Peter Jamin
Lauschangriff an Heiligabend
... und andere weihnachtliche Geschichten
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel Peter Jamin Lauschangriff an Heiligabend ... und andere weihnachtliche Geschichten Dieses ebook wurde erstellt bei
Über das Buch Über das Buch Es ist nicht einfach, neue Weihnachtsgeschichten zu schreiben - das ist fast so unmöglich wie jedes Jahr neue, originelle Geschenke für seine Lieben zu finden. Der Schriftsteller Peter Jamin erfreut trotzdem schon seit Jahren seine Freunde, Bekannten und Arbeits-bekanntschaften immer wieder zu Weihnachten mit neuen Storys. Und die Illustratorin und Schmuckdesignerin Lynne Philippé findet dazu jedes Jahr den richtigen Strich, um die kurzen Geschichten nachhaltig zu verschönern. Diese hier gebündelte Sammlung von zum Teil bissig-satirischen bis komisch-skurrilen Geschichten und sensibel-hintergründigen Illustrationen bietet eine gelungene Alter-native zu den traditionellen Weihnachts-märchen. Gleich zum Auftakt behandelt die Story "Armes Schwein" aktuelle Konfliktherde dieser Welt, also Themen, die die Menschen gerade zu Weihnachten bewegen sollten und die die Frage nach dem Sinn des Christentums in neuem Licht erscheinen lassen. Es folgen Kurzgeschichten aus ungewöhnlichen Perspektiven wie etwa ein satirischer Abgesang auf das TV-Spektakel eines Stefan Raab oder Konsumkritisches wie es gerade in diesen Zeiten aktuell ist. Und schließlich hat auch Bundeskanzlerin Angela Merkel zum Ende des Erzählzyklus einen fast engelhaften Auftritt, so dass - wie im richtigen Leben - die Politik zum beschaulichen Weihnachtsfest nicht zu kurz kommt. "Lauschangriff an Heiligabend" ist ein Weihnachtsbuch, dass festliche Stimmung und liebevolle Gefühle zulässt ohne den Ernst des Lebens zu ignorieren.
Liebe Leserin, lieber Leser. Liebe Leserin, lieber Leser. Es ist Weihnachten. Zeit, Geschichten zu erzählen. Seit einigen Jahren verschicken wir jedes Jahr vor dem Fest eine kleine Geschichte, die Peter geschrieben hat und die von Lynne verschönert wird. Die Geschichten und Illustrationen haben wir jetzt in einem Buch versammelt und zum Verschenken einpackt. Viel Vergnügen mit unseren kleinen Storys. Peter Jamin Lynne Philippé
Armes Schwein Armes Schwein Liebes Jesuskind, jetzt haben wir uns schon seit zwei Monaten auf Deinen Geburtstag vorbereitet. Erst lagen in den Geschäften und Kaufhäusern im Oktober die Dominosteine, die Zimtsterne und die Printen aus Aachen. Dann wurde im November der Weihnachtsmarkt eröffnet, und wir konnten jeden Tag einen anderen Punsch auf Dich trinken. Eierpunch. Himbeerpunch. Käsepunsch. So haben wir uns von Tag zu Tag mehr auf Dich gefreut, liebes Jesuskind, und Dich bald genau so lieb gehabt wie unser fröhliches Weihnachtsfest, für das wir fleißig Geschenke eingekauft haben für alle, die an Dich glauben oder nicht. Ich habe Dir auch einen Brief geschrieben, liebes Jesuskind, und Dich gebeten, den Aufständischen in Donezk in der Ukraine die Waffen wegzunehmen und sie den Kurden im Irak zu schicken, die diese Waffen dringend für ihren Kampf gegen die Barbaren des Islamischen Staat brauchen. Leider hast Du das nicht gemacht, genauso wie Du nicht dafür gesorgt hast, dass in Afrika keine Menschen mehr an Ebola sterben. Vielleicht habe ich ja zu viel von Dir verlangt, liebes Jesuskind. Vielleicht bist Du ja nur für die Strohsterne und Nussknacker aus Holz, die man auf dem Weihnachtsmarkt kaufen kann, zuständig? Irgendwie, liebes Jesuskind, stehen wir Heiligabend vor dem schönen, großen Weihnachtsbaum mit dem Lametta, den goldenen Kugeln und dem bunten, elektrischen Kerzenlicht und wissen eigentlich gar nicht genau, warum es Dich gibt. Im Radio spielen sie das Lied "Christ ist geboren", und ein Sprecher erinnert daran, dass Du in einem Stall in Bethlehem geboren worden bist. Aber was hat das mit dem Weihnachtsmarkt, dem Eierpunsch, den Dominosteinen und dem vielen Geschenkpapier zu tun? Irgendwie liebes Weihnachtskind, habe ich das Gefühl, dass Du auch so ein armes Schwein bist wie die Flüchtlinge in Syrien und im Irak oder in den anderen Ländern. Du hast nur eine bessere Werbeagentur, die sich um Dein Image kümmert.
Friedensengel mit dickem Wanst Friedensengel mit dickem Wanst MM, mein Agent ist wieder der Erste. Als ich das riesige Paket sehe, 80 Zentimeter in der Höhe, drei Zentimeter dick und 40 Zentimeter breit, da ahne ich: Nicht nur der DHL-Bote, TÜV-geprüft, steht vor der Tür, sondern mit ihm auch der Weihnachtsmann. Klar, ein Mann wie mein Agent, einer, der ein Büro in New York unterhält und erfolgreiche amerikanische Schriftsteller für den deutschen Leser entdeckt, der ist auch mit seinen Geschenken der Schnellste. Da liegt er dann, mein geschenkter Weihnachtsmann. Entblättert auf buntem Sternenhimmelpapier, freundlich lächelnd mit dickem Wanst und roter Pudelmütze. Als Fensterschmuck. Mit tausend Glühbirnchen für weihnachtlichen Lichterglanz. Nun ist Weihnachten für mich ein Fest der Stille, und das Hinausschreien von Festtagsstimmung ist mir so fremd wie die Neigung von Zeitgenossen, lebensgroße, mit dicken Säcken ausstaffierte Weihnachtsmannpuppen an Häuserwände zu nageln. Und nun soll der Dicke mit der Pudelmütze an meinem Schlafzimmerfenster die Nacht zum Leuchten und den Fremden vor der Tür die stille Nacht, heilige Nacht näher bringen? „Ami go home", sage ich und lege ihn zu den Koffern auf den Kleiderschrank. Doch ein echter New Yorker Weihnachtsmann lässt sich nicht beiseite legen. Das wissen alle, die schon einmal zur Weihnachtszeit in Manhattan shoppen waren. Jeden Abend, jeden Morgen lugt er über die Schrankkante hinweg vorwurfsvoll auf mich in meinem Bett herab. Fünf Tage ignoriere ich den unerwünschten Zimmergefährten, dann hänge ich ihn an bunter Kordel ins Fenster. Er strahlt. „Sieht toll aus", sagt meine Frau Kathrin, als wir auf der Straße stehen und zu ihm hochblicken. Doch da ist plötzlich mehr als sein Leuchten. Das kräftige Rot seiner Kleidung im Fensterkreuz weckt Bilder in mir. Menschen in roten Arbeitsanzügen. Hinter Stacheldraht. Guantanamo Bay. Straf- und Folterlager der USA. Rechtloser Raum. Diktatur im Niemandsland der Unmenschlichkeit. „Er ist kein einfacher Weihnachtsmann", sage ich zu Kathrin, „auch ein Friedensengel". Als hätte er eine Botschaft empfangen, schreibt mein Computer in stiller Nacht via Internetbank eine Geldüberweisung für „Amnesty International". „Ein wenig Hilfe gegen Unrecht in der Welt", tippt er auf seinen Bildschirm, „statt Geschenken". Merry Christmas, Weihnachtsmann.
Auf der Frauenkirche Peter Jamin Lauschangriff an Heiligabend ... und andere weihnachtliche Geschichten Dieses ebook wurde erstellt bei
Der Russenbär und die alte Dame Peter Jamin Lauschangriff an Heiligabend ... und andere weihnachtliche Geschichten Dieses ebook wurde erstellt bei
Die sprechende Fußmatte Peter Jamin Lauschangriff an Heiligabend ... und andere weihnachtliche Geschichten Dieses ebook wurde erstellt bei
Die falschen Wörter weglassen Peter Jamin Lauschangriff an Heiligabend ... und andere weihnachtliche Geschichten Dieses ebook wurde erstellt bei
In der Glosse Peter Jamin Lauschangriff an Heiligabend ... und andere weihnachtliche Geschichten Dieses ebook wurde erstellt bei
In einer Stillen Nacht Peter Jamin Lauschangriff an Heiligabend ... und andere weihnachtliche Geschichten Dieses ebook wurde erstellt bei
Lauschangriff an Heiligabend Peter Jamin Lauschangriff an Heiligabend ... und andere weihnachtliche Geschichten Dieses ebook wurde erstellt bei
Читать дальше