Dieses Buch ist allen Frauen gewidmet, die Lust an Mode und an Veränderung haben und sich immer öfter die Frage stellen:
Geht das noch?
Über uns
Ute Kruse-Fischer, Journalistin, lebt in Hamburg, aber das Wort ist Ihr Zuhause.
Anne Schütte, Umweltberaterin und Malerin, lebt in Hannover, beschäftigt sich aber trotzdem mit Mode.
Maren Schütte, Designerin, lebt in der (Kreativ)Hauptstadt, was man eindeutig merkt.
Originalausgabe April 2012 Copyright 2013 by
Ute Kruse-Fischer
Anne Schütte
Maren Schütte
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf - auch teilweise - nur mit Genehmigung der Inhaberinnen des Copyright wiedergegeben werden.
Published by: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.deISBN 978-3-8442-4052-8
Jetzt oder nie
Fashion Upgrade für erwachsene Frauen
Autorinnen: Ute Kruse-Fischer, Anne Schütte
Illustration/Layout: Maren Schütte
Vorwort
Einer, in hellgelbem, übermodisch geschnittenem Sommeranzug, roter Krawatte und kühn aufgebogenem Panama, tat sich mit krähender Stimme an Aufgeräumtheit vor allen anderen hervor. Kaum aber hatte Aschenbach ihn ein wenig genauer ins Auge gefasst, als er mit einer Art von Entsetzen erkannte, dass der Jüngling falsch war. Er war alt, man konnte nicht zweifeln. (...) Schauerlich angemutet sah Aschenbach ihm und seiner Gemeinschaft mit den Freunden zu. Wußten, bemerkten sie nicht, dass er alt war, dass er zu Unrecht ihre stutzerhafte und bunte Kleidung trug, zu Unrecht einen der Ihren spielte?"
Thomas Mann, Tod in Venedig, 1911
Überall wird uns kundgetan: Mode kennt kein Alter. Wir schauen uns um und denken: Doch. Der Kontrast von fortgeschrittenem Alter und jugendlicher Verpackung schmerzte schon das Auge von Thomas Mann und ist heute leider weder ausgemerzt noch tut er weniger weh.
Im Gegenteil, das Phänomen scheint so alt wie die Angst vor dem Älterwerden selbst und hat Hochkonjunktur. Ein Blick in die Fußgängerzonen und Einkaufszentren unserer Städte zeigt zwei vorherrschende Verarbeitungsstrategien, die beide mehr als bedauernswert sind: Ignoranz in Form von zur Schau getragener Gleichgültigkeit oder Ignoranz in Form von forciertem Girlie-Look.
Wir sind der Überzeugung, dass sich jede Frau jeden Alters das Vergnügen gönnen sollte, gut gekleidet zu sein.
Nachlässigkeit ist eindeutig keine Option.
Denn die größte Gefahr, der wir spätestens ab 50 ausgesetzt sind, ist, im Nirwana der Unsichtbarkeit zu verschwinden oder in Klischees zu verfallen, indem wir die Erfolgreiche, die Intellektuelle, die Sportliche oder die Kreative spielen.
Ein unabhängiger Mut zur Mode ist gefragt, denn Mode ist ein Spiel mit dem eigenen Selbstbild, eine persönliche Ausdrucksweise, ein Vergnügen im manchmal tristen Alltag. In unserem Alter haben wir viele Erfahrungen gemacht, große Entscheidungen getroffen, manche Illusion verloren und jede Menge Freiheit gewonnen. Das sollten wir der Welt zeigen und nicht hinter langweiligen Farben, formlosen Kleidern, biederen Einheitshosen oder den immer gleichen Jeans verstecken.
Ziel unseres Style-Upgrades ist es, unauffällig-auffällig, lässig, selbstbewusst, inspirierend und unabhängig zu erscheinen. Den einen perfekten Look für alle Lebenslagen, den suchen wir nicht.
Es geht uns darum, für die eigenen körperlichen Vorzüge und ja, auch für die kleinen Fehler die bestmögliche Präsentation zu finden. Das bedeutet nicht, dass wir dann alle aussehen wie das 20jährige Topmodel. Dafür ist es eindeutig zu spät. Aber: Wir sehen dann auch nicht aus, als führten wir seit zehn Jahren Bürgerkrieg mit uns selbst oder seien vor einiger Zeit am Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom gestorben. Für ein paar grundsätzliche Überlegungen und
handfeste Ratschläge muss man weder Stylistin noch Chefin eines Modemagazins sein.
Gesunder Menschenverstand, ein gewisses Augenmaß, Selbstbewusstsein und der Sinn fürs Eigene reichen völlig hin.
Ab und an ein Gedanke daran, welches optische Vergnügen wir uns und unseren Mitmenschen bereiten möchten oder auch welche optische Zumutung wir für die sensibleren unter ihnen sein könnten, schadet keiner Frau in keinem Alter, keiner Lebenssituation und an keinem Ort dieser Welt.
Brauchen wir einen Stil?
Nein, wenn Stil bedeutet, dass wir uns entscheiden sollen zwischen sportlich, klassich, extravagant oder romantisch. Denn mal ganz ehrlich, welche Frau ist schon durchgängig romantisch gestimmt, sportlich aufgelegt oder die elegante Diva? Wir nicht. Wir sind heute dies und morgen das und wechseln unser Image gerne auch mehrmals am Tag, je nachdem, ob wir gerade in den Supermarkt hechten, im Büro Volksreden halten oder mit einer Freundin ins Kino gehen. Die Stilfrage ist für uns also vor allem eine situationsbedingte.
Ja,wenn Stil meint, dass wir in allem, was wir tragen, authentisch sind. Ja, wenn Stil heißt, sich selbst treu zu bleiben, selbstbewusst zu experimentieren und unsere markanten Details zu unterstreichen oder zu überspielen. Grundsätzlich gilt: Alles, was lässig und selbstverständlich wirkt, hat Stil. Der Gradmesser dafür ist das eigene Wohlbefinden. Beispiel: Großer Busen. Die eine Frau liebt ihre üppige Oberweite und betont sie mit tiefen Ausschnitten, die andere versucht, mit dunklen Farben von ihrem Busen abzulenken. Was bei der einen klasse aussieht, würde bei der anderen angestrengt wirken.
Es geht bei der Frage Stil oder Nicht-Stil darum, die eigene Persönlichkeit auszudrücken. Der Kleidungsstil sollte dem Lebensstil angepasst sein. Zu einer Bauingenieurin mit einer Vorliebe für Trekking-Touren passt kein romantisches Flatterkleid mit Strassballerinas. Und eine Floristin mit einer Leidenschaft für Musik von Cat Stevens wäre im puristischen Stil einer Jil Sander wohl nicht ganz sie selbst.
Die meisten Frauen wissen sehr genau, welche Stilrichtung sie bevorzugen. Es kommt beim Upgrade daher vor allem darauf an, den eigenen Ausdruck zu finden, und da gibt es nur eines:
Ausprobieren und Anprobieren, ohne Rücksicht auf mahnende Freundinnen und schmeichelnde Verkäuferinnen. Die Vielfalt in den Geschäften ist auf der einen Seite verwirrend, andererseits hält sie für jede etwas bereit. Frauen, die sich mit Mode beschäftigen, regelmäßig Zeitschriften durchblättern und die aktuellen Trends aus Paris, Mailand und New York im Blick haben, sind hier eindeutig im Vorteil.
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