Man wird sich entscheiden müssen, ob man sich zur Wehr setzt, oder ob man immer den unteren Weg geht. Sicher, nicht immer ist ein Streit produktiv, nicht immer ist Widerstand sinnig und nicht immer muss ein Konflikt unbedingt ausgetragen werden. Man muss sich jedoch selbst kennen und analysieren, was auch wiederum bedeutet, dass man nicht alles einfach hinnehmen muss.
Es geht darum, dass man seine Meinung und seinen Standpunkt vertreten kann, dass man sich selbst wertschätzt. Wertschätzung ist natürlich auch wieder ein Werkzeug, ein Werkzeug, welches man durch eine Selbstanalyse und im Mors Mystica nutzen kann, wodurch man die einzelnen Schichten und Muster erkennen kann. Wertschätzung der eigenen Person, des eigenen Lebens und der eigenen Vergangenheit ist jedoch nicht einfach. Bei der Wertschätzung geht es nicht darum, dass man sich selbst beweihräuchert, nein, es geht darum, dass man sich selbst annimmt. Wenn man sich annimmt, kann man gezielte Bitten an die eigenen höheren Anteile senden, Bitten, um Transformation, Wille, Unterstützung und letztlich auch Auflösung und Lossagung. Je mehr der Wille der Transformation sich manifestiert, desto einfacher wird der Mors Mystica werden, welchen man nicht durch Selbstmitleid und Verzagen meistern kann, sondern mit der Absicht diese Prüfung anzunehmen.
Doch man muss natürlich bei seinen Bitten und Wünschen vorsichtig sein, gerade dann, wenn es um die eigenen energetischen Anteile geht, denn wenn hier ein Wunsch bzw. eine Bitte angenommen wurde, wird dieser Bitte auch entsprochen werden, was bedeutet, dass sich ein regelrechter Evolutionsvertrag bildet, den man mit sich selbst schließt. Das Interessante hier ist, dass die andere Seite sich zu 100% an diesen Vertrag halten wird, egal, ob man den Vertrag irgendwann doch doof findet oder ihn nach besten Kräften unterstützt. Natürlich wird dies zu einem mystischen Tod führen, da es der Abschluss jedes Transformationsvertrages ist, sodass man geläutert auf der Bühne seines Lebens eine neue Runde beginnen kann. Durch den Prozess des Sterbens und des Neuwerdens wird man auf den verschiedensten Ebenen verstehen, dass Sterbe- und Geburtsprozesse keine einfachen Verstrickungen beherbergen, da dem Geist und auch dem Körper alles abverlangt werden wird, was er zu dem jeweiligen Zeitpunkt zu geben vermag. Man wird nur die Prüfungen erhalten, die man auch bewältigen kann. Ein „Phönix aus der Asche“ muss nun mal vorher verbrennen.
In diesem Kontext darf das Verbrennen bzw. der Mors Mystica nicht als ein abstraktes Bild verstanden werden – im Gegenteil. Die Prozesse eines Absterbens und eines Neuwerdens, wird man wirklich körperlich spüren. Man wird sich in einer extremen und lang anhaltenden Stresssituation befinden, in der man seine energetischen Möglichkeiten genausten abwägen muss. Diese Möglichkeiten bilden zum Ende des Mors Mystica eine Zusammenballung bzw. eine Verschmelzung zwischen dem menschlichen und dem göttlichen Sein. Doch diese beiden Fragmente passen nicht immer direkt zusammen, sodass es zu Prozessen kommen muss, die eine Umgestaltung bewirken. Fragmente werden umgeformt, andere werden abgeschliffen und wieder andere werden weggeschnitten. Gleichzeitig entstehen aber auch andere Teile des Selbst, die die weggeschnittenen Fragmente ersetzen werden. Es ist ein Prozess, der den Mors Mystica als Chimäre erscheinen lässt, als Ungeheuer, obwohl es in Wirklichkeit ein normaler Prozess ist, der den Umstand des „Absterbens“ eines Individuums versinnbildlicht, wobei dieses Absterben sich immer auf überholte persönliche Wünsche, Pläne und Affektbeziehungen beziehen wird. Mehr und mehr wird man innere Bilder erhalten, die einem diesen Prozess erklären werden, auch wenn es natürlich unendlich viele Darstellungen, Bilder und Imaginationen geben wird, die einen Mors Mystica beschreiben können. Dennoch ist der Mors Mystica nichts Abstraktes, denn wenn man im mystischen Sinne „stirbt“ oder „tot“ ist, kann man auf energetische Potenziale zugreifen, die vorher vergessen, verschüttet, ignoriert oder getarnt waren. Man wird seinen Weg erkennen können, seine Hindernisse und Barrieren, und sein wahres Selbst. Man kann vor einen inneren Spiegel treten, um sich selbst zu erkennen, anzunehmen und im Mors Mystica auch aufzufangen. Alles ist eine Prüfung, eine Prüfung, die man benötigt, um wahre Einsicht in das Großen Werk zu erhalten – alles andere ist irrelevant. Spannend ist in diesem Fall, dass es sich lohnt, nach dem Mors Mystica einmal zu schauen, wie stark man sich gewandelt hat. Dies kann man durch neue astrologische Aufschlüsselung vollziehen, sodass man einen Zeitpunkt bestimmt, der als neue „Geburtszeit“ betrachtet werden kann. Die daraus resultierende Radix kann dann als ein essenzielles Zusatzfragment zur „materiellen bzw. körperlichen Radix“ verstanden werden. Wenn man will, kann man sogar dann zwei Mal im Jahr Geburtstag feiern. Natürlich bleibt die Geburtsradix immer noch aktiv und muss bei astrologischen Analysen berücksichtigt werden, doch gleichzeitig muss auch mit der „neuen Radix“ gearbeitet werden, denn der Mors Mystica ist ein deutliches und einschneidendes Erlebnis.
