„Nun denn!“, kam sie auch schon angeplanscht, hielt ihm erst ein frisches Lümmeltütchen und dann ihren milchkaffeebraunes Hinterteil hin.
Im gleichen Moment fing einer wieder zu zucken an. Einer, der – wenn überhaupt – nur ganz minimal abgenommen hatte. Sein Besitzer schaute mich nur unschuldig an.
„Aber nicht mehr so“, bat ich mir aus und schwang mich ächzend von diesem Ausbund an Standhaftigkeit, „ich krieg sonst einen Krampf!“
Eigentlich war auch das gelogen, zumindest aber weit hergeholt und lange nicht vorgekommen. In Wirklichkeit hatten da eine Reihe von baulichen Extras, die ich anfänglich für reine Dekoration hielt, meine Aufmerksamkeit erregt. Feinst polierte Edelstahlgeländer, wo es absolut nichts abzutrennen oder zu beschranken gab – zudem nicht durchgängig und in verschiedensten Höhen und Ausführungen. Erst die allem Anschein nach rutschfesten Matten davor, ließen mir nun ein Lichtlein aufgehen und meinen Arsch mitsamt seiner neugierigen Eignerin eiligst in Bewegung setzen.
Bis Ronny angetrabt kam, hatte ich mir bereits etwas Passendes ausgeguckt und empfing ihn – optimal in Position gebaumelt – zum rückwärtigen Antreten. Wiewohl mir auch das recht gewesen wäre, drang er nicht sofort wieder in mich ein, sondern küsste allerliebst meinen durchgebogenen Rücken. Seine Zunge zählte betulich meine Wirbel durch bis zum Steiß.
„Alle noch da!“, flachste er, bevor er sich – etwas verhaltener, möglicherweise mit einem Zurückpfeifen rechnend – in die Kurve legte. Entsprechend zögerlich umkreiste er mein Hinterpförtchen, übersprang es mitunter hektisch, um nach einem kurzen, verbürgt legitimen Muschibesuch verschämt wieder zurückzuschleichen.
Ich gab keinen Laut von mir, obschon ich es mächtig genoss, dieses schüchterne Soll-ich-darf-ich-ja-oder-nein-Spielchen – oder eben genau deswegen. Außerdem sagte es mir ganz unmissverständlich, dass ich ihm wichtig war – dass er mich keinesfalls verschrecken oder überrumpeln wollte. Beim nächsten Herantasten dann, zuckte ich ihm unvermittelt die zwei Zentimeter entgegen, die er nach wie vor scheute. Darüber hinaus bekundete ich jetzt auch dezent akustisch meinen Gefallen am gepflegten Rosetten-Lutschen.
Vom analen Verkehr hingegen hielt ich tatsächlich nicht sonderlich viel. Jedenfalls nicht von der Sorte, die ich einzig kannte. Allzu häufig – bis ich es mir schließlich ganz verbat – hatte den sich mein Herr Gelehrter ungefragt genommen. Ohne Rücksicht auf Verluste, meist in höchster Erregung – nach längeren Studienreisen – aber zuzeiten auch im Suff. Dass es für mich – oder für alle Frauen vielleicht? – weder Sinn noch Laune machte, von jetzt auf gleich einen Schwanz in ganzer Länge ins Rektum gerammt zu bekommen, war diesem Egoisten partout nicht einzutrichtern gewesen. Und so erquicklich dran geschleckt hätte der nie und nimmer. Gerade mal halbwegs ordentlich draufgerotzt vorher – und ab die Post!
Auf gut Deutsch – inwieweit sich ein solches Geschlabber, geduldig praktiziert, auf die allgemeine Appetenz auswirken kann – ich hatte ja nicht den Hauch einer Ahnung gehabt. Allenfalls ein animalisches, virile Wildheit suggerierendes Beiwerk, hatte ich immer gedacht – und wurde eben gerade aufs Ersprießlichste eines Besseren belehrt. Mein ganzer, überdies noch manuell verzärtelter Mittelbau wurde im Nu zur blitzerfüllten Gewitterfront. Meine unerbittlich pulsende Vulva geriet vollends zum Schleuderkurs. Ich triefte unweigerlich wie der sprichwörtliche Kieslaster. Mein drall und prall geschwollenes Lustknöpfchen flehte fast hörbar um Beistand – wurd nur still, wenn Ronny mal kurz vorbeischlitterte – und ich traute mich nicht, eine Hand loszulassen.
„Herr, erbarme dich!“, entfuhr es mir wunderlicherweise.
Und sie nützen anscheinend doch – Stoßgebete! Jedenfalls erbarmte sich einer – vielleicht kein Herr, aber ein echter Kerl. Mit gen null tendierendem Widerstand spießte er mich unentrinnbar auf – und bestenfalls um eine Sekunde zeitversetzt düste ein erlässlich gewordenes Händchen mitleidig zum quengelnden Sorgenkind.
