Jens H. Milovan
Zeit der Klarheit
Roman
Klarheit ist, wenn die Sonne scheint, sich alles richtig anfühlt und du dich zufrieden dem Fluss des Lebens hingibst…
Nikolai Bender, ein erfolgreicher Single Mitte dreißig, ist mit seinem geregelten Leben eigentlich ganz zufrieden - oder eher einigermaßen zufrieden. Gleich zwei tiefgreifende Ereignisse reißen ihn jedoch aus seiner Komfortzone. Als wäre die Begegnung mit einem weisen Lehrmeister noch nicht aufregend genug, begegnet er der Liebe seines Lebens. Durch die Sehnsucht nach Klarheit beginnen seine mühsam, auf den Verstand aufgebauten Mauern, an Halt zu verlieren.
Gelingt es ihm, sich von alten Mustern zu lösen und sich auf die innere Reise zum eigenen Selbst einzulassen?
Kann er sich der Liebe öffnen? Begleiten Sie ihn bei der Suche nach seiner Lebensaufgabe und dem Abenteuer Herz und Verstand in Einklang zu bringen.
Mit praktischen Übungen für Körper, Geist und Seele.
Autor
Jens H. Milovan, geboren 1965, ist Ingenieur und Reiki-Meister. Er leitete internationale Konzerne und lebte in Frankfurt, Manchester (UK) und Hongkong. Seit über 30 Jahren beschäftigt er sich mit fernöstlichen Lehren und spiritueller Weiterentwicklung. Inspiration findet Jens H. Milovan in einer ganzheitlichen Weltsicht, bei der Verbindung von Herz und Verstand, sowie beim Schokoladeessen. Heute lebt er mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen im Schwarzwald.
Danksagung
Um klar zu sehen, genügt oft
ein Wechsel der Blickrichtung
Antoine de Saint-Exupery
Texte: Copyright © 2020 by Holger Reichert
Alle Rechte vorbehalten
Umschlag: Copyright © 2020 by Holger Reichert
Bildrechte für das
Covermotiv: © 2019 Microsoft Corporation
Verlag: Holger Reichert
Jens.Milovan@gmx.de
Es war `mal wieder einer dieser genialen Tage. Montag. Das erste Meeting bereits um halb neun. Die Nacht zu kurz. Zu spät aufgestanden. Ausgiebig gefrühstückt und dann auch noch der übliche Stau, wenn du ihn überhaupt nicht brauchen kannst. Na ja, eigentlich wäre ich gerade noch rechtzeitig im Büro angekommen, wenn, tja wenn nicht just an diesem Montagmorgen, vorne rechts im Motorraum ein klitzekleines Rauchwölkchen aufgetreten wäre. Du denkst dir ja erst einmal nichts dabei, wenn die Fußgänger an der Ampel auf dein Auto zeigen. Wobei dies wenigstens noch in der Stadt und in der Nähe einer Werkstatt gewesen wäre. Nein, erst als die Dampfwolke nicht mehr zu leugnen war, musste ich mir eingestehen, okay, mit dem Termin heute Morgen wird das wohl nichts mehr. Ich habe es dann auch gleich eingesehen - mittlerweile verbreitete sich im Innenraum ein unangenehmer Duft - und fuhr auf den nächsten Parkplatz. Danach lief eigentlich alles erstaunlich glatt. Das Handy war aufgeladen. Bei der Werkstatt hatte ich bereits nach der dritten Weiterleitung den kompetenten Ansprechpartner. Der Abschleppwagen kam auch schon nach einer Stunde. Und fünf Minuten nach meiner Ankunft in der Werkstatt, kam grinsend mein Kollege, um mich abzuholen.
»Guten Morgen Herr Bender.«
»Guten Morgen Herr Schmid-Edermann. Danke, dass sie mich abholen.«
»Das ist doch selbstverständlich«, antwortete er aufrichtig.
Herr Schmid-Edermann war einer meiner besten Mitarbeiter. Auf ihn konnte ich mich immer hundertprozentig verlassen. Er war Anfang dreißig und keine eins achtzig groß.
»Ich habe unseren Termin auf 10:30 Uhr verlegt. War das in ihrem Sinne?«, fragte mich Herr Schmid-Edermann.
Wie immer, wenn er unter Zeitdruck war, fuhr er sich mit der Hand durch seine glatten, dunkelblonden Haare.
»Sehr gut. Vielen Dank«, antwortete ich anerkennend beim Einsteigen in seinen SUV.
