Trevor Jones wirft Roger und Cathy McDowell skeptische Blicke zu. Er zweifelt an Hendrikas Geschichte.
Mr. Jones: “Und dann, wie haben Sie es durch die Wälder geschafft”?
Hendrika: “Dann gingen wir zu Fuß weiter. Tag und Nacht, durch Kälte und Regen. Mehr als einmal dachte ich wir würden es nicht schaffen. Und irgendwann waren wir dann doch am Ende des Waldes angelangt. Ich sah die grünen Felder vor ihrer Siedlung. Und dann,.....”.
Mr. McDowell: “Und dann”?
Hendrika: “Wir traten aus dem Wald, aus der Finsternis die uns umgab und dann, dann sah ich Sie, bevor mich die Dunkelheit umfing. Und nun wachte ich hier auf”.
Mr. McDowell und Mr. Jones gingen in das Esszimmer. Mr. Jones ging den kargen Holzboden auf und ab. Mr. McDowell lehnte auf seinem Stuhl.
Mr. McDowell: “Was glauben Sie Richter”.
Mr. Jones: “Ich denke nicht dass diese zierliche Person die zwei Männer in Beaver Grove getötet hat. Aber ich kann mir nur schwer vorstellen dass ausgerechnet diese beiden einen Angriff der Irokesen überlebt haben.
Mr. McDowell: “Sie können die beiden nicht unter Arrest stellen”.
Mr. Jones: “Das möchte ich auch nicht. Aber die Gemeinde kann die beiden nicht mit durchschleppen. Schon gar keine alleinstehende Frau. Und wer garantiert unserer Kirchengemeinde das Ms. van Bokhoeven tatsächlich verheiratet war, bzw. verwitwet ist. Die beiden kamen aus dem Wald Roger. Sie kennen die Ängste der Menschen hier. Und die Narben in meinem Gesicht, sie sind das Werk der Irokesen. Nur mit Mühe, Not und Gottes Hilfe habe ich überlebt.
Mr. McDowell: “Dann glaube ich, hat Gott auch diesen beiden Menschen geholfen”.
Die kommenden Tage verflogen, die Nächte vergingen. Hendrika und Baltasar erholten sich unter dem Dach der McDowells allmählich von den Strapazen ihrer Flucht. Der Richter verfügte eine Ratsversammlung in der Schenke von Mr. Walker. Der Gastank schalen Bieres und frischen Erbrochenen durchdrang die spartanisch eingerichtete Schenke.
Ein großer Bau, bestehend aus der Schenke selbst und einem Nebengebäude mit Schlafzimmern. Erbaut aus Findlingen und morschen Holz. Jedoch mit ausgezeichneter Küche und großer Feuerstelle.
Der Gemeinderat diskutierte öffentlich im Beisein von Hendrika und Balthasar. Einige Bewohner waren zu der Debatte gekommen.
Mr. Walker: “Meine Herren, ich darf doch bitten. Der ehrenwerte Richter Trevor Jones hat das Wort”.
Mr. Jones: “Danke Mr. Walker. Ich möchte gleich anführen, dass es sich hier keinesfalls um eine Gerichtsverhandlung handelt, sondern um eine Gemeinderatssitzung. Die Frage ist, wie sollen wir mit Ms. van Bokhoeven und ihrem Sohn umgehen”?
Mr. Blanchard: “Bei allem Respekt euer Ehren. Diese fromme Gemeinde hat keinen Platz für eine alleinstehende Hure die einfach so mit einem Balg aus dem Wald auftaucht. Unsere Vorräte sind knapp, wozu noch zwei Mäuler durchfüttern”?
Mr. McDowell: “Mäßigen Sie sich William. Ich habe die beiden eine Woche lang beherbergt und es hat ganz gut geklappt. Und niemand möchte dass die beiden etwas umsonst bekommen.
Mr. Blanchard: “Ich nehme an ihr beherbergt- und fütter dann auch weiterhin diese niederländischen Wilden”?
Mr. McDowell: “Gewiss nicht, auf Dauer kann meine Familie das auch nicht stemmen. Zumal der Junge in die Schule gehen muss. Auch die möchte bezahlt werden. Welcher der edlen Herren hier würde denn seine Hilfe anbieten”?
Großes Schweigen überkommt die nörgelnde Runde. Niemand meldete sich. Nur das flackern der Flammen im Kamin und das Knistern des Holzes erfüllen den Raum. Dann spricht plötzlich doch jemand.
Mr. Blake: “Ms. van Bokhoeven kann auf meinen Feldern arbeiten. Ich kann ihr zwar nicht viel dafür bezahlen, aber es wird zum Essen reichen. Bedauerlicherweise ist mein Haus jedoch nicht groß genug dass die beiden bei mir wohnen könnten.
