„Boah, geschafft. Mann, das hat aber ganz schön reingehauen. Das letzte Stück war ganz schön anstrengend. Ich hau mir jetzt erst mal ’ne Schnitte rein.“ stöhnte Stefan.
Dirk stimmte zu: „Ich auch, hab’ echt Kohldampf. Aber schau dir die Aussicht an, echt der Hammer, lass uns hier erstmal eine anständige Pause machen.“
Nach einer Weile meinte Stefan: „Ja, die Berge sind schon voll geil, hab’ nicht gedacht dass es hier schon so schön ist. Klar, auf den Fotos von Nico und Marc konnte man das schon erahnen, aber jetzt live ist das natürlich schon echt Wahnsinn.“

Dirk schaute auf sein Handy. „Mann, ist schon fast 12, wir haben etwas zu lange gebraucht, Stefan. Wir müssen nachher aber etwas schneller gehen, sonst schaffen wir das nicht rechtzeitig, ich will heute nacht doch ’ne Party schmeißen. Eine lange Pause ist nicht. Nur kurz ausruhen und dann gleich weiter. Aber so ein Scheiß, keinen Empfang hier, so ein Mist.“
Stefan schaute auch auf sein Handy: „Hast recht, ich habe auch keinen Empfang. Schade, hier ist es so wahnsinnig schön. Hier könnte man echt noch ’ne Zeit bleiben. Sag mal, hast du eigentlich den Wetterbericht geschaut? Da oben, wo wir weiter rauf müssen, kommen plötzlich von der anderen Seite ein paar Wolken rüber.“
„Nee, Wetter habe ich nicht geschaut, aber sonst sieht doch noch ganz gut aus, O.K., mitlerweile sind ein paar kleine Schönwetterwolken da, aber wird schon gehen.“
Die beiden genossen noch etwas das tolle Panorama. Sichtlich überwältigt stand Stefan auf und ging auf die angrenzende Wiese. Plötzlich riss er die Arme nach oben und schreite laut: „Jeeaahh, huchuchuu, ich bin der König der Weeelt!“
Er blieb noch eine Weile dort stehen und sah immer wieder auf ein großes Felsmassiv, welches über den Bergwiesen thronte. Ein paar Minuten später kam such Dirk dazu.
Stefan zu Dirk: „Ich bin völlig weg, das ist echt der Hammer, habe ich so echt noch nier vorher gesehen. Jetzt versteh ich auch, warum Nico und Marc immer wieder in die Berge gehen.“
Auch Dirk ist etwas bewegt von dem Panorama: „Mir geht’s genauso, ich könnte heulen vor Glück. Hier fühle ich mich echt frei und wie im 7. Himmel.“
„Wie kommst du denn auf ‚König der Welt’?“, fragte Dirk dann etwas später.
„Habe ich im Kino mal gesehen, glaube das war in Titanic oder so. Wollte ich auch immer mal sagen, aber nie gab es eine wirkliche Gelegenheit dazu. Jetzt ist es einfach so aus mir rausgekommen.“, meinte Stefan.
Dann wurde die Ruhe plötzlich von einer dunklen Männerstimme unterbrochen: „Wo wollt'st ihr zwoa dänn hin?“, fragte einer der Wanderer mit bayerisch-österreichischem Slang. Und weiter: „Gibt richtig Wetter heut noch.“
Dirk antwortete stolz: „Wir gehen gleich weiter rüber zum Waltenberger Haus und dann noch nach Birgsau runter.“
Der Wanderer warnte eindringlich: „Heut' noch? Geht’s lieber wieder runter, da kommt Wetter auf! Mit Blitz und Donner! Das ist nichts für euch Burschen hier oben. Schauts ’nauf, das wird nichts heut', geht's lieber zurück.“
„Ach was, das sieht doch noch ganz gut aus und wenn schon, ein paar Tropfen sind auch nicht so schlimm.“, erwiderte Dirk.
Dirk und Stefan packten ihre Sachen zusammen, tranken noch einen kräftigen Schluck Wasser und gingen los.
Stefan hatte es eilig: „Komm schon Dirk, wenn das Wetter wirklich schlechter werden sollte, dann wäre es gut, wenn wir zumindest schon hinten wieder auf dem Weg nach unten wären. Beeil dich.“
Dirk etwas genervt: „Ja, ja, ich komm doch schon, ich muss doch erst noch die Beweisfotos für unsere zwei Nervensägen machen. Sonst glauben die noch, wir waren gar nicht hier oben.“
„Und wenn der Mann recht hat, wenn doch Gewitter im Anmarsch sind?“, fragte Stefan etwas nachdenklich.
