Carsten Both
Redewendungen: Episoden 1999
Oft verwendet, Ursprung unbekannt?! – EPISODE 12 bis 19 (Huf, Fellhaut, Alkohol, Punkt, Pfeffer, Geld, Pflanze, Politik)
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Inhaltsverzeichnis
Titel Carsten Both Redewendungen: Episoden 1999 Oft verwendet, Ursprung unbekannt?! – EPISODE 12 bis 19 (Huf, Fellhaut, Alkohol, Punkt, Pfeffer, Geld, Pflanze, Politik) Dieses ebook wurde erstellt bei
Episode 12: Huftiere
Episode 13: Tierhüllen
Episode 14: Volksdroge Nr. 1
Episode 15: Punkte
Episode 16: Nicht Salz, sondern ...
Episode 17: Das Wichtigste auf dieser Welt
Episode 18: Grünzeug
Episode 19: Politisches Treiben
Episode 20
Impressum neobooks
Verwunderung und Überraschendes drückt die Vermutung „Ich glaub, mich knutscht ein Elch“aus. Es soll sich um eine skandinavisch angehauchte Variation der Redewendung „Ich glaub/denk, mich tritt ein Pferd“handeln. Dieser Ausspruch wird aber eher bei einer negativen Verblüffung, der Verärgerung, verwendet, denn ein Pferdetritt ist äußerst schmerzhaft. Wie man bezüglich des Elchs auf einmal auf das Knutschen gekommen ist, konnte ich leider nicht herausfinden. Die verwunderliche deutsche Kino-Titelübersetzung der Komödie „Stripes“ des kanadischen Regisseurs Ivan Reitman , „Ich glaub’, mich knutscht ein Elch!“ (1981), ist aber auf alle Fälle nicht der Weisheit letzter bzw. erster Schluß. Das unwahrscheinliche Elchverhalten ist bereits als Sponti-Spruch der 70er Jahre belegt. Ähnlich verhält es sich mit dem noch früher geprägten tretenden Pferd: Überraschenderweise wurde die US-Komödie „National Lampoon’s Animal House“ (1978) im Deutschen mit „Ich glaub’, mich tritt ein Pferd“ betitelt. Vermutlich, weil dies bereits Ulrich Plenzdorf in seinem Buch „Die neuen Leiden des jungen W.“ (1973) und der damalige Bundesfinanzminister Hans Apel in den Medien gedacht hatten.
Ein Kompliment ist es, wenn man mit jemandem Pferde stehlen könnte. Da besonders in früheren Zeiten der Pferdediebstahl streng geahndet wurde, mußte ein Pferdedieb sich durch besonderen Mut und Verwegenheit auszeichnen. Darüber hinaus mußte er natürlich für seine eventuellen Mittäter absolut zuverlässig sein. Darum steht diese Redewendung heute für eine besondere Freundschaft bzw. eine Person, auf die man sich absolut verlassen und mit der man alles Mögliche unternehmen kann. Der Roßdiebstahl mit guten Freunden ist als bekannte Redensart für das frühe 17. Jahrhundert schriftlich belegt.
Ein naher Verwandter des Pferdes – der Esel – muß oft für die Beleidigung eines Mitmenschen herhalten („Du/Sie dummer Esel“ oder einfach nur „Du/Sie Esel“). Wer dagegen dasteht wie Buridans Esel, der kann sich zwischen zwei gleichwertigen Alternativen einfach nicht entscheiden, mit der Konsequenz, am Ende keines der beiden gleich guten Angebote anzunehmen. Die Qual der Wahl wird so ausgedrückt. Diese Redewendung ist aus einer Parabel des spätscholastischen Philosophen Johannes Buridan (um 1300 - um 1360) entstanden; die Scholastik war ein Wissenschaftszweig aus dem Mittelalter, der sich auf die antike Philosophie stützte. Der genannte Esel konnte sich zwischen zwei gleich verlockenden Bündeln Heu nicht entscheiden, so daß er schließlich verhungerte. Buridan wollte mit dieser traurigen Geschichte Probleme der Willensfreiheit veranschaulichen, allerdings mit einem Hund als Akteur. Wie der Esel in diese Rolle hineinrutschte, ist nicht ganz geklärt. Es wird vermutet, daß Gegner von Buridan dieses mit negativem Image behaftete Tier in die Anekdote hineingeschummelt haben. Zumindest heißt es heute „dastehen wie Buridans Esel“ und nicht wie „Buridans Hund“. Aber der Esel geschieht ihm eigentlich ganz recht; Buridan hatte nämlich diese schöne Anekdote geklaut und lediglich mit einem anderen Akteur und angepaßter Nahrung versehen. Der italienische Dichter Dante Alighieri (1265-1321) vertrat nämlich schon in seiner „Göttlichen Komödie“ die Meinung, daß ein Mensch zwischen zwei gleich entfernten und gleich verlockenden Speisen eher sterben würde, als daß er bei Willensfreiheit eine davon an die Zähne brächte. Und selbst Dante könnte sich theoretisch beim persischen Philosophen Algazel (1058-1111) bedient haben, der heute als Urheber dieses Gleichnisses gesehen wird – das fundamental auf Aristoteles (384-322 v.Chr.) zurückgeht.