Mr. Walker: “Sie können hier in der Schenke wohnen. Ich habe noch ein kleines Zimmer frei das ich nicht an reisende vermiete. Und wenn Ms. Bokhoeven dazu bereit ist mir in der Schenke gelegentlich zu helfen, kriegen wir das auch mit den Kosten für die Schule hin”.
Mr. Barnes: “Ihr wollt ein ehrloses Weib in unsere Gemeinde lassen? Schande über euch Tölpel. Den Irokesen entkommen. Glaubt dieser Hure und ihrem Bastard kein Wort”.
Mrs. Blumington: “Nikolas Barnes hat Recht. Denkt an den armen Theodor Smith. Böses wohnt in diesen Wäldern und nur böses passiert den Wald“.
Die Tochter des Richters, May Jones ergreift das Wort. May ist 20. Eine schöne junge Frau, mit Liebe zum Glauben und zur Musik. Sie verkörpert idealistische Werte und kommt mehr nach ihrer verstorbenen Mutter als nach ihrem Vater.
May: “Schande über euch Nikolas Barnes und Schande über euch Mrs. Blumington. Menschen abzuweisen die unsere Hilfe benötigen, das hat euch nicht unser Gott gelehrt”.
Mr. Barnes: “Mein Gott hat mich gelehrt dass niemand den Irokesen entkommt, schon gar nicht kleine Frauen und Kinder”.
Mr. Jones: “Schweigt Nikolas. Es ist beschlossen. Wenn es für Sie in Ordnung ist Ms. Bokhoeven, dann arbeiten Sie auf den Feldern von Elias Blake und wohnen in der Schenke von Mr. Walker”.
Hendrika: “Ja natürlich, das ist es. Ich bin der Gemeinde sehr dankbar dafür”.
Mr. Jones: “Nun denn, so sei es”.
Kapitel 3 – Ein grausamer Fund
Es ist der erste Samstag in diesem November. Ein grauer, aber milder Abend im Herbst. Noch genau eine Woche bis zur diesjährigen Punishment-Party in der White-Oak-High.
Der Schuldirektor Casper Lind hat Eltern, Schüler, Lehrer und weitere freiwillige Helfer eingeladen den Event zu organisieren, mitzugestalten und zu koordinieren. Mr. Hart und die Schüler Laura, Naomi, Troy und Michael stellen ihre Ideen vor. Sie verteilen Aufgaben und versuchen die anfallenden Arbeiten zu delegieren. Hausmeister Chester Bold schenkt fleißig Getränke aus während die Meute lautstark diskutiert.
Mr. Hart: “Das Rahmenprogramm deckt sich im Großen und Ganzen mit dem der anderen Jahre. Das heißt es wird Getränke-Bars geben, ein Barbecue…”
Zwischenruf: “Mit freundlicher Unterstützung von Smokey-Jim…”
Mr. Hart: “Richtig. Vielen Dank an dieser Stelle an Smoeky-Jim. Darüber hinaus wird es Spiele für die Kids zwischen 6-10 Jahren geben”.
Michael: “Für die Jugendlichen und Erwachsenen haben wir ein Laienspiel geplant. Wir stellen den ersten Hexenprozess von 1764 bis ins kleinste Detail nach. Dieser Aufgabe widmet sich die Schauspielgruppe um Mr. Weasly. Zu späterer Stunde haben wir eine Band aus Beaver Grove angeheuert”.
Unter den Helfern in der Schule- die angeregt über die Organisation und das Rahmenprogramm sprechen, ist auch der Bauunternehmer John Phillips. John ist 40 Jahre alt und alleinerziehender Vater, er hat einen Sohn, Ryan. Seine Frau starb bei der Geburt des Jungen. John hat für heute extra eine Babysitterin engagiert. Debbie Haywood, die 16-jährige Tochter des Apothekers Francis Haywood. Sie passte schon oft auf den kleinen Ryan auf.
Ihre Mutter Martha ruft sie dabei stets an. Auch an diesem Abend meldet sie sich wie immer bei ihrer Tochter. Es ist kurz vor 20:00 Uhr. Die laue Novembernacht hat das Sonnenlicht bereits verschlungen.
Mrs. Haywood: “Hallo Schatz, alles klar bei dir? Wie läuft es heute mit Ryan”?
Debbie: “Hallo Mom. Alles in Ordnung. Ryan schläft schon. Das Füttern ging ganz gut. Aber aufs Zähneputzen stand er heute nicht so….”.
Mrs. Haywood: “Was machst du gerade, hast du schon etwas gegessen”?
Debbie: “Ich habe mir gerade ein Sandwich gemacht. Verrate es nicht Mr. Phillips, ich glaub ich hab die Toilette verstopft”.
Währenddessen liegt der kleine 3 jährige Ryan friedlich in seinem Bettchen. Er sieht so glücklich aus in seinem blauen Schlafanzug. Ein sanfter Windzug lässt das Mobile über seinem Bettchen tanzen und entlockt ihm leise, sanfte Töne. Ryan lacht und grinst über beide Ohren.
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