Das extra für diesen Abend gekaufte Satin-Faltenminikleid lag auf dem Bett, daneben die Packung mit den halterlosen Strümpfen. Mein Gott war ich nervös. Würden wir das wirklich durchziehen, oder würde er oder vielleicht sogar ich dann doch vor der Situation kapitulieren? Ich wusste es wirklich nicht, durch meinen Kopf rauschte ein Sturm der Gefühle und Ängste. Langsam und behutsam zog ich die halterlosen Strümpfe an, danach das Satin-Kleid und zum Schluss die HighHeels. Der Rocksaum bedeckte den Abschluss der halterlosen Strümpfe nur knapp. Mit zittrigen Knien ging ich ins Vorzimmer, wo mein Süßer bereits auf mich wartete. Sein ansonsten so gieriger und lustvoller Blick war an diesem Abend eigenartig verschleiert, er blinzelte nervös. Er stellte sich vor mich und legte mir eine Halskette um. An Lederbändern baumelte ein dezentes Herz, auf dem ganz klein die Anfangsbuchstaben unserer Vornamen eingraviert waren. A&P. Aufgrund der Länge der Lederbänder verschwand das Herz zwischen meinen Brüsten im Ausschnitt. Dann holte er passende Ohrringe hervor und hängte sie sanft in meinen Ohren ein.
Es war kein teurer Schmuck, aber die symbolische Geste und die abgrundtiefe Liebe überwältigten mich fast. Ich schluchzte leise und drückte mich an seine feste Brust. Sanft streichelte er meinen Kopf, sagte aber nichts. Wir blieben eine gefühlte Ewigkeit zu stehen, bis er sich sanft von mir löste und mir in die leichte Jacke half.
Sehr oft bin ich froh darüber, dass unsere Hauseinfahrt von keinem unserer Nachbarn einsehbar ist. So konnte ich problemlos mit schwingendem Rocksaum zum Auto gehen, die kühle Frühlingsluft kitzelte mich auf der nackten Haut oberhalb der Strümpfe und an meiner nackten, frisch rasierten Grotte. Wir fuhren in die Stadt, es dämmerte bereits leicht. Kurz bevor wir die Stadt auf der anderen Seite wieder verließen, blinkte Paul, fuhr auf eine Einfahrt und hielt vor einem schweren Eisentor. Wie von Geisterhand öffnete sich das Tor, glitt lautlos auseinander, um uns einzulassen und schloss sich hinter uns wieder. Der weiße Kiesel knirschte unter den Reifen des Autos. Nach einer Biegung erblickte ich eine große, alte Villa. Nirgendwo brannte im Haus Licht, lediglich vor der großen schweren Eingangstüre brannten zwei Fackeln. Überwältigt von dem Haus küsste ich meinen Süßen zärtlich, nachdem er das Auto vor der Türe zum Stehen gebracht hatte.
Ich stieg vor ihm die Treppen zum Eingang nach oben. Er hielt meine Hand zurück, bevor ich auf die Messing-Klingel drücken konnte. Von hinten legte er mir eine mit schwarzer Spitze durchsetzte Maske auf. Kurz nachdem er damit fertig war, öffnete sich auch die Haustüre wir durch Geisterhand. Paul wartete hinter mir, bis ich den Schritt über die Schwelle wagte. Im Haus brannten Kerzen, aufgrund der Größe des Raumes konnte sie die Dunkelheit allerdings nur teilweise vertreiben. Eine Gestalt kam auf uns zu. Die Bewegungen waren eindeutig weiblich. „Herzlich Willkommen in meinem Reich!“, sagte die Gestalt mit einer angenehmen und weiblicher Stimme. Ich war verwirrt. Dann trat sie aus der Dunkelheit in den Kerzenschein. Sie trug ein tiefschwarzes Lack-Kleid, das im Schein der Kerzen schimmerte. Dazu trug sie extrem hohe HighHeels mit Plateau. Das schwarze Haar war streng nach hinten frisiert und endete in einem langen Pferdeschwanz, der fast bis zum Po reichte. Die Haare waren überwältigend schön. In ihrer Ausstrahlung lag eine natürliche Dominanz. Sie gab mir die Hand, dann meinem Mann. „Bitte folgt mir in die Räumlichkeiten“, sagte sie, drehte sich auf die Seite und ging mit selbstsicheren Schritten den Gang der Villa hinunter, bog auf eine Stiege ab, die in den Keller zu führen schien und bog vom Ende der Treppe in einen erneuten Gang ab. Bei der dritten Türe blieb sie stehen, steckte einen schweren Schlüssel in das Schloss und sperrte auf. Dieses Mal wurde das Aufschwingen der Türe von einem lauten Quietschen begleitet.
