Rolf-Dieter Meier - Ernteplanet

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Die Wahrscheinlichkeit, dass Außerirdische die Erde besuchen, ist mehr als gering. Aber was, wenn es doch geschieht? Was hätten wir zu erwarten? Aliens, die schier unfassbare Weiten überwinden, nur um uns zu vernichten? Oder würden sie uns, den Unwissenden auf die Sprünge helfen? Würde dieser Besuch Tod und Verderben bringen oder das Paradies auf Erden? Was in solch einem Fall geschehen würde, lässt sich auch nicht annähernd voraussagen und bleibt letztendlich der Phantasie jedes Einzelnen überlassen!
Eine der vielen Möglichkeiten, wie sich der Besuch einer außerirdischen Spezies gestalten könnte, wird in diesem Roman beschrieben. Vor allem stellt sich doch die Frage, welche Gestaltungsmöglichkeiten verbleiben den Menschen noch, wenn eine weitaus höher entwickelte Zivilisation in das tägliche Leben eingreift. Und weitaus höher entwickelt muss diese Zivilisation sein, der es gelingt, die unendlichen Weiten des Weltraums zu durchqueren. Auch die Frage nach dem Grund des Interesses an uns und ihres Erscheinens ist berechtigt und bewegt die Menschen jener Zeit. Wie reagieren Wissenschaftler und Politiker auf die neue Situation? Funktionieren die Institutionen noch wie gewohnt oder unterliegen alle Handlungen bereits dem Willen der Außerirdischen? Unterstellt, diese fremde Zivilisation nimmt für sich hehre ethische Grundsätze in Anspruch, kann sie dann die Menschen ihren Zielen unterwerfen?
Lassen Sie sich in eine Geschichte entführen, die sich so oder so ähnlich in der Realität nicht abspielen wird. Die aber Fragen zur menschlichen Existenz aufwirft, die letztendlich fragiler ist, als manche glauben. Das Ende des homo sapiens durch eine Katastrophe biblischen Ausmaßes ist nicht ausgeschlossen und wer weiß, wie oft die Erde, unser blauer Planet, einer solchen Katastrophe in der Vergangenheit nur knapp entgangen ist.

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Rolf-Dieter Meier

Ernteplanet

Text Rolf-Dieter Meier

Titelbild Detlev Meier

Alle Rechte vorbehalten.

Mein Dank gilt an dieser Stelle meiner Frau Ilona und meiner Tochter Silvana, meinem Bruder Detlev sowie meiner Kollegin Monika Hölzchen, die die Entstehung dieses Romans nicht nur kritisch begleitet, sondern mich auch durch ihren Enthusiasmus in meinem Vorhaben bestärkt haben.

Inhalt

1. Die letzten Tage

2. Rückblick

2.1. Anzeichen

2.2. Ankündigung

2.3. Erklärung

2.4. Unglaube

2.5. Bestätigung

2.6. Kontakt

2.7. Widerstand

2.8. Aussichten

2.9. Zeitenwende

2.10. Aussaat

2.11. Ernte (1)

2.12. Entwicklung

2.13. Ernte (2)

2.14. Ernte (3)

2.15. Abwicklung

3. Rückkehr

3.1. Einstein (1)

3.2. Aleone (1)

3.3. Greymen

3.4. Aleone (2)

3.5. Einstein (2)

3.6. Aleone (3)

4. Aufbruch

1. Die letzten Tage

Statt eines ausgedehnten Spazierganges oder eines Sonnenbades auf der Terrasse blieb mir schon während des gesamten Tages nicht viel anderes übrig, als den gewohnten Platz am Fenster einzunehmen, um dem Treiben auf der Straße zuzusehen. Schlagartig wurde mir bewusst, dass ich aus reiner Gewohnheit in Gedanken den Begriff „Spaziergang“ benutzt hatte, der in meinem Fall absurd war, wenn man wie ich an einen Rollstuhl gefesselt ist. Auch die Aussage ausgedehnt, ist relativ, wenn man bedenkt, dass es sich, wenn überhaupt, um kaum mehr als eine halbe Stunde handelt. Für einen 126jährigen, der sich möglichst aus eigener Kraft bewegt, ist dies doch eine erhebliche Anstrengung. Deshalb sind die Ausfahrten mit reiner Muskelkraft in den letzten Jahren auch immer seltener geworden. Stattdessen übernimmt immer öfter der kleine Elektromotor die Aufgabe, mich in meinem Gefährt über die mittlerweile bestens bekannten Wege zu befördern. Nun, heute fiel diese auch nicht mehr ganz abwechslungsreiche Tätigkeit der Wetterlage zum Opfer. Es regnete seit dem Vormittag und dies kräftig. Mittlerweile ist Dunkelheit eingekehrt und in den Regentropfen am Fenster spiegelt sich das Licht der Straßenlaternen. Eine Vielzahl von Lichtpunkten, ein Ersatz für die fehlenden Sterne, die sich hinter der dichten Wolkendecke verborgen halten. Diese Laternen waren ein Relikt der Vergangenheit, unverändert in der Form, den alten Gaslaternen des 20. Jahrhunderts nachempfunden. So wie sie heute dort unten stehen, so kenne ich sie schon von Fotos aus frühen Kindheitstagen. Die einzige Änderung, der Wirtschaftlichkeit geschuldet, war die jetzige Energieversorgung mit Strom.

So unwirtlich wie das Wetter da draußen, so muss ich wohl auch das Zimmer bezeichnen, welches ich bewohne. Es beschränkt sich auf das Wesentliche, lässt mir aber genügend Raum für die Fortbewegung. In der Mitte ein Tisch, an der Wand ein Schrank, nein, eigentlich mehr eine Kommode oder ein Sideboard, in dem ich das, was ich benötige, in erreichbarer Höhe verstaut habe. Ein paar Teller, Tassen, Gläser. Ansonsten Überbleibsel der Vergangenheit, kaum Dinge die ich wirklich benötige. Ein paar Fotos auf Papier; Bilder aus der Kindheit, Bilder meiner Eltern. Sehr altmodisch in einem digitalen Zeitalter mit moderneren Speichermedien. Trotzdem hänge ich an ihnen. Es ist bestimmt schon ein paar Jahrzehnte her, dass ich Sie mir angeschaut habe. Aber ich bin froh, dass sie einfach da sind; eine jederzeit greifbare Erinnerung. Etwas, was man nicht fortwirft. Ein Andenken an die Vergangenheit, die aus dem Jetzt betrachtet immer unwirklicher wird.

Das Zimmer hat zwei Fenster. Eines ist nach Osten gerichtet, das andere weist nach Süden. Hier befindet sich auch der Zugang zu einer, man kann sagen, großzügig bemessenen Terrasse. Für einen in der Bewegung eingeschränkten Menschen ein großartiger Ort, besonders im Frühjahr, wenn die Sonne an Kraft und Wärme gewinnt und es mich hinauszieht. So wie ein trockener Schwamm das Wasser aufsaugt, so giert auch dieser alte Körper, diese, ich kann es nicht verhehlen, doch schon faltige Haut nach Licht und Wärme. So sitze ich dort manchmal stundenlang, die Augen geschlossen, dösend, allen Hautkrebsgefahren zum Trotz. Hautkrebs! Ein Witz! Soll sich ein 126jähriger davor fürchten? Aber selbst wenn, dann würde dies bei der nächsten Routineuntersuchung erkannt und behandelt werden. Natürlich hat man heute solche Dinge im Griff. Krebs, diese Volksseuche, so wie auch viele andere Krankheiten, die in früheren Jahrhunderten, ja selbst noch in der ersten Hälfte des 21. Jahrhunderts Angst und Furcht verbreiteten, weil sie nur bedingt als heilbar galten und auch vor dem reichsten Mann nicht Halt machten, sind ausgerottet. Leider ereilte das gleiche Schicksal auch die Menschen. Fast alle. Es ist wahr, all diese neuen medizinischen Errungenschaften waren und sind ein Segen. Selbst meine Zähne brauchen einen knackigen Apfel nicht zu fürchten. Im Falle eines Falles lässt man sie einfach nachwachsen. Der Gentechnik sei Dank! Selbst Greise könnten für jede Zahnpasta Werbung machen; ein strahlenderes Weiß gibt es nicht. Diese Zähne würden für sich allein betrachtet jedem Hochglanzmagazin zur Ehre gereichen. Es hatte nur einen Nachteil: der Berufsstand der Zahnärzte wurde stark reduziert. Dafür gab es aber mehr Zahn-Gen-Implantologen.

Das Wichtigste in meinem Zimmer, in dem ich mich mittlerweile am meisten aufhalte, ist der riesige Bildschirm an der westlichen Wand. Daran schließt sich an der nördlichen Wand die Tür zum Flur an sowie die besagte Kommode. Darüber ein Gemälde. Nichts besonderes, aber dekorativ. Über den Bildschirm, man kann auch sagen: das Kommunikationszentrum eines jeden Haushalts, bin ich mit der Welt außerhalb meiner vier Wände verbunden. Hierüber tätige ich meine Einkäufe, lade ich Literatur, Musik und Filme herunter und erhalte all die anderen Informationen, die ich benötige. Wirklich von Vorteil ist aber das programmierte Kochen. Entgegen allen Unkenrufen ist heute jede Fertigmahlzeit von höchster Qualität und könnte sich mit kulinarischen Kreationen eines 3-Sterne-Kochs messen. Nun, dies ist kein Wunder, sind diese Mahlzeiten doch von eben diesen 3-Sterne-Köchen komponiert und programmiert, die Zutaten von auserlesener Frische. So kann man, wenn man will, tagtäglich die unendliche Vielfalt der edelsten Küche genießen. Aber nicht nur abgehobene Kochkunst wird geboten, auch der altbackene Eintopf kann abgefordert werden, wenn es einem nach etwas Ursprünglichen gelüstet. Mich gelüstet es allerdings nicht mehr allzu sehr nach irgendetwas, was wohl mit meinem Alter zusammenhängen mag. Ich esse mittlerweile nur noch wie ein Spatz. Zumindest haben dies immer meine Eltern gesagt, wenn die von mir vertilgte Portion nicht ihren Erwartungen entsprach. Das war in der Regel dann der Fall, wenn es mir einfach gesagt, nicht schmeckte. Meine erste und letzte Äußerung dieser Art, ich stand gerade in der Mitte meines vierten Lebensjahres, hatte zur Folge, dass meine Mutter zuerst tödlich beleidigt und danach immer noch schlecht genug gelaunt war, um meinen Vater für den Rest des Tages darunter leiden zu lassen. Da ich meinen Vater mochte, vermied ich zukünftig solche Aussagen und erntete damit den Dank meines Vaters, was sich in späteren Jahren in Form eines heimlich zugesteckten zusätzlichen Taschengeldes auswirkte. Man muss aber dazu sagen, dass meine Mutter zwar eine sehr patente und liebenswerte Frau war, nur kochen konnte sie nicht. Dies wurde von ihr jedoch völlig ignoriert und so versuchte sie sich mit immer größerem Einsatz selbst an der Haute Cuisine. Von wirklich denkwürdigen Ausnahmen abgesehen, endeten diese Versuche zumeist in einem Desaster und damit tränenreich. Mein Vater und ich gaben unser Bestes, die Situation zu bereinigen, wobei oft genug eine ordentliche Lüge die beste Medizin darstellte, die von meiner Mutter äußerst dankbar geschluckt wurde.

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