Über Ursache und Wirkung hätte sich bald, sehr bald, trefflichst streiten lassen. Indes – keinen kümmerte es noch. Mit Pauken und Trompeten war man nochmals vereint zu monumentalen Verdiensten um die Liebe unter wildfremden Menschen gekommen. Gut – spätestens jetzt waren wir uns gar nicht mehr so fremd.
Selig vor Glück verpackten wir unsere teuren Preziosen in schneeweiße Badetücher vom großen Stapel und entschwebten Hand in Hand ins noble Reich von "Veuve Clicquot" und "Rémy Martin".
Ohne die humorige Dimension auch nur ein Stück weit aufzugeben, erlangte unsere Konversation nun übergangslos eine Vertrautheit, wie sie mir nach so kurzer Zeit der Bekanntschaft noch nie beschieden war. Ich hatte nicht einmal das längst automatisierte Bedürfnis, Ronny auf eventuelle kriminelle Energie abzuklopfen. Keiner Fliege könnte der etwas zuleide tun – mein Wort drauf! In fast greifbarer Einhelligkeit strahlten wir aus, was – zumindest in dieser Nacht – noch zwischen uns passte. Nämlich nichts!
Aber was mich am meisten beeindruckte, dass er – ohnehin äußerst zurückhaltend beim Alkohol – jetzt gar auf Kaffee und Mineralwasser umstieg. Gernstens ließ ich mich anstecken – zumal auch ich früher nie viel getrunken hatte. Erst die letzten Monate, aus hinlänglich bekannten Gründen, etwas mehr. Nicht mehr zu bremsen hingegen waren in dieser Hinsicht Partyqueen Heidrun und ihr Lover, die ein halbes Stündchen später bei der Tränke eintrudelten.
Irgendwann beschloss man, mit 3:1 Stimmen, unser epochales Gastspiel mit den vorgeblich obligaten rituellen Waschungen ausklingen zu lassen. Die feiersüchtige Gegenstimme orderte noch ein "Piccolo to go" und marschierte trotzig vorneweg.
Wie alles in diesem Haus – mit Ausnahme des Schankraums – waren auch die sanitären Einrichtungen in ihrer Anlage und Bestimmung gänzlich dem luxuriösen, nicht alltäglichen Zusammen-Kommen der Besucher verpflichtet. Bei den meisten Gerätschaften erschloss sich mir auf die Schnelle nicht, wie sie denn zu handhaben wären. Wir, Ronny und ich, entschieden uns für eine Duschzelle mit ergonomisch designter Schaukel. Höchst ergötzlich, wie sich herausstellte. Nur soviel – ohne abermals ins Detail zu entschwärmen – meine angenehmste Endreinigung von fremder Hand seit ich keine Windeln mehr trage.
Wo sich der Vollmond inzwischen rumzutreiben beliebte, interessierte nicht einmal mehr die delirante Esoterikerin. Die war im Taxi auf meinem wohlig-übertemperierten Schoß friedlich eingedöst und beim Aussteigen nicht mehr akzeptabel in die Gänge zu bekommen. Weshalb ich ihr bereitwillig über die letzten Meter half – und bei allem, was sie ansonsten nicht mehr auf die Reihe kriegte.
Ausgezogen, abgeschminkt und in ein Negligé gesteckt, war dann wenigstens wieder eine halbwegs brauchbare Unterhaltung möglich.
„Wie machst du das eigentlich, wenn du alleine auf Tour bist?“, wollte ich wissen.
„Da muss ich es ja auch nicht extra begießen, mal wieder so ein treudoofes Heimchen auf den Geschmack gebracht zu haben.“
„So denkst du also über mich!“, tat ich gehörig aufgebracht.
„Jetzt ja nicht mehr!“, kicherte sie sacht los und steigerte sich relativ zackig in ein ausgewachsen unerwachsenes Gelächter hinein, dem ich mich nicht lange enthalten konnte.
Haarklein bekam ich nacherzählt, welch tolles Bild ich doch abgegeben und mich fast wie eine alte Häsin bewegt hätte im schwülen Refugium der freizügig-frivolen Alles-kann-nichts-muss-Fraktion.
„Ich hatte doch einfach nur Sex – guten Sex“, wiegelte ich ab, „und nur mit einem einzigen Mann – ganz normal also!“
„Ja, schon – aber mit massig Publikum, das ebenfalls Sex hatte! Da ist’s eben gleich was ganz was anderes!“, konterte sie und wurde prompt psychologisch – und obendrein philosophisch, wie so oft jenseits von eins Komma fünf Promille.
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