Was meine Definition von Eigenstrom ist, soll im Rahmen des Buches erklärt werden. Wie es dazu kam, ist Aufgabe des Vorwortes. Am Anfang stand eine Idee, die sich mittlerweile über viele Jahre entwickelt hat. Notwendig war hierzu eine Kommunikation und Reflexion. Ermöglicht durch den Blog http://blog.stromhaltig.de/ konnte sich so aus einer einzelnen Idee ein Buch entwickeln, welches die verschiedenen Beiträge zu einem Gesamtwerk zusammenfasst.
Mein Dank geht daher zuerst an die Leser meines Blogs! Allen, die kommentiert haben – egal ob auf Facebook, Twitter, Google Plus und natürlich auch derer, die in ihrem eigenen Blog eine Facette der Idee weiter entwickelt haben. Gerade die Möglichkeit zur Weiterentwicklung soll auch nach der Veröffentlichung des Buches nicht verloren gehen. Ich kann daher nur herzlichst zum Dialog aufrufen.
Sollte es zu den einzelnen Beiträgen Fragen geben, so kann ich nur meine Bereitschaft bekunden, diese im Rahmen meiner Möglichkeiten zu beantworten. Hierbei ist mir wichtig anzumerken, dass ich selbst nicht als Experte für den Strommarkt geboren wurde. Wirtschaftlich bin ich von einem ganz normalen Angestelltenverhältnis bei Dassault Systemes abhängig, wo ich im technischen Vertrieb Lösungen auf Basis der Software des Unternehmens entwickle.
Wenn in den einzelnen Beiträgen Produkte oder Firmen genannt werden, dann habe ich dafür keine Gegenleistung erhalten. Es war meine persönliche Entscheidung, da es mir lieber ist konkrete Beispiele zu nennen, als bei einem komplexen Sachverhalt auch noch in epischer Breite drumherum kreisen zu müssen.
Strom in eigener Regie
Strom aus dem eigenen Kraftwerk. Ein Auslaufmodell?
Bereits vor einigen Tagen wurde hier im Blog angekündigt, dass parallel zu den “normalen” Beiträgen eine Artikelserie zum Thema Eigenstrom entstehen soll. Was sich genau dahinter verbirgt, und wohin meine Ideen gehen, wird in späteren Beiträgen zu lesen sein. Da der Fokus auf den privaten Haushalten liegt, ist der erste Beitrag einem bestimmten Kraftwerkstypus gewidmet, der scheinbar gerade zum Auslaufmodell wird: Kraftwerke der produzierenden Unternehmen (Industriekraftwerke). Ist ein natürliches Ende des Lebenszyklus erreicht?
Die Anzahl der installierten Kraftwerkskapazitäten hat in den letzten Jahren enorm zugenommen. Nicht zuletzt soll aus unsicheren Energieträgern primär Strom erzeugt und damit ein großer Teil des Bedarfs gedeckt werden. Parallel soll die gleiche Menge aber auch dann zur Verfügung stehen, wenn die Sonne einmal nicht scheint. Versorgungssicherheit der Bevölkerung ist ein Thema – wirtschaftliche Existenz von Industrieunternehmen ein anderes.
Das Unternehmen mit der wohl größten Kraftwerksflotte in Deutschland ist die Deutsche Bahn. Aktuell sind dort 3,2 Gigawatt installierte Leistung vorhanden bei einer jährlichen Erzeugungsrate von 11 Terrawattstunden ( Quelle). Aber auch DAX - Unternehmen haben sich in der Vergangeheit Kraftwerke geleistet. Die BASF in Ludwigshafen hat aktuell 3 Kraftwerke in Betrieb, wobei 2 für den internen Bedarf produzieren. Das 2005 erbaute Kraftwerk Mitte speist auch in das Netz der Amprion ein. Fast in der Nachbarschaft gelegen ist die Firma Freudenberg in Weinheim. Dort wird zwar weniger Energie erzeugt, trotzdem ist das neuere der beiden Kraftwerke erst 2005 in den kommerziellen Betrieb übergegangen. (vergl. Vollständige Liste der Bundesnetzagentur per 9.11.2012)
Ich erinnere mich, dass ich vor einigen Jahren mit meinem Opa über das Rhein-Neckar Gebiet geflogen bin. In seiner beruflichen Laufbahn hat er beim Aufbau von Kraftwerken geholfen. Es war erstaunlich, wie viele Kraftwerke er mir in wenigen Flugminuten zeigen konnte, von deren Existenz ich vorher nichts wusste. An dieser Stelle sei angemerkt, dass diese Einrichtungen nicht nur zur Stromerzeugung errichtet worden sind. Hauptsächlich dienen sie der Dampferzeugung, der in der verarbeitenden oder Prozessindustrie benötigt wird. Fakt ist aber, dass sich hier Unternehmen in den letzten Jahrzehnten aber auch eine Stromerzeugung geschaffen haben, die sie zunächst einmal wirtschaftlich unabhängiger macht.
