerst gesehen? Ich hab’s zuerst gesehen! Gewonnen! Gewonnen!“
„Ich hab’s auch gesehen!“, mault ihr Bruder, verschränkt die Arme, schmollt.
„Na geh, ihr beiden. Ist doch egal!“, meint da der Papa, der am Steuer sitzt. „Ihr habt es beide gesehen.“
Er lenkt nach rechts. Das Auto kommt in der Einfahrt zum Stehen. Wieselflink schnallen sich die Lilli und der Frederick ab und hüpfen vom kühlen Auto nach draußen in die brütende Sommerhitze.
„Omaaaa Klaaaaack!!!“, kreischen die beiden und rennen zur Haustür.
Der Frederick will die Tür öffnen, doch – die ist verschlossen.
Na so was?! Wo ist die Oma? Ist sie etwa nicht zuhause?
„Komisch“, wundert sich die Lilli, „sie weiß doch, dass wir kommen …“
Gerade als sie durch eine der Fensterscheiben ins Innere des Hauses schauen will, fällt ihr ein Zettel auf, der unter der Türmatte eingeklemmt ist. Die Lilli fischt ihn hervor und liest:
„Sucht die Oma überall!
Geht zuerst zum Hühnerstall!“
Lachend rasen die Kinder los. Der Papa, der gerade den Kofferraum ausräumt, ruft ihnen nach: „Was ist los? Wo ist die Oma?“
„Wissen wir noch nicht!“, ruft die Lilli.
„Wir müssen sie erst finden!“, ruft der Frederick.
Beim Gehege warten die Rockstars. Sie gackern fröhlich vor sich hin und wippen wild mit den Köpfen vor und zurück.
„Hallo, ihr zwei“, begrüßt sie die Lilli, „habt ihr die Oma Klack gesehen?“
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