Susanne Trautzsch - Paviane teilen nicht

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Geschichten, Erlebnisse und Poesie, entstanden bei Reisen in Länder des südlichen Afrika seit 1994. Als alleinreisende Frau hat die Autorin ihr Afrika als sicheren und aufregenden Ort erlebt. Ihre Leidenschaft ist nicht aus Leiden, sondern aus Begeisterung entstanden, Begeisterung für die Länder, die Menschen und die Tiere. Im Buch erzählt sie über die Schönheit und den Naturreichtum Afrikas.

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PAVIANE TEILEN NICHT

Inhalt

Prolog

Die Lodge

Ankunft

Spaziergang

Frühstücksstress

Gefangen

Erster Dezember

Äpfel

Käfer

Der Bus

Kompromisse

Der Fluss

Reisen

Der Leopard

Büffel

Vogelbeobachtung

Der Mond ist aufgegangen

Am Anfang war ein Windstoß

Wüstentod und Wüstensport

Am Atlantik Südafrikas

Die Bucht

Die Lagune und das Meer

Wind

Feuer

Windstille

Spaziergang am Meer

Sandskulpturen

Seehundbaby

Dungbeetle

Möwen

Tanz der Lüfte

Paviane teilen nicht

Die Spinne

Southern Right Whale

Yellowtail

Danksagung

Über die Autorin

Prolog

Es war nicht der erste Blick auf mein Flugticket. Das Datum 13. Juli 1996 stimmte, ebenso die Uhrzeit 10.05 Uhr. Dennoch gab es keinen Hinweis auf meinen Flug, auch keine Passagiere. Nur vereinzelt saßen Menschen ohne Reisegepäck auf den Wartebänken in der Abfertigungshalle des Flughafens in Windhuk. Ich studierte wiederholt die Anzeigetafel, die Daten für wenige spätere Flüge in benachbarte Länder auswies. Mein Flug wollte einfach nicht erscheinen.

Ich ging unschlüssig durch die Halle, als eine Frau aus dem Büro der namibischen Fluggesellschaft hervortrat. Ich stürzte auf sie zu, wedelte mit meinem Ticket und erkundigte mich nach dem Abfertigungsschalter. Sie schüttelte den Kopf, nicht hier, das sei ein Inlandflug. Dafür gebe es in Windhuk einen anderen Flughafen. Dies sei aber der internationale Flughafen. Ich hakte nach, wie weit es bis dahin sei, ob ich den Weg mit einem Taxi noch rechtzeitig schaffen könne. Wieder Kopfschütteln.

Mein Rucksack fühlte sich plötzlich schwer an, die Tasche war sowieso zu groß, und eigentlich blendete die Sonne viel zu sehr.

Wie wollte ich ein ganzes Jahr hier verbringen, wenn ich noch nicht einmal meinen ersten Flug fand. Ich hätte doch lieber nach Südeuropa reisen sollen, anstatt in afrikanischen Ländern südlich des Äquators meine kostbare freie Zeit zu vergeuden. Ohne Auto. Jetzt auch noch ohne Flug.

Mit langsamen Schritten ging ich auf den Ausgang zu. Im Freien streckte ich meinen Rücken, während ich in die Sonne blinzelte. Ich will aber hier sein, erinnerte ich mich, ich will im Busch leben, Vögel und Affen beobachten, Elefanten den Vortritt lassen, den Flusspferden zusehen. Jede Nacht soll mich das Brüllen eines Löwen wach halten. Ich will ungetrübte Sonne genießen und bin bereit zu schwitzen, sowie die Malaria-Mücken zu überlisten.

Es stimmte, ich wollte genau hier sein und hatte ein ganzes Jahr Zeit, um den Inlandflughafen zu finden.

Ich ging auf das einzige Taxi zu, aus dessen weit geöffneter Tür ein Bein ragte. Um auf mich aufmerksam zu machen, stellte ich mich davor. Das Tempo der Bewegungen des Fahrers war dem frühen Morgen angepasst. Als der ganze Mensch ausgestiegen war, nannte ich mein Ziel.

Es dauerte nicht lange bis zum Flughafen Eros, aber ob der geflügelte Gott noch am selben Tag einen weiteren Flug nach Katima Mulilo, dieser kleinen Stadt im äußersten Nordosten des Landes, aufsteigen ließ, dessen war ich mir nicht sicher.

Meine gebuchte Maschine war kurz vor meiner Ankunft gestartet, aber nicht mehr in der Luft zu erspähen. Wie oft die mich wohl ausgerufen haben, überlegte ich, während meine Augen die Flughafenhalle nach einem Schalter der ‚Air Namibia‘ absuchten. Dort erfuhr ich, dass der nächste Flug nach Katima in zwei Tagen auf dem Plan stand. In zwei Tagen.