Dieser Tag verlief dann Gott sei Dank ohne weitere, nennenswerte Höhepunkte. Gegen acht Uhr verließ ich wie so oft als einer der Letzten das Büro und stieg in das Taxi. Bus oder S-Bahn Fahren waren nicht unbedingt mein Ding. Zuhause angekommen stellte ich meinen Aktenkoffer an dieselbe Stelle im Arbeitszimmer und hängte meine Jacke an den gleichen Haken der Garderobe, wie immer. Mein Anzug kam auf einen Bügel in den Schrank. Alles erfolgte schlafwandlerisch. Erst nachdem ich mir Wasser über die Hände schüttete, anstatt ins Glas, wachte ich aus dieser Trance auf. Ich sah durchs Küchenfenster, wie meine Nachbarn aus dem Auto ausstiegen. Sie hatten wohl ihren Sohn Leon vom Fußball abgeholt. »Hey, Leon, wie war dein Training?«, rief ich durch das geöffnete Fenster und winkte dem elfjährigen Jungen mit kurzen braunen Haaren zu.
Mit einem breiten Grinsen im Gesicht und voller Stolz zeigte er mir seine neuen gelben Fußballschuhe. Ich dachte, falls ich jemals einen Sohn haben werde, bekommt er auch so coole Schuhe. Mit meinem Sandwich ging ich durch mein geräumiges Wohnzimmer, öffnete die weiße Terrassentür und atmete die warme Sommerluft ein. Nachdem ich es mir auf der Liege bequem gemacht hatte, betrachtete ich den neuangelegten Garten. Um diesen einigermaßen pflegeleicht zu gestalten, waren um meine Terrasse keine Blumen oder Kräuter, sondern nur Rasen gesät. Es war wirklich eine gute Idee, ein bisschen außerhalb, ein kleines Haus zu kaufen, anstatt in die hektische Innenstadt zu ziehen. Die untergehende Sonne tauchte den wolkenlosen Himmel in dunkles Rot und ich schaffte es gerade noch in mein Bett, bevor ich auf der Liege eingeschlafen wäre.
Das Telefon klingelte und riss mich aus dem Tiefschlaf. »Bender«, meldete ich mich noch völlig abwesend.
»Guten Morgen Herr Bender, Schuster vom Autohaus Kanter. Leider muss ich ihnen mitteilen, dass ihr Auto heute noch nicht fertig wird.«
»Aha. Und warum?«
»Das Ersatzteil für die Wasserpumpe kommt erst heute Mittag. Aber morgen früh könnten sie den Wagen abholen.«
»Okay, dann bis Morgen.«
Wirklich wach war ich nicht und schlurfte in die Küche, um mir einen Tee aufzugießen. Erschrocken sah ich auf die Uhr. »Oh Mann, gleich halb acht. Um neun ist der Termin mit Chicago Consulting«, dachte ich an das bevorstehende Gespräch und überlegte, warum der Wecker eigentlich nicht geklingelt hatte. Der Wasserkocher blubberte auch nicht so wie sonst. Ich ging zum Lichtschalter. Nichts passierte. »Na, klasse. Der Elektriker war doch erst am Freitag hier«, erinnerte ich mich an die unzähligen Handwerker, die in den letzten Wochen ein- und ausgingen. Um an den Sicherungskasten zu gelangen, musste ich erst den Kunstdruck von Miro ›Danseuse II‹ abhängen. Tatsächlich, die Hauptsicherung war ausgeschaltet. Ich aktivierte den Schalter, hing das Bild auf und betrachtete das witzige blaue Gemälde mit rotem Herz.
»Guten Morgen Herr Bender, die Herren von Chicago Consulting sind eben eingetroffen. Sie sind im Besprechungszimmer drei«, begrüßte mich meine Sekretärin.
»Guten Morgen Frau Jahn. Könnten sie meinen Rechner schon mal an den Beamer dort anschließen, dass wir pünktlich anfangen können?«
»Na klar. Herr Schmid-Edermann ist auch schon im Besprechungszimmer und bereitet alles vor.«
Frau Jahn war wohl seit Anbeginn der Zeit in diesem Unternehmen. Sie hatte alles im Griff und kannte alle wichtigen und unwichtigen Informationen über jeden Mitarbeiter und jedes noch so vertrauliche Projekt, was oftmals sehr hilfreich war.
»Guten Tag die Herren. Wie war ihr Flug?«
»Guten Tag Herr Bender. Ja, gut. Alles hat soweit funktioniert. Wir freuen uns, dass wir wieder hier sind und sie sich für uns Zeit nehmen.«
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