„Ja sicher kann ich das, lieber Enrice. Dafür bin ich da und auf diese Erde gekommen, um dieses Wissen dir jetzt weiterzugeben.“ Und der Baum Babu begann Ast für Ast bzw. Kapitel für Kapitel dem lieben Enrice zu erklären.
Kapitel 4) Entscheidung durch Erfahrung
Enrice sah den Baum fragend an: „Was meinst du mit Entscheidung durch Erfahrung?“ Babu antwortete: „Für mich ist es ganz klar. Weisheit bedeutet Wissen anzusammeln, zu lernen und daraus die Dinge herauszunehmen, die du zur Umsetzung deines Lebens brauchst. Sei es um materiellen Reichtum anzusammeln oder einfach die große Liebe deines Lebens zu finden oder einfach nur glücklich zu sein. Wenn du Weisheit besitzt, dann weißt du auch, was Glück oder Unglück für dich bedeutet. Was schwarz oder weiß ist, was dunkel oder hell ist, jedes hat seine eigene Daseinsberechtigung. Hätten wir immer nur Sonne 24 Stunden am Tag, die Erde, der Mensch könnte sich nicht mehr regenerieren. Du brauchst die dunklen Seiten, auch wenn sie für viele Menschen unproduktiv, seltsam oder angstbehaftet sind. Sie gehören dazu wie die Nahrung zum Leben. Jeder Baum hat seine Schattenseite, wie auch jeder Mensch seine Schattenseite hat. Allerdings wollen die meisten Menschen ihre Schattenseiten nicht sehen oder mit ihnen nichts zu tun haben, da sie die Dunkelheit fürchten und symbolisch für die dunkle Vergangenheit steht. Dabei könnte es doch so schön sein, im kühlen Schatten eine Weile zu verweilen, Kraft zu tanken und wieder neu Ideen und Energien zu sammeln. Für den nächsten weiteren Weg im Lebensabschnitt, den jeder Mensch in seinem Leben vorhat. Wäre es nicht schön, alle Menschen würden jedes Jahr genüsslich zu ihren eigenen Schattenseiten gehen, sich ihnen zuwenden, auch wenn es manchmal heiß hergeht und diese vollkommene Offenbarung ihrer Seele selbst genießen?“
„Was meinst du damit genau?“, fragte Enrice mit erstauntem Gesicht. Er wusste nicht so genau, was damit gemeint war. Er selbst liebte es, unter dem Baum zu sitzen, vor allem im Schatten und die Gedanken kreisen zu lassen, so als gebe es kein Morgen.
„Mit Erfahrungen der Schattenseite meine ich die Dinge und Situationen, die ein Mensch im Laufe seines Lebens erfährt, die er selbst herbeigeführt hat. Sei es durch Zorn, Liebe, Wut oder auch Angst. Denke einmal in Ruhe darüber nach, ob nicht auch du etwas einmal im Zorn gesagt hast, was dir dann im Nachhinein leidgetan hat. Diese Erfahrung musstest du sammeln, damit du weißt, was gut oder schlecht für dich ist. Im Prinzip gibt es zwar kein Gut oder Schlecht, allerdings hilft diese Vorstellung deinem Verstand, der nur logisches Denken kennt, so wie ein Computer, der nur 0 oder 1 kennt, damit du, dein Geist, deine Gedanken und deine Seele das verarbeiten können. Die Menschheit ist leider noch lange nicht so weit entwickelt. Es müssen wohl noch einige Jahrhunderte vergehen, bis der Mensch nicht mehr in schwarz oder weiß denken muss, sondern nur mehr in der Harmonie und Glück des Lebens lebt. Aber jetzt wieder zurück zum Ursprung des Themas, der Weisheit und Erfahrung. Weißt du, was ich damit meine, Enrice?“, fragte Babu.
„Ehrlich gesagt, bin ich momentan ganz schön verwirrt“, entgegnet Enrice mit offenen Augen und Mund.
„Das verstehe ich“, meinte Babu, „ich brauchte auch einige hundert Jahre, bis ich das Grundprinzip des Lebens, dessen Aufgabe und die Sinnhaftigkeit dahinter verstanden hatte, was für mich und das Leben wichtig ist und was nicht. Ich meine damit, suche dir die Dinge aus, die ich dir erzähle, die dich ansprechen und interessieren und die anderen Dinge lass einfach einmal weiterziehen, bis der richtige Moment gekommen ist, um diese Dinge zu verstehen. Das musste ich auch erst einmal in meinen vielen Jahren lernen, einfach geduldig zu sein und nicht zu versuchen alles sofort zu verstehen. Vieles erledigt sich von selbst oder kommt zu einem späteren Zeitpunkt wieder. Manche Dinge verursachen nur Kopfschmerzen und bringen dich nicht weiter, aber auch nicht näher zu deinem Ziel in deinem Leben.“
Wieder riss Enrice seine Augen ganz weit auf. „Jetzt verstehe ich gar nichts mehr. Wie kann ich beurteilen, was gut oder schlecht für mich ist?“
„Ganz einfach“, sagte der Baum, „höre auf dein Herz und dein Gefühl und alles ist klar. Schließe jetzt deine Augen für einen kurzen Moment und denke an eine Situation, in der du dich sehr wohl gefühlt hast. Fühle dich ganz hinein. Wo fühlst du das Gefühl, ist es in deinem Herzen, in deinem Bauch, in deinen Füßen? Egal wo es ist, es ist nur wichtig, dass du es fühlst. Ist es schwer, ist es leicht, oder ist flockig weich und hat das Gefühl vielleicht sogar eine Farbe, wenn du das Gefühl beschreiben müsstest?“
„Ja, jetzt spüre ich es, es ist ein warmes, wohliges Gefühl in meinem Herzen und die Farbe ist rosa. Habe ich es richtig erkannt?“, fragte Enrice nach.
