Charles Dickens - Charles Dickens

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Esther Summerson wächst als Kind bei Miss Barbery auf, ohne zu wissen, dass diese ihre Tante ist oder wer ihre Eltern sind; sie erfährt nur, dass ihre Mutter große Schande über sich gebracht habe. Nach dem Tod ihrer Tante wird Esther von John Jarndyce aufgenommen, einem reichen und wohltätigen Mitglied der Oberschicht, der einer der Beteiligten an dem erwähnten Erbschaftsstreit Jarndyce gegen Jarndyce ist. Sie arbeitet dort als Haushälterin von Bleak House sowie als Gesellschafterin von Ada Clare und deren entfernten Cousin Richard Carstone, zwei weiteren Beteiligten im Rechtsstreit um das Erbe im Jarndyce-Fall, die John Jarndyce als Vormund in Bleak House aufnimmt.

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Bleakhaus

Charles Dickens

Inhaltsverzeichnis

Im Kanzleigericht

2. Kapitel

In der vornehmen Welt

3. Kapitel

Die Geschichte einer Jugend

4. Kapitel

Menschenliebe mit dem Fernrohr vor den Augen

5. Kapitel

Ein Morgenabenteuer

6. Kapitel

Ganz zu Hause

7. Kapitel

Der Geisterweg

Das achte Kapitel –

deckt eine Menge Sünden zu.

9. Kapitel

Anzeichen

10. Kapitel

Der Advokatenschreiber

11. Kapitel

Unser geliebter Bruder

12. Kapitel

Auf der Lauer

13. Kapitel

Esthers Erzählung

14. Kapitel

Anstand

15. Kapitel

Bell Yard

16. Kapitel

»Toms Einöd«

17. Kapitel

Esthers Erzählung

18. Kapitel

Lady Dedlock

19. Kapitel

Marsch vorwärts

20. Kapitel

Ein neuer Mieter

21. Kapitel

Die Familie Smallweed

22. Kapitel

Mr. Bucket

23. Kapitel

Esthers Erzählung

24. Kapitel

Eine Gerichtsverhandlung

25. Kapitel

Mrs. Snagsby auf der Lauer

26. Kapitel

Scharfschützen

27. Kapitel

Schachzüge

28. Kapitel

Der Hüttenbesitzer

29. Kapitel

Der junge Mann

30. Kapitel

Esthers Erzählung

31. Kapitel

Wärterin und Kranke

32. Kapitel

Um die bestimmte Stunde

33. Kapitel

Mr. Smallweed mischt sich ein

34. Kapitel

Unter der Schraube

35. Kapitel

Esthers Erzählung

36. Kapitel

Chesney Wold

37. Kapitel

Jarndyce kontra Jarndyce

38. Kapitel

Ein Seelenkampf

39. Kapitel

Advokat und Klient

40. Kapitel

Häusliche und Staats-Angelegenheiten

41. Kapitel

In Mr. Tulkinghorns Zimmer

42. Kapitel

In Mr. Tulkinghorns Wohnung

43. Kapitel

Esthers Erzählung

44. Kapitel

Der Brief und die Antwort

45. Kapitel

Im Vertrauen

46. Kapitel

Aufhalten! Aufhalten!

47. Kapitel

Jos letzter Wille

48. Kapitel

Das Verhängnis nimmt seinen Lauf

49. Kapitel

Hie Pflicht, hie Freundschaft!

50. Kapitel

Esthers Erzählung

51. Kapitel

Mir geht plötzlich ein Licht auf

52. Kapitel

Halsstarrigkeit

53. Kapitel

Die Spur

54. Kapitel

Eine Mine fliegt auf

55. Kapitel

Flucht

56. Kapitel

Verfolgung

57. Kapitel

Esthers Erzählung

58. Kapitel

Ein Wintertag und eine Winternacht

59. Kapitel

Esthers Erzählung

60. Kapitel

Aussichten

61. Kapitel

Eine Entdeckung

62. Kapitel

Noch eine Entdeckung

63. Kapitel

Stahl und Eisen

64. Kapitel

Esthers Erzählung

65. Kapitel

Ein neues Leben

66. Kapitel

Unten in Lincolnshire

67. Kapitel

Der Schluß von Esthers Erzählung

Impressum

Im Kanzleigericht

London. Der Michaelitermin ist vorüber, und der Lordkanzler sitzt in der Lincoln's-Inn-Hall. Abscheuliches Novemberwetter. Soviel Schmutz in den Straßen, als ob die Wasser des Himmels sich eben erst von der neugeschaffenen Erde verlaufen hätten und es gar nichts Wunderbares wäre, wenn man einem vierzig Fuß langen Megalosaurus begegnete, wie er gerade – ein Elefant unter den Eidechsen – Holborn-Hill hinaufwatschelt.

