Liv-Malin Winter - Pechschwarzer Sand

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Die E-Mail eines alten Schulfreundes reißt den Umweltberater Eric Bergmann aus seiner täglichen Routine. Chris und seine Frau Rena sind ins Visier des einflussreichen Ölkonzerns ENTAL geraten und gezwungen aus Kanada zu fliehen. Entschlossen, etwas gegen ENTAL zu unternehmen, reist Eric nach Fort McMurray, dem Herz der Ölsandförderung. Er trifft sich mit Umweltaktivisten und traut seinen Augen nicht. Zu ihnen gehört Isabella Filanders, die Frau, in die er sich vor Jahren verliebt hat und die auf einmal spurlos verschwand. Isabella lebt im Verborgenen, denn in einer Zeit, in der Öl kostbar wie Gold ist, kommt die Kritik an einem Ölkonzern einem Verbrechen gleich. Gemeinsam versuchen sie, die Produktion zu stören und den guten Ruf der Firma in Zweifel zu ziehen. So einfach lässt sich ENTAL allerdings nicht in die Knie zwingen. Sie kommen Isabella auf die Spur und ihnen ist jedes Mittel recht, um die notwendigen Antworten von ihr zu erhalten.
"Pechschwarzer Sand" ist nach «Eiskalte Energie» der zweite Roman von Liv-Malin Winter.

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Das Buch

Die E-Mail eines alten Schulfreundes reißt den Umweltberater Eric Bergmann aus seiner täglichen Routine. Chris und seine Frau Rena sind ins Visier des einflussreichen Ölkonzerns ENTAL geraten und gezwungen aus Kanada zu fliehen. Entschlossen, etwas gegen ENTAL zu unternehmen, reist Eric nach Fort McMurray, dem Herz der Ölsandförderung. Er trifft sich mit Umweltaktivisten und traut seinen Augen nicht. Zu ihnen gehört Isabella Filanders, die Frau, in die er sich vor Jahren verliebt hat und die auf einmal spurlos verschwand. Isabella lebt im Verborgenen, denn in einer Zeit, in der Öl kostbar wie Gold ist, kommt die Kritik an einem Ölkonzern einem Verbrechen gleich. Gemeinsam versuchen sie, die Produktion zu stören und den guten Ruf der Firma in Zweifel zu ziehen. So einfach lässt sich ENTAL allerdings nicht in die Knie zwingen. Sie kommen Isabella auf die Spur und ihnen ist jedes Mittel recht, um die notwendigen Antworten von ihr zu erhalten.

»Pechschwarzer Sand« ist nach »Eiskalte Energie« der zweite Roman von Liv-Malin Winter.

Die Autorin

Liv-Malin Winter studierte Volkswirtschaftslehre mit dem Schwerpunkt Umweltökonomie und hat mehrere Jahre in diesem Bereich gearbeitet. Ihre Leidenschaft gilt dem Lesen und Schreiben. Die Natur ist ihre Inspirationsquelle. Hier findet sie Entspannung und neue Ideen für ihre Bücher.

Sie lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Hamburg.

Liv-Malin Winter

Pechschwarzer Sand

Roman

Prolog

Rena kämpfte sich durch den Wald. Der strömende Regen beeinträchtigte ihre Sicht. Doch sie folgte den kaum erkennbaren Pfaden, die sie seit ihrer Kindheit kannte. Plötzlich ragte die Silhouette eines Mannes vor ihr auf. Rena blieb stehen.

»Was ist so dringend, dass wir uns ausgerechnet heute Abend treffen müssen?« Ihre Stimme übertönte kaum den Regen. Die Gereiztheit, die in der Frage lag, war dennoch unüberhörbar.

Der Mann drückte ihr einen Speicherchip in die Hand. »Es musste heute sein. Ich habe in den nächsten Wochen keinen freien Tag. Du musst das unbedingt veröffentlichen, sobald ihr Fort Chipewyan verlassen habt.«

»Gut, ich kümmere mich darum«, lenkte Rena ein.

»Danke.«

»Sei vorsichtig und pass auf dich auf.« Sie umarmte ihn kurz.

»Du auch.« Der Mann hob zum Abschied kurz die Hand.

Rena warf ihm noch einen Blick zu. Sie zog sich ihre Kapuze tiefer ins Gesicht und ging durch den Wald zurück nach Fort Chipewyan.

Sie hatte den Ort erreicht und hastete durch den Regen. Sie verfluchte ihre Schwerfälligkeit. Vor ein paar Monaten wäre sie einfach gerannt, doch nun ließ ihre Schwangerschaft nur noch zügiges Gehen zu. Sie musste unbedingt das Material in Sicherheit bringen. Bald würde sie mit ihrem Mann aus Fort Chipewyan wegziehen und dann konnte sie es veröffentlichen. Hier, wo ENTAL alles kontrollierte und überwachte, war das unmöglich.

Hinter ihr tauchten Scheinwerfer und die Reflexe eines Blaulichtes auf. Rena verlangsamte ihren Schritt. Dem Auto konnte sie nicht entkommen. Der Streifenwagen hielt neben ihr an und ein Polizist stieg aus. Es war dieser Cop, der erst kürzlich nach Fort Chipewyan versetzt worden war.

»Wohin wollen Sie?«, fragte der Polizist. Er musterte die schwangere Frau misstrauisch.

»Ich mache einen Abendspaziergang«, antwortete Rena.

Der Polizist sah bedeutungsvoll auf ihren gerundeten Bauch.

»Meine Hebamme hat mir Spaziergänge empfohlen. Sie sollen gegen die Schlaflosigkeit helfen, unter der ich leide.«

»Bei diesem Wetter macht kein Mensch freiwillig einen Abendspaziergang«, bemerkte er. »Heute haben die Umweltschützer eine illegale Veranstaltung abgehalten. Ich habe die Anweisung bekommen, alle zu verhaften, die dort waren.«

»Ich habe an keiner illegalen Veranstaltung teilgenommen. Ich gehe spazieren«, verteidigte sich Rena.

»Sie kommen mit auf die Polizeiwache!« Der Polizist ergriff Renas Arm. Sie versuchte sich loszumachen.

»Wenn Sie sich widersetzen, werde ich Ihnen Handschellen anlegen.«

»Wie können Sie es wagen eine schwangere Frau derartig zu schikanieren!«, empörte sich Rena.

»Wenn Sie nicht in Handschellen abgeführt werden wollen, steigen Sie sofort ins Auto.«

Rena gab sich geschlagen und befolgte seine Anweisung.

Sie lehnte sich zurück und schloss die Augen. Sie fragte sich, wie sie sich aus der Affäre ziehen konnte. Der Polizist hatte Recht. Niemand ging in diesem strömenden Regen freiwillig spazieren. Die Einzigen, die unterwegs waren, waren auf einer Versammlung gewesen, die sich gegen ENTAL richtete. Das Unternehmen baute in großem Stil Ölsande ab. Seit der dritten Ölkrise war das Geschäft noch profitabler geworden, denn Öl war eine Mangelware. Die Gewinne von ENTAL waren Jahr für Jahr gestiegen und für das aktuelle Jahr 2030 hatte das Unternehmen den höchsten Gewinn seit der Firmengründung prognostiziert. Die Bewohner von Fort Chipewyan litten an den verheerenden Auswirkungen auf die Umwelt. Doch sich dagegen zu engagieren stand unter Strafe.

Nach wenigen Minuten hatten sie die Polizeiwache erreicht. Der Polizist befahl ihr auszusteigen. Er führte sie in das Gebäude und brachte sie in einen kahlen Raum, in dem nur ein Tisch und zwei Stühle standen. Er ließ Rena alleine. Sie war müde, erschöpft und fror in ihren klammen Sachen. Sie zog die tropfende Regenjacke aus und setzte sich, um ihre schmerzenden Rückenmuskeln zu entspannen. Ihre Gedanken kreisten um die Frage, wie sie ihren Kopf aus der Schlinge ziehen könnte. Auf keinen Fall durften die Polizisten das belastende Material finden, das sie bei sich trug.

Rena hörte, wie die Tür geöffnet wurde und sah auf. Der Polizist trat ein und setzte sich. Er musterte die Frau mit den langen schwarzen Haaren und den dunkelbraunen Augen schweigend. Rena erwiderte seinen Blick und tat ihr Bestes, um ihre Nervosität zu verbergen.

»Wie ist Ihr Name?«, brach der Polizist schließlich das Schweigen.

»Sie wissen, dass mein Name Rena Siebach ist.« Fort Chipewyan war ein kleiner Ort. Hier kannten sich die Leute.

Der Polizist ließ sich nicht beirren. Er erkundigte sich nach ihrer Adresse und fragte erneut, warum sie bei diesem Wetter unterwegs war. Rena antwortete das Gleiche wie zuvor, aber es war klar, dass der Polizist ihr nicht glaubte. Er beobachtete sie schon eine Zeit lang, hatte ihr bisher jedoch nichts nachweisen können. Anscheinend hatte jemand die Umweltschützer verraten. Rena steckte in einer Zwickmühle. Sie konnte unmöglich den wahren Grund für ihren Ausflug nennen. Das Material, das sie bei sich trug, war weitaus belastender als die Teilnahme an einer illegalen Versammlung.

Der Polizist drang mit seinen bohrenden Fragen immer weiter in sie. Renas Antworten waren mehr als unbefriedigend für ihn und das ließ er sie deutlich spüren.

Rena ließ erschöpft ihren Kopf in die Hände sinken. Der Polizist nahm ihr ihre Lügen nicht ab. Sie war gefangen in einer ausweglosen Situation. Sie spürte das Baby in ihrem Bauch treten, als wäre es empört über die Behandlung, die seiner Mutter zuteilwurde. Durch diese Bewegungen wurde der Druck auf ihre Blase größer.

»Ich muss auf die Toilette«, erklärte sie dem Polizisten unvermittelt.

»Das können Sie machen, wenn Sie meine Fragen beantwortet haben.«

»So können Sie mich nicht behandeln! Ich bin schwanger!« Rena schleuderte ihm die Worte erbost entgegen.

Der Polizist schien zu ahnen, dass Rena einen Riesenaufstand machen würde, wenn er nicht nachgab. Er erhob sich und bedeutete ihr, ihm zu folgen. Er öffnete die Tür und ließ ihr den Vortritt. Ein Ziehen in ihrem Bauch ließ sie innehalten. Sie stützte sich mit der Hand an der Wand ab und schloss für einen Moment die Augen.

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