Die Frau sah mich an. Ach so, ob es noch einen freien Platz gebe für die Maschine, beeilte ich mich zu fragen. Gab es, und mit einem One Way Ticket verließ ich die Halle. An einen Rückflug hatte ich nicht gedacht. Wozu auch, ich wollte ja hier sein.

Mein Taxifahrer stand im Schatten des Flughafengebäudes an eine Wand gelehnt. Er war bereit, mich zurück in meine Pension zu bringen.

Mein Zimmer war noch nicht neu hergerichtet worden, sodass ich wieder einziehen konnte. Ein Blick auf die Uhr sagte mir, dass meine verpasste Maschine hoch in der Luft war, und Catherine vielleicht noch nicht auf dem Weg zum Flughafen. Ich kannte Catherine nicht, aber sie sollte mich abholen, um mich zu meinem Ziel zu bringen.

An der Rezeption erkundigte ich mich nach einer Möglichkeit der Verständigung. Man könne eine Fax-Nachricht über das Radiotelefon schicken, wurde mir erklärt. Die werde dann von der Radiostation in Walvis Bay empfangen und von dort weiter geschickt, um irgendwann mit etwas Glück im Laufe des Tages anzukommen. Oder auch nicht.

Allerdings sei ein Fax nicht notwendig. Catherine fahre für die nächste Maschine ganz bestimmt zum Flughafen. Wenn jemand nicht ankomme wie verabredet, dann sei er eben in der nächsten Maschine. Das klang fast überzeugend.

Während meiner beiden Aufenthalte in Namibia und Botswana, hatte ich ein Jahr zuvor den Entschluss gefasst, mir eine Auszeit im südlichen Afrika zu gönnen. Eine Lodge im ‚Caprivi-Streifen‘ hatte es mir besonders angetan. Zwei Tage hatte ich dort verbracht und Marie, die Teilinhaberin, nach einer Möglichkeit gefragt, für einige Zeit etwas zu arbeiten. Was, wusste ich auch nicht. Ich suchte erst mal nur eine Anlaufstelle.

Die Frage, ob ich am Computer Papiere für den WWF ausarbeiten könne, hatte ich einfach bejaht, zumal ich gerade meinen ersten Laptop gekauft hatte. Ich schrieb meine Gutachten darauf, warum sollte ich also keine Papiere für den WWF herstellen können?

Am Tag meines Weiterfluges stand ich noch in der Dunkelheit auf. Ich verabschiedete mich später mit dem Hinweis, ich sei wirklich gleich weg. Eine halbe Stunde später hielt mein Taxi vor dem Eros-Flughafen. Noch nie hatten Menschen mit Reisegepäck eine so beruhigende Wirkung auf mich gehabt. Wenn es die hier gab, würde es auch Flugzeuge geben.

Bald saß ich in der vierten Reihe der kleinen zweimotorigen Propellermaschine auf einem Fensterplatz. Ich musste eingeschlafen sein, denn plötzlich kündigte eine Stimme die bevorstehende Landung an. Kurz danach sah ich durch mein Fenster, wie das Land immer näher kam. Es ruckelte, als die Maschine unweit des Flughafengebäudes aufsetzte und stoppte. Winkende Menschen traten hervor.

Wir Passagiere mussten unser Gepäck selber die wenigen Meter zum Gebäude tragen. Mit dem aufgesetzten Rucksack und meiner Tasche in der Hand eilte ich auf die offene Tür zu. Catherine wartete auf mich.

Die Lodge

Ankunft

Die Lodge war in den zurück liegenden Jahren ein Jagd-Camp gewesen, bevor sie zu einer Busch-Lodge umgebaut wurde. Die wenigen Hütten für die Jäger waren aus Schilfrohren gebaut und mit Spitzdächern aus getrocknetem Gras bedeckt. Sie bestanden aus einem großen Raum sowie einem kleinen Badezimmer mit Dusche, Waschbecken, Toilette. Durch vier kleine Fenster drang spärliches Licht in das Hausinnere.

Diese Hütten dienten nun ausschließlich als Unterkünfte für alle, die hier vorübergehend arbeiteten sowie für ReiseleiterInnen.

Wenige Meter hinter diesen Häusern endete das Gelände der Lodge, das mit einem hoch gespannten Elektrodraht eingezäunt war, ein Schutz gegen die Elefanten. Andere Wildtiere hatten freien Zugang. Ob und wie viele Löwen oder Schakale, auch Leoparden uns nachts besuchten, wussten wir nie. Sicherheit über ihren nächtlichen Besuch gaben uns nur ihre Fußspuren im Sand.

Statt für irgendwelche Papiere am Computer zu sitzen, wurde ich nun dringend für Arbeiten in der Lodge benötigt, wie mir gleich bei meiner Ankunft mitgeteilt wurde. Ich widersprach nicht, hatte ich doch eh keine andere Wahl. Ich war froh, hier leben zu können in der wilden Natur unter einem strahlend blauen Himmel.

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