Da der Mors Mystica aber in zyklischen Abständen auftritt, sollte man immer nur mit der „aktuellen Mors-Mystica-Radix“ arbeiten, damit es nicht zu kompliziert wird. Im Rahmen des Mors Mystica wird man natürlich seinen inneren und selbst erschaffenen Widersachern und Schatten begegnen. Auch hier wird es wieder Prüfungen geben, die sich primär darum drehen werden, dass man seine inneren Schatten erkennen, analysieren, verstehen und auflösen kann, sodass nicht nur das Ego, sondern auch das Selbst eine Läuterung erfährt, wodurch jedes „Schattenfundament“ getilgt werden wird. Eine Tilgung im Mors Mystica kann schnell durch eine Fusion stattfinden, mit einer Verschmelzung, wobei hier nicht von Dingen gesprochen wird, sondern von Energien. Dies kann dazu führen, dass das Ego der Meinung ist, dass die ganze Welt, und der Kosmos dazu, sich gegen einen verschworen haben. Alle halten zusammen und man selbst ist vollkommen alleine, ohne Aussicht auf Hilfe.
Dies ist natürlich Unsinn, doch im Mors Mystica ergibt nicht viel für das Ego Sinn. Daher ist es mehr als hilfreich, wenn man in dieser Phase menschliche Hilfe durch einen Lehrer, einen Tutor, eine Gemeinschaft erhält, die mit der Thematik des Mors Mystica umgehen können, was bedeutet, dass die Menschen, die die helfenden Hände ausstrecken schon einmal einen Mors Mystica erlebt haben sollten. Dies sind viele, ganz gewiss, dennoch ist es nicht immer einfach, diese Menschen zu finden. Da es heutzutage „chic“, „in“ und „angesagt“ ist, dass man alleine arbeitet, da man sich nichts sagen lassen will, ist man auch schnell allein. Natürlich hat man seine Online-Freundschaften, seinen fiktiven Menschen, die man über das Internet kontaktieren kann, doch kennt man diese wirklich? Herrschen da innige Verbindungen und können die Prozesse wirklich nachempfunden werden? Werden wirklich Ratschläge erteilt, die die Überschrift „Aus der Praxis, für die Praxis“ tragen dürfen? In seltenen Fällen ja, in den meisten Fällen jedoch nicht.
Hilfe ist wichtig und Hilfe liegt im Grunde sofort hinter der nächsten „Tür“, doch diese Tür muss man wieder finden – vor allem, da es im Mors Mystica ja viele „Türen“ gibt. Doch egal, welche Tür man nehmen wird, irgendwann wird man den Durchgang zum neuen Leben finden. Meist ist der Raum dieses neuen Lebens nun mal ein „kosmischer Fusionsreaktor“, der das „neue Leben“ hervorbringt. Hierbei muss man bedenken, dass diese energetischen Fusionen nicht von „jetzt auf gleich“ vollzogen werden und dass man auch nicht „von jetzt auf gleich“ seine Göttlichkeit erkennen, begreifen, annehmen und leben kann.
Wenn man es in die profane Welt holen will, ist jeder Mors Mystica eine echte Meisterprüfung. Um zu einer Meisterprüfung jedoch zu gelassen zu werden, muss man eine Lehre absolviert haben und den Status eines Gesellen erlangt haben. Jeder Geselle des Lebens wird aber aufgefordert, irgendwann sein „Meisterstück“ zu beginnen – man kann es als kosmisches Gesetz verstehen. Wer dieses akzeptieren kann und sich auch nicht vor seinem Meisterstück – dem Mors Mystica – scheut, wird nach gelungener Prüfung wahrlich den Titel „Meister“ tragen dürfen. Nun, solange man bedenkt, dass ein Titel noch kein Garant für ein meisterliches Leben ist, ist alles in Ordnung, und natürlich darf man zu Beginn auch stolz auf seine Meisterprüfung sein. Warum auch nicht?! Der Meister ist der Phönix aus der Asche, und dieser erhebt sich über seine Vergangenheit. Zwar hat man keine Meisterurkunde an der Wand, dennoch wird man eine energetische Auszeichnung erhalten – dies ist das neue Leben.
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