Auf der anderen Seite existiert die Liste von 730 Unternehmen ( Quelle), die von der EEG Umlage befreit sind, da sie unter die Ausgleichsregelung fallen. Schaut man auf das Datum, so erkennt man schnell, dass diese Vorlage aus dem Jahr 2003 stammt. Die Smurfit Kappa Papierfabrik in Zülpich hat ihr neues Kraftwerk erst im Jahre 2010 in Betrieb genommen .Eigenstrom scheint sich also doch irgendwo zu rechnen. Der in der Presse häufig als Neiddebatte geführte Dialog zur Befreiungsliste sollte eher auf den Hauptversammlungen der Aktiengesellschaften noch einmal hinterfragt werden. Schließlich existieren Unternehmen, die in den letzten 10 Jahren bereits in ihre Stromzukunft investiert haben. Bei einer Papierfabrik erkennt man die Notwendigkeit am einfachsten: Schwankt die Spannung, so reisst das Papier. Ein eigenes Kraftwerk hat damit direkte Auswirkung auf die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens.
“Immer seltener erzeugen wir Strom”
Meinte vor einigen Tagen ein Kraftwerker gegenüber Stromhaltig. Der Fall, dass kein Strom erzeugt wird, tritt immer dann ein, wenn der Einkaufspreis niedriger ist, als die Kosten für den Betrieb des eigenen Kraftwerks. Es wird wohl in der politischen Verantwortung liegen, diese Kapazitäten genau zu beobachten. Zwar zeigt die aktuelle Rückbaulistekeine beunruhigende Trends, jedoch verändert sich schleichend das Geschäftsmodell für die Unternehmen. Ein Balance zwischen langfristiger, wirtschaftlicher Sicherheit und Quartalszahlen wird zu finden sein. Nur wenn es unabhängige Eigenstrom Kraftwerke gibt, können auch in Zukunft künstliche Verknappungen und damit Spekulation auf den Strompreis verhindert werden.
Letztendlich geht es um die Abwägung von Risiken, die für oder gegen die Industriekraftwerke spricht. Bleibt abzuwarten, ob der Kraftwerksmix der Zukunft hier nicht die Abwägung von kurzfristig-kaufmännischen Ergebnissen in den Vordergrund bringt.
Eigenstrom – Begriffsklärung zur Einführung
Im Buch “Stromwechsel: Wie Bürger und Konzerne um die Energiewende kämpfen” ( Quelle), das im März 2012 im Westendverlag erschienen ist, wird Frank Asbeck von Solarworld mit den Worten zitiert:
“Eigenstrom wie Eigentum. Man kriegt ihn nicht, man macht ihn: Das ist der qualitative Sprung.”
Es waren diese Zeilen, die bei mir den Anstoß gegeben haben, endlich alle Gedanken zusammenzutragen, die ich mittlerweile im 5. Jahr bei allen Gelegenheiten zum Besten gebe. Verknüpfung von Energieproduktion und Eigentum. Daraus lässt sich einiges machen, auch ohne Energiewende. In dieser Beitragsserie will ich auf verschiedene Aspekte eingehen. Eins kann ich jetzt schon versprechen: Es kommt dabei etwas anderes raus als das Zitat vermuten lässt.
Als im Frühjahr 2010 die Site Stromhaltig entstanden ist, gab es eine Vision: Mehr Nachhaltigkeit beim Thema Stromverbrauch. Es war die Zeit, als ich dabei war mir meine Gedanken über unser Haus zu machen und leider feststellen musste, wie schwer es ist die Auswirkungen einer Entscheidung, die man heute trifft für die Zukunft absehen zu können. Im Jahre 2010 war es noch deutlich seltener üblich den Stromverbrauch von Geräten zu hinterfragen. Will man ein gesamtes Konzept für die Verkabelung eines Hauses machen, wird es dann schon schwierig. Der Elektriker meines Bauträgers ist an vielen “SmartHouse” Ideengescheitert, was nicht nur einige Wirrungen bei der letztendlichen Schaltung zur Folge hatte. Follow-The-Sun für Rolläden koppeln mit einer intelligenten Kühlung des Hauses (Flächenkollektoren/Wärmepumpe) – beschattet wird, wenn es unwirtschaftlich ist die Wärmepumpe zur Kühlung zu verwenden. Hinsichtlich Stromhaltig ging die Geschichte dann weiter mit der Ideen Initiative Zukunft und der Platzierung für “Wirtschaftliche Nachhaltigkeit des Eigenheims“.
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