jeden Muskel - und Mary sah mit Genugtuung die entsetzten Gesichter der „Altertümchen“. Die vier Grazien schnappten nach Luft, fächelten sich frische Luft um die spitzen Nasen und sackten zurück in die Couchecken. „Na Helen, ist das nicht ein Leckerchen?“ wollte sie von der Freundin wissen. Die klatschte begeistert in die Hände: „Das ist mal ein abgefahrenes Geburtstagsgeschenk, Mary!“ „Skandalös, skandalös“, kam es röchelnd aus der Couchecke(war es vor Entsetzen oder gar vor lauter Wollust?) und Mary meinte nur: „Seit doch froh, oder habt ihr Zuhause etwas Besseres?“ Der Adonis legte noch eine Nummer drauf und Mary war glücklich. Später gab sie ihm zufrieden den vereinbarten Betrag und brachte ihn zur Türe. Dann knöpfte sie sich die vier Altertümchen vor: „Ihr habt das doch genossen, ihr Heuchlerinnen. Gebt das doch mal ehrlich zu. Da kommen Erinnerungen auf, oder? Ach was solls, mir hat das riesigen Spaß gemacht und Helen auch!“ Die vier Grazien rauschten mit hochroten Gesichtern beleidigt von dannen und Helen und Mary ließen den Tag friedlich ausklingen. „Also wirklich, wie kannst du solche Hühner ertragen?“ fragte Mary. „Zum Lachen gehen die doch in den Keller!“ Helen lachte: „Wir kennen uns schon seit der Schule. Aber die haben sich wirklich sehr verändert, meinen, etwas Besseres zu sein. Aber ich nehme es mit Humor, Mary!“ Mary verabschiedete sich mit einem zufriedenen und guten Gefühl von ihrer Freundin. Sie waren schon viele Jahre befreundet und auch ihre verstorbenen Männer verstanden sich blendend. Obwohl sie und Helen völlig verschieden waren, ergänzten sie sich prima. Helen war ein kleines Hausmütterchen mit roten Bäckchen und einer Vorliebe für Kleider und Röcke. Aber sie liebte Hosen und Hosenanzüge über alles. Gut, so eine Freundin zu haben.
Am nächsten Tag wurde Mary sehr rege. Ihr erster Gang führte sie zu einem Kosmetikinstitut. Dort ließ sie sich „generalüberholen“ und ging anschließend zu einem Friseur. „Die Haare sollen wirklich ab, gnädige Frau?“ fragte bedauernd das Mädchen und ließ Marys lange Haare durch ihre Hände gleiten. Mary zögerte: „Die Länge ist eigentlich ideal für mich. Ich kann sie hochstecken, denn ich muss den Nacken immer frei haben“, erklärte sie. „Aber die grauen Haare müssen natürlich weichen!“ Das junge Mädchen besah sich Marys Kopf von allen Seiten: „Ich würde Ihnen raten, das Haar lang zu lassen. Damit haben Sie tausend Möglichkeiten. Eine leichte Färbung würde ich allerdings empfehlen…etwas dunkler, dann wäre es perfekt!“ „OK, ganz wie Sie meinen. Dann legen Sie mal los!“ Genüsslich lehnte Mary sich zurück und überließ ihren Kopf diesem jungen Mädchen. Nach eineinhalb Stunden war sie fertig und Mary staunte. Aus dem Spiegel sah ihr eine gutaussehende Frau entgegen, das Haar kupferbraun und leicht hochgesteckt. „Das haut mich glatt vom Hocker“, rief sie erstaunt. War sie das? Ihre 70 Jahre sah man ihr kaum an. Mit geradem Rücken und hocherhobenem Haupt verließ sie den Friseursalon und machte sich auf die Suche nach einem Modegeschäft. „Wird auch Zeit, dass du dir neue Klamotten besorgst…die du jetzt trägst sind Asbach uralt“, flüsterte Luci dicht an Marys Ohr. „Hau endlich ab, du nervst!“ Aber sie dachte: „Wenn schon – denn schon!“ Lange brauchte sie nicht zu suchen und betrat das elegante Geschäft. Ihre Blicke gingen in die Runde – reichlich tolle Klamotten. „Kann ich Ihnen helfen, gnädige Frau?“ Eine sympathische junge Frau stand vor Mary und sah sie erwartungsvoll an. „Wie bitte? Ach so, ja…natürlich. Ich würde mich gerne komplett neu einkleiden…zeigen Sie mal was Sie zu bieten haben“, meinte Mary etwas arrogant. „Natürlich, selbstverständlich… bitte nehmen Sie hier Platz. Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?“ „Gerne, ein Kaffee wäre nicht schlecht“, meinte Mary süffisant und folgte der netten Dame. Mein Gott ja - einmal die arrogante Tussi raushängen lassen tat doch keinem weh! In der nächsten Stunde bekam Mary von allem etwas vorgeführt und kaufte zum Schluss alles war ihr gefiel. So, jetzt ein Taxi und dann zurück. Puh, war das alles anstrengend. Es soll Frauen geben, die dieses Pensum jeden Tag absolvieren. Ne, nicht Marys Ding.
Eine Reise die ist lustig
Als Mary am nächsten Morgen beim Frühstück saß, überkam sie ein mulmiges Gefühl. Erst Tage waren seit dem Geldsegen vergangen und sie bekam ein schlechtes Gewissen. Wie lange würde es dauern, bis der Fehler bemerkt würde? Noch könnte sie sagen, es nicht bemerkt zu haben. Der Betrag den sie abgehoben hatte war ihr eigenes Geld. Ne, Quatsch…die Klamotten waren von dem unverhofften Geldsegen. Ihr schlechtes Gewissen achtete auf jedes Geräusch und bei jedem Klingelton sackte ihr Herz meterweit nach unten in die Bux. „Du solltest die Biege machen, Mary…weit weg vom Schuss!“ Luci musste mal wieder seinen Senf abgeben. „Ach halt doch den Mund, Luci. Wo soll ich denn hin?“ Luci zupfte an Marys Ohr. „Aua…was soll das?“ „Also ich würde sagen, du machst eine Kreuzfahrt… oder fliegst nach Afrika… weit weg!“ Mary überlegte: „Eine Kreuzfahrt wäre nicht schlecht. Aber dann nehme ich Helen mit“, meinte sie. Plötzlich bekam Mary einen Stubs, genau am anderen Ohr. „Du kannst nicht fahren…ruf die Bank an! Das ist strafbar was du da machst!“ Ihr Gewissen in Gestalt eines Engelchens rief sie zur Ordnung. Mary wurde blass: „Ach, lasst mich doch beide in Ruhe! Es ist zu spät…ich stecke schon zu tief in der Tinte!“ „Genau“, rief Luci mit Genugtuung - „zu spät!“ Mary stand auf und warf sich genervt auf ihr Bett: „Haut ab…beide!“ In Gedanken malte sie sich aus, was sie so alles erleben würde. Afrika wäre auch nicht schlecht. Auf Elefanten oder Kamelen reiten…ein super Gedanke. Oder sogar ab in die Wüste wo sie niemand finden würde. Plötzlich überfiel sie ein tierisches Fernweh und sie beschloss, Helen auf ihre Reise mitzunehmen. Darum stand sie am folgenden Tag auch vor deren Türe. Helen war sichtlich erfreut: „Hallo Mary, schön dich zu sehen… komm rein!“ Wie sag ich es meiner Freundin, dachte Mary und druckste herum: „Also…warum ich hier bin, hast du die nächsten Wochen Zeit?“ „Wofür Zeit?“ Mary setzte sich aufs Sofa: „Also, Helen - ich lade dich ein, mit mir zu verreisen!“ Helens Bäckchen glühten mal wieder und unverständlich sah sie die Freundin an: „Wohin denn? Ja, und wie lange?“ Mary grinste: „Egal wohin, Afrika, Sibirien, in die Wüste, zum Mond…keine Ahnung. Können wir noch überlegen. Also…was sagst du dazu?“ Helen druckste herum: „Im Prinzip schon, aber wer soll das bezahlen?“ „Ich lade dich ein, sagte ich schon. Nun?“ Helen sah die Freundin besorgt an: „Bist du krank, mein Kind? Woher willst du denn die Penunsen nehmen?“ Verschämt blickte Mary zu Boden: „Ich habe geerbt“, log sie Helen an. „Eine Erbschaft! Wusste gar nicht, dass du so eine noble Verwandtschaft hast!“ „Bis jetzt wusste ich das auch nicht, Helen!“ Beide Grazien schnatterten um die Wette, überlegten Reiseziele und kamen zu keinem Ergebnis. „Also… folgender Vorschlag, Helen. Ich sehe mal im Internet, was so angeboten wird. Wenn mir etwas zusagt, schlage ich zu… einverstanden? Lass dich überraschen!“ Die Freundin nickte: „Einverstanden!“ Und schon machte Mary sich wieder auf die Socken.
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