Der Baum antwortet: „Du selbst entscheidest, ob es richtig oder falsch ist. Fühlst du dich wohl dabei, oder hast du eher den Eindruck, dieses Gefühl und die Farbe schadet dir?“
„Nein, ich fühle mich pudelwohl in dem Rosa und mit diesem angenehmen Gefühl in meiner Brust, mitten in meinem Herzen.“
„Siehst du“, sagte der Baum, „schon hast du gelernt, mit dem Herzen zu denken und zu fühlen. Wenn du das nächste Mal vor einer Entscheidung stehst, dann fühle dich hinein in diese Entscheidung. Sagen wir, du stehst vor einer Weggabelung, du könntest links oder rechts gehen. Welchen Weg würdest du nehmen? Den Weg, der sich gut anfühlt oder den, der sich nicht so gut anfühlt?“
„Ist ja ganz klar“, antwortete Enrice, „den der sich gut anfühlt, den würde ich nehmen.“
„Na siehst du“, sagte Babu, „so einfach ist die Entscheidung. Und schon bist du ein Stück weiser und um eine praktische Erfahrung reicher in deinem Leben.“
Kapitel 5) Reichtum zum Glück
Babu fragte seinen neuen kleinen Freund: „Weißt du eigentlich, was materieller Reichtum für die Menschen bedeutet?“
Enrice schaute kurz mit erstauntem Gesichtsausdruck und sagte dann: „Ich weiß nicht so genau, aber ich denke, das ist, wenn man ganz viel Geld hat und sich alles kaufen kann, was man möchte?“
„Und was würdest du dir kaufen, lieber Enrice, wenn du ganz viel Geld hättest? Also ich würde mir ganz viel Eiscreme kaufen, eine schöne neue Eisenbahn, und meiner Mutter würde ich ein neues Auto kaufen und für Papa würde ich gern einen neuen riesengroßen Fernseher kaufen, da er so gern fernsieht.“
„Und was würdest du noch kaufen“, fragte Babu nach.
„Na ja vielleicht noch ein neues Fahrrad, aber mit meinen alten bin ich eigentlich sehr zufrieden und ich mag es so, wie es ist!“
„Warum denkst du, habe ich dir diese Frage gestellt, lieber Enrice?“
„Ich weiß nicht so genau“, antwortete Enrice.
„Ich möchte dir jetzt erklären, was es mit dem materiellen Reichtum auf sich hat.“
„Oh ja bitte“, antwortete Enrice mit lauter Stimme, „dann kann ich mir all diese Wünsche erfüllen und wäre der glücklichste Mensch der Welt.“
„Siehst du, da fängt schon das Problem an, sehr viele Menschen denken, sie wären nur dann glücklich, wenn sie ganz viel Geld hätten! Glaubst du, das stimmt?“, fragte Babu?
„Na ja, ich denke, das stimmt nur teilweise, ich kann ja auch glücklich sein, wenn ich nur mit dir ein interessantes Gespräch über Reichtum führe. Das bereichert mich ja eigentlich auch schon, oder?“
„Du bist aber ein sehr schlauer Junge, und auch viele andere Kinder denken so, aber leider ist es so, dass wir im Laufe unseres Lebens immer wieder Menschen begegnen, die anders denken. Und die Eigenschaften dieser Denkweise werden dann von diesen Menschen liebend gern übernommen. Warum auch immer wir diese Denkweisen von anderen Menschen übernehmen, sie prägen uns dann ein Leben lang, bis wir an einem Punkt angekommen sind, und unser ganzes Leben dem Geld hinterhergejagt sind, um dann plötzlich feststellen zu müssen, wenn wir all diese Dinge erschaffen haben, und all diese erschaffenen Dinge, die uns glücklich machen sollten, besitzen, dass wir doch nicht glücklich sind. Ist doch komisch, oder? Der Gedankengang und die Lösung sind ganz einfach, es sind nicht die Dinge von außen, die dich glücklich machen. Sie können dich nur dabei unterstützen, letztendlich muss das Glücklichsein von deinem Innersten kommen, von deinem Herzen. Nur dann kannst du vollkommen glücklich sein.“
Читать дальше