Wir traten ein. Im Zwielicht der Kerzen schimmerten die rohen Kellerwände, Ketten an den Wänden ließen keine Zweifel an dem Bestimmungszweck des Raumes aufkommen. Die Frau führte mich ohne Worte an die gegenüberliegende Wand, wo ein Andreas-Kreuz an die Wand montiert war. Mit Nachdruck wurde ich mit dem Rücken gegen das Kreuz gedrückt, und gleich darauf die erste Hand am Handgelenk daran festgebunden. Gleich drauf die zweite Hand. Nervosität überkam mich. Die Frau kniete sich vor mich hin und fixierte meine Knöchel, schulterbreit, ebenfalls am Kreuz. Dann stand sie wortlos auf und ohne mich eines weiteren Blickes zu würdigen ging sie zurück zur Türe, zog sie quietschend hinter sich zu und kurz darauf hallte das Kratzen des Schlüssels im Schloss durch den riesigen Kellerraum. Dann umgab uns fast völlige Stille, so dass ich sogar das Knistern der Kerzen hören konnte. Mein Blick huschte durch den Raum. Es war warm, fast schon heiß, wahrscheinlich aufgrund der vielen Kerzen.
Mein Süßer ging an der Wand entlang und löschte alle Kerzen aus, bis auf die Beiden links und rechts neben mir. Dann zog er sich wortlos zurück in die Dunkelheit. Schemenhaft konnte ich erkennen, dass er sich auf ein altes Samt-Sofa setzte und dort bewegungslos verharrte. Es war kein Geräusch zu hören. Angst, Zweifel und Erregung wechselten sich ab und bescherten mir ein Gefühlschaos, wie ich es bisher noch nicht erlebt hatte. Vorsichtig zerrte ich an den Fesseln der Handgelenke, das Geräusch der Ketten zerriss förmlich die Luft. Schnell erkannte ich, dass das keine Spielzeugfesseln waren, so wie unsere Handschellen aus dem Sex-Shop. Wenn man an denen fester zog, sprangen sie auf. Diese hier würden das auf keinen Fall tun, die waren echt.
Plötzlich löste sich eine Gestalt aus der gegenüberliegenden Ecke des Raumes. Mein Blick huschte zwischen der schemenhaften Gestalt meines Mannes und dem undeutlichen Schatten, der auf mich zukam, hin und her. Oh mein Gott, er hatte es getan. Er war bereit, mir diesen Wunsch zu erfüllen, und dabei trotzdem sein eigenes Drehbuch für den Abend geschrieben. Dabei hatte er sich wieder einmal selbst übertroffen. Alleine die Villa war unglaublich, dazu noch die Inszenierung mit der Frau, das stille Ausharren in der Dunkelheit und jetzt das leise Auftauchen des Mannes, mit dem ich gestern noch zu Mittag gegessen hatte. Der gestern noch mit wachem Blick aufmerksam zugehört hatte, wo meine Grenzen waren, was ich wollte und was nicht. Seine Gestalt manifestierte sich immer mehr, je näher er zu mir kam. Seine Bewegungen waren langsam, bedacht und geschmeidig. Er näherte sich wie ein Raubtier seiner Beute. Meine Knie begannen zu zittern, mein Atem ging schneller, meine Nackenhaare stellten sich auf. Die Schemen meines Mannes bewegten sich noch immer nicht in der Dunkelheit.
Dann stand er vor mir. In einem perfekt sitzenden Anzug mit weißem Hemd. Er stoppte seine Bewegungen erst, als er ganz knapp vor mir stand. Ich konnte seinen gut riechenden Atem in meinem Gesicht spüren, er schaute mir tief und lange in die Augen. Interessanterweise schaffte er es, dabei kein einziges Mal zu blinzeln. Sein Parfüm stieg in meine Nase, er roch sehr angenehm. Langsam griff er in die Tasche seine Hose und fast noch langsamer führte er seine Hände nach oben zu meinem Gesicht. Alles war so nah, dass ich nicht genau erkennen konnte, was er in der Hand hatte. Überrascht keuchte ich auf, als er mir den Gummiball in den Mund schob und mit geübten Fingern den Verschluss hinter meinem Hals schnell schloss. Gab es jetzt noch ein zurück? Der Schatten meines Mannes bewegte sich noch immer nicht.
Angelo trat einen Schritt zurück und musterte mich langsam von oben nach unten. Durch die oben angeketteten Hände war mein Kleid noch kürzer, der Spitzenansatz meiner Strümpfe war deutlich zu sehen. Erotisch leckte er bei meinem Anblick über seine Lippen. Dann schaute er mir erneut tief in die Augen. Ganz langsam streckte er seine Hand aus und streichelte über meine Wange. Ich konnte die Luft fast knistern hören bei dieser ersten Berührung. Die aufgestaute Spannung und Energie sprang bei dieser ersten Berührung über. Ich erschauderte, während er weiter tief in meine Augen blickte. Ich hatte das Gefühl, dass er meine intimsten Gedanken lesen konnte, fühlte mich nackt und hilflos in diesem Blick gefangen, schaffte es aber nicht, mich abzuwenden oder die Augen zu schließen.
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