Daß ein Esel als minderintelligent (in Relation zu wem oder was eigentlich?) eingestuft wird, zeigt auch der Ausdruck „sich/jemandem eine Eselsbrücke bauen“. Denn hier wird einer Person mit erheblichem Aufwand eine Aufgabe vereinfacht, die sie ohne diese Hilfe wohl nie gelöst hätte. Plinius der Ältere (um 23-79) hat in seiner „Naturgeschichte“ behauptet, ein Esel würde niemals über eine Brücke gehen, durch deren Planken er das Wasser bzw. den Abgrund sehen könnte. Und so steht es auch noch in Konrad von Megenbergs (1309-1374) um 1350 in Deutsch zusammengestelltem „Buch der Natur“ und in Conrad Gesners (1516-1565) Mitte des 16. Jahrhunderts veröffentlichtem „Tierbuch“. Der Esel wird nach dieser unwissenschaftlichen Annahme also nur durch eine vermeintliche Gefahr abgeschreckt – ein Zeichen für Dummheit. Die extra Brücke für den Esel ist wohl erst zu Beginn der Neuzeit zunächst in Latein („pons asini“) gebaut worden. Der um 1500 lehrende Scotist Petrus Tartaretus hat eine logische Figur als Eselsbrücke bezeichnet. Ein Lateiner muss dann auch die fünfte Proposition aus dem ersten „Elemente“-Buch des griechischen Mathematikers Euklid (um 300 v.Chr.) „pons asinorum“ genannt haben. Interessanterweise soll ausgerechnet der bereits erwähnte Jean Buridan ein bekannter Eselsbrückenbauer für seine dummen Logik-Studenten an der Pariser Uni gewesen sein, ohne den Terminus zu kennen. Heutzutage wird die Bezeichnung „Eselsbrücke“ aber eher im positiven Sinne verwendet und nicht mehr als ein Hilfsmittel für Dumme. Schon seit Anfang des 19. Jahrhunderts wird der Begriff mit der Vorstellung einer geschickten Gedächtnisstütze verbunden. Oft werden Merksätze oder -verse gebildet, um bestimmte Sachverhalte besser begreifen zu können. Ein solcher Merksatz, und somit Eselsbrücke, ist folgender: Mein Vater erklärt mir jeden Sonntag unsere neun Planeten. Die Anfangsbuchstaben der einzelnen Wörter sind die Anfangsbuchstaben der Planeten unseres Sonnensystems in der richtigen Reihenfolge (von der Sonne aus gesehen).
Beim Ausspruch „Der Esel nennt sich immer zuerst“wird dagegen das treue Lasttier wieder diskriminiert. Die Wendung verspottet unhöfliche Menschen, die sich bei einer Aufzählung zuerst nennen und nicht – so wie es sich gehört! – an letzter Stelle. Analoge Bedeutung hat der Ausspruch „Der Esel geht voran“. Hier wird den anderen nicht der Vortritt gelassen. Wobei man bedenken muß, daß irgend jemand irgendwann den vorangehenden Esel spielen muß, da sonst der Bus ohne seine potentiellen Fahrgäste abfahren wird.
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Nachdem ich mich in den vorangegangenen Folgen grundsätzlich mit ganzen, noch lebenden Tieren beschäftigt habe – sieht man einmal von dem Schicksal eines Hundes namens Hopf [vgl. Episode 11] und einer aus Versehen verhungerten Katze [vgl. Episode 10] ab –, werde ich mich nachfolgend mit Teilen von Tieren beschäftigen, denen sich der Mensch durch Aktivitäten bemächtigen muß, bei denen die betroffene Spezies schon mal draufgehen kann. Wer sich also zu der Gemeinde der Veganer zählt – also den oft militanten, sektenhaft übersteigerten Hardcore-Vegetariern, die jegliche Tierprodukte ablehnen, seien es Eier, Milch oder Kleidung mit Tierabstammung (lassen Sie sich von so einem ja nicht in einer Lederjacke erwischen ...!) –, sollte besser nicht weiterlesen.
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