„Ach was, wegen ein paar Tropfen lass’ ich mir doch nicht das Bier entgehen. Wir gehen jetzt einfach viel schneller und wir sind noch vor den ersten Tropfen wieder unten. Wirst sehen, der hat doch auch keine Ahnung. Komm, wir gehen jetzt, ist schon bald halb eins.“, meinte Dirk.
Und so gingen die beiden von der Hütte den gut sichtbaren Weg weiter. Auf einem Wegweiser sehen die beiden auch schon den Hinweis ‚Waltenberger Haus’. Der Weg ging nun durch weite Blumenwiesen weiter den Berg hinauf, immer Richtung einer etwas felsigen Mulde, die man weit erkennen kann, dem Mädelejoch. Unterwergs sahen die beiden immer wieder schön blühende Alpenrosen, es wurden wieder mal ein paar Fotos gemacht. Auch die majestätischen Felsen und Berggipfel wurden mit den darunter liegenden Bergwiesen noch einige Male fotografiert und von den beiden bestaunt. Immer noch hatte man einen fantastischen Blick auf die umliegenden Berge, die so nah erschienen, dass man sie einfach umarmen hätte können. Langsam wurde die Kemptner Hütte immer kleiner und erschien nun ein ganzes Stück weit weg.
Inzwischen zogen langsam immer mehr Wolken auf. In kurzer Zeit gewannen die zwei auf recht leichten Wegen an Höhe und erreichten das Mädelejoch. Noch ein wenig etwas steiler bergauf und sie standen auf einer Anhöhe zwischen Wiesen und kleinen Felsen. Sie blickten zurück und konnten die Hütte nicht mehr sehen, sie war bereits hinter einem Berghang verschwunden.
„Siehst du, und schon sind wir hier oben. Ging doch ganz schnell. Jetzt müssen wir hier rechts lang, siehst du, da steht ein Schild.“, beschwichtigte Dirk den immer noch etwas nachdenklich wirkenden Stefan.
Ein Unglück kommt selten allein
„Ui, da geht’s aber jetzt richtig rauf. Und felsiger wird’s wieder.“, entgegnete Stefan. Und weiter: „Boah, schau dir mal die Suppe da unten an, da ist ja nichts anderes als Nebel zu sehen. Komm schnell weiter, eh das hier rüber zieht.“
Und tatsächlich war auf der Südseite des Bergmassivs das Wetter gar nicht mehr so schön wie noch an der Kemptner Hütte. Von oben konnte man etwas nach unten sehen und dann waren dort nur noch dicke Wolken zu sehen. Man konnte sogar sehen, wie sich der Nebel den Berg hinauf windelte. Stefan und Dirk gingen schnell weiter und bogen rechts ab. Der Weg wurde nun tatsächlich deutlich steiler und ging über jede Menge Geröll, er war hier kaum als Weg zu erkennen. Man konnte aber hier und da eine rote Markierung erkennen, die den Weg zeigte. Das Wetter wurde weiter etwas schlechter. Von Sonne war nun schon nichts mehr zu sehen, der Himmel hat sich etwas eingetrübt und auch die Wolken aus dem Tal scheinen immer höher zu steigen. Nach einer etwas anstrengenden Kletterpartie über Geröll und Steinen wurde der Weg nun wieder besser sichtbar und ging in einen Bergpfad über, der Weg war mit kleinen Steinchen übersät, am Wegesrand wuchs etwas Gras, bevor es daneben dann in weitere Geröllfelder überging. Aber man konnte den Weg immerhin ganz gut erkennen.
Stefan hielt an: „Warte mal kurz, ich brauch noch einen Schluck Wasser aus der Pulle. Mann, hoffentlich fängt das nicht zu früh an zu regnen, das wird immer dunkler und nebliger da vorne.“
Nach einer kurzen Rast ging es dann weiter. Die zwei beeilten sich immer mehr, angesichts der immer schlechter werdenden Sicht. An der rechten Seite konnten die zwei die Berggipfel schon fast gar nicht mehr wahrnehmen, es hingen dicke Wolken am Hang. Auch nach links Richtung Süden konnte man schon fast nichts anderes als Grau und nochmals grau erkennen. Der Weg ging mit ein paar Kurven weitgehend immer geradeaus, aber dennoch stetig bergan.
„Mann, ich kann schon kaum noch etwas erkennen, den Weg seh ich zwar noch ganz gut, aber sonst seh ich nicht mehr viel.“, warf Dirk dann ein.
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