Der Rauch senkt sich von den Schornsteinen nieder, ein dichter schwarzer Regen von Rußbatzen, so groß wie ausgewachsene Schneeflocken, die in schwarzen Kleidern den Tod der Sonne betrauern wollen. Hunde, unkenntlich vor Schmutz, Pferde, nicht viel besser dran, bis an die Scheuklappen mit Kot bespritzt. Fußgänger drängen sich, von der allgemeinen Seuche übler Laune angesteckt, mit Regenschirmen aneinander vorbei und glitschen an den Straßenecken aus, wo bereits Zehntausende vor ihnen den trüben Tag über ausgerutscht sind und neue Schichten zu den Schmutzkrusten hinzugefügt haben, die an diesen Stellen zäh am Pflaster kleben und sich anhäufen mit Zinseszinsen.

Nebel überall, Nebel stromauf, wo der Fluß zwischen Buschwerk und Wiesen dahinfließt; Nebel stromab, wo er sich schmutzig zwischen Reihen von Schiffen und dem Uferunrat der großen, unsauberen Stadt durchwälzt. Nebel auf den Sümpfen von Essex und Nebel auf den Höhen von Kent. Nebel kriecht in die Kabusen der Kohlenschiffe; Nebel liegt draußen auf den Rahen und klimmt durch das Tauwerk; Nebel senkt sich auf die Deckverkleidung der Barken und Boote. Nebel dringt in die Augen und Kehlen der alten Greenwichinvaliden, die am Kamin in ihren Kämmerchen husten und keuchen, dringt in das Rohr und den Kopf der Shagpfeife des grimmigen Schiffseigners unten in seiner engen Kajüte und beißt grausam in Zehen und Finger des fröstelnden kleinen Schiffsjungen auf Deck. Passanten schauen von den Brücken herab über die Geländer in einen Nebelhimmel und sind rings von Nebel umgeben, als ob sie in einem Luftballon mitten in grauen Wolken hingen.

Gaslampen stieren in den Straßen trübäugig durch den Nebel wie draußen die Sonne wohl auf den durchweichten Feldern. Die meisten Läden haben zwei Stunden vor der Zeit angezündet, und das Gaslicht scheint es zu wissen, denn es sieht schmal und mürrisch aus.

Am rauhesten ist der Nachmittag; da ist der Nebel am dicksten, die Straße am schmutzigsten in der Nähe jenes dickschädligen steinernen Hindernisses, das so recht eine passende Zier für die Schwelle der dickschädligen alten Korporation – des »Tempels« – ist. Und dicht beim »Tempel« in der Lincoln's-Inn-Hall, mitten im Herzen des Nebels sitzt der Lord-Oberkanzler in seinem hohen Kanzleigerichtshof.

Nie kann der Nebel zu dick, nie der Schmutz und Kot zu tief sein, um dem versumpften und verschlammten Zustand zu entsprechen, in dem sich dieser hohe Kanzleigerichtshof, dieser schlimmste aller ergrauten Sünder, an einem solchen Tage dem Himmel und der Erde präsentiert.

An einem solchen Nachmittag sitzt der Lord-Oberkanzler da mit einer Nebelglorie um das Haupt, eingehüllt und umgeben von Scharlachtuch und Vorhängen und vor sich einen dicken Advokaten mit starkem Backenbart, einer dünnen Stimme und endlosen Prozeßakten, der seine Blicke auf die Laterne an der Decke richtet, wo er nichts als Nebel sieht.

An einem solchen Nachmittag sitzen ein paar Dutzend Mitglieder des Barreaus, des hohen Kanzleigerichts, hier, beschäftigt mit einem der zehntausend Stadien eines endlosen Prozesses. Sie legen einander Schlingen mit schlüpfrigen Präzedenzien; knietief in technischen Ausdrücken watend rennen sie ihre mit Ziegen- und Pferdehaar geschützten Köpfe gegen Wälle von Worten und führen ein Schauspiel von Gerechtigkeit auf; Komödianten mit ernsthaften Gesichtern.

An einem solchen Nachmittag müssen die verschiedenen Solizitoren in einer Rechtssache, die zwei oder drei von ihren dabei reich gewordenen Vätern geerbt haben, in einer Reihe sitzen in einem mit Strohmatten ausgelegten Brunnen, auf dessen Grund man vergebens nach der Wahrheit suchen würde – zwischen dem roten Tisch des Registrators und den seidenen Talaren –, Repliken, Dupliken, Schlußworte, Dekrete, Eingaben, Informationen und Berge geldverschlingenden Unsinns vor sich aufgehäuft. Kein Wunder, daß der Saal trübe ist, nur hie und da von schmelzenden Kerzen spärlich erhellt, wenn Nebel schwer darin hängt, die bunten Glasfenster die Farbe verloren haben und kein Tageslicht hereinlassen; kein Wunder, wenn die Uneingeweihten auf der Straße, die durch die Glasscheiben in den Türen hereinblicken, sich von dem Eintritt abschrecken lassen durch den lichtscheuen, eulenhaften Anblick und das schläfrige Gesumm, das matt zur Decke hinauftönt von dem gepolsterten Baldachin, von wo der Lord-Oberkanzler zu der Laterne aufblickt, in der kein Licht ist, und wo die Perücken der beisitzenden Richter in Nebeldunst verschwimmen.

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