»Hast du das herausgefunden oder Kristen?«
»Das spielt doch keine Rolle.« Für mich schon.
»Auf jeden Fall liegen sie nicht weit entfernt von dem, was wirklich vor sich geht. Aber das ist ja nichts Neues«, sage ich.
»Richtig, aber was du noch nicht weißt, ist, dass sie einen Hilferuf abgesetzt haben. Sie suchen nach fähigen Privilegierten, um sich zusammenzuschließen und gemeinsam ein Heilmittel zu finden.«
»Hat dir das Kristen gesagt?«
Adam schaut mich überrascht an. »Woher weißt du das?«
Sein Blick ist so intensiv, dass ich nicht wegschauen kann. »Ich bin eine Frau, schon vergessen?«
»Kristen meint, dass sich das Zentrum dieser Forschungsarbeit in Sektion 8 befindet. Sollten wir wieder ein Signal empfangen, dann könnten wir uns dort reinhacken und mehr herausfinden und Asha vielleicht wichtige Informationen geben.«
»Auf was willst du hinaus?«
»Wir brauchen wieder Kontakt zu den Datenbanken der Sektionen. Wir müssen herausfinden, was mit den Sendeanlagen passiert ist.«
»Ja, das sollten wir unbedingt tun.«
Adam sagt nichts, streichelt nur gedankenverloren meine Haare.
»Freija, ich kann es spüren, dass etwas in dir arbeitet und außerdem trommeln deine Finger auf mir herum. Was denkst du?« Ich liege da und bin ganz still, schaue seinen Fingern zu, die mit meinen Haaren spielen.
»Was hat Kristen noch gesagt?«
Adam schweigt.
»Was hat sie noch gesagt?«, hake ich unerbittlich nach.
»Dass es noch eine Möglichkeit gibt.«
»Und die wäre?«
»Wenn wir kein Signal mehr bekommen, dann könnten wir uns auch direkt zur Sektion 8 aufmachen und versuchen, uns diesem Forschungsprogramm anzuschließen. Dann bekommen wir Informationen aus erster Hand«, gibt er endlich zu.
Ich denke nach.
Ich fasse es nicht.
Sie will mit Adam abhauen.
»Und wen meint sie mit wir?«
»Das hat sie nicht gesagt.«
Lügner. »Ich glaube dir.«
»Das ist nett.«
»Aber Asha wird nicht begeistert sein, wenn sie erfährt, dass wir das Team verlassen werden«, sage ich jetzt plötzlich.
Adam schaut mich überrascht an. »Wie bitte? Wir verlassen doch nicht das Team.«
»Wenn du kein Signal mehr reinbekommst, dann ist das doch die logische Schlussfolgerung. Aber ich werde mit Asha reden. Sie wird das verstehen«, sage ich und dann verfalle ich in tiefes, nachdenkliches Schweigen.
Irgendwann bricht Adam die Stille: »Freija, was hast du? Da ist doch noch mehr, das dich beschäftigt.« Adam liegt mit seiner Vermutung vollkommen richtig. Aber ich bezweifle, dass er jetzt dazu bereit ist, zu erfahren, wie mein persönlicher Plan aussieht. Ein Plan, der ihn und Kristen möglichst weit voneinander entfernt.
»Es ist in Ordnung, wenn du mir nicht alles erzählen willst. Ich habe dir in der Vergangenheit vieles nicht gesagt, was dich brennend interessiert hat, aber ich habe dich nie belogen. Wir verdienen es nicht uns anzulügen. Keiner verdient das. Und sei es auch nur eine unwesentliche Kleinigkeit oder eine Notlüge. Bitte Freija, versprich mir, dass du mich niemals anlügen wirst und sag mir, was du vorhast.«
Aus irgendeinem Grund scheint ihm das sehr wichtig zu sein. Obwohl ich davon überzeugt bin, dass er mir nicht in jeglicher Hinsicht die Wahrheit sagt, was zwischen ihm und Kristen läuft, weiß ich doch eins. Adam gehört mir!
