Zu Hause packte er abends den Krempel aus der Kiste, legte wortlos alles auf den Tisch im Wohnzimmer: Kugelschreiber, Schreibblöcke, einen Kalender, ein Lineal, Büroklammern, einen Tacker, einen Locher, zuletzt den Nadeldrucker. Ehefrau Daniela erfasste im Anblick der sich auf dem Tisch ausbreitenden Utensilien die Situation sehr schnell, Tochter Maria hingegen vermeinte wohl, der Vater habe irgendwo eine Ladung Werbegeschenke ergattert und kramte sich schon die besten Stücke aus dem Haufen. Als Sohn Sven hinzutrat, den Drucker bemerkte und fragte, was er mit diesem Oldtimer zu tun gedenke, antwortete Holstein lakonisch:
„Bewerbungen schreiben, bin entlassen. Seit heute.“
Nun ereignete sich, womit Holstein nicht gerechnet hatte: Tochter Maria stand plötzlich wie zur Salzsäule erstarrt, wurde käseweiß im Gesicht und wandte sich wortlos ab. Die von ihr bis dahin aus dem auf dem Tisch liegenden Haufen entnommenen Dinge ließ sie achtlos fallen und liegen. Sie sprach mit ihrem Vater danach zwei Wochen fast kein Wort, und Holstein verspürte das erste Mal in seinem Leben das, was man wohl gemeinhin Herzschmerz nennt. Was hatte er dem Mädchen getan? Warum reagierte es dermaßen verletzend, zumal es die Entlassungsursache nicht einmal kannte? Dani und Holstein mutmaßten damals und mutmaßen auch heute noch, dass sich Maria in diesem Moment mit einem Schlag dessen bewusst war, dass der sich allmählich abzeichnende Wohlstand in ihrer Familie, in der mittlerweile beide Eltern in finanziell durchaus gut gestellten Positionen berufstätig beschäftigt waren, so nicht mehr fortsetzen würde, was sich natürlich auch auf sie auswirken musste, solange sie beruflich noch nicht auf eigenen Füßen stand.
Maria fand erst wieder zu sich und damit auch zu ihrem Vater, da sie feststellte, dass sich eigentlich kein abrupter Verfall des bisherigen Niveaus abzeichnete. Holstein jedoch behielt eine Narbe davon zurück. Die meldete sich manchmal selbst dann noch, als für ihn Entlassungen schon längst zur Alltäglichkeit gehörten, auch wenn sie ihn mit zunehmendem Alter immer stärker belasteten, und Maria, nun deutlich gereifter, in solchen Situationen dann ihre Hand auf die seine legte und ihn tröstend sagte: „Lass mal Papi, hast doch genug geschuftet und dich geplagt und dich geärgert im Job über die vielen Jahre. Bist du eben bald, wie die vielen anderen auch, ein früher Rentner und machst dir auf diese Weise mit Mutti noch ein schönes Leben.“
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