Hebt sie zu der Himmel Meister!
Hebt sie zu dem Geist der Geister!
Hebt sie hoch vom Erdentand!
Daß wir’s treu und heilig halten
In Gedanken, Wort und That.
Gott wird doch zuletzt verwalten,
Was der Mensch beschlossen hat.
Gebet der Männer bei der Wehrhaftmachung einen teutschen Jünglings.
Betet Männer! – denn ein Jüngling kniet –
Daß sein Herz, sein Eisen heilig werde!
Küsse, Knabe, fröhlich diese Erde,
Denn sie ist der Freiheit heil’ges Land,
Willst Du seinen Namen hören?
Glühe bei dem Klang der Ehren!
Deutschland heißt dein Vaterland.
Betet Männer! – denn ein Jüngling kniet –
Mach den Klang unsterblich seinen Ohren.
Teutscher Jüngling, frei bist du geboren,
Freiheit sei dein Glanz! dein höchstes Gut!
Ihr sollst du dein ganzes Leben,
Ihr den letzten Athem geben,
Ihr dein bestes Herzensblut.
Betet Männer! – denn ein Jüngling kniet –
Seine Hüfte wollen wir bewehren
Mit dem Zeichen unbefleckter Ehren,
Mit der Männer stolzer Waffenzier;
Auch sein deutsches Herz zu weihen
Mir den ächten deutschen Treuen
Stehen wir und beten hier.
Betet Männer! – denn ein Jüngling kniet –
Schwöre denn, jetzt Mann und nicht mehr Knabe!
Schwöre deinem Lande bis zum Grabe,
Schwöre deiner Freiheit treue Huld!
Amen soll der Höchste sprechen!
Jeden Meineid wird er rächen,
Jeder Schande feige Schuld.
Betet Männer! – denn ein Jüngling kniet –
Und er hat den höchsten Schwur geschworen.
Hier und dort sei ihm das Heil verloren,
Wenn er diese Worte jemals schwächt!
Der‘ und Himmel sollen zeugen!
Dienen müss‘ er dann dem Feigen
Und erzittern vor dem Knecht!
Betet Männer! – denn ein Jüngling kniet –
Schönes Eisen, du der Freien Freude,
Schmuck der Tapfern, köstliches Geschmeide,
Das der Hammer aus Metallen schlug!
Werde, ritterlicher Degen,
Teutschen Lande Ruhm und Segen!
Werde Teutschlands Feinden Fluch!
Betet Männer! – denn ein Jüngling kniet –
Jetzt bist du geweiht, edle Klinge!
Fliege leuchtendgleich des Blitzes Schwinge,
Fliege flammend durch die Todesreih’n!
Daß die feige Schande bebe!
Daß die Ehre oben schwebe!
Daß die Freien sich erfreu’n!
Betet Männer! – denn ein Jüngling kniet –
Eisen könnte untreu diesen schänden!
Dann empöre dich in seinen Händen!
Kehre gegen seine Brust die Gluth!
Dulde nimmer Schwert der Ehren,
Daß Verräther bei dir schwören!
Dulde nie Tyrannenmuth!
Betet Männer! – denn ein Jüngling kniet –
Stehe auf, umgürtet mit dem Stahle!
Stehe auf! es schau’n vom Himmelssaale
Deine Ahnen fröhlich auf dein Fest,
Segnen deine Waffenweihe,
Machen dich für Pflicht und Treue
Heldenkühn und ehrenfest.
Betet Männer, heiliges Gebet!
Gott im höchsten Himmel gebe Segen
Diesem freien Mann und seinem Degen,
Daß er Blitz in deutschen Schlachten sei!
Gott behüte unsre Lande,
Unsre Seelen vor der Schande!
Gott erhalte Teutschland frei!
Das Soldaten=Morgenlied
Sei gegrüßet, heller Strahl,
Sei gegrüßet, süßes Licht,
Das durch Berg, und Wald und Thal
Jung in lichten Flammen bricht!
Vögel singen frehe Lieder
Ob dem neu erwachten Tag
Und im Menschenbusen wieder
Wird die fromme Freude wach.
Und sie kehrt sich zu dem Herrn,
Der de sel’gen Höh’n regiert,
Der am Firmament den Stern
Aller Wonnen wandeln führt:
Preis dir, großer Sonnenwalter!
Preis dir, höchster Himmelsheld!
Schöpfer, Lenker und Erhalter,
Träger, Vater aller Welt!
Sieh, mich treibt wie wilder Meer,
Wann der Sturm von Norden weht,
Unstät mein Geschick umher,
Welches nirgend heimisch steht,
Und im Wechsel und im Wanken
Wechselt auch mein armes Herz,
Lenkest du nicht die Gedanken,
Gott mein Vater, himmelwärts.
Ach! das Leben ist so wild,
Und so wild die Menschenbrust,
Wenn nicht du sie, warm und mild
Füllest tief mit himmelslust,
Wenn nicht du die wüsten Triebe
von dem Pfad des Lasters lenkst
Und mit stiller, frommer Liebe
Sanft dich in den Busen senkst.
Leicht beschirmen Stahl und Wehr
Gegen jeden Erdenfeind,
Doch sie schirmen nimmermehr
Gegen den, der Seelen nimmt:
Da muß jede Kraft erliegen,
Jede Wehr wird da zu Spott,
Hilfst du stärkster Held nicht siegen,
Stehst nicht du uns bei, o Gott!
Nimm mich denn auch diesen Tag
Unter deinen frommen Hut,
Daß ich redlich kämpfen mag
Als dein Streiter fest und gut;
Deke mich mit starkem Schilde
Gegen Trug und böse Lust,
Und mit Freundlichkeit und Milde
Fülle, Vater mir die Brust.
Das Soldaten=Abendlied
Gegangen ist das Sonnenlicht,
Still schweigert Feld und Hain,
Und hell am Firmamente bricht
Hervor der Sterne Schein,
Und hell aus stiller Seele blitzt
Ein wundersamer Strahl
Von dem, der ewig waltend sitzt
Im hohen Himmelssaal.
Wie wäre doch das Menschenkind
So elend, so allein,
Wenn nicht von oben zart und lind
Ihm käme dieser Schein!
Er wäre nichts als Trug und Wahn,
Ein zitternd Blatt am Baum,
Ein Körnlein Sand im Ocean,
Ein Traumbild fast von Traum.
Das Leben wallt von Ort zu Ort,
Hat nimmer Ruh noch Rast,
Und treibt im wilden Fluge fort,
Geschnellt durch eigne Last;
Es brauset wie ein schäumend Meer,
Das keine Ufer kennt,
Und wirft uns Tropfen hin und her
Im wilden Element.
Drum komm, o du, der Frieden bringt,
O Gott in stiller Nacht,
Wo hell die Engelglocke klingt
In goldner Sterne Pracht –
Komm, wirf den frommen Liebesstrahl
Mir warm – ins arme Herz,
Und die Gedanken allzumal
O zieh sie himmelwärts.
Drum komm mit deinem Engelheer,
Du lieber Vater gut!
Du bist die einzig feste Wehr,
Die einzig sichre Hut;
Gar nichtig ist der Menschen Macht
Die eitle Eitelkeit.
Wen Gott bewacht, ist wohl bewacht
hier und in Ewigkeit.
Das Haus Wittelsbach
Bayerns Geschichte aus Quellen bearbeitet
von
Dr. Joseph Heinrich Wolf in München
Nürnberg C. H. Zeh’sche Verlagshandlung 1847
§ 179 Seite 563 – 564
Die Schlacht bei Hanau
Wo nicht die Klugheit mit der Macht verbunden, Da hat man nie das rechte Ziel gefunden.
Napoleon war von Leipzig her am 20. Okt. auf zwei Brücken über die Saale gegangen. Am 22. Okt. kamen die Franzosen nach Erfurt, überall von Kosaken umschwärmt. Endlich kamen sie über Gotha und Schlichtern gegen Hanau her. Die Bayern hatten den Gelnhäuser Engpaß unbesetzt gelassen. Dorther zogen die Franzosen ungehindert am 28. Okt. In der Nacht vom 29. auf 30. Okt. 1813 hörte Wrede, daß die ganze Heeresmacht im Anzuge sei. Er beschloß, sie aufzuhalten. Morgens 8 Uhr begann der Angriff. Die Franzosen bestanden aus 60,000 Mann, meistens Kerntruppen, und 12,000 Pferden, die Bayern und Oesterreicher aus 28,000 Mann. Die Gardekürassiere und die aus ihnen entwickelte Batterie entschied gegen Bayern. Der Andrang der Stürmenden gegen Hanau war nicht mehr aufzuhalten. Wrede räumte die Stadt. Napoleon kam am 31sten Nachmittags 3 Uhr in Frankfurt an. Um 4 Uhr wollte Wrede, weil er der französischen Angriffe müde war, Hanau erstürmen. Kaum hatte er die Mitte der Königsbrücke erreicht, als ihn ein Schuß in den Unterleib verwundete. Er mußte zurückgebracht werden. Die Verbündeten rückten vor, und Fresnel übernahm den Oberbefehl. Doch die Franzosen hatte niemand aufhalten können. – Napoleon zog unaufhaltsam nach Frankreich, während Heeresabteilungen von den Franzosen noch in Nordteutschland standen und Mürat auch auf der Seite der Verbündeten übertrat und die Tyroler einen neuen Aufstand versuchten, bis die einrückenden Oesterreicher sie beruhigten
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