Ich setze mich auf seinen Schoß, umfasse seine Taille mit meinen Beinen, stütze mich auf meine Unterarme und schaue ihm tief in seine faszinierenden Augen.
»Ich verspreche es, dass ich dich niemals anlügen werde«, hauche ich.
»Gut, und was hast du vor?«
»Ich werde Sektion 8 einen Besuch abstatten«, sage ich und küsse ihn.
»Das habe ich geahnt. Wann brechen wir auf?« Er grinst vergnügt.
»Nicht wir. Nur ich, Hope und Kristen. Du bleibst hier, weil ich es mir nie verzeihen könnte, wenn dir etwas zustößt.« Das Lächeln verblasst, dann streiche ich die gerade entstandenen Falten auf seiner Stirn glatt und bevor er mir widersprechen kann, unterbreche ich seine Worte mit meinen Lippen, die ich auf seine presse. Erst wehrt er sich, vergebens, ich bin zu stark. Dann gibt er nach und seine Hände wandern zu meinem Po und ziehen mich noch näher. Er deckt meinen Hals und mein Schlüsselbein mit Küssen ein und ich lasse mich auf ihn sinken.
Im Unterholz knackt ein Ast.
Adam und ich erstarren.
Adam angelt sich sein Gewehr unter den Kleidern hervor und entsichert es. Ich springe blitzschnell hinter den ersten Baum und drücke mich mit dem nackten Rücken an seine Rinde. Adam geht in die Hocke und zielt ins Grüne. Im Kopf zähle ich bis drei und weiß, dass Adam genau das gleiche tut. Auf drei werfe ich einen Blick über die Schulter und Adam macht einen schnellen Schritt bis zu den Farnen.
Ein brauner Bär sucht sich weiter unten seinen Weg durch den Wald. Er hat uns gewittert und nähert sich in der Hoffnung auf eine leichte Beute. Die Muskeln von Adams Unterarmen entspannen sich. Ich bin erleichtert.
»Bin gleich zurück«, grinse ich, froh darüber, dass es nur ein Bär ist. Schnell überwinde ich die fünfzig, sechzig Meter, die mich von dem imposanten Waldbewohner trennen. Ich stehe direkt vor ihm und er, der Bär, weiß nicht so recht, wo ich herkomme.
Ich bin nicht darüber überrascht, als er versucht, mir mit seiner riesigen Pranke eins überzuziehen. Geschmeidig ducke ich mich unter seinem Hieb durch, springe hinter ihn und verpasse ihm einen gutmütigen Klaps auf sein zotteliges, borstiges Fell. Empört wendet er sich mir erneut zu, versucht mir mit beiden Pranken und ausgefahrenen Krallen zu zeigen, wer hier der Chef im Wald ist. Kinderleicht tauche ich ab, rolle mich zur Seite und stehe schon wieder, als er wütend brüllt und mich ein weiteres Mal versucht zu schnappen. Dieses Mal mit aufgerissenem Maul. Für mich ist es nicht mehr wie ein Spiel und ich benötige nur ein paar Minuten, um ihn von Adam und dem Zufluchtsort unseres Teams wegzulocken. Dann ziehe ich mich zurück und lasse den alten Brummbär frustriert von dannen ziehen.
»Das war sehr sexy«, sagt Adam als ich wieder zurück bin. Mir entgeht nicht, dass er die Zeit nicht etwa genutzt hat, um sich wieder anzuziehen und sein Grinsen gibt mir eindeutig zu verstehen, dass wir genau dort fortfahren sollten, wo wir unterbrochen wurden.
Wir lieben uns ein zweites Mal, weil uns danach ist. Doch jetzt fallen wir nicht animalisch wie zwei wilde, ausgehungerte Tiere übereinander her, sondern gehen unendlich zärtlich, langsam und einfühlsam aufeinander ein.
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