Im Juni 2011 übernahm Walmart für 16,5 Milliarden Rand 51 % des südafrikanischen Handelskonzerns Massmart, eines der größten Afrikas. Zu den Marken gehören unter anderem Game, Makro, Cash & Carry und Builders Warehouse.
Bei Walmart herrscht offiziell eine Unternehmenskultur, die Arbeitnehmer als gleichberechtigte Partner des Unternehmens bezeichnet. Diese geht, insbesondere in den USA, mit einer starken Anti-Gewerkschafts-Politik des Unternehmens einher. Nur von 10 Angestellten einer Fleischereiabteilung im Osten der USA ist bekannt, dass sie in einer Gewerkschaft organisiert sind. In Kanada hingegen schloss man gleich ein ganzes Supercenter, nachdem sich alle Angestellten dort zu einer Gewerkschaft zusammengeschlossen hatten. In den USA verdienen neue Angestellte bei Walmart im Schnitt nur zwei Drittel eines gewerkschaftlich organisierten Kollegen bei einem anderen Supermarkt. Ebenso gibt es keine Zusatzleistungen wie zum Beispiel eine durch den Betrieb getragene Krankenkasse. Im Schnitt muss der Konzern 44 % seiner Arbeitskräfte jährlich ersetzen, das bedeutet für ihn jedes Jahr 600.000 Neueinstellungen. Im Schnitt laufen zu jedem gegebenen Zeitpunkt etwa 1.500 Klagen gegen Walmart, die sich hauptsächlich gegen Verletzungen des amerikanischen Arbeitsrechts wenden.
Der Konzern erwirtschaftet sein Geld durch sehr niedrige Preise bei niedrigen Gewinnmargen, die allerdings durch den riesigen Umsatz und die gegenüber anderen Ketten deutlich niedrigeren Löhne und Gehälter trotzdem Profit abwerfen. Allerdings erhalten die Angestellten bei Walmart (nicht als „employees“, sondern als „associates“, also frei übersetzt „Beteiligte“ bezeichnet) seit Mitte der 1970er Jahre einen Anteil des Profits der Gesamtgruppe. Dabei kann gewählt werden, ob Geld oder Aktienbeteiligungen ausgegeben werden sollen. Diese „Zusatzbezahlung“ wird auf ein Konto eingezahlt und erst bei Ausscheiden des Mitarbeiters an diesen mit Zins und Zinseszins ausgezahlt. Manche Mitarbeiter sind so über die Zeit trotz geringen Grundeinkommens Millionäre geworden.
Entscheidend ist auch, dass Walmart nahezu kein Lager an Waren unterhält – eine ausgefeilte Logistik sorgt dafür, dass die Produkte vom LKW direkt in Logistikzentren geliefert werden und nicht zwischengelagert werden müssen (Just-in-time-Produktion). Walmarts Logistikzentrum umfasst eine Datenbank, die 35-mal so groß wie diejenige von Amazon ist.
Analysten bemängeln die zu geringe Kapitalrendite im Ausland. Walmart zog sich 2006 aus den verlustreichen Märkten Südkorea (Verkauf an Shinsegae) und Deutschland zurück. In Großbritannien hat die 1999 erworbene Tochter ASDA 2005 ihre Umsatz- und Profitziele nicht erreichen können. Als Gründe dafür wird die alleinige Fokussierung auf den Preis und die Unterschätzung der Bio-Lebensmittel genannt. Die Netto-Ertragskraft beträgt etwa 16 Milliarden US-Dollar.
Die Walton-Familie zählt zu den reichsten Firmeninhabern der Welt; auf der Forbes-Liste der reichsten Menschen der Welt nehmen Sam Waltons Erben mit einem Vermögen von je etwa 17 Milliarden US-Dollar im Jahre 2007 die Plätze 23 und 24 ein.
Walmart ist der größte Energieverbraucher und der größte Bauträger der USA.
Einstieg
Mitte der 1990er Jahre versuchte Walmart mit großem finanziellen Aufwand, auch in Deutschland Fuß zu fassen. 1997 übernahm Walmart 21 Wertkauf-SB-Warenhäuser für rund 750 Millionen Euro, 1998 74 Interspar-Häuser zu einem Preis von 1,3 Milliarden Mark. Walmarts Deutschland-Zentrale war in Wuppertal auf dem Gelände der früheren Justizvollzugsanstalt Wuppertal neben der ehemaligen Wicküler-Brauerei angesiedelt. Die Logistik wurde von einer Tochtergesellschaft abgewickelt, die in Grolsheim und in Bingen-Kempten zwei Logistikzentralen unterhielt.
Probleme und Kritik
Der Konzern machte in Deutschland ausschließlich Verluste; insgesamt geschätzte 3 Mrd. Euro. Allein 2003 fiel ein operativer Verlust von 487 Millionen Euro an, die folgenden Verluste behielt das Unternehmen für sich. Der Rückzug aus Deutschland wird mit 863 Millionen US-Dollar (680 Millionen Euro, 2006) beziffert.
Walmart gelang es nie, sich auf die deutschen Marktbedingungen einzustellen. In dem Zeitraum, in dem Walmart Deutschland Verluste anhäufte, konnte die Kaufland-Gruppe im gleichen Marktsegment stark wachsen. Walmart traf in Deutschland auf ein Einzelhandelsoligopol, dessen Firmen nach ähnlichen Geschäftsprinzipien wie sie selbst arbeiten. So hatte der Konzern von Anfang an keinen Wettbewerbsvorteil. Dazu kam, dass die Walmart-Unternehmenskultur (u. a. Begrüßungspersonal am Eingang, Einpacken der Ware an der Kasse, vorgeschriebene Freundlichkeitfloskeln der Mitarbeiter) in Deutschland weder von Mitarbeitern noch von Kunden positiv angenommen wurde.
Die intern herausgegebene Ethikrichtlinie „Statement of Ethics“ gab Anlass für öffentliche Diskussionen. Bei Herausgabe der Richtlinie wurde laut Walmart darauf hingewiesen, dass die Landesgesetze Vorrang vor dem Leitfaden haben. Entgegen der Darstellung in der Presse seien Beziehungen unter Walmart-Mitarbeitern nicht verboten, solange sie nicht das Arbeitsverhältnis negativ beeinflussen.
Die Einmischung in persönliche Beziehungen von Mitarbeitern ist jedoch ein schwerwiegender Eingriff in die Privatsphäre und mit dem deutschen Recht nicht vereinbar, wie das Wuppertaler Arbeitsgericht feststellte. In der zweiten Instanz scheiterte Walmart ebenfalls, der zuständige Richter des Düsseldorfer Landesarbeitsgerichts sagte: „Dies greift tief in die Persönlichkeitsrechte ein und verstößt gegen die Artikel 1 und 2 des Grundgesetzes.“
Verkauf an Metro
Walmart-Deutschland-Chef David Wild betonte noch am 18. Juni 2006, dass sich Walmart „definitiv nicht“ aus Deutschland zurückziehen werde. Am 28. Juli 2006 gab Walmart den Rückzug bekannt, die 85 Märkte in Deutschland gingen an die Metro AG bzw. deren Supermarktkette Real.
Im Oktober 2006 hat das Bundeskartellamt die Übernahme der von Walmart in Deutschland betriebenen Selbstbedienungs-Verbrauchermärkte durch die Metro AG freigegeben. Sie übernahm gleichzeitig 19 Filialimmobilien, deren Wert nach eigenen Angaben den nicht genannten Kaufpreis übersteigt. Die Europäische Kommission, die aufgrund der Umsatzschwellen der Unternehmen für die Fusion zuständig gewesen wäre, hatte den Fall auf Antrag der beteiligten Unternehmen an das Bundeskartellamt verwiesen, da von dem Verfahren ausschließlich Märkte innerhalb Deutschlands betroffen waren. Die Fusion wurde vom Bundeskartellamt ohne Auflagen genehmigt, weil sie nicht zur Entstehung oder Verstärkung einer marktbeherrschenden Stellung führte.
Ende Dezember 2006 wurden 15 Warenhäuser mit 1.200 Mitarbeitern sowie die Wuppertaler Hauptverwaltung geschlossen und die verbleibenden 70 Filialen als Real-Märkte weitergeführt. Die Firma Walmart Germany wurde am 4. April 2007 aus dem Handelsregister gelöscht.
Walmart wird vorgeworfen, direkt und indirekt die Verbreitung von Ausbeutungsbetrieben zu unterstützen, in denen die Walmart-eigenen Marken unter sehr umstrittenen Arbeitsbedingungen hergestellt werden.
Es gibt immer wieder Demonstrationen gegen die Eröffnung von Walmart-Filialen. Die Demonstranten werfen Walmart Preiskrieg vor, mit dem sie kleine Geschäfte vernichten und dadurch Arbeitsplätze und die Vielfalt einschränken. Außerdem werden die Arbeitsbedingungen der Angestellten kritisiert. Walmart selbst sieht sich als „Hecht im Karpfenteich“, der andere Wettbewerber „dazu zwingen würde, ihre Geschäftspolitik zu ändern und so erfolgreicher zu werden“.
Immer wieder kam es auch zu Kritik, da Walmart indirekt Druck auf Herausgeber von Zeitschriften ausübte, ihre Inhalte an die sehr konservative Unternehmensphilosophie anzupassen, um sie weiterhin bei Walmart anbieten zu können. Kritiker betrachteten das als Einflussnahme auf die Pressefreiheit, zumal Zeitschriften, die sich dem Druck nicht beugten (wie z. B. Maxim) aus den Regalen genommen oder zumindest in neutrale Umschläge gesteckt wurden. Walmart weigerte sich auch, bestimmte CDs in seinen Regalen anzubieten, weil diese dem „familienfreundlichen“ Bild, mit dem sich Walmart gerne selbst vermarktet, entgegenstehen würden.
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