August Apel - Gespensterbuch, Erstes Bändchen

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Die Freunde der Aufklärung dürften wohl erwarten, dass hinter dem Titel: Gespensterbuch, recht lebhafte Streiche gegen Glauben und Aberglauben geführt werden würden. Mit gleichem Rechte könnte der berühmte Kenner des Geisterreichs sich überreden, dieses Buch wolle seiner schwankenden Theorie eine freundliche Handreichung tun. Andre gehen vielleicht noch weiter, und halten die Schrift für eine neue Ausgabe des bekannten Höllenzwanges.
Ob und in wiefern nun diese und ähnliche Erwartungen Bestätigung erhalten, darüber wird vermutlich das Buch selbst Auskunft geben. Wir lesen außer der Vor- und Nachrede die Geschichten «Der Freischütz», «Das Ideal», «Der Geist des Verstorbenen» und «König Pfau» sowie «Die Verwandtschaft mit der Geisterwelt».

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A. Apel und F. Laun (Hgr.)

Gespensterbuch

Erstes Bändchen

Gespensterbuch

1 Apel und F. Laun (Hgr.)

Erstes Bändchen

Impressum

Texte: © Copyright by A. Apel und F. Laun (Hgr.)

Umschlag: © Copyright by Walter Brendel

Verlag: Das historische Buch, 2021

Mail: walterbrendel@mail.de

Druck: epubli - ein Service der neopubli GmbH,

Berlin

Inhalt

Vorrede. Vorrede. Die Freunde der Aufklärung dürften wohl erwarten, daß hinter dem Titel: Gespensterbuch, recht lebhafte Streiche gegen Glauben und Aberglauben geführt werden würden. Mit gleichem Rechte könnte der berühmte Kenner des Geisterreichs sich überreden, unser Buch wolle seiner schwankenden Theorie eine freundliche Handreichung thun. Andre gehen vielleicht noch weiter, und halten die Schrift für eine neue Ausgabe des bekannten Höllenzwanges. Ob und in wiefern nun diese und ähnliche Erwartungen Bestätigung erhalten, darüber wird vermutlich das Buch selbst Auskunft geben, und die Nachrede vollends verrathen, was die geneigten Leser, nach den Wünschen der Herausgeber, von dem Gespensterbuche hätten erwarten sollen. F. Laun. * * *

Der Freischütz.

Das Ideal.

Der Geist des Verstorbenen.

König Pfau.

Die Verwandtschaft mit der Geisterwelt.

Nachrede.

Vorrede.

Die Freunde der Aufklärung dürften wohl erwarten, daß hinter dem Titel: Gespensterbuch, recht lebhafte Streiche gegen Glauben und Aberglauben geführt werden würden. Mit gleichem Rechte könnte der berühmte Kenner des Geisterreichs sich überreden, unser Buch wolle seiner schwankenden Theorie eine freundliche Handreichung thun. Andre gehen vielleicht noch weiter, und halten die Schrift für eine neue Ausgabe des bekannten Höllenzwanges.

Ob und in wiefern nun diese und ähnliche Erwartungen Bestätigung erhalten, darüber wird vermutlich das Buch selbst Auskunft geben, und die Nachrede vollends verrathen, was die geneigten Leser, nach den Wünschen der Herausgeber, von dem Gespensterbuche hätten erwarten sollen.

F. Laun.

* * *

Der Freischütz.

Eine Volkssage.

1.

Höre Mutter – sagte der alte Förster Bertram in Lindenhayn – du weißt, ich thue dir gern alles zu Liebe, aber den Gedanken schlag dir aus dem Kopf, und bestärke mir auch das Mädchen weiter nicht drinn. Schlag's ihr rund ab, so weint sie ihr Thränchen und ergiebt sich drein; mit dem langen Trödeln und Hinhalten wird nichts gut gemacht.

Aber Väterchen – wandte die Försterin vorbittend ein – kann denn unser Käthchen mit dem Amtsschreiber nicht eben so glücklich leben, als mit dem Jäger Robert? Du kennst den Wilhelm noch gar nicht, er ist so ein braver Mensch, so herzensgut ...

Aber kein Jäger – fiel der Förster ein – Meine Försterei ist nun seit länger als zweihundert Jahren immer vom Vater zum Sohn vererbt. Hättest du mir einen Jungen gebracht, statt des Mädchens, da möcht' es seyn, dem hinterließ ich meine Stelle, und das Mädel, wenn eins dazu gekommen wär, möchte freyen, wen es wollte; aber so ... nein! Erst hätt' ich Mühe, Angst und Wege gehabt, daß der Herzog meinen Schwiegersohn zum Probeschuß lassen will, wenn er nur sonst ein braver Jäger ist, und nun sollt' ich das Mädel verschleudern? Nein, Mutter Anne, auf den Robert besteh' ich just nicht; wenn er dir nicht gefällt, such' dem Mädel einen andern flinken Jägerburschen aus, dem ich meine Stelle bei Lebzeiten übergeben kann, da wollen wir in Ruhe bei den Kindern unsre alten Tage verleben, aber mit dem Federschützen bleib mir vom Halse.

Mutter Anne hätte gern noch ein gut Wort für den Amtsschreiber gesprochen, aber der Förster, der die Kraft der weiblichen Ueberredungskunst kannte, wollte seinen Entschluß nicht einem wiederholten Angriffe aussetzen; er nahm seine Flinte von der Wand und ging in den Wald.

Kaum war er um die Ecke des Hauses, da steckte Käthchen ihr blondes Lockenköpfchen freundlich zur Thüre herein. Ist's gut gegangen, Mutterchen? Ja? – rief sie, und sprang nun munter in das Zimmer und an den Hals der Försterin.

Ach, Käthchen, freue dich nicht zu sehr – sagte diese – der Vater ist gut, herzensgut, aber er giebt dich keinem Andern, als einem Jäger, und davon geht er nicht ab, da kenne ich ihn schon.

Käthchen weinte und wollte lieber sterben als von ihrem Wilhelm lassen. Die Mutter tröstete und schmälte abwechselnd, endlich weinte sie mit der Tochter. Sie versprach eben noch einen Hauptsturm auf das Herz des Försters zu versuchen, da klopfte es an der Thüre, und Wilhelm trat herein.

Ach Wilhelm – rief ihm Käthchen mit verweinten Augen entgegen – wir müssen scheiden! Suche dir ein ander Mädchen, mich sollst du nicht freyn und ich dich nicht; der Vater will mich dem Robert geben, weil er ein Jäger ist, und die Mutter kann uns nicht helfen. Aber, muß ich auch von dir lassen, so will ich doch keines Andern seyn, und bleibe dein, und dir treu bis zum Tode. Mutter Anne suchte den Amtsschreiber, der nicht wußte, was er aus Käthchens Reden machen sollte, zu besänftigen, und erzählte ihm, wie Vater Bertram gegen seine Person gar nichts einzuwenden hätte, aber nur seiner Försterei wegen durchaus darauf beständ einen Jäger zum Eidam zu haben.

Ist es weiter nichts – sagte Wilhelm beruhigt, und drückte das weinende Mädchen an seine Brust – so sei gutes Muthes, liebes Käthchen. Ich bin der Jägerei nicht unkundig, denn ich habe bei meinem Ohm, dem Oberförster Finsterbusch, in Lehre gestanden, und mußte nur meinem Pathen, dem Amtmann zu Lieb die Jagdtasche mit dem Schreibpulte vertauschen. Was hilft mir die versprochene Amtmannsstelle, soll ich mein Käthchen nicht als Frau Amtmannin in das Amthaus einführen? Willst du nicht höher hinaus, als deine Mutter, und ist dir der Förster Wilhelm so lieb, wie der Amtmann, so tausch' ich gleich, denn mir ist das lustige Jägerleben immer viel lieber gewesen, als das steife Leben in der Stadt.

O, du lieber, goldner Wilhelm – rief Käthchen, und alle Wolken waren von ihrer Stirn verschwunden, und nur ein glänzender Sonnenregen der Freude zitterte in ihren Augen – willst du das, so sprich recht bald mit meinem Vater, eh' er vielleicht gar dem Robert sein Wort giebt.

Wart, Käthchen – sagte Wilhelm – ich geh ihm gleich nach in den Wald. Er ist gewiß nach dem Hirsch, der morgen in das Amt geliefert werden soll. Gieb mir Flinte und Tasche, ich such' ihn auf, stelle mich ihm mit einem Jägergruß vor, und biete ihm gleich meine Dienste als Jägerbursch an.

Mutter und Tochter fielen ihm um den Hals, halfen den neuen Jäger, so gut sie konnten, aufputzen, und sahen ihm mit Hoffnung und Bangigkeit in den Wald nach.

2.

Ein wackerer Bursch, der Wilhelm! – rief der Förster freudig, als die Jäger nach Haus kamen – wer hätt' in dem Federhelden solch einen Schützen gesucht? Nun, morgen sprech' ich selbst mit dem Amtmann, das wär doch Jammerschade, wenn der nicht bei der edlen Jägerei blieb! Aus dem wird ein andrer Kuno. Du weist doch, wer der Kuno war?

Wilhelm verneinte.

Hab' ich dir das noch nicht erzählt – fuhr der Förster fort – Sieh, das war mein Urältervater, der diese Försterei zuerst besessen und erbaut hat. Erst war er armer Reitersbub' und diente bei dem Junker von Wippach, der konnt ihn wohl leiden, und nahm ihn überall mit sich in Fehden und zu Turnieren und Jagden. Einmal war dieser Junker von Wippach auch bei einer großen Jagd, die der Herzog hier hielt mit vielen Rittern und Edeln. Da jagten die Hunde einen Hirsch heran, auf dem saß ein Mensch, der kläglich die Hände rang und jämmerlich schrie, denn das war damals eine tirannische Weise unter den Jagdherren, daß sie die armen Menschen, oft wegen geringer Jagdfrevel auf Hirsche schmiedeten, daß sie elendiglich zerstoßen und zerrissen wurden oder vor Hunger und Durst